Das Taschenbuch Makrofotografie von Alexander Dacos ist im mitp-Verlag erschienen. Ist es für den Anfänger und Fortgeschrittenen Fotografen geeignet?
Markofotografie – Edition FotoHits
Das kleine Taschenbuch Makrofotografie vom Fotografen Alexander Dacos geschrieben und fotografiert, bietet auf etwa 206 Seiten viele schöne Makroaufnahmen. Aber nicht jeder Fotograf und Autor kann auch ein Thema gut rüberbringen. Ist das in diesem Falle geglückt?
Ja und Nein, so möchte ich es bewerten. Zum einen werden gute Grundlagen geschaffen, indem man das notwendige Fotoequipment benennt und gute Tipps zum Auffinden von Insekten gibt. Zum anderen kratzt das Buch oft nur an der Oberfläche. Schauen wir etwas genauer hinein:
Buchaufbau
Das Werk gliedert sich in diese Kapitel:
- Die Ausrüstung
- Location & Planung
- Das Licht
- Das Motiv
- Die Bildbearbeitung
- Workshops
Gleich zu Anfang wird einiges an Equipment vorgeschlagen. Leider suggeriert der Autor, man benötige all das für die Makrofotografie. Eines der Zitate:
Kaufen Sie sich ein Fachbuch für Ihre Kamera.
Ich persönlich habe noch nie erlebt, dass jemand die Kamera mit Hilfe eines Fachbuchs erlernte. Das ist einer der unbrauchbarsten Tipps, die ich je gelesen habe. Der Autor gibt dann ein paar Tipps zu den Möglichkeiten nah ran zu gehen und Kleines ganz groß abzulichten. Das Equipment ist leider nicht für jeden Geldbeutel gegliedert. Ich persönlich würde einem Einsteiger immer dazu raten mit Zwischenringen zu beginnen, bevor ein Makroobjektiv gekauft wird. So gehören die Makroobjektive nicht an den Anfang des Nahequipments, sondern hinter die Zwischenringe, damit der Anfänger zunächst kostengünstig einsteigen kann. Auch dazu fehlt der Hinweis.
Überhaupt geht der Autor oft von seiner jahrelangen Erfahrung aus und vergisst, dass diese Publikation vielleicht auch von Einsteigern zur Hilfe genommen werden könnte.
Location und Planung
Die Tipps im Bereich Location und Planung sind manchmal ganz nützlich. Unverständlich ist nur, dass der Autor nicht einfach Tipps gibt wie: Libellen sind am Wasser zu finden, Schilfgras ist ein Garant für Libellen. Suchen Sie in der Nähe nach dieser Kombi. Für Schmetterlinge und andere Insekten suchen Sie wilde Wiesen und gehen in den Botanischen Garten.
Sehr hilfreich hingegen sind Dacos Hinweise zu dem Auffinden der Schlafplätze von Libellen in Kapitel 2.6. Da kann man etwas mitnehmen.
Das Licht
Zum Thema Licht finden wir viele interessante Hinweise. Die Arbeit mit einem Aufheller wird dem Anfänger aber nicht nahe gebracht. Wie man zwei Aufheller und gleichzeitig die Kamera bedienen soll wird nicht erklärt. Ich finde es überaus rücksichtsvoll vom Fotografen A. D. auf einen Blitz zu verzichten, um die Tiere nicht zu erschrecken. Ich persönlich habe noch kein Tier beobachtet, welches wegen eines Blitzlichtes erschrocken wäre, aber vielleicht weiß der Autor hier mehr als ich. Das Umsetzen einer Libelle mit Hilfe eines Grashalmes wird hingegen offenbar als stressfrei empfunden. Ich wundere mich sehr.
Ich selbst nutze den Blitz ungerne in der Makrofotografie wegen der Reflektionen. Das scheint mir der bessere Grund zu sein, keinen Blitz zu verwenden.
Wenigstens ein Makro-Led-Licht hätte im Taschenbuch noch Platz finden können. Das Licht in Zusammenhang mit der wenigen Schärfentiefe in der Makrofotografie ist ein heikles Thema und wäre ausbaufähig. Dass ich Reflektoren schleicht bei Wind nutzen kann wird ebenfalls vergessen.
Das Motiv
Gut erläutert wird das Auffinden eines Insekts in der Natur. Dann aber finde ich fehlende Erklärungen. So ist mir schleierhaft, wie man ohne eine Skizze das parallele Fotografieren von Insekten empfehlen kann. Was noch viel schlimmer wiegt, ist gleich darauf von der Beugungsunschärfe zu reden und in diesem Zusammenhang nicht das Fokusstacking zu erläutern.
Überhaupt ist Zeit ein entscheidender Faktor in der Makrofotografie. Ich möchte gerne wissen, wie der Autor diese zeitraubenden Setups bewältigt. Mich persönlich würde brennend interessieren, wie A. D. so viele Aufnahmen hintereinander schafft. Bei mir wäre die Libelle längst weg.
Zu den restlichen Kapiteln seien Sie so nett und gestatten mir die Erschöpfung. Ich habe sie überflogen, aber …
Fazit zum Buch
Das Buch ist wenig praxisnah und für Einsteiger überhaupt nicht geeignet. Dazu fehlt es an wichtigen Hinweisen, Tipps und Skizzen. Wie man die Makroschiene bedient und wie ich die Schärfe richtig einstelle, ist nicht erläutert. Für Fortgeschrittene eignet sich das Buch nur bedingt, denn dazu sind zu wenige wirklich goldige Tipps zu finden. Den Fortgeschrittenen würde zum Beispiel das Thema Fokusstacking interessieren. Welche Möglichkeiten gibt es hier? Welche Software nutze ich?
So finde ich, dass in dem vorliegenden Buch leider weder der Einsteiger noch der Fortgeschrittene Fotograf glücklich werden kann.
Wenn ich dem Buch etwas Gutes abgewinnen soll, dann die Workshops auf den letzten Seiten. Diese sind eine gute Motivation und Hilfe. Die abgebildeten Makroaufnahmen können überzeugen. Das reicht aber nicht für ein wirklich gutes Buch.
Interessant: Die Publikation Digitale Schwarz-Weiß-Fotografie von A. D. kann ich sehr empfehlen. Es gehört zu einem meiner Lieblingsbücher!
- Alexander Dacos (Autor)
- Gerhard Zimmert und Beate Stipanits (Autor)
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Makrofotografie – Alexander Dacos – *Buchrezension
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