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HDR-Fotos – Technik und Software HDR-Fotografie

In der Fotografie werden HDR-Fotos immer bekannter und sind in aller Munde. Doch was bedeutet HDR überhaupt? Die Technik und Software HDR-Fotografie, mit vielen Tipps wird in diesem *fotowissen-Beitrag vermittelt:

Die großen Helligkeitsunterschiede bereiten vielen Kameras Probleme.

Mit mehreren Belichtungen des gleichen Motivs kann der Tonwertumfang erweitert werden.

Mit der richtigen Software kann die HDR-Fotografie natürliche Fotos hervorbringen.

HDR-Bild entwickelt mit Photomatix Pro

HDR-Bild entwickelt mit Photomatix Pro. Dieser Artikel „HDR-Fotos, Technik und Software HDR-Fotografie“ wurde ursprünglich im Jahr 2009 erstellt und im Juni 2021 für Sie komplett überarbeitet.

Kontrastreiche HDR Fotos

Die kontrastreichen HDR Fotos  (High Dynamic Range Imaging oder HDRI/HDR) kommen dem menschlichen Auge entgegen, welches viele Vorzüge im Vergleich zu einer „normalen“ Kameratechnik hat. Das menschliche Auge kann helle Bereiche sowie dunkle Bereiche des Motivs umfangreicher erfassen, als die durchschnittliche Digital-Kamera. Analoger Film kann etwa 8 LW-Stufen (LW = Lichtwerte / Blendenstufen, englisch EV), eine digitale Kamera im RAW-Format bis maximal etwa 12 LW-Stufen, das menschliche Auge etwa 14 LW-Stufen differenziert aufnehmen. Eine Ausgabe auf Fotopapier differenziert nur noch etwa 6 LW-Stufen.

Dynamikumfang – das Auge im Vergleich zur Kamera

Das menschliche Auge ist in der Lage, sich ständig an sämtliche Herrlichkeiten in der Natur anzupassen. So flexibel ist eine Digitalkamera leider nicht. Zum anderen sieht das Auge (und Hirn) anders als die Optik und erfasst viele Dinge, welche aber auf einem Foto nicht abzubilden sind (z. B. die Umgebung in der wir uns beim Fotografieren befinden, oder was wir gerade in einem anderen Blickwinkel gesehen haben – ganz abgesehen vom räumlichen Sehen).

Die Technik und Software HDR-Fotografie hilft dabei, den schlechten Dynamikumfang von Digitalkameras auszugleichen und die Hell-Dunkel-Bereiche gut darzustellen. Gerade auch im Herbst sind viele Helltöne und Dunkeltöne in Motiven zu finden. Die großen Helligkeitsunterschiede sind für eine herkömmliche Kamera kaum zu erfassen. Ein Ausweg aus dem Dilemma ist es den Dynamikbereich der Kamera „künstlich“ zu erhöhen, indem wir ein HDR-Foto (genannt auch „HDRI-Foto“)  erstellen. Doch wie geht das mit den HDR-Bildern?

Technik / Software HDR-Fotografie mit drei Fotos oder mehr

Beim „High Dynamic Range Imaging“ (HDR-Fotografie) werden von uns Fotografen mehrere Fotos des gleichen Motivs mit verschiedenen Belichtungen erstellt. In der Regel sind es drei Fotos, die erstellt werden. Ein Foto mit der Belichtung, wie sie normaler Weise mit optimaler Belichtungsmessung gemacht würde, einer Belichtung, die überbelichtet ist (+2 LW um die dunklen Partien/“Tiefen“ des Motivs besser herauszuholen) und einer Aufnahme die unterbelichtet wird (-2LW um die hellen Partien/“Lichter“ wie den Himmel besser zu erfassen).

Die drei (oder mehr) Fotos werden mit einer HDR-Software wie Photoshop, Lightroom, DXO, ON1 oder Photomatix Pro zu einem Foto zusammen gerechnet (HDRI-Foto). Danach wird das Foto auf ein LDR-Format (Low Dynamik Range) zurückberechnet, welches wir uns mit den „normalen Monitoren“ ansehen können (der Vorgang an sich nennt sich „Tonemapping„). Ein HDR-Bild ist nämlich auf den heutigen bezahlbaren Monitoren nicht darstellbar und wird deshalb auf ein darstellbares Format (hierzu dient das Tonemapping, welches den Dynamikbereich wieder beschneidet) zurückberechnet. So genannte „BrightSide-Monitore“ werden aber sicherlich auch irgendwann in bezahlbarer Form kommen (im Moment noch sehr teuer).

Fotobeispiel HDR-Fotografie

In der Regel werden für kontrastreiche HDR Fotos meist drei Aufnahmen mit einem Helligkeitsunterschied von je zwei Blendenstufen erstellt (- 2LW / 0 / +2LW)

Kontrastreiche HDR-Fotos mit gleicher Blende

Die HDR Fotografie funktioniert auf Kameras, bei welchen eine feste Blende mit verschiedenen Verschlusszeiten einstellbar ist. Also auf SLR- (Spiegelreflex), spiegellose Systemkameras, so genannte Bridge-Kameras*, Kompaktkameras und Smartphones. Erwähnt sei auch, dass es Spiegelreflexkameras, Bridgekameras, Kompaktkameras, spiegellose Systemkameras (DSLM) und Smartphones gibt, die HDR-Fotos schon in der Kamera fertig stellen. Auch diese Kameras erstellen meist drei Aufnahmen, rechnen diese aber bereits kameraintern zusammen. Meist ist dieses Ergebnis jedoch nicht so natürlich, wie das nachträgliche Zusammenfügen dreier Bilder in einer externen HDR-Software. Vor allem haben wir Fotografen bei dieser Art der HDR-Automatik auf die Kamera-Einstellungen weniger Einfluss.

*Bridge-Kameras sind digitale Fotoapparate, die eine Technik wie eine Spiegelreflex-Kamera haben, bei denen aber das Objektiv (meist Zoom) nicht tauschbar ist. Bridge-Kameras liegen technisch und preislich meist zwischen Spiegelreflex und Kompaktkameras. 

Auch Smartphones können HDR-Fotos erstellen. Während die iPhone-interne App das leider nicht so gut hinbekommt, gibt es zusätzliche Foto-Apps für das iPhone, welche tatsächlich mehrere Aufnahmen zusammenfügen und natürliche HDR-Fotos erstellen können.

Die feste Blende über die drei oder mehr Aufnahmen dient dazu, die Schärfentiefe bei allen drei Fotos zu erhalten. Auch die Fokussierung sollte man vorher einstellen und auf Manuellen Fokus statt Autofokus wechseln, damit sich diese nicht bei allen drei Fotos ändert (heutige Kameras könne das aber automatisch – „AEB / Bracketing“). Das gleiche gilt für den Weißabgleich. Ein Stativ ist eine gute Idee, aber man kann die Fotos auch aus der Hand aufnehmen, vorausgesetzt es ist hell genug und ich habe entsprechend kurze, verwacklungsfreie Belichtungszeiten / Verschlusszeiten.

Auto Exposure Bracketing (AEB) – Automatische Belichtungsreihe

Viele Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras bieten bereits die Funktion „Auto Exposure Bracketing (AEB)„. Bei AEB bleibt die Blende gleich und die Kamera belichtet in schneller Serienaufnahme 3, 5, 7, oder 9 Fotos in Folge. Die Bildfolge wird mit gemessener oder frei eingestellter Belichtung (3 Aufnahmen sind meist mit +2LW, 0LW und -2LW ausreichend) aufgenommen. Moderne Kameras lassen dabei auch die Schärfe auf dem gleichen Punkt und arbeiten mit dem gleichen Weißabgleich über alle 3, 5, 7 oder 9 Aufnahmen.

Wer kontrastreiche HDR Fotos aufnimmt, ist gut beraten, das RAW-Format der Kamera zu nutzen (statt JPG):

*fotowissen-Experten-Tipp: Tipp: In den sogenannten Custom-Programmen (C1/C2/C3) der modernen Digitalkameras, ist es möglich eine HDR-Aufnahme schnell und einfach abzurufen. Speichern Sie z. B. Manuelle Fokussierung, das Programm Zeitautomatik (Blendenvorwahl, Verschlusszeit wird automatisch von der Kamera eingestellt) und das Auto Exposure Bracketing, ISO-Automatik und einen 2 Sekunden Selbstauslösewert, macht so manche Kamera die Fotos genau wie gewünscht auf Knopfdruck und gleich in Serie.

 

HDR Software HDR-Fotografie

Es existiert die verschiedenste Software für die Erstellung eines HDR-Fotos aus drei oder mehr Einzelbildern. Hier eine Liste mit guter HDR-Foto-Software (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Lightroom Classic CC
    Die wohl bekannteste Bildbearbeitungssoftware Lightroom Classic erzeugt aus einzelnen JPEG oder RAW-Bildern ein einzelnes DNG-Foto, welches nicht nur natürlich wirkt, sondern auch nachträglich in allen Punkten bearbeitet werden kann. Die Software ist auch in Sachen Ghosting (kleinere Bewegungen während der einzelnen Aufnahmen werden herausgerechnet) erfolgreich. Eine gute Software für die HDR-Fotografie.
  • Photomatix-Pro
    Photomatix liegt inzwischen in der Version 6 vor und wurde ständig überarbeitet. Ich empfehle die Version Photomatix Pro, die für etwa 79 € für *fotowissen-Leser zu erhalten ist. Diese Version hat im Gegensatz zu Lightroom viele Einstellmöglichkeiten. Damit können wir unser HDR-Bild an unsere eigenen Bedürfnisse anpassen. Eine neue HDR-Rendermethode namens Tone Balancer sorgt für realistische, natürliche Ergebnisse, die Lightroom Classic in nichts nachstehen, aber abstimmbar sind. Die Ergebnisse lassen sich zum Beispiel als 16 Bit TIF-Bilder abspeichern und sind damit auch noch für die weitere Bildbearbeitung geeignet.
  • HDR-Effex Pro (Nikcollection)
    In der DxO Nik Collection sind verschiedene Software Filter enthalten. Eines davon ist HDR-Effex Pro, andere sind überaus nützlich für die Wandlung von Farbe nach Schwarzweiß, die Ausgabe auf großen Postern, analoge Bildeffekte und vieles mehr. Insgesamt ist es ein Bundle von wertvollen Programmen und auch HDR-Effex Pro macht einen professionellen Job.
  • Photoshop CC
    Mit Photoshop CC als Software HDR-Fotografie werde ich nicht warm. Ich kann persönlich nicht feststellen, dass Photoshop den Job so gut wie Photomatix Pro oder andere Programme abwickelt.
  • Franzis HDR-Projects Pro
    Eines der umfangreichsten Programme für die High Dynamik Range Fotografie kommt aus dem Hause Franzis. Damit werden allerdings auch wirklich detaillierte Bearbeitungsmöglichkeiten geboten. Die Software ist mächtig.
  • Aurora HDR von Skylum
    Diese Software haben wir bei *fotowissen umfangreich vorgestellt und getestet. Es handelt sich um ein Programm mit guten Ergebnissen.

 

Bekannteste HDR Software Photomatix Pro

Die wohl bekannteste HDR-Bearbeitungssoftware heißt Photomatix (erhältlich für MAC und Windows). Ich persönlich nutze Photomatix Pro in der neuesten Version (oder Lightroom Classic), da sie für mich am einfachsten zu bedienen ist und zeitlich akzeptable Resultate bietet.

HDR-Bilder – Künstliche Anmutung

Manchmal haben HDR-Fotografien den Effekt, künstlich auf den Betrachter zu wirken. Das ist bei vielen Programmen der Fall und war auch bei Photomatix so, bevor neuere Versionen auf den Markt kamen. Ab der Softwareversion 6 ist es möglich, den Effekt des Tonemappings (des Zurückberechnens auf darstellbares Format) von „Standard“ über „Natürlich“, „Malerisch“ oder „Grunge“ einzustellen. Dazu können wir in Photomatix Pro alle Einstellungen des Tonemappings korrigieren oder gleich von Hand einstellen. Heraus kommt ein Ergebnis, das die Vorzüge aller drei oder mehr Belichtungen vereint: Umfangreiche Tonwerte, Tiefen und Lichter.

Auch den Weißabgleich unseres HDR-Fotos können wir Fotografen in Photomatix einstellen. Das ist nützlich, denn bei drei Aufnahmen werden ältere Kameras drei verschiedene Weißabgleiche festhalten (merkwürdig oder?). Wenn wir Photomatix Pro nicht als Standalone-Software nutzen, sondern die Fotos z. B. aus Lightroom an Photomatix übergeben (Datei – Zusatzmoduloptionen – Export to Photomatix Pro), dann können wir vorher den Weißabgleich und andere Einstellungen wählen. Diese Werte werden an das Programm übergeben.

Gegen das sogenannte „Ghosting“ hat Photomatix wirksame Einstellungen parat. Wenn der Wind die Blätter bewegt, sind HDR-Fotos meist nicht so ganz einfach, und neigen zu seltsamen Überblendungen („Ghosting“). Anders als bei Bewegungsunschärfe sieht es dann so aus, als würde ein Blatt an drei Stellen im Bild gestanden haben, ist aber dabei leicht durchsichtig. Auch die bewegte Wolken, Menschen und Autos sind in drei, fünf oder neun Aufnahmen an verschiedenen Stellen belichtet. Die HDR-Fotografie ist z. B. für Sportfotos nicht geeignet.

Der Vergleich: normales Foto (links) und HDR-Foto (rechts)

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RAW JPG Vergleich – Farbumfang von digitalen Fotos – wichtig für kontrastreiche Fotos >>

© Peter Roskothen Profifotograf und Fotojournalist – HDR Fotos Technik und Software HDR-Fotografie


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Peter Roskothen

Peter Roskothen
Ich bin Fotograf, Fototrainer besonderer, individueller Fotokurse und Fachjournalist für Fotografie. Ich schreibe auf *fotowissen für Sie als Fotografin und Fotograf. Die Fotografie ist meine Passion. Ich liebe alle Fotothemen und fotografiere genauso begeistert, wie ich schreibe und Fotokurse gebe.

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Meine andere Homepage mit Fotografien, Fotokursen und Webdesign finden Sie unter P. Roskothen Fotokunst & Design.

4 Kommentare

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  • Ich finde HDR-Fotos meistens sehr unnatürlich, weshalb ich es auch selten brauche… Entweder liegt es an den Programmen oder ich kann es einfach nicht :D

    • Sie haben Recht, ich mag das auch nicht sehen. Aber wenn Sie es mit Lightroom Classic oder dem neuen Photomatix bearbeiten, dann wird es natürlich.

  • Ihr Beitrag ist sehr auf das Wesentliche konzentriert und wieder einmal klasse erklärt. Für ambitionierte Anfänger eine gute Orientierung und für fortgeschrittene Fotografen eine gute Gelegenheit, ihre Kenntnisse aufzufrischen. Ich selbst habe anfangs mit Photomatix gearbeitet und nutze gegenwärtig Lightroom Classic CC, bedingt durch den täglichen Umgang mit dieser Software. Ich schätze den natürlichen Look der errchneten Bilder. In den Anfangsjahren waren HDR-Aufnahmen allgegenwärtig und der zum Teil übertriebene Look waren mir zu viel. Allerdings haben sehr kreative Fotografen bei der
    von mir früher persönlich genutzten Sofware einige Möglichkeiten ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen.

    • Danke Herr Gottschling,
      ich freue mich über Ihren Kommentar. Tatsächlich errechnet Lightroom sehr natürliche HDR-Bilder, das kann Photomatix aber inzwischen auch. Für alle, die mit Luminar oder anderer Bildbearbeitung als Adobe ihre Bilder korrigieren, ist Photomatix eine sehr gute Alternative.
      Herzlich, Ihr Peter R.

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

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