FotoWissen Fotoreportage

Pesch bei Garzweiler – Die todgeweihte Stadt – Fotoreportage

Was die Braunkohlebagger in Garzweiler alles anrichten, kann sich jeder live ansehen. Vielleicht sollte man sich nicht zu nah an die Abbaukante stellen, nach der es plötzlich hunderte Meter nach unten geht, in die Grube, in der abgebaut wird. Die Grube Garzweiler I ist riesig, sie hat Ausmaße, die man nicht begreifen kann. Das Auge sucht nach Größenordnungen, wenn man in das Braunkohleabbaugebiet schaut. Drei oder vier der riesigen Dinosaurier-Bagger stehen in dem Gebiet und sehen in der Distanz klein aus, wie Miniaturen, so großflächig ist das Gebiet. Sechundsechzig Quadratkilometer, so sagt Wikipedia. Das kann man aber mit dem Auge nicht begreifen. Vielleicht aus der Luft aber nicht von der Erde aus. Schön ist es in keinem Falle. Entsetzlich hässlich wäre die bessere Beschreibung. Eine Mondlandschaft wie nach einem Bombenangriff.

Hier wohnen noch Leute - Pesch bei GarzweilerFür das kleinere Garzweiler II Abbaugebiet, welches sich der Energieriese RWE auch noch aufreißt, sind Orte wie Pesch umgesiedelt worden. Aber eben noch nicht so ganz, denn es leben dort noch Menschen, die sich “Leute” nennen. Auf einem Gebäude entdeckt man ein Schild “Hier wohnen noch Leute. Hier gibt es nichts umsonst.“. Garzweiler Touristen sieht man hier überall. Sie versuchen teils die Türen der verlassenen Häuser zu öffnen, fotografieren mit Kompaktkameras hinein. Wären die Türen, Tore und Fenster nicht verrammelt, würden diese Menschen wohl hineingehen und sich umsehen. Das Schild am Haus wird klarer.

Über dem Ort liegt eine Verlässlichkeit des Abrisses, der von den dampfenden Kühltürmen der Kraftwerke auszugehen scheint. Hier wird viel Land und Natur kaputt gemacht für Energie. Für Kohle. Für Profit und Wohlstand. Will man keine Kohle ist vermutlich Atomkraft die Alternative, die uns bestimmt noch schlimmer verseucht.

Wehren sich hier noch “Leute”? In dem kleinen unbeugsamen Ort Pesch finden sich einige Häuser mit Autos vor der Haustüre. Schwer vorstellbar in dieser Abrißatmosphäre zu leben, ohne Supermarkt und Nachbarn. Inmitten von toten Häusern, die zum Teil verrammelt, zum Teil abgerissen sind. Hinter einem der Häuser wartet schon der Bagger mit der zerstörerischen Schaufel. Morgen schon ist dieses Haus auch dran. Schwer vorstellbar, welches Leid über viele der “Leute” gekommen ist. Überall sind Gitterzäune mit Pumpen zu sehen, die vermutlich das umliegende Grundwasser abpumpen, damit die Bagger nicht in einem See fahren müssen. Unvorstellbar, wie viel Energie die Pumpen und Dinosaurier-Bagger verbrauchen, um die Kohle abzutragen. Und es drängt sich förmlich die Frage auf: was wird mit dem Gebiet, welches völlig unzureichend abgesichert ist, nachdem der Reichtum des Bodens an RWE und unsere Steckdosen übergegangen ist? Werden Rücklagen von RWE gebildet um die Kosten der Wiederherstellung oder Sicherung des Geländes zu gewährleisten? Aus dem Osten, so ein Sachverständiger, weiß man, daß die Renaturalisierung (Vorschlag: Unwort des Jahrzehntes) nicht funktioniert, weil bei einer Wässerung des Geländes der PH-Wert völlig aus den Fugen gerät. Die Folge sind giftige Algen und damit keine Nutzungsmöglichkeit des Geländes. Zahlt das der Steuerzahler nachdem sich RWE satt gemacht hat? Fragen über Fragen an die Verantwortlichen, die sich wie immer nicht verantwortlich fühlen werden.

Noch ein kleines, fast unglaubliches Schmankerl: Die Genehmigung des umstrittenen Braunkohletagebaus Garzweiler II fiel in die Amtszeit von Wolfang Clement. Clement trat anschließend einen Aufsichtsratsposten beim Tagebaubetreiber RWE Power AG an. Das ist der nett aussehende Herr Clement, Sie erinnern sich?

Autor: Peter Roskothen


Schon im Sommer war ich in Pesch um eine Location für einen geplanten Film zu finden, daher kannte ich die Region bereits. Ich dachte, dass dies für unsere Fototour genau das Richtige sein dürfte. Am Ziel angekommen, traf auch schon bald Peter dazu und wir machten uns auf, das Areal zu erkunden. Wenige Meter, dann trennt ein normaler Bauzaun die Straße. Dahinter steht ein kleiner Bagger. Bis zum Abbaugebiet sind es noch einmal gute 200 Meter (wir sind nicht hier gegangen, sondern haben einen ganz legalen Weg zum Braunkohlebagger genommen).
Die Wiesen werden scheinbar noch vereinzelt und bis zum Schluss von Bauern der Region genutzt. Letztlich steigt man auf einen kleinen Erdwall und erblickt das gigantische Areal. Interessanter Weise ist es absolut kein Problem, wirklich direkt bis an die Baugrube heran zu treten. Hier appelliert man scheinbar schon sehr an einen gesunden Menschenverstand. Wir hatten das Glück, dass direkt in der Nähe ein Bagger gerade nicht in Betrieb war und konnten uns so einen dieser Giganten einmal genauer ansehen. Wahrhaftig gewaltig. Gewaltig und das ohne einen Anhaltspunkt für die tatsächliche Größe zu haben. Gewaltig in jeglicher Hinsicht wie Kraft und Größe. Gewaltig beschreibt das gesamte Vorhaben hier wohl am besten.
Und so kam es dazu, dass wir der Baugrube fast mehr Zeit widmeten, als dem Dorf selbst, zu dem Peter an dieser Stelle schon genug geschrieben hat.

Wir hatten uns als Aufgabe gesetzt, die besten Motive hier zu veröffentlichen. Als Technikfan habe mich natürlich für zwei Aufnahmen des Bagger entschieden.

Abschließend bleibt zu sagen, dass es ein lohnenswerter Tag war (das sind Fototouren eigentlich immer). Ich hab mich gefreut, mal wieder was mit Peter unternommen zu haben und freue mich auch auf unsere nächsten Unternehmungen.

Autor: Julian Omonsky

Kleiner Tip: fragen Sie den Betreiber von Garzweiler um Erlaubnis für Ihren Ausflug. Das Areal zu betreten ist gefährlich.

Pesch bei Garzweiler - Die todgeweihte Stadt - Fotoreportage - *fotowissen
Sie fotografieren gerne?

*fotowissen Newsletter

*fotowissen Newsletter mit Editorial jeden SonntagBleiben Sie auf dem Laufenden mit dem *fotowissen Newsletter, der sonntagmorgens bei Ihnen zum Frühstück bereitsteht. Der *fotowissen Newsletter zeigt die neuesten Beiträge inklusive des Fotos der Woche, Testberichte, Tipps und Ideen für Ihre Fotografie und vieles mehr. Einfach anmelden, Sie können sich jederzeit wieder abmelden und bekommen den Newsletter einmal pro Woche am Sonntag:

Newsletter abonnieren >>

FotoWissenFotoreportage

Geschrieben von:

Avatar von Peter Roskothen

Peter Roskothen

Peter Roskothen
Ich bin Profi-Fotograf, Fototrainer ganz besonderer individueller Fotokurse und Fachjournalist für Fotografie. Ich schreibe auf *fotowissen für Sie als Fotograf*in. Die Fotografie ist meine Passion. Ich liebe alle Fotogenre und fotografiere genauso begeistert, wie ich Fotokurse gebe.

Jeder kann fotografieren und mit *fotowissen möchten alle Autoren zu Ihren besseren Fotos beitragen. Dabei beschäftigen wir uns nicht mit Pixelzählen, sondern mit Technik für Menschen und den Bildern im Speziellen (Fotoblog). Im Fotoblog helfen wir Fotos zu analysieren und konstruktiv nach vorne zu bringen. Übrigens stellen dort viele meiner Fotokursteilnehmer ihre Bilder aus.

Meine ganz eigene Homepage mit Fotografien, Fotokursen und Webdesign finden Sie unter P. Roskothen Fotokunst & Design.

Bitte schreiben Sie einen konstruktiven Kommentar

Bitte schreiben Sie einen konstruktiven Kommentar. Links sind nicht gestattet. (Tipp: Kopieren Sie Ihren Text vor dem Absenden zur Sicherheit).

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

Suche nach Kategorien

Beiträge letzte 30 Tage

Paypal Schenkung für *fotowissen

SD-Speicherkarte

Schnelle 64GB Speicherkarte
Bericht hierzu >>

SanDisk Extreme PRO 64 GB SDXC-Speicherkarte bis zu 300 MB/Sek, UHS-II, Class 10, U3
SanDisk Extreme PRO 64 GB SDXC-Speicherkarte bis zu 300 MB/Sek, UHS-II

Tipp: Diese SD-Karte ist für schnelle Kameras oder schnelles Auslesen am Rechner super.

*fotowissen Podcast Fotografie

*fotowissen Foto Podcast - Zeit für Fotografie Podcast

Der neue Fotografie Podcast führt Gespräche mit FotografInnen, die Tipps und Einsichten in die Fotografie geben. Der Foto Podcast – Zeit für Fotografie.

Professionelle Bildbearbeitung ohne Mietkosten

DxO Bundle

Kameragurt und Handschlaufe zum Wechseln

Tipp: Zu oft war der Kameragurt im Weg und ich konnte ihn nicht mal schnell mit einer Handschlaufe ersetzen. Mit Peak Design kann ich prompt an allen meinen Kameras entweder eine Handschlaufe, oder einen zweiseitigen Kameragurt anbringen.

*fotowissen Autorinnen und Autoren

Die *fotowissen Autoren

Weltweiter deutscher Online Fotokurs

Individueller Online-Fotokurs für jeden, der gerne fotografiert:

Weltweiter deutscher Online Fotokurs Fotoschule Roskothen

Einfach informieren >>

Affiliate-Links, Werbung, Testberichte, Empfehlungen

Hinweis:
Diese Seite enthält externe Affiliate-Links und Werbung. Diese Links sind entweder mit einem Einkaufswagen-Symbol oder mit einem *-Symbol gekennzeichnet. Falls Sie sich entscheiden, ein Produkt über unsere Seite zu kaufen, erhalten wir eine kleine Provision, welche hilft, diese Webseite zu finanzieren. Aber: Wir nehmen niemals Geld für positive Bewertungen und äußern immer unsere eigene, kritische Meinung.
Erfahren Sie mehr …

Amtliches Stativ

Dieses Fotostativ ist groß, verhältnismäßig leicht und vor allem sehr preiswert:

*fotowissen Test K&F Stativ SA254T1

Stativ Testbericht

Auf dem Laufenden bleiben und wertvolle Fototipps erhalten:

Bleiben Sie auf dem Laufenden, indem Sie unseren wöchentlichen

Newsletter abonnieren >>