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Mit der Fujifilm X-H1 in den Klöstern Georgiens I Ein Buchprojekt

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Ein erster Langzeittest mit der Fujifilm X-H1, die ich mir speziell für diese Produktion gekauft hatte: Ein Fotobildband über Georgien, das Land am Kaukasus, welches dieses Jahr Partnerland der Frankfurter Buchmesse sein wird. Im Sommer verlegt vom Franzis Verlag, der auch schon das tolle Buch “Fujifilm X-Photographers” produziert hat. Diesmal geht es jedoch nicht darum, wer mit welcher Kameras was und warum fotografiert, sondern um tolle Reportagen und Bildessays aus einem Land, das gerade auf der Schwelle zu einer der beliebtesten Reisedestinationen weltweit ist. Kein Wunder: Menschen, Gastfreundschaft und Landschaft sind einmalig, Flüge nach Georgien günstig und der Wein lecker. Die Hauptstadt Tbilisi hat einige der coolsten und angesagtesten Clubs und Hotels, der Technotempel Bassiani z.B. ist weltberühmt. In den Strassen der Metropole finden sich Hipster neben Mönchen, uralte Kathedralen neben modernem Interiordesign.

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Zurück zum Buchprojekt: Acht Fotografen werden darin vertreten sein, vier aus Deutschland, vier aus Georgien. Deshalb heisst das Buch dann auch folgerichtig “Georgien I Inside-Outside”. Fotografische Blicke von innen und aussen. Über Menschen und ihre Geschichten. Die Lust machen sollen, das Land selbst kennen lernen zu wollen. Ohne dabei ein Reiseführer sein zu wollen – bemüht, alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Zusammen mit der bekannten Kuratorin Tina Schelhorn (Recontres Arles, Visa pour ímage Perpignan, Houston Fotofest etc.) haben wir uns Themen überlegt, die auch durch unterschiedliche Bildsprachen überzeugen. Meine beiden Fotoessays im Buch zeigen Portraits der modernen Hipster, Designer, Künstler aus Tbilisi und eine Reportage aus den Klöstern des Landes.

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Über letztere Produktion möchte ich an dieser Stelle schreiben, denn gerade hier kamen einige Vorzüge der X-H1 zum Einsatz, bzw DER Vorteil: Der IBIS, der Inbody Stabilizer.

Mit einer Kamera eine Reportage zu fotografieren, mit der man noch nicht richtig gearbeitet hat, ist immer ein gewisses Risiko. Bei der X-H1 bewegte ich mich allerdings auf vertrautem Terrain, schliesslich ist das Menü der X-Pro2, mit der ich seit zwei Jahren fotografiere, recht ähnlich. Einige Verschlussmodi sind dazu gekommen, ein schwenkbares Display und eben IBIS. Laut Angaben von Fujifilm erhält man damit einen Gewinn bis zu fünf Belichtungszeiten, eine Verschlusszeit von einer 1/8-1/15 sek mit dem 1,2/56mm sollte also kein Problem sein. Sofern sich nichts anderes bewegt natürlich..

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Und so fuhr ich mit der X-H1, meiner X-Pro 2, sowie den vier Festbrennweiten 1,4/16mm, 2/23mm, 2/35mm und 1,2/56 mm drei Stunden lang von Tbilisi in das Kloster von Zarzma, in dem ich zwei Tage verbrachte. Die Mönche nahmen mich wohlwollend auf und ich durfte an ihren Ritualen teilnehmen. Als ich zum ersten Mal die Klosterkirche betrat, erschrak ich wegen ihrer Dunkelheit. Nur durch dünne Schlitze in den Mauern gelangte Licht in das Gewölbe und die Jahrhunderte alten Fresken an den Wänden. Lediglich Kerzenschein erleuchtete einen Teil des Innenraumes. Um dort die Mönche bei ihrem Gebet fotografieren zu können, musste ich bei der X-H1 auch an die Grenzen des Machbare gehen: Empfindlichkeiten von 5.000-10.000 ISO und Verschlusszeiten von einer 1/15-1/30 Sekunde waren der beste  Kompromiss. Und der Verschluss wurde auf elektronisch gestellt, damit kein Auslösegeräusch die Andacht störte. Ich wurde somit kaum noch wahrgenommen. Gerade in Kirchen ist die Akustik oft hervorragend. Vor ein paar Jahren fotografierte ich mit einer Canon 5d Mark 2 für einen Kunden in Gross St. Martin in Köln beim Gesang der Mönche. Ich löste nur 10 Mal aus, so laut hallte das Klicken von den Wänden wider. Nachher entschuldigte ich mich für den mir peinlichen “Krach”.

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Der IBIS der X-H1 hat in allen Situation einwandfrei und geräuscharm gearbeitet. Leider hatte die Kamera einige gravierende Bugs: Hin und wieder fror sie ein, es kam zu Schreibfehlern bei unterschiedlichen Speicherkarten, das Sucherbild flackerte und die Augenmuschel hat sich ganz schnell verabschiedet (das kannte ich ja auch schon von der X-Pro 2). Jetzt ist sie auf dem Weg zum Service und ich bin gespannt, was daraus wird, Stichwort: Vorführeffekt! Immerhin ist der Service bei Fujifilm hochprofessionell und lobenswert: Die Leihkamera war da, bevor ich meine abgeschickt hatte.

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Trotzdem die Frage nach dem Handling dieser Kamera und einige Antworten. Sie liegt gut in meiner großen Hand. Viele Schalter, Einstellungen, Setups sind vertraut durch die Arbeit mit der X-Pro2. Manches wurde verbessert, manches unerklärter Weise verschlimmbessert. Besser gelöst finde ich z.B. die Belichtungskorrektur. Hierfür muss man einen Knopf neben dem Auslöser drücken und dann das hintere Rad rauf- oder runterdrehen. Hat den großen Vorteil, dass sich die Korrektur nicht von alleine verstellt. Wie es bei der X-Pro 2 oder X-T2 ständig geschieht, etwa beim Herausnehmen aus der Kameratasche. Verstellung der Korrektur ist etwas umständlicher, finde ich aber verschmerzbar.

Deutlich leiser ist das mechanische Auslösegeräusch. Schon im Normalmodus schlägt es das Geräusch der X-Pro 2, noch besser wird es, wenn der erste Verschlussvorhang auf elektronisch gestellt ist. Kaum noch hörbar. Nicht vergessen: Der rein elektronische Auslöser kann nicht bei Neon- oder Fluoreszenzlicht genutzt werden, weil es dort zu Streifenbildung im Foto führt. (Diese Lichtquellen haben ein hochfrequentes Flackern, der elektronische Verschluss funktioniert wie ein Scanner, der dann leider die Dunkel- und Hellphasen des Lichtes einfängt.).

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Schlechter gelöst als bei der X-Pro 2 z.B. ist die Art und Weise, wie die vier Tasten rund um die OK-Taste blockiert werden können. Das muss jetzt bedauerlicherweise im Menü erfolgen. Bei der X-Pro 2 genügte ein längerer Druck auf die mittlere OK-Taste, um die äußeren Tasten zu sperren oder entsperren. Das Problem dieser Tasten ist, dass sie manchmal versehentlich gedrückt werden, wenn die Kamera am Körper getragen wird und dann z.B. die Mehrfachbelichtung aktivieren oder einen Toykamera-Bildeffekt einrichten. Das nervt. Wenn das inmitten eines Shootings geschieht, dauert es in der Regel ein Weilchen, bis man den Fehler und die Ursache gefunden hat.

Auch der Auslöser ist nicht nach meinem Geschmack. Butterweich; ja – aber viel zu weich. Kein klarer Druckpunkt mehr. Auch nach einigen Wochen der regelmäßigen Nutzung der X-H1 fehlt mir ein solcher. Besonders, wenn ich gleichzeitig mit der X-Pro 2 fotografiere. Bei dieser ist er perfekt definiert. An der X-H1 kann ich somit auch keinen regulären Drahtauslöser mehr einschrauben, sondern muss einen elektronischen nutzen. Man könnte sagen, das sei alles Jammern auf hohem Niveau. Ist es auch. Aber eben auch eine Messlatte, die Fujifilm selbst gesetzt hat.

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Was bringt die X-H1 im Vergleich zur X-T2? IBIS, ganz klar. Für mich war das der entscheidende Kaufgrund. Und auch 120fp bei HD1080 Video. Das soll nach dem neuesten Firmware Update nun auch bei der X-T2 möglich sein (letzteres hatte dann aber auch einige Bugs, sodass es erst einmal vom Server genommen wurde).

Wer auf IBIS verzichten kann, sollte zur günstigeren und kompakteren X-T2 greifen. Es wurde an der X-H1 immer wieder kritisiert, dass man den Sensor, die Bildqualität nicht verbessert habe. Ich finde nichts an den Fotos auszusetzen, die mir die Kamera liefert. Und es gefällt mir, dass die Ergebnisse nicht von denen einer X-Pro 2 oder X-100F unterscheidbar sind. Letztere Kameras bleiben damit aktuell und auch erste Wahl.

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Anmerkung der Redaktion – Das Buch Georgien ist im Handel erhältlich. Wir stellen den Link zu Amazon hier bereit:

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Geschrieben von:

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David Klammer

2005: Berufung in die DFA (Deutsche Fotografische Akademie)
2007: World Press Photo 3. Preis Sport Feature Series (Fussball-Fans bei der WM 2006)
2010: VG Bild Stipendium für das Foto-Project "Hard Work"
2011: Hasselblad Award Semi-Finalist
Shortlisted für DZ Bank Preis
2012: Deutscher Preis für Wissenschaftsfotografie 1. Preis Reportage
2015: VG Bild Stipendium für da Fotoprojekt "Auroville I Das letzte Utopia"
2017: Kolga Tbilisi Photo: 1. Preis Conceptual Photography "The Last Utopia"
Robert-Bosch Stiftung: Grenzgänger Stipendium
2019: Rückblende 2018, Preis für politische Fotografie: 1. Preis Serie "Der Kampf um den Forst"
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seit 2007 Mitglied der Fotografenagentur laif.de. Arbeitet als Portrait- und Reportagefotograf für Editorial und Corporate Kunden, u.a. GEO, Der Spiegel, Die Zeit, DPDHL, Misereor und Andere

2 Kommentare

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  • Lieber David, ein toller Bericht, ich bin bereits sehr gespannt auf das Buch mit Deinen Bildern und Texten. Du hast in dem Artikel nicht nur fantastische Bilder gezeigt und mich angefixt, sondern auch die Unterschiede der X-H1 zur X-T2 und X-Pro2 bestens beschrieben. Ich bin ein Fan der langen Verschlußzeiten und des sehr leisen Auslösers auch im mechanischen Modus. Das macht große Laune. Danke Dir herzlich!

  • Hallo David!

    Vielen Dank für diesen neuen Bericht von dir.
    Mit Freude durfte ich feststellen, dass du dein Wasserzeichen zum positiven verändert hast. So sind deine Fotos gebrandet und das Wasserzeichen lenkt trotzdem nicht zu sehr vom Bild ab. Danke.

    Gruß
    André

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

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