Fotografie kann ein „schmutziges“ Geschäft sein. Ihre Ausrüstung dankt es deshalb, wenn Sie sie pfleglich behandeln und regelmäßig reinigen.

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Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber in unregelmäßigen Jahresabständen mache ich eine grobe Überschlagsrechnung, was ich für fotografisches Equipment bisher ausgegeben habe. Ohne ins Detail zu gehen oder gar zu protzen, mit der Summe in Bar könnte ich wohl zu einem Autohändler marschieren und wäre Minuten später Besitzer eines brandneuen, abbezahlten Fahrzeugs.
Das liegt nicht einmal an der Ausrüstungsmenge; eher daran, dass Fotografie (Ausnahmen bestätigen die Regel) kein wirklich günstiges Steckenpferd ist – selbst wenn man keine High-End-Bodys und ebensolche Objektive besitzt.
Mir ist ob dieses Werts sehr daran gelegen, die Funktionalität meiner Ausrüstung so lange wie möglich maximal hoch zu halten. Pflege ist dergestalt mein wichtigstes Hilfsmittel. Zwar lege ich keine festen „Putz- und Flickstunden“ ein, bei denen ich alles in einem Abwasch erledige, aber ich glaube, dass ich Ihnen mit den folgenden Tricks einen guten Überblick geben kann, wie die Ausrüstung lange im Bestzustand bleibt – was nebenbei meiner Erfahrung nach auch den Drang bremst, ohne echten Bedarf neue Dinge zu erwerben.
Der wichtigste Schritt: Pfleglicher Umgang

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Wie man sich bettet, so liegt man bekanntlich. Umgelegt auf die Fotografie bedeutet das: Die Art der Behandlung bestimmt, wie häufig Pflegearbeiten überhaupt nötig sind. Tatsächlich handelt es sich dabei um Dinge, die im fotografischen Alltag kaum Aufwand bedeuten, jedoch einen dramatischen Unterschied ausmachen:
So bitte nicht! Wenn Sie das Objektiv (draußen) wechseln, dann grundsätzlich mit nach unten gehaltener Anschlussöffnung im Body.
- Wenn draußen Objektive gewechselt werden, dann mit dem Rücken zum Wind, mit senkrecht nach unten gehaltenem Kamerabody und schützend vorgebeugtem Oberkörper. Umso weniger Staub gelangt ins Gerät.
Tipp: Üben Sie zuhause den Objektivwechsel intensiv. Je schneller es geht, desto geringer das Verschmutzungsrisiko. - Nach Outdoor-Shootings in der Kälte (<10°C) die Ausrüstung zunächst im Auto, der Garage oder einem anderen ungeheizten Raum akklimatisieren lassen, bevor sie in die warme Stube kommt; das verhindert Kondensation.
- Objektiv- und sonstige Schutzdeckel nur abnehmen, wenn und nur solange es nötig ist. Das gilt auch für Reserve-Akkus.
- Kameras niemals ohne „Sicherheitsgurt“ verwenden, auch nicht im Studio. Zumindest den Nackengurt ums Handgelenk wickeln oder gleich auf eine Handschlaufe setzen.
- Sofern Zeit bleibt (die sollten Sie sich immer nehmen), niemals zum Ende eines Shootings alles blind in die Tasche/Rucksack werfen, sondern sorgfältig einsortieren.
- Kamerataschen nicht auf dem (harten) Kofferraumboden transportieren, sondern auf die Sitze stellen und festschnallen – durch die Sitzpolster werden weniger Vibrationen übertragen, was vor allem den empfindlichen Mechaniken des DSLR-Spiegels sowie Blenden, Fokus und den Linsenbefestigungen langfristig zugutekommt.
- Geräte nicht dauerhaft in der Tasche lagern, sondern zuhause sorgsam wegräumen (mehr dazu im Folgekapitel).
- Kabel nicht wie ein Lasso aufwickeln, sondern so, wie es technisch korrekt ist.
Was ich zudem immer dabeihabe, ist ein simples Baumwollstoff-Bandana. Bevor ich Body und Co. in die Tasche zurückstecke, wische ich damit über alles außer die Linsen. Nur um Staub oder Handschweiß zu entfernen. Vielleicht ist die Wirkung minimal, aber ich glaube, dass meine Sachen auch deshalb immer neu wirken.
Die richtige Lagerung
Fotoausrüstung im offenen Regal ist sicherlich eine Zierde für den Raum, für die Ausrüstung ist es jedoch eine sehr kontraproduktive Lagerung.

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Der größte Feind der meisten Fotografen ist Staub – glauben sie zumindest. Doch auch wenn diese Partikel tatsächlich Übles anrichten können, so ist der größte Fotografenfeind eher Luftfeuchtigkeit und ein einzelner Staub-Bestandteil: Schimmelpilzsporen.
Sobald die Luftfeuchtigkeit 60 Prozent und mehr beträgt, es dazu noch kühl ist, können die Pilze gedeihen – mit Pech auf Objektiven in Form des berüchtigten Glaspilzes, der Linsen ruinieren kann.
Meine Lösung dagegen halte ich für sehr tragfähig:
- Alles Equipment grundsätzlich in beheizten, trockenen Wohnräumen lagern. Das gilt auch für Studioausrüstung, sofern es nicht dauerhaft beheizt wird.
- Insbesondere Bodys und Objektive in luftdicht verschließbaren Kunststoffboxen lagern. In jede davon einige Silika-Beutelchen (diese Kügelchen, die zahllosen Produkten beiliegen) geben. Sie saugen Luftfeuchtigkeit auf.
Da ich manche Ausrüstungsteile nur sehr selten, nutze, spiele ich mit dem Gedanken, ein Vakuumiergerät zu kaufen um sie jahrelang luftdicht zu verstauen. Hierfür gibt es auch andere Beutelchen. Sie enthalten eine Verbindung, die Rest-Sauerstoff aus dem Vakuum entfernt.
Regelmäßige Taschen-Entrümpelung
Kamerataschen ziehen Schmutz und Krimskrams beinahe magisch an. Regelmäßiges Aussortieren ist deshalb Pflicht.

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So glauben, dass Damenhandtaschen ein schwarzes Loch seien – so viele Dinge sich darin mit der Zeit ansammeln? Das gilt 1:1 auch für Fotografentaschen, vielleicht sogar noch mehr. Schnell ein Parkticket hineingestopft, die vom Model vergessene Sonnenbrille, eine unterwegs erstellte Skizze für ein neues Studio-Layout…
Schnell ähneln Kamerataschen so einer tragbaren Rumpelkammer. Dadurch werden sie nicht nur schwerer, sondern es mehren sich auch Inhalte, die verkratzen, verschmutzen oder anderweitig das Equipment schädigen können.
Die Lösung:
- In kurzen Abständen die Tasche komplett ausleeren. Gibt es einsteckbare Polster-Inlays, auch diese entfernen.
- Die Tasche umdrehen und ausklopfen. Wenn das Material es zulässt, „auf links“ drehen.
- Gelöste Fäden abschneiden und die Enden kurz per Feuerzeug verschweißen.
- Klettverschlüsse mit einer Fusselrolle und einer Zahnbürste von Partikeln und Fäden befreien.
- Den Innenbereich mittels Staubsauger aussaugen, gegebenenfalls mit einem feuchten Tuch auswischen (dann aber die Tasche 24 Stunden geöffnet austrocknen lassen, bevor sie wieder gefüllt wird).
Ob eine stark verschmutzte Tasche in die Wäsche sollte, hängt vom Material ab – bei einer weichen Domke aus Segeltuch eher als bei einer Ledertasche. Ich für meinen Teil habe es mich noch nicht getraut – und Flecken erst abgebürstet und dann mit einem spülmittelgetränkten Schwammtuch ausgerieben.
Körperreinigung mal anders

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Der äußere Body wird bei Reinigungen gern übergangen. Dabei ist er durch den Handkontakt meist besonders verschmutzt. Objektive werden regelmäßig gewechselt. Bodys hingegen unterliegen dauernder Nutzung. Meiner Erfahrung nach sind sie deshalb auch das schmutzigste Teil der Ausrüstung. So reinige ich sie:
- Objektiv entfernen, Schutzdeckel auf die Öffnung stecken, Einweghandschuhe anziehen.
- Body mit einem Blasebalg abpusten, anschließend mit einem angefeuchteten Microfasertuch abwischen.
- Mit einem antistatischen Pinsel alle Ecken auswischen. Bei hartnäckigem Schmutz mit Isopropylalkohol-feuchten Wattestäbchen arbeiten (häufig in angerauten Griffzonen nötig).
- Falls notwendig, reinige ich anschließend den Sensor, das ist mit wenigen Arbeitsschritten in Eigenregie möglich. Zeigen sich zum Beispiel, auch nach einem Objektivwechsel, deutliche Flecken auf den Bildern, sind Verschmutzungen des Sensors im Spiel – und die sollten beseitigt werden.
Anschließend nehme ich mir die Gurte und Handschlaufen vor. Nylonstücke lege ich für eine Stunde in lauwarmes Wasser mit Handwaschmittel oder Geschirrspüler. Mit einer Bürste entferne ich dann etwaigen Schmutz, spüle sie danach mit kaltem Wasser gründlich aus und lasse sie luftrocknen. Bei Leder hingegen empfehle ich dringend nur ein feuchtes Tuch gefolgt von etwas Lederpflegemittel (vor dem Montieren ein paar Stunden einziehen lassen).
Tipp: Sollten ihre Handschlaufen und Gurte durch Dauerkontakt mit Körperschweiß unangenehm riechen (ein Sommerproblem) und der Geruch trotz Waschen wiederkehren, können Sie sie mit Isopropylalkohol oder einem hautverträglichen Desinfektionsmittel keimfrei machen; das tötet die geruchserzeugenden Bakterien.
Saubere Objektive
Bei der Linsenreinigung ist wirklich allerhöchste Vorsicht geboten. Jedes Staubpartikelchen hat das Zeug dazu, Kratzer im hochpräzise gefertigten Glas zu verursachen.

Foto: Adobe.stock / picsmart
Wenn Fotos deutliche Schmutzpartikel zeigen (die sich natürlich mit Photoshop Lightroom und dessen Alternativen entfernen lassen), ist meistens das Objektiv der Übeltäter. Speziell die Frontlinse steht im Dauerkontakt mit der Umgebung. Prinzipiell gelten für die optischen Teile die gleichen Reinigungsregeln wie für den Sensor. Das heißt:
- Zunächst die Kontakte reinigen. Dazu muss die Oxidschicht entfernt werden, das geht mit einem weichen(!) Radierstift. Bitte mit maximaler Vorsicht arbeiten, damit sich keinesfalls etwas verbiegt.
- Linsen vorsichtig, aber sorgfältig mit dem Blasebalg abpusten.
- Falls das nicht genügt, einen antistatischen Pinsel nutzen.
- Falls auch das nicht genügt, mit Isopropylalkohol oder (besser) spezieller Linsenreinigungsflüssigkeit arbeiten.
Anschließend werden die Schutzdeckel aufgesteckt und der Objektivbody auf die gleiche Weise gereinigt wie der Kamerabody.
Sollten Sie in den Stellringen Schwergängigkeit oder Kratzigkeit feststellen, so sollten sie nicht selbst weitermachen. Das ist ein Fall für den Servicedienst ihres Herstellers.
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