Viele Menschen halten das Smartphone für das Non-Plus-Ultra in Sachen Fotografie. Ich selbst jedoch werde nie wieder Smartphone Portraits (Portraitmodus) anfertigen. Warum? Weil sie derzeit einfach Mist sind und im Ernstfall nicht ausreichen. Ein Beitrag zur unterirdischen Smartphone Portrait-Qualität:
Gehört die Systemkamera bald zum alten Eisen?
Taugen Portraits vom Smartphone?
Smartphone Portraits versus Portraits mit Kamera
Nicht, dass wir uns missverstehen. Ich mag auch Smartphone Fotos gerne, fotografiere selbst mit dem Handy und weiß, dass mit Smartphones gute Aufnahmen gelingen können. Aber der Portraitmodus im Smartphone? Der taugt einfach (noch) nicht.
Als mein Vater im August 2022 verstorben ist, suchte ich alle Fotos von ihm heraus, auch die Handyphotos. Dabei fiel mir auf, dass Portraits auf dem kleinen Display des Smartphones noch gut aussehen. Sobald wir Smartphone Portraits jedoch für eine Postkarte, eine Leinwand, ein Poster nutzen möchten, sind sie unbrauchbar. Jedenfalls für Fotografinnen und Fotografen, die ein gutes Foto zu schätzen wissen. Schauen wir uns die Smartphone-Portraits auf dem Rechner an, so stellen wir fest, dass weder der Hintergrund noch der Vordergrund richtig aussehen.
Ich weiß, dass wir die Smartphone-Kamera für vieles gut nutzen können, zumal wenn wir kostenpflichtige Apps installieren, die auch RAW Fotos mit dem Handy zulassen. Das reicht für verschiedene Fotogenre, auch in den Bereichen Familie, Landschaft, Natur und für Erinnerungen. Aber im Bereich Portrait belichten die meisten Apple Smartphones, und wohl auch andere Marken einfach keine Fotografien für den gehobenen Anspruch.
Portraitmodus im Smartphone
Dass der Portraitmodus im Smartphone weitgehend Mist ist, liegt daran, dass der Hintergrund mithilfe einer Computerberechnung im Smartphone unscharf gerechnet wird. Aber woher soll das Smartphone wissen, was im Hintergrund liegt? Genau dort liegt offenbar der Hund begraben. Noch dazu können die meisten Smartphones auch mit der Unschärfe im Vordergrund nichts anfangen. Also wird ausschließlich der Hintergrund unscharf gerechnet. Und dabei treten einige Fehler auf, wie ich bereits in einem früheren Beitrag mal verglich:
Ich fand in meiner Fotoverwaltung ein Foto, welches ich von meinem Vater machte, als er Gitarre spielte. Das Foto hat einen großen Wert für mich, denn ich erinnere mich sehr gerne an das Gitarren-Spiel meines Papas. Aber schauen Sie mal genauer hin:
Sie sehen spätestens im Ausschnitt, dass die Berechnungen nicht funktionierten. Ich will jetzt nicht sagen, dass die meisten Menschen damit unzufrieden sein werden, viele werden solche Fehler gar nicht bemerken. Aber ich mag solche Fehler nicht und setze weiterhin auf “echte Kameras” mit offenen Blenden. Hier ein Foto, welches zu einem anderen Zeitpunkt mit einer Kamera und F1.4 belichtet wurde (Bearbeitung in DxO PhotoLab 5, Deep Prime Entrauschung):
Foto oben: Portrait mit einer Fujifilm X-Pro3 und XF 35 mm F1.4. Wir sehen eine natürliche Schärfentiefe, die nicht durch einen Computer berechnet ist, sondern durch die Physik erschaffen wird. Die Schärfentiefe ist klein und reicht nur etwa von der Brille bis zum Ohr. Sowohl der Vordergrund, als auch der Hintergrund ist unscharf. Die Schärfe und Unschärfe wirkt natürlich und lenkt unseren Blick auf das Gesicht unseres “Models”.
Smartphone Auflösung
Wäre da noch die Sache mit der Auflösung. 12 Megapixel sind ok für die meisten Menschen, bis zu dem Zeitpunkt, wo Sie ein Poster von Ihren Aufnahmen anfertigen lassen möchten. Ich möchte von meinem Papi am liebsten große Auflösungen, damit ich die Fotografien groß abziehen kann.
*fotowissen Tabellenvergleich Megapixel Postergröße Bildauflösung für Poster |
Postergröße (300 dpi) (hervorragende Auflösung) Angabe etwa / ca. |
Postergröße (240 dpi) (gute Auflösung) Angabe etwa / ca. |
Postergröße (200 dpi) (gute Auflösung bei Distanz) Angabe etwa / ca. |
Leinwand / Keilrahmen (150dpi) |
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12 Megapixel (iPhone, Kompaktkamera) |
34 x 25 cm | 42 x 32 cm | 51 x38 cm | 68 x 51 cm |
16 Megapixel (Fuji X-100S, Panasonic FZ 1000, ...) |
41 x 27 cm | 52 x 34 cm | 62 x 41 cm | 82 x 51 cm |
24 Megapixel (EOS 5D II, Fujifilm X-T20, Sony Alpha 6000, ...) |
50 x 34 cm | 60 x 40 cm | 76 x 51 cm | 102 x 68 cm |
26 Megapixel (Fuji X-T3 / T4, X100V, Canon EOS RP) |
52 x 35 cm | 66 x 44 cm | 79 x 52 cm | 105 x 70 cm |
30 Megapixel (Canon 5D IV, ...) |
57 x 38 cm | 71 x 47 cm | 85 x 57 cm | 114 x 78 cm |
50 MP - 3:2 (Canon 5DsR, ...) |
74 x 50 cm | 92 x 61 cm | 110 x 74 cm | 147 x 98 cm |
50 MP - 4:3 (Fuji GFX 50SR) |
70 x 52 cm | 87 x 65 cm | 105 x79 cm | 140 x 105 cm |
100 MP - 4:3 (Fujifilm GFX 100/S) |
100 x 75 cm | 123 x 92 cm | 148 x 111 cm | 197 x 148 cm |
Hinweis: Sie können Ihre Fotos mit einer Software wie Topaz Gigapixel noch vergrößern. |
Die Zukunft des Smartphones
Sicher werden Smartphones immer besser und vermutlich lässt sich auch in Zukunft der Portraitmodus ohne zu viele Abstriche in Sachen Qualität nutzen. Die Hersteller von Handys sind erfinderisch. Die vielen Vorteile vom Versand der Fotografien, GPS-Daten, sofortiges Backup in der Fotocloud, kompakte Abmessungen, erreichen die Systemkameras auch heute nicht.
Immerhin können wir solche Fotos, wie das vom Smartphone (iPhone 11 Max) relativ leicht retten. Wir können immer noch das Original ohne Portraitmodus wiederherstellen und ohne die künstliche Schärfentiefe auskommen, oder die Schärfentiefe in Photoshop oder einer anderen Bildbearbeitungssoftware imitieren. Allerdings ist das ein Aufwand, den ich scheue.
Offene Blende – 50 mm Normalobjektiv
Daher werde ich auch in Zukunft immer wieder mit offenen Blenden Portraits fotografieren und für wichtige Fotos nicht das Smartphone nutzen. Mein Tipp: Kaufen Sie sich für Ihre Kamera eine preiswerte Festbrennweite mit F1.8 oder ähnlicher Offenblende. Fotografieren Sie damit Ihre Lieben mindestens einmal die Woche. Es lohnt sich!

50mm Festbrennweite | Bei Foto Koch erwerben | Bei Foto-Erhardt erwerben | Bei Calumet erwerben |
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Fujifilm Normalobjektiv Normalbrennweite | |||
Fujifilm XF 35mm F2 R WR (ca. äquivalent mit 50mm Kleinbild) |
Foto Koch | Foto-Erhardt | Calumet |
Fuji XF 35mm F1.4 R (nicht empfohlen für X-H2 / X-T5) |
Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Fuji XF 33mm F1.4 R LM WR | Objektiv | Objektiv | Objektiv |
XF 30mm f/2,8 R LM WR Macro | Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Canon Normalobjektiv Normalbrennweite | |||
Canon RF 50mm F1.8 (Spiegellose R-System) |
Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Canon EF 50mm f/1,8 STM Canon EF (Canon Normalobjektiv Spiegelreflex) |
Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Foto Koch | Foto-Erhardt | Calumet | |
Nikon Normalobjektiv Normalbrennweite | |||
Nikon NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S (spiegellose Z-System) |
Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Nikkor 50mm f/1,8 G Nikon FX (Nikon Normalobjektiv Spiegelreflex) |
Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Sony Normalobjektiv Normalbrennweite | |||
Sony FE 50mm f1,8 | Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Sony SEL FE 50 mm F2,5 G | Objektiv | Objektiv | Objektiv |
Wie halten Sie das mit der Kamera? Ich freue mich über Ihren Kommentar unter dem Beitrag. Vielen Dank!
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Nie wieder Smartphone Portraits
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