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Nebeltag am Bodensee
Im Sommer kommen die Verwandten und im Herbst der Nebel, sagt man am Bodensee. An diesem Herbsttag hat der Nebel mit jedem Entfernung mehr der Sicht entzogen, was schon in der Tiefe des Baumes zu sehen ist und mich fasziniert hat. Natürlich war der See von diesem Aussichtspunkt aus an diesem Tag gar nicht zu sehen.
Aufgenommen mit fujifilm X-E3 18mm f5,6 und Acros Filmsimulation. Unbearbeitet.
Nebeltag am Bodensee – Foto: Martin H. – *fotowissen Bild der Woche
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Ich kann aufgrund der Beschreibung der Situation durch den Bildautor die Nebelsituation und den reiz der sich bietenden Szenerie gut nachvollziehen.
Aber ich persönlich kann die Situation nicht ohne dieses Wissen im Bild spontan identifizieren.
Das liegt an zwei Dingen – ein Teil ist fotografisch unbeeinflussbar, der andere jedoch beeinflussbar:
Der Nebel liegt vermutlich fast vollständig lediglich über der Wasserfläche, und streift nur knapp den Landbereich, also die hinteren Baumäste.
Die Gestaltung ist dem Motiv nicht optimal angepasst.
Die Belichtungsautomatik ist werksseitig auf bestimmte Grauwerte ausgelegt. Zudem kann man der Kamera mitteilen, welche Bereiche angemessen werden sollen. Und schliesslich kann man mit dem praktischen Drehschalter (oder einem Menüpunkt) der Kamera mitteilen, daß sie bis zu 2 Blenden über- oder unterbelichten soll und sogar bewusst bestimmte bildwichtige Bereiche mit Spotmessung oder sehr kleiner Zone anmessen und den dadurch ermittelten Wert im Rahmen einer manuellen Belichtungsvorgabe vorgeben. Und schliesslich kann man Belichtungsreihen vornehmen, was bei solchen Motiven unbdingt gemacht werden sollte.
Zudem hat man heutzutage die herrliche Möglichkeit, auf dem Monitor das Ergebnis zu überprüfen.
Ich will jetzt keine lange Abhandlung über Belichtungsmessung und -Programme usw. schreiben, sondern nur kurz das Wesentliche Problem schildern. Die Kamera arbeitet hartnäckig daran, bestimmte Belichtungswerte zu erreichen, welche *normalerweise* zu automatischer Optimierung der Helligkeitswerte des Motivs führen. Diese Belichtung kann man durch bewusste Eingriffe ändern, wenn es das Motiv erfordert. Gerade bei Nebel ist es nicht einfach, die Wirkung von gezielter Über- und Unterbelichtung vorauszusagen.
Ein Nebelbild ist eher einer „high key“ Aufnahme zuzurechnen.
Der Klassiker ist die Aufnahme einer Person auf einem Schneefeld, wo zumeist überbelichtet wird: Der Schnee ist so hell, daß die Person unterbelichtet wird – wenn man nicht gezielt die Belichtung korrigiert.
Hier scheint eine gezielte Belichtungskorrektur nicht der Fall gewesen zu sein.
Die Kamera hat also den Eindruck des Nebels , der die Sicht nimmt, teilweise kompensiert und stärker belichtet, um den vorgegebenen Grauwert und damit einen stärkeren Kontrast zu erreichen.
Gerade bei Bildbereichen mit leichterem Nebel verschwindet dann der Zauber des schummrigen Nebels zu einem erheblichen Teil, lediglich der Teil mit sehr starkem Nebel ist dann noch sichtbar.
Also muss man bewusst gestaltend „fehlbelichten“ .
Besonders schwierig wird das, wenn – wie in diesem Fall – eine stark ausgeprägte Grenze des Nebelbereichs vorherrscht.
Hier ging es um die Darstellung eines im Nebel „verschwindenden“ Baumes, aber selbst die hinteren Äste sind noch recht gut sichtbar, der übrige Baum ist „normal“ sichtbar, ebenso wie die Bank und der Bodenbereich.
Der Nebel ist also eigentlich der Hauptdarsteller, aber im Grunde nur Zaungast.
Mit einer „fehl“belichteten Aufnahme wäre also ein größerer Teil des Baumes neblig erschienen oder zumindest der hintere Teil wesentlich stärker im Nebel erschienen.
Durch die hier gewählte Belichtung wird aus einer schummrigen, kontrastarmen Szene ein kontraststarkes Schattenspiel. Also das genaue Gegenteil einer Nebelsituation.
Ob der Nebeleindruck in der konkreten Situation ausreichend stark mit einer anderen Belichtung hätte herausgearbeitet werden können, ist unklar.
Wollte man den Nebel als Hauptdarsteller wählen, so wäre es ratsam gewesen, sich für den Nebel zu entscheiden und näher heranzugehen, und nur den Teil des Baumes als Motiv zu wählen, in welchem sich die Wandlung der Sichtbarkeit abspielt: Von gut oder relativ gut bis hin zu im Nebel verschwindend. Und das geht nur mit bewusster, aber sorgsam gezielter Unter- oder Überbelichtung.
Trotzdem hat das Foto seinen Reiz: Ein sehr schöner, einzeln stehender Baum, mit verlassener Sitzgruppe, als Schattenspiel pittoresk mit Hilfe des über dem Bodensee liegenden Nebels isoliert abgebildet.
Das wäre ein zwar reizvolles, aber nun einmal völlig anderes Thema, es hat mit dem eingehüllten Baum kaum etwas zu tun – jedenfalls nicht als Hauptthema.
Ihrem Kommentar muss ich recht geben und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen :-). Viele Dank für die schönen Hinweise.
Den Bildausschnitt würde ich auch jetzt kaum ändern, aber eine leichte „Überbelichtung“ wie ich Sie später beim Fotografieren einer Fähre (+0,7EV) verwendet habe hätten dem Bild sicher gut getan. Dort hat man dann eher das Gefühl des Themas Nebel