Die Metro Paris Fotogeschichte: Als ich etwa im Jahr 1980 Paris fotografisch entdeckte, nahm ich zwei analoge Kameras mit. Eine Praktika-Kleinbildkamera und eine Rolleicord-Mittelformatkamera. Mit diesen beiden Kameras schoss ich auf der Klassenfahrt einige der schönsten Fotos in meinem Leben. Unter anderem in der Metro in Paris. Meine eigene *fotowissen-Fotogeschichte aus Paris:
Paris ist irgendwie Schwarzweiß.
Die Fotogeschichte wird von einer Autorin / einem Autoren von *fotowissen erzählt. Es handelt sich um eine interessante Begleitgeschichte zum Foto, eine Erläuterung wie es zu dem Foto kam, warum es fotografiert wurde und möglicherweise auch die Technik hinter der Fotografie.
So eine Fotogeschichte ist eine Anstrengung, von der Sie etwas mitnehmen können, sei es das Technische, das Zwischenmenschliche, die Sichtweise der FotografInnen oder die Interpretation. Vielleicht auch der Spaß an der Geschichte des Fotos. Bitte trauen Sie sich Ihren konstruktiven Kommentar unter den Artikel zu schreiben, denn auch wir können immer dazu lernen und freuen uns auch über Lob und Kritik. Danke.
Inhaltsverzeichnis
Die Metro Paris Fotogeschichte
Ich war auf Klassenfahrt und das letzte Foto des Ausflugs hielt etwa 20 Weinflaschen auf einem Tisch fest. Sie waren: leer. Ich hatte mir nicht nur auf den Stufen des Sacré-Cœur, mit reichlich billigem Rotwein und einem Glas in der Hand, die Kante gegeben. Immerhin hatte ich ein Glas gekauft, ein Zeichen meines guten Weingeschmacks. Ich nutzte die Klassenfahrt nach Paris als Drogen-Mekka meiner jugendlichen Zeit.
Unser Französisch-Lehrer hatte vermutlich eigene Drogen, denn er kontrollierte uns nicht und wünschte uns nur eine gute Zeit. Seine laissez-faire Haltung hat mich schon früh zum Weinliebhaber werden lassen. Vermutlich wäre ich auch ohne ihn zu einem Weinexperten geworden, dann hätte ich aber nicht so schöne Fotos in Paris belichtet.
War ich nicht gerade auf Klassenfahrt, dann entwickelte ich im Fotolabor des Werner-Jäger-Gymnasiums einen schwarzweiß-Film nach dem anderen und bannte anschließen die Negative auf Fotopapier. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und die mich mit der Fotografie verschweißt hat.
Foto der Pariser Metro
Ich hatte 1980 einen schwarzweißen Rollfilm (120er) in der Rolleicord eingelegt. Von einem der hohen Kaufhäuser hatte ich eine Aufnahme der Dächer mit dem Eifelturm im Hintergrund geschossen. Bemerkenswert ist, dass damals noch eine der Bücken über der Seine zerstört war und natürlich auf den Dächern noch keine Satellitenschüsseln zu sehen waren.
In der nahezu stockdunklen Metro gelang mir dann eine Aufnahme, die ich aus der Hand schoss. Mithilfe des nahezu lautlosen und verwacklungsfreien Zentralverschlusses der Rolleicord und des fehlenden Spiegelschlags (dank zwei „Augen“) war offenbar auch diese relative lange Aufnahmezeit möglich:
Foto oben: Paris, Metro ca. 1980 – © Peter Roskothen.
Bei genauem Hinsehen ist der Herr im weißen Hemd etwas bewegt, was eine Belichtungszeit von 1/15 oder 1/30 Sekunde nahelegt. Beide Verschlusszeiten sind an der Rolleicord einstellbar. Immer wieder schaue ich fasziniert auf den Bildaufbau, die Diagonalen, die Lichter und die schimmernden Mosaiken an der Hallendecke. Die Metro rechts passte genau wie der laufende Herr im weißen Hemd und die Klassenkameraden auf der Bank links im Bild.
Noch ein Ausflug nach Paris
Erst 2018 war ich mit meiner Frau zum zweiten Mal in Paris und genoss wieder die Seele der Stadt. Natürlich ist die Straßenfotografie in Paris ein wunderschönes Fotothema. Ich liebe es außerdem, die Architektur der Stadt selbst abzulichten. Bei meinem letzten Besuch hatte ich eine Canon 5DsR und eine Panasonic FZ 1000 eingepackt. Interessanterweise kann man mit der 5DsR quadratische Fotos schießen und im Spiegelreflexsucher sogar quadratisch schauen. Die Kamera schiebt für die Einstellung auf 1:1 eine Matrix in den Sucher. Mit den heutigen spiegellosen Kameras ist das alles etwas einfacher, denn sie haben einen elektronischen Sucher (EVF).
Wieder gelangen meiner Frau und mir in Paris gute Aufnahmen und ganz nebenbei suchte ich die Location der Metro noch einmal auf. Es war überaus aufwendig, diese Station zu finden, aber nach einer intensiven Suche hatte meine Frau den richtigen Riecher. Noch einmal versuchte ich die Aufnahme von 1980 zu wiederholen.
Fotos sind nicht wiederholbar
Und natürlich kann man Fotos nicht wiederholen. Sie müssen genau im Jetzt passieren, sonst sind sie unwiederbringlich verloren. Wer schon einmal dachte: Das fotografiere ich auf dem Rückweg!, der weiß, was ich meine. Es gibt keine zweite Chance für ein Foto. Irgendetwas ist anders. Das Gras ist höher, die Personen im Bild fehlen, das Licht ist anders, der Aufnahmestandpunkt hat sich geändert.
Im Jahr 2018 hatte ich einen Abzug von meiner damaligen Aufnahme mitgenommen, um die Szene ähnlich fotografieren zu können. Die mitgenommene Canon 5DsR ist übrigens auch eine der besten Schwarzweiß-Kameras auf dem Markt. Das weiß kaum einer, aber die Kamera steht einer Leica Monochrom oder Pentax K3 III Monochrome kaum nach. Und entsprechend gut waren die Aufnahmen. Motive sind aber nicht wiederholbar. In der Bildbearbeitung habe ich in DxO mithilfe von Filmpack 6 den HP5 Film emuliert und die Schatten absaufen lassen.
Foto oben: Die Paris Fotogeschichte in DxO mit zulaufenden Schatten.
Wie Sie sehen, hat die Stadt Paris die Station renoviert. Das Licht ist vollkommen anders, viel heller. Selbst mit einer Lichterreduzierung entstehen nicht mehr die Mosaikeffekte an der Decke der Metro. Auch die Züge sind moderner, die Schilder fehlen. Der Bahnsteig hat zugunsten der Sicherheit ein Blindenleitsystem und eine Farbmarkierung erhalten. So sah die Aufnahme in schwarzweiß ohne die übertriebene Bearbeitung aus:
Foto oben: Die Paris Fotogeschichte ohne übertriebene Bildbearbeitung.
Um die Pariser Metro annähernd wie 1980 zu fotografieren, hätte ich wieder analog mit der Rolleicord belichten müssen. Sie sehen allerdings auch an der geänderten Metro in Paris, dass man das Rad der Zeit nicht zurückstellen kann.
Zeitlicher Vergleich
Die zweite Aufnahme der Pariser Metrostation ist ganz anders als die erste. Die Jahrzehnte haben einiges verändert. Es ist interessant, solche Aufnahmen aus verschiedenen Jahrzehnten miteinander zu vergleichen. Jetzt kennen Sie die Geschichte hinter der Aufnahme der Pariser Metro. Ich hoffe, die Metro Paris Fotogeschichte hat Ihnen gefallen und Sie schreiben einen Kommentar. Vielen Dank.
Paris Fotos – Das Fotografieren in Paris >>
Ein Tag in Paris // Produktion eines Fujifilm-X Imagevideos >>
Das Titelfoto entstand 2018, nicht 1980. Es wurde digital aufgenommen und mit DxO PhotoLab bearbeitet.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Die Metro Paris Fotogeschichte
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Ja, lieber Peter, du hast vollkommen recht. Es gibt immer jene 3 Momente. Den zu frühen, den richtigen, und den zu späten. Deine erste Aufnahme ist nicht nur richtig, sondern nahezu perfekt. Es fällt auch auf, welche Charakteristik und welchen Charme die alte Aufnahme hat. Da weht der Hauch von guter, alter Analogfotografie förmlich durch die Metro Station.
In Verbindung mit deiner tollen Geschichte dazu, wirkt alles nochmals intensiver. Vielen Dank dafür!
Paris ist für Street Photographer wohl zum Mekka geworden. Die Videos dazu dominieren den Reigen aller Veröffentlichungen eindeutig.
Liebe Grüße, Dirk
Hallo Peter,
lieben Dank für deine Zeilen und deine tollen Fotografien. Ich übertrage gerade meine handschriftlichen Notizen, die ich mir auf einer Bahnfahrt zurück von einer Dienstreise gemacht habe, als es mal wieder etwas länger dauerte.
Nun sind Verspätungen, in meinem Fall über 80 Minuten, natürlich nicht schön, dumm wäre es aber, diese Zeit mit Ärger zu vergeuden. Also nutzte ich die Zeit, um deinen Beitrag mit Genuss lesen zu können.
Vorbei sind die letzten Stunden in Hamburg und bis Frankfurt würde es nun noch länger dauern. So wurde mir bewusst, die einzig realistische Zeit ist
– Jetzt.
Und so wie auch mein Sein nur einen direkten Kontext im Jetzt hat, sehe ich auch jede Kunst, in deinem Fall die Fotografie, in ihrer eigenen Zeit verankert. So wie du deine Fotografie nicht wiederholen kannst, denn nicht nur die Metro, sondern auch du hast dich verändert, werden wir vergangene Zeiten nicht noch einmal nacherleben können.
Insofern sollten wir nicht nur unserem Leben im Jetzt gewahr sein, sondern auch der Fotografie. Konzentriert auf die Aufnahme, auf den einen Moment und nicht grundlos einen beliebigen Serienbildmodus anwerfend uns in die Partymeile der Erlebnisse werfend, um später das tollste Erlebnis herauszusuchen. Deine Aufnahmen zeigen schön, wir können vieles wiederholen, aber wenn wir es nicht im Augenblick aufmerksam und richtig machen sowie bewusst mit all unseren Sinnen erleben, helfen uns weder Karten noch Ortskenntnisse um das Jetzt, was ja eigentlich ein Gestern ist, ins Heute zu holen. Der Augenblick bleibt fest in seinem eigenem Jetzt verankert, während wir uns im Strom der Zeit veränderten.
Jetzt – bin ich schon ein anderer, als in den Minuten zu denen mein Bleistift über das Papier glitt.
Ich danke dir für deinen inspirierenden Beitrag.
Ich danke der Deutschen Bahn für die geschenkten Minuten, um deinen Beitrag lesen zu können.
Liebe Grüße,
Bernhard