Eher zufällig hatte ich entdeckt, dass die Bahnsteighalle des Kölner Hauptbahnhofs durch die elegante Linienführung der Bögen der Stahl- und Glaskonstruktion ein interessantes Fotomotiv sein könnte. Die geschwungenen Linien der Halle in Verbindung mit dem durch Leitungen, Masten und Gleise erzeugten Wirrwarr wirken stark grafisch und eignen sich daher ganz vorzüglich als Schwarzweißmotiv.
Inhaltsverzeichnis
Fotos Kölner Hauptbahnhof
Das erste Bild ist nahe der Dombauwerkstatt entstanden, dort wo der Eine oder Andere seine Notdurft verrichtet hat, was im Sommer sofort in die Nase sticht.
Das Thema Bahnhof übt einen gewissen Reiz aus. Leute kommen und gehen. Es gibt dauernd etwas zu beobachten. Also warum nicht einmal das Thema bei einem Spaziergang von Osten nach Westen angehen.
Fotoexkursion zu Stahl und Nieten
Beginnen wir auf der sogenannten Schäl Sick. Das ist Kölsch für “Blinde Seite”. Das war zu Zeiten als die Rheinschiffe noch mit Pferden rheinaufwärts gezogen wurden die Seite, zu der die Pferde eine Scheuklappe hatten, um nicht durch das vom Rhein reflektierte Licht geblendet zu werden.
Von Deutz gelangt man über die Hohenzollernbrücke, eine Eisenbahnbrücke aus dem Jahre 1911 auf die andere Rheinseite just zu der Stelle, an der das erste Foto entstanden ist.
Mehr als 1200 Züge rollen täglich über diese Brücke, auf der Touristen gerne Selfies und Fotos der Skyline von Köln machen. Man hat dort auch einen tollen Blick auf den Dom, das Motiv wurde aber schon tausendfach bemüht und ist daher nicht unbedingt interessant.
Die Brücke Hingegen ist ein stählernes Ungetüm mit vielen Nieten, entsprechend der Bauweise der Zeit vor dem ersten Weltkrieg.
Weiter geht es zum Kölner Hauptbahnhof, der ja leider in einer Silvesternacht traurige Berühmtheit erlangt hat.
Bei tief stehender Sonne, insbesondere in den Wintermonaten ergeben sich tolle Beleuchtungskontraste, ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten tut sich auf. Das ist ein Leckerbissen für die Schwarzweissfotografie.
Die ursprüngliche Bahnsteighalle des Kölner Hauptbahnhofs (die heutige Mittelhalle) die im Jahr 1894 erbaut wurde, besitzt eine Spannweite von 64 Metern und erstreckt sich über 255 Meter Länge.
An die Mittelhalle schließt sich eine Ende der 1990 er Jahre angebaute Bahnsteigüberdachung an, die stilistisch an die Mittelhalle angepasst ist.
Von der östlich gelegenen Bahnsteigüberdachung tut sich der Blick in Richtung Osten auf die Hohenzollernbrücke auf.
Weiter geht es zurück durch die Mittelhalle nach Westen.
Dieser Zug fährt zurück zum Deutzer Bahnhof, also nicht aussteigen!
Bahnhöfe bieten sicher auch spannende Motive für das Genre der Street Fotografie. Hier ist jedoch für mich Endstation! Alle Fotos sind mit einer Leica Monochrom MKII (M246) entstanden, und zwar ausschließlich mit einem 50mm und einem 35 mm Objektiv.
© Theodor Kierdorf – Der Kölner Hauptbahnhof- eine Fotoexkursion in Etappen – Stahl und Nieten
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Sehr geehrter Herr Kierdorf,
das ist eine Fotostrecke ganz nach meinem Geschmack! Ich finde es großartig, dass Sie diese in s/w zeigen, das ist meines Erachtens die unangefochten richtige Entscheidung. Mir gefällt sehr, wie Sie Linien und Strukturen einfangen und damit den Blick durch das Bild leiten. Mein absolutes Lieblingsbild ist jenes mit der Gleisüberdachung und den tiefen Schatten. Ich würde es sofort im Großformat aufhängen. Sehr gelungen!
Herzliche Grüße,
Maike Lehmann
Hallo Herr Kierdorf,
interessante Eindrücke – gerade in SW. Wie mein Vorredner schon sagte, sehr gelungen!
Eigentlich hatte ich angenommen, dass die Verzerrungen, die so teure Leica-Objektive liefern, sich in Grenzen halten – klar sollte die Kamera dann auch waagerecht ausgerichtet sein.
Allerdings stört nach meinem Empfinden vielmehr das Graffiti, welches ich an Ihrer Stelle entfernt hätte. Denn mit der Veröffentlichung derartiger Schmierfinken-Schmiereien wird denen noch eine Plattform gegeben, die gewiss nicht sein muss.
Ich hoffe auf weitere SW-Strecken – die Bahn (auch Auto- …) hat mehr als nur Köln zu bieten …
Herzliche Grüße
Klaus
Hallo Herr Holzborn,
danke für das Kompliment. Die vermeintliche Verzerrung ist allerdings dem Objekt geschuldet, nicht dem Objektiv! Über das Graffiti lässt sich diskutieren. Eine bestimmte Art der Fotografie sollte meines Erachtens immer auch einen zeitlichen Bezug haben.
Beste Grüße
Theodor
Sehr geehrter Herr Kierdorf,
die Aussage – “die vermeintliche Verzeichnung ist allerdings dem Objekt geschuldet, nicht dem Objektiv” – ist in dieser Argumentation falsch. Einerseits haben wir es hier nicht mit einer Verzeichnung zu tun ( weder Tonnen noch Kissenförmig ) Die Linien verjüngen sich nach oben, da der Kamerastandpunkt nicht genau zentral in der Mitte des Aufzunehmenden sich befand. Ich sehe hier auch kein Grund der Kritik. Das sollte jeder Fotografierende selber entscheiden, ob man im nachhinein gdF. per Bildbearbeitung hier eingreift. Ihre Aussage mit dem Graffiti möchte ich auch unterstreichen. Den Ausführungen von Herrn Holzborn muss man immer sehr skeptisch begegnen, da diese sehr oft fehlerhaft sind. Siehe Sony
Ich finde die Bilder gerade in schwarz-weiss ganz hervorragend. Und die Qualität der Leicakamera und -objektive ist beeindruckend! Die Graffitis finde ich jetzt nicht schlimm, im Gegenteil. Das es sich um eine “dokumentierende” Archtiketurfotografie handelt (meiner Meinung nach), ist das absolut ok. Also ich wünsche mir eigentlich mehr solche Reportagen!
Viele Grüße vom Bodensee
Gerd