Wer gerne Landschaften fotografiert, der sucht nach einem guten Buch zum Thema Landschaftsfotografie. Die Fotoschule in Bildern aus dem Rheinwerk Verlag verspricht uns dieses Fotogenre näher zu bringen. Ich habe für Sie das Buch angesehen und möchten es in dieser Buchrezension analysieren:
Inhaltsverzeichnis
Landschaftsfotografie – Rheinwerk Verlag
Was erwarten wir Fotografen und Leser von einem Buch wie diesem? Hervorragende Erklärungen und Bilder zum Thema Landschaftsfotografie, das ist sicher. Der Autor Hans-Peter Schaub verspricht im Vorwort, dass man genau diese Bilder in seiner Umgebung erstellen kann, zumal man dort zu verschiedenen interessanten Tageszeiten – am Morgen und Abend – herausgehen kann, um zu fotografieren. Es sei nicht immer zielführend in spektakulären Landschaften, vielleicht in fernen Ländern unterwegs zu sein.
Hans-Peter Schaub ist kein unbeschriebenes Blatt im Wald der Fotografen. Er ist laut seiner Eigenbeschreibung in der dritten Person Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photografie (DGPh). Seine Fotografien wurden mehrfach ausgezeichnet. Sind das nicht die besten Voraussetzungen für ein Buch zum Thema? Ich bin gespannt.
Die Lektorin im Rheinwerk Verlag, Julia Ehinger bittet im Prolog bereits um konstruktive Kritik zum Werk. Ich finde es mehr als angemessen, dass die für den Verlag, Autoren und Leser sehr wichtige Lektorin in guter Manier des Hauses den Prolog schreibt. So hat sich der Autor der Rezension (also ich) vorgenommen, es an Fragen, Lob und Konstruktivem nicht mangeln zu lassen. Immerhin weiß ich, wie viel Arbeit in solch einem Buch steckt, seitdem ich ein ganz kleines Werk selbst schrieb und etwa 6 mal so viel Zeit investierte, als ich ursprünglich annahm.
Das Vorwort
Herr Schaub macht uns den Mund wässrig mit guten Tipps. Er erklärt uns Lesern, dass man nicht weit reisen muss, um gute Landschaftsfotos zu erstellen. “Dank Heimvorteil können Sie relativ kurzfristig auf günstige Wetterbedingungen reagieren.”
Zur Ausrüstung folgt ebenfalls eine gute Bemerkung. “Selbst Smartphone-Kameras liefern mittlerweile Bilder, die sich ohne weiteres für A3-große, knackscharfe Drucke eignen.”. Der Autor des Buches gibt uns den Rat viel zu fotografieren und zu experimentieren.
Recht hat der Mann. Ich bin gespannt auf das was folgt:
Die ersten Seiten – Facetten des Lichts
In schneller Abfolge sind Doppelseiten mit kurzen Themen zu finden. Neben einem angenehm zu lesenden Text mit großer Schrift finden sich anfangs zwei vergleichende Fotografien mit genauen Angaben zur Technik, Bearbeitung und dem Aufnahmeort. Das ist gut gelöst und lehrreich für Fotoamateure mit gutem Grundwissen. Gleich die ersten Seiten der Publikation beschäftigen sich mit dem Wichtigsten der Fotografie: Dem Licht.
Morgens und abends
Der Vergleich ein und desselben Blickwinkels der Kamera vom Stativ stammt aus den frühen Morgenstunden und späten Nachmittagsstunden. Fasziniert von den Änderungen einer Landschaft durch verschiedene Lichtbedingungen, muss der Verfasser entweder den ganzen Tag an diesem Ort ausgeharrt haben oder er ließ die Kamera dort stehen und kam nach Stunden wieder. Das bleibt auf diesen Seiten sein Geheimnis.
Fotografiert wurde mit einem Fisheye, welches nicht jeder Fotoamateur im Köcher findet. Die Aufnahmen wurden in der Zeitautomatik um +2EV und -0,3 EV belichtet. Eine Erläuterung für Fotoamateure, die mehr als Grundkenntnisse mitbringen. Die Fotografien sind eindrucksvoll.
Die Bilder entstanden im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Licht an – Licht aus
Die Erläuterungen zu den gezeigten Aufnahmen sind für Fotoamateure und Profis verständlich, nicht für Einsteiger. Dazu wird viel zu schnell in technische Details gegangen und vorausgesetzt, dass der Leser weiß, wie man die Belichtungszeit verkürzt oder was -1 LW bedeutet. Das wichtigste aber vergisst der Fotograf. Dazu meine konstruktive Kritik: Das obere Foto der Bäume wirkt so eindrucksvoll, weil das Licht von der Seite auf die Bäume scheint und damit die Struktur der Rinde wunderbar mit Licht und Schatten versieht, ihre Struktur hervorbringt. Im Text wird ausschließlich von Spotlicht gesprochen und die Belichtungstechnik erklärt. Die wunderschöne Fotografie entschädigt für diesen Lapsus. Die untere Fotografie derselben Szenerie ist bei Bewölkung entstanden und zeigt eindrucksvoll, welche unterschiedlichen Aufnahmen das Licht ergibt.
Die Fotografien entstanden in Bönen, Nordrhein-Westfalen.
Steinzeit
Fotografiert in Carnac, Bretagne
Lichtertanz
Fotografiert in Draß, Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft…
Die nächsten Unterkapitel in Form zweier Seiten sind fotografiert in:
- Schwarzwald
- Berkamen-Rünthe, NRW
- Draß, Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
- Südscharzwald
- Istanbul
- Niedersachsen
- Bretagne
- Vendig
- …
Sie merken schon: man muss nicht Reisen. Kürzen wir die Rezension etwas ab: So geht das munter weiter. Mir als Leser steht einerseits der Mund offen auf Grund der wunderschönen Landschaftsbilder, andererseits weil die Inhalte so durcheinander gehen. Auf die Facetten des Lichts folgt die Grafik der Landschaft, was man auch übersetzen könnte mit Analyse der Bildgestaltung. Die Kapitel Farbstimmungen, Das Spiel mit der Schärfe, Landschaft in Bewegung, und viele Kapitel mehr werden alle durch Exkurse in Grundlagen und Spezialtechniken ergänzt. Allerdings sind auch die Exkurse für erfahrene Fotografen geschrieben und keinesfalls für Einsteiger geeignet.
Fazit Buch Landschaftsfotografie
Keine Frage, Herr Schaub hat ungeheures Wissen und kann sehr gut fotografieren. Viele der Erklärungen sind eindrucksvoll. Leider findet sich für meinen Geschmack kein roter Faden im Buch. Der Wechsel von Inhalten verschreckt mich.
Als Einsteiger oder Fotoamateur mit guten Grundkenntnissen würde es mich verwirren, schon auf den ersten Seiten Techniken des vertikalen Schwenks, das Beleuchten mit einer LED-Taschenlampe oder das Fotografieren mit dem Fisheye zu finden. Im Buch wird bei weitem mehr Ausrüstung als ein Smartphone vorausgesetzt.
Wäre es nicht sinnvoller dem Schüler des Buches erst einmal mit Hilfe guter Tipps zu einfachen aber schnellen Erfolgen sowie zu Selbstvertrauen zu verhelfen? Wie sinnvoll ist es, als ersten Exkurs im Buch, schon zum Ende des ersten Kapitels das Rauschen bei Unterbelichtung mit -3 LW zu erläutern? Warum erklärt der Autor und hervorragende Landschaftsfotograf nicht ein paar Grundlagen zu Anfang des Kapitels oder behält das Buch alternativ den sehr fortgeschrittenen Fotoamateuren und Profis vor?
Wenn ich die Publikation empfehlen soll, dann dem fortgeschrittenen Fotografen. Positiv verwerten kann man das Werk, indem man sich pro Tag ausschließlich ein Kapitel vornimmt und es fotografisch umsetzt. Unter diesen Bedingungen ist jede Doppelseite eine sehr gute Hilfe um sein Know-how zu erweitern.
Positiv ist mir aufgefallen, dass neben den wunderschönen Bildern endlich auch einmal das Thema Licht ein waches Auge findet. Ebenfalls ist großes Wissen und viel Ausdauer in das Buch geflossen. Das Publizieren war sicher harte Arbeit und diese Mühe verlangt großen Respekt. Dazu kommt ein hervorragender Druck, sehr gute Lesbarkeit und Satz.
Daten
Landschaftsfotografie – Die Fotoschule in Bildern
Autor – Hans-Peter Schaub
Rheinwerk Verlag
311 Seiten in Softcover
- Landschaftsfotografie erleben: Sehen – Fühlen – Komponieren
- ABIS_BUCH
- Dpunkt.Verlag GmbH
- Schaub, Hans-Peter (Autor)
- Wiesner, Stephan (Autor)
- Shaw, John (Autor)
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Landschaftsfotografie – Die Fotoschule in Bildern – *Buchrezension
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