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Kontrastumfang der digitalen Kamera erhöhen

Fujifilm Üeberbelichtungswarnung und Histogramm
Die Fujifilm Üeberbelichtungswarnung (Glanzlichtalarm) und Histogramm

Den Kontrastumfang der digitalen Kamera erhöhen: In unserem ersten Teil der Serie “Dynamikbereich der digitalen Kamera – Kameradynamik” haben wir über die beschränkte Kameradynamik erfahren, dass der Dynamikbereich der digitalen Kamera nicht für jedes Motiv ausreicht. In diesem Teil der Folge geht es darum, was Sie tun können, um die Kameradynamik zu erweitern oder zu überlisten:

Wie einfach Sie die Lichter und die Tiefen in einem Bild verewigen.

5 Lösungen für die Überlistung des Kontrastumfangs.

Kontrastumfang der digitalen Kamera erhöhen

Wir werden mit diesem Beitrag weder den Sensor verändern, noch die Kameraelektronik verändern um den Kontrastumfang der digitalen Kamera zu erweitern. Der Titel ist irreführend, denn was wir wirklich unternehmen, sind mögliche Tricks den Kontrastumfang unseres Bildes zu erhöhen, oder die Kameradynamik bestens zu nutzen. Ich stelle Ihnen fünf Mittel vor, um den schwierigen Hell-Dunkel-Kontrast in manchen Fotografien zu erweitern. Denken Sie an Bilder wie dieses:

Landschaftsfoto normale Belichtung. Die Kameradynamik reicht nicht aus, um Lichter und Tiefen gleichzeitig differenziert darzustellen. Kontrastumfang Fotografie
Landschaftsfoto mit enormen Helligkeitsunterschieden: Die Kameradynamik reicht nicht aus, um den Kontrastumfang (Lichter und Tiefen) gleichzeitig differenziert darzustellen. Kontrastumfang Fotografie…

*fotowissen gibt Ihnen Tipps, um den Dynamikbereich der digitalen Kamera richtig auszureizen:

Dynamikumfang JPG oder RAW

Die beste Bildqualität für hohen Dynamikumfang ist das RAW-Dateiformat (16 Bit), nicht das JPG-Dateiformat (8 Bit). Die Möglichkeiten in diesem Artikel lauten:

  1. Unterbelichten (keine Kontrasterweiterung)
  2. HDR-Foto
  3. Verlaufsfilter
  4. Blitzen
  5. Dynamik Range Kameraeinstellungen

1. Unterbelichten

Wie der Leser DWL in seinem Kommentar richtig bemerkt, ist diese Methode keine Kontrasterweiterung, sondern dient lediglich dazu, den Dynamikbereich der Kamera bestens zu nutzen (Nachtrag). Manche Fotografen schwören darauf, ein Motiv unterzubelichten. Es hat sich herumgesprochen, dass mittels Bildbearbeitung die Lichter im Foto sehr viel schwerer wiederherzustellen sind, als die Tiefen im Bild. Das Histogramm (Tonwertkurve) und die Überbelichtungswarnung ist unsere beste Hilfe bei der Unterbelichtung.

Wir belichten das Foto so, dass die Lichter im Histogramm nicht an die rechte Kante anstoßen (Fachbegriff Clipping) und keine Überbelichtungswarnung erzeugen. Die Überbelichtungswarnung kann in vielen Kameras eingeschaltet werden und blinkt meist schwarz im Sucher / Display an den Stellen, in denen die Lichter ausgebrannt sind. Hier ein Bild vom Histogramm und von der Überbelichtungswarnung (heißt im Fujifilm-Menü “Glanzlichtalarm”):

Wenn Sie das Bild unterbelichten, dann führt das Histogramm rechts nicht mehr das Clipping und die Überbelichtungswarnung mindert sich. Mit der Sonne im Foto werden Sie die Überbelichtungswarnung nicht gänzlich wegzaubern, aber so wird das Bild in den Lichtern besser gezeichnet:


2. HDR High Dynamik Range

Manche Fotografen belichten kontrastreiche Motive, die gleichzeitig sehr helle und sehr dunkle Partien beinhalten, in HDR als RAW-Fotos. Doch was ist ein HDR-Foto:

Die HDR-Fotografie ist ein Trick um den Dynamikumfang der Kamera zu erweitern. Zwei, drei oder mehr (5, 7, 9) verschiedenen Aufnahmen werden aufgenommen  und anschließend zu einem Foto zusammengefügt. Fotografen belichten meist drei Aufnahmen zum Beispiel mit -2 EV, 0 EV, +2 EV (AEB-Bracketing). Werden die drei Belichtungen automatisch in der Kamera (z. B. Fujifilm X-T4, X-S10, …) oder am Rechner mit Hilfe einer Software zusammengefügt, dann werden aus dem zu hellen Foto (+2 EV) die dunklen Partien (Tiefen), aus dem zu dunklen Foto (-2 EV) die hellen Partien (Lichter) zu einer Aufnahme verbunden. Auf diese Art wird der Dynamikbereich der Kamera erweitert. Das Ergebnis hat vor Jahren immer wieder mit unnatürlichen Ergebnissen Aufsehen erregt, bis sich die meisten Menschen daran satt gesehen hatten und inzwischen sind auch natürliche Bildergebnisse an der Tagesordnung. Für natürliche Fotos mit der Wahl des Aussehens empfehle ich Ihnen diese HDR-Software:

Ein Nachteil von HDR ist die Verarbeitungszeit der Bearbeitung im Kameracomputer, oder die Verarbeitungszeit am Rechner mit Hilfe der Bildbearbeitungssoftware. Eine weiterer Einschränkung der HDR-Technik ist, dass keine zu großen Bewegungen in den drei aufeinander folgenden Aufnahmen passieren dürfen, da ansonsten leicht Geisterbilder entstehen. Oder in anderen Worten: HDR-Fotos sind gut für Landschaftsfotos, Naturfotos, Stillleben, aber nicht für alle Fotogenre.

Kontrastumfang der digitalen Kamera erhöhen mittels HDR
Kontrastumfang der digitalen Kamera erhöhen mittels HDR

3. Verlaufsfilter

Um eine gute Zeichnung im Himmel (in den Lichtern) einer Landschaftsaufnahme zu erhalten, verwenden Fotografen auch Verlaufsfilter. Das sind Filter vor dem Objektiv, die oben dunkel und unten hell sind, um den Himmel abzudunkeln.  Auf diese Art kann die Kamera im Himmel Details abbilden, die sonst ausgefressen (weiß) wären. Dieser Trick hat ebenfalls Nachteile, denn das Hantieren mit dem Verlaufsfilter ist nicht trivial und kann überdies einen Baum oder Berg, der in den Himmel ragt mit abdunkeln. Außerdem werden ausgebrannte Lichter weiter unten im Bild nicht abgedunkelt (Bildergebnisse sind simuliert, da ich keine Verlaufsfilter nutze):

Verlaufsfilter - Alles Rund Um Graufilter
Verlaufsfilter – Alles Rund Um Graufilter – Bauform Schraubfilter und Schiebefilter, der Kontrastumfang wird erweitert.
Kameradynamik überlistet mit Verlaufsfilter
Kameradynamik überlistet mit Verlaufsfilter, leider ist der obere Teil der Kamera bereits mit abgedunkelt und der untere Teil des Bildes zu hell. Das sind typische Nachteile von Verlaufsfiltern.
Landschaftsaufnahme mit Verlaufsfilter - Kameradynamik erhöhen
Landschaftsaufnahme mit Verlaufsfilter (simuliert mit einer einzigen Aufnahme).

Wer in das Thema Graufilter und Grauverlaufsfilter tiefer einsteigen möchte, dem empfehle ich diese Artikelreihe von Ulrich:


4. Blitzen

Wenn wir das bekannte Motiv der Rollei mit dem Himmel im Hintergrund anblitzen, dann ist diese Aufnahme gerettet, ohne HDR, Verlaufsfilter oder andere Klimmzüge. Das ist zum Beispiel auch eine gute fotografische Möglichkeit für Portraits außerhalb des Fotostudios:

Kameradynamik überlistet mit Blitz
Kameradynamik überlistet mit Blitz.

5. Dynamik Range Einstellungen am Beispiel Fujifilm

Eine weitere Lösung, um mehr Kontrastumfang in einem Foto zu belichten, bieten uns verschiedene Kameras, wenn auch längst nicht alle. Eine Fujifilm-Kamera beispielsweise bietet die “Dynamik Range” Einstellungen. Was sind denn die Dynamik Range Einstellungen überhaupt und was bewirken sie? Betrachten wir die Kameradynamik einmal anhand einer Fujifilm-Kamera. Die Dynamik Einstellungen für eine Fujifilm Kamera wird in vier Einstellungen angeboten:

  • Auto
  • DR 100% (Dynamik abgeschaltet)
  • DR 200% (Dynamik eingeschaltet +1 EV)
  • DR 400% (Dynamik eingeschaltet +2 EV)

Die DR (Fujifilm Dynamik Range Einstellungen) auf DR 100% bewirkt eine Abschaltung der Kameradynamik, die DR 200% eine Erweiterung des Dynamikbereiches um eine EV (Blendenstufe) und die DR 400% um zwei EV. Die Auto-Einstellung wählt DR 100 oder DR 200.

Um die Einstellungen zu wählen, müssen Sie in aktuellen Fujifilm-Kameras die ISO 320 wählen, um DR 200% einzustellen und ISO 640 für DR 400% voreinstellen. Ältere Kameras wie eine X-T4 benötigen ISO 400 und ISO 800. GFX-Kameras ISO 200 und ISO 400.

Fujifilm Dynamikeinstellungen im Menü Dynamik Range

Fujifilm Dynamikeinstellungen im Menü Dynamik Range

Fujifilm Dynamikeinstellungen DR 400%
Fujifilm Dynamikeinstellungen DR 400%

Beste Fujifilm Dynamik Range Einstellungen

Sie können in Ihrer Fujifilm-Kamera die Dynamik erhöhen. Dazu stellen Sie im Menü oder im Quickmenü die Dynamik Range Einstellungen auf einen bestimmten Wert. Wie immer im Leben hat auch diese Erhöhung des Kamera-Dynamikbereichs einen Nachteil: Sie können diese Einstellungen ausschließlich mit etwas höheren ISO-Werten wählen. Für die DR 400% Einstellung benötigen Sie bei Fujifilm-X-System-Kameras mindestens 640 ISO. Damit bekommen Sie ein kleines Rauschen im Bild, was aber bei vielen Aufnahmen kaum zu sehen ist, oder je nach Geschmack keine Rolle spielt. Ich persönlich nutze die Fujifilm ISO Einstellungen meistens aus der Hand bis ISO 12.800.

Die DR 400%-Einstellung bewirkt eine Dynamikerweiterung um etwa 2 EV (Blendenstufen). Damit werden in kontrastreichen Motiven mehr Tiefendetails und mehr Lichterdetails sichtbar. Der Trick ist legitim und funktioniert mit einer einzigen Aufnahme, also ohne die Gefahr von Geisterbildern.

Fuji Dynamik Range RAW und JPG

Viele Experten meinen, dass die Fujifilm Dynamik Range Einstellungen nur im JPG einen bessere Dynamikumfang bewirken, tatsächlich ist aber auch das RAW-Bild umfangreicher. Das kann man in diesem *fotowissen-Experiment gut verfolgen, in dem ich für den Nachweis mit Absicht um drei Lichteinheiten / Blendenstufen zu hell belichtete. Beide Aufnahmen wurden nachträglich in Capture One 21 (auch in anderer Software möglich) um -3 EV dunkler gestellt. In der Aufnahme mit DR 100% (in anderen Worten ist damit die Fujifilm Dynamik Range Einstellung abgeschaltet) ist es nicht mehr möglich die Details in den Lichtern wiederherzustellen. Wohl aber in dem Bild mit Einstellung DR 400%. Alle drei Aufnahmen im Vergleich inklusive Ausschnittvergrößerung (Achten Sie auf die Zeichnung im Schnee und in der Christrose):

Direkter Vergleich Fuji RAW-Foto Dynamik Range

Links der Ausschnitt aus dem RAW-Foto mit DR 100%, rechts das DR 400%:

Ausschnitt Fujifilm RAW-Foto mit Kameradynamik auf DR 100%Ausschnitt Fujifilm RAW-Foto mit Kameradynamik auf DR 400%

Das ist der Beweis, dass der Dynamikumfang mit entsprechender Einstellung auch in RAW-Fotos erweitert wird. Natürlich gilt das auch für JPG-Fotos, bei denen Lichter nicht mehr wirklich gut herzustellen sind.

Dieser Beitrag war 35 Stunden Arbeit. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Sie können *fotowissen und den Serverkosten helfen, wenn Sie über die Produktlinks gehen. Auch für einen Blick auf die individuellen Fotokurse bin ich Ihnen dankbar. Nur so kann ich diese Zeit in die Fotoartikel investieren. Vielen Dank!

© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Dynamikbereich der digitalen Kamera – Kameradynamik und Kontrastumfang Fotografie


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Peter Roskothen

Peter Roskothen
Ich bin Profi-Fotograf, Fototrainer ganz besonderer individueller Fotokurse und Fachjournalist für Fotografie. Ich schreibe auf *fotowissen für Sie als Fotograf*in. Die Fotografie ist meine Passion. Ich liebe alle Fotogenre und fotografiere genauso begeistert, wie ich Fotokurse gebe.

Jeder kann fotografieren und mit *fotowissen möchten alle Autoren zu Ihren besseren Fotos beitragen. Dabei beschäftigen wir uns nicht mit Pixelzählen, sondern mit Technik für Menschen und den Bildern im Speziellen (Fotoblog). Im Fotoblog helfen wir Fotos zu analysieren und konstruktiv nach vorne zu bringen. Übrigens stellen dort viele meiner Fotokursteilnehmer ihre Bilder aus.

Meine ganz eigene Homepage mit Fotografien, Fotokursen und Webdesign finden Sie unter P. Roskothen Fotokunst & Design.

8 Kommentare

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  • Hallo Peter,

    prima, daß Du einen Artikel geschrieben hast, der ein fotografisches Problem beschreibt, welches meiner Meinung nach (gerade bei fotografischer Gestaltung) VIEL bedeutender ist als andere, überschätzte “Pseudoprobleme” wie bspw. Auflösung (sprich Megapixel).. Das ist seit vielen Jahren mein Lieblingsthema.

    Was nutzt einem eine “tolle Auflösung” von 50 MP, wenn bildwichtige Tiefen absaufen und helle Partien ausgebrannt sind? Nichts! Da wird jedes 3 MP-Foto mit perfekt beherrschtem Kontrastumfang gegen gewinnen.

    Noch vor 10 Jahren war der Kontrastumfang bei digitalen Kameras sogar berechtigterweise in seriösen Tests ein Thema. Ich erinnere mich, daß sogar auswendige Vergleiche verschiedener Sensoren diverser Hersteller gemacht wurden. Die ersten Fuji X-Modelle schlugen hinsichtlich der tatsächlich eingefangenen Kontrastumfänge bzw -Wiedergabe sämtliche Bilder von Kleinbild- und APSC-Sensoren auf dem Markt.

    Leider sind 99% der Kunden sehr dumm und daher fielen rasch die Angaben zum möglichen Kontrastumfang bei Kameratests weg, weil das Marketing der Anbieter unbedingt für dumme Kunden einen griffigen Popanz benötigte. Pixelpeeping anstelle von Verständnis für das, was bildliche Darstellung eigentlich maßgeblich ausmacht: ästhetisch gelungener Kontrastumfang.

    Bereits damals nutzte ich bei den X-Kameras ausschliesslich den “Provia-Modus” , weil er die ausgeglichensten Farben hatte, aber eben auch höheren Kontrastumfang (1-2 EV) ermöglichte. Zudem opfere ich lieber ein winziges bißchen theoretische Auflösung und fotografiere dann mit Iso 640-800 im HDR-Modus. Kann ich nur jedem empfehlen, das mal auszuprobieren. Zudem man durch die kürzeren Verschlusszeiten im Grunde oftmals eine “bessere Auflösung” durch weniger Verwacklungsartefakte kompensiert bzw sogar überkompensiert.

    Das sollte einen jedoch NICHT davon abbringen, zusätzlich optimal zu belichten, denn nur BEIDES ZUSAMMEN, die optimale Belichtung plus zusätzlich ergänzende Maßnahmen für echten (!) höheren Kontrastumfang der Fotos bringen den entscheidenden und überzeugenden Gestaltungsspielraum.

    Allerdings (konstruktive Kritik) muss man m.E.n. streng unterscheiden zwischen
    1) Maßnahmen, welche lediglich dazu dienen, die zu hohen Kontrastumfänge des Motivs irgendwie so auf die kameraseitig möglichen zu reduzieren, daß auch unter den (leider) nur möglichen geringeren Kontrastumfängen alles bildwichtige an Einzelheiten auch bildwichtig bleiben (Zonensystem von Ansel Adams, Verlaufsfilter, “Abwedeln” extrem heller Motivanteile mit der Hand o.ä. VOR dem Objektiv bei ausreichend langer Belichtungszeit, etc), also lediglich “intelligentes Management von reduzierten Kontrastumfängen”…
    und

    2) ECHTEM erhöhten Kontrastumfang durch intelligenten Einsatz von kameraseitigen Möglichkeiten und/oder optimierter Nachbearbeitung (Wahl einer Kamera mit bestem Kontrastumfang, implementierter kameraseitiger Bildbearbeitung, dem Anfertigen von Belichtungsreihen bei statischen Motiven für HDR-Programme, etc.).

    Die Maßnahmen unter 1) erhöhen keineswegs den Kontrastumfang, sondern führen letztlich “nur” dazu, durch gezielte partielle Unter- oder Überbelichtung (Verlaufsfilter bzw. Aufhellblitz) den Kontrastumfang zu VERRINGERN und keinesfalls, diesen zu erhöhen.

    Das soll diese bewährten Methoden keinesfalls geringschätzen, aber ihre Beschreibung als “Kontrastumfang erhöhen” ist physikalisch irreführend.

    Du hast mit diesem Artikel aber eines der m.E.n. wichtigsten und allgemein total unterschätzten Probleme bzw. Aspekte der Fotografie ins Gespräch gebracht – DANKE dafür!

    P.S.

    Hinweis für “digital Natives”:
    In analogen Zeiten gaben Diapositive nur um 6 EV Kontrastumfang her und Negativfilm um 8-9 EV…. zudem hatte eine Filmpatrone logischerweise nur eine einzige ASA-Zahl… nix mit ISO 60-120.00 wie heute.
    Das erklärt vielleicht, weswegen “Foto-Opas” zwangsläufig immer noch mehr darauf achten, richtig zu belichten, BEVOR sie auf den Auslöser drücken….

    Ich hoffe, hier kommt eine rege Diskussion dieses wichtigen Themas zustande – würde mich sehr freuen.

    Gruß
    DWL

    • ergänzender Nachtrag:

      Mit höherer ISO-Zahl um 800 “opfert” man selbstverständlich auch ein wenig in Form von minimal höherem Rauschen.
      Und mit “HDR” Modus (den gibt es ja erst mit der XT4 implementiert) meinte ich eigentlich den seit den ersten Fuji-X Kameras möglichen, segensreichen “DR”-Modus.

    • Hallo DWL hier ist mein Part zur Diskussion:)
      Im Artikel wurden die Möglichkeiten zur Kontrastbewältigung ausführlich dargestellt. Werden diese vom Fotografen richtig angewendet ist er in der Lage, höhere Kontrastumfänge als die Kamera bewältigen kann, zu reproduzieren. Dieses Wissen ist ein Muss für ernsthafte Fotografen.
      Wenn wir nun ein Bild mit enormem Tonwertumfang haben, geht es darum, diesen Umfang in der Bildbearbeitung wieder zu reduzieren und für das Auge ein kontrastreiches Bild zu schaffen, das in den hellen und dunklen Teilen noch Zeichnung hat. D.h. wir müssen etwas daraus machen.

      Was will ich damit sagen?
      Stellen wir uns eine Raw Datei mit einem Dynamikumfang von 20 Blenden vor. Alles bleibt unbearbeitet kein Algorithmus der Kamera oder einer AI greifen ein. Die Folge wäre ein total blasses und weiches Bild. Wenn man JPG fotografiert ist man dem Algorithmus der Kamera ausgeliefert, dieser rendert das Bild zu etwas ansehnlichem, aber nicht immer optimalen.
      Nur mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm, wie z.B. PS kann ich nun Teile heller, dunkler und kontrastreicher machen. Ein fertiges Bild hat dann noch einen Kontrastumfang von vielleicht 3-5 Blenden. Kommt halt immer auf das Ausgabemedium an.
      Wenn sich nun jemand fragt, warum er denn dann einen so großen Kontrastumfang aufnehmen soll, ist die Antwort, damit man in allen Bildbereichen korrigieren kann. Denn da wo nichts ist, kann man auch nichts einstellen und korrigieren.

      Im Gegensatz zur Aufnahme, geht es bei der Bildbearbeitung also immer um die Reduktion des Tonwertumfanges. Es geht darum das Motiv und eine Bildidee umzusetzen. Das ist wie beim Friseur, er nimmt Haare weg, an einigen Stellen mehr an anderen weniger, um eine Frisur zu formen. Wenn keine oder zu wenig Haare da sind, kann er auch nichts machen. Dann muss man warten bis wieder welche gewachsen sind oder in einer Klinik nach einer Lösung suchen. :)

      Wenn wir mal bei dem Vergleich mit den Haaren bleiben haben die Leser hier erfahren wie sie an genug Haare kommen, damit eine schöne Frisur geformt werden kann.

      Man sollte aber die klassischen Techniken und Fotoweisheiten nicht außer Acht lassen und zum Beispiel nicht in der Mittagsonne fotografieren, auf den Standpunkt achten und gegebenenfalls wechseln. Man muss auch mal nein sagen zu einem Foto und sich eingestehen, dass man nicht das richtige Werkzeug dabei hat um den Kontrastumfang zu beherrschen. Oder gibt es einen Grund ein Foto mit schlechtem Licht zu machen? Wenn ich kein Stativ dabei habe, brauche ich mir keine Gedanken über ein HDR Foto zu machen. Die Technik der Belichtung, Mehrfachbelichtung (HDR) und das Aufhellen mit Blitz oder Reflektor sind Basics der jeder ernsthafte Fotograf beherrschen muss, wenn er höhere Ansprüche an seine Bilder stellt. Wer das nicht kann, sollte einen Kurs buchen. Das Gleiche gilt für die Bildbearbeitung.

      Eine technische Frage habe ich aber noch: Wie geht es eigentlich, physikalisch, den möglichen Kontrastumfang eines Sensors, der ja fix ist und mit Erhöhung des ISO Wertes geringer wird, im Rawformat zu erhöhen? Bei einem JPG könnte ich mir das mit einer Änderung der Gradationskurve vorstellen aber bei RAW geht das eigentlich auch nur über den Kontrast sprich Gradationskurve. Die gewonnen 2 Blenden können ja nicht einfach so aus dem Nichts kommen, und 2 Blenden sind schon eine Hausnummer.

      • Hallo Andreas,
        bei Fuji funktioniert die automatische Erweiterung des Dynamikbereits so: Erst wird das Bild um 1 (DR 200) oder 2 (DR 400) Blendenstufen unterbelichtet, indem die Kamera 1 oder 2 ISO-Stufen geringer als eingestellt verwendet. Damit das funktioniert, muss eben mindestens der ISO-Wert um 1 oder 2 Stufen gegenüber dem Basiswert erhöht werden. Dann werden die dunklen Bereiche wieder um 1 oder 2 Stufen angehoben. Dadurch ist die ursprüngliche Belichtung wieder hergestellt. Letztendlich wurden dadurch die hellen Bereiche um 1 oder 2 Stufen unterbelichtet.
        Durch das Unter- und wieder richtige Belichten wirkt sich der Vorgang auch auf die RAW-Daten aus. Es ist also keine jpeg-Manipulation.

    • Hallo Andreas,

      Wir widersprechen uns ja nicht.
      Worauf ich in meinem ersten Beitrag hinweisen wollte, ist nur, daß rein formal (!) mit den ersten 3 Methoden der Kontrastumfang des Motivs bzw des dadurch entstehenden Fotos NICHT „erhöht“ wird, wie der Titel es formuliert, sondern VERRINGERT wird. Nur die letzte Methode erhöht m.E.n. den Kontrastumfang, jedenfalls zumindest im raw.

      Die methodischen Ansätze sind also gewissermaßen um 180 Grad verschieden, obwohl beide Gruppen von Methoden zu einem drastisch besseren Bild führen.

      Auch führt das Aufhellen mittels Blitz klar zu einem besseren Bild als ohne, aber das Bild wirkt dann ja anders als ein Bild mit primär eingefangenem höheren Kontrastumfang, welches anschließend mehr oder weniger gleichmäßig über das ganze Bild auf jpeg komprimiert wird.

      Das ist kein Urteil darüber, was pauschal als „ besser“ gelten soll – denn das ist bei jedem Bild verschieden, mal wird die eine, mal die andere Methode am Ende besser wirken.

      Es ging mir nur darum, die beiden methodischen Gruppen vom Ansatz anklich zu trennen.
      Habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt?

      Falls ich in meinen Überlegungen einen Denkfehler haben sollte, so lerne ich gerne dazu.

      Beste Grüße
      DWL

      • Deine Ausführungen sind korrekt. Ich hatte auf deinen Beitrag geantwortet, weil ich es klasse fand, dass du eine Diskussion anregen willst. Blitze und Aufheller verringern den Motivkontrast der Aufnahme. Mehrere Belichtungen verändern den Motivkontrast nicht, sondern erlauben uns in Bildbearbeitungsprogrammen durch Verrechnen oder Maskieren den Motivkontrast zu beherrschen und zu steuern.
        Da sind wir uns einig. :)
        Ich wollte mit meinem Beitrag dazu anregen darüber nachzudenken, warum Kontraststeuerung eigentlich nur richtig mit einer vernünftigen Bildbearbeitung funktioniert.
        Fasziniert hat mich Peters Experiment mit der Dynamikerweiterung an der Fuji Kamera. Ich habe lange darüber nachgedacht wie das gehen kann. Eine mögliche Erklärung könnte das Opfern von Rauschfreiheit zugunsten eines höheren Dynamikumfanges sein. Sozusagen ein softwareseitiges Sensortuning. Leide habe ich keine Fuji und kann das Experiment nicht nachvollziehen und mir eine Meinung darüber bilden, ob das Rauschen beherrschbar ist oder nicht.

    • Hallo Andreas,

      Gut, daß ich offenbar keinen falschen Gefankengängen erlag.

      Übrigens sollte es ohne Buchstabenverlust unndem letzten posting heißen:
      „ Es ging mir nur darum, die beiden methodischen Gruppen vom Ansatz GEDANKLICH zu trennen“

      Wie bereits geschrieben habe ich die DR Funktion eigentlich immer auf 400% , weil ich relativ oft Motive mit hohem Dynamikumfang habe und total begeistert bin, daß ich eben fast nie abgesoffene Schwärzen und ausgebrannte Lichter habe. Gewissermaßen so etwas wie wie ein „automatisches Zonensystem“ auf Reserve…

      Wie bereits von Peter geschrieben und seit 2011 bekannt bietet Provia die höchsten Dynamikreserven. Ich liebe Provia auch deswegen, weil ich die sehr natürlichen Farben mag.

      Anekdote: habe seinerzeit wegen der hohen Auflösung größtenteils mit Kodakchrome 25 (Landschaft und Stills) fotografiert, oft genug sogar Portraits. Als Alternative habe ich oft Ektachrome pro 100 genommen.
      Ok, der Schwerpunkt lag bei Kodakchrome nicht auf maximal authentischen Farben, aber es wirkte „in sich“ wie natürlichen farben und die Kodakchromes sind ja Legende.. ein wenig wie heutzutage die Filmsimulation „eterna bleach bypass“.

      Irgendwann habe ich gelesen, daß Profis mehr und mehr den damals neuen Velvia nähmen, woraufhin ich den getestet habe… das abartige Giftgrün der Velvias war mir absolut zuwider… hatte mir 5 Patronen gekauft, nach der ersten habe ich die vier anderen verschenkt. Velvia ist für Landschaft tödlixh, völlig unnatürlich.
      Aber die Velvia Simulation ist sicherlich HEUTZUTAGE sehr „hip“, weil es heutzutage ja nicht um authetisxhe Farben in der Fotografie geht, sondern darum, die Sättigungsregler bis zum Anschlag aufzudrehen und den Kontrast möglichst auch… showeffekt anstelle von Dokumentation und dezenter Farbwiedergabe…

      Beste Grüße
      DWL

      • Ich weiß, was du meinst mit den ¨übersättigten Bildern. Grauenhaft. ¨Über Farben kann man streiten. Aber wie sagte mal Lothar Matthäus, der Gürtel muss zu den Schuhen passen. Ich mache mir beim Fotografieren gar keine Gedanken darüber, klar ich schaue das die Farben harmonieren. Den Rest mache ich in Ruhe nachher mit PS. Ich fotografiere fast 90 % meiner Bilder in Raw.
        Wenn ich ein tolles Foto sehe, was mir von den Farben gefällt hebe ich es auf und extrahiere nachher die Farben und rechne sie in mein Foto ein. Und mach dann noch das Finetuning. Beim Fotografieren habe ich keine Lust mir um jedes Farbdetail Gedanken zu machen. Kontraste gucken, bei Landschaften eine mittlere Belichtung für die Helligkeitsverteilung und dann eine Reihe. Ich brauche die Ruhe nachher am Rechner. Es sind so viele Dinge, auf die man achten muss und irgendetwas vergisst man bestimmt. :)Das ist Segen und Fluch der Digitalfotografie in einem. Ich habe Respekt, wenn jemand ein definitives Foto schießt, Ich will und kann das aber nicht. Sind die Kontraste zu hoch, ist das Bild verloren. Wie schnell ist beim JPG mal die falsche Farbtemperatur eingestellt oder vergessen worden zurückzusetzen. Beim RAW alles kein Problem. Wenn man nachher ein fertiges Bild sieht und es sieht gut aus fragt keiner, wies gemacht wurde.

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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