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Hamburg schwarzweiß und analog
Im Jahr 2024 fotografierte ich Hamburg analog schwarzweiß auf Rollfilm mit der Rolleicord. Erst im Jahr 2025 ließ ich ihn bei Optik-Oldschool entwickeln und scannen. In dem Bericht “Faszinierende Fotografie in Hamburg – Tipps Fototouren” hatte ich versprochen, die Fotografien nachzuliefern.
In manchen Städten passt die analoge Fotografie einfach am besten. Hamburg ist eine solche Stadt, die wir *fotowissen-Redakteure gerne einmal fotografisch besuchen wollten. Im Jahr 2024 war dort die Meet & Street Hamburg und *fotowissen war dabei.
Die Kamera: Rolleicord mit Zentralverschluss
Ich packte neben digitalen Kameras auch die analoge Rolleicord¹ plus Belichtungsmesser und Rollfilmen in die Fototasche. Vielleicht fragen Sie sich, warum ich ausgerechnet die Rolleicord einpackte. Das hat ganz einfache Gründe, denn sie ist leichtgewichtig, unauffällig und überdies sogar leise. Unauffällig ist sie deshalb, weil wir von oben in einen Schachtsucher schauen, der alles spiegelverkehrt anzeigt und wir die Kamera dabei nicht wie eine Flinte anlegen, sondern vor den Bauch halten. Perfekt für die Straßenfotografie.
Über ein Jahr lag der Film belichtet herum, bevor ich ihn im Jahr 2025 durch Optik-Oldschool entwickeln und scannen ließ.
Foto oben: Zwei Damen sitzen auf Bänken neben einem dunklen Holzgebäude. Eine der Damen trägt einen Hut und schaut den Elb-Anleger entlang. Der Platz gleicht einem ruhigen Fleckchen, umgeben von Bäumen und einem Geländer. Perfekt auf analogem Schwarzweißfilm, Farbe hätte nur abgelenkt.
Der Zentralverschluss ist eine interessante Besonderheit bei der Rolleicord und Rolleiflex – beide Kameras verwenden einen Zentralverschluss (Compur oder Synchro-Compur), der extrem sanft auslöst und praktisch keinen Erschütterungsmoment erzeugt, wie es etwa bei einem Schlitzverschluss der Fall ist. Er funktioniert wie eine Blende, ist erst geschlossen, geht dann für die Zeit der Belichtung auf und wieder zu.
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Mit dem sanften Zentralverschluss sind längere Belichtungszeiten aus der Hand möglich, als man es sonst erwarten würde. Die lange Verschlusszeit aus der Hand ist durchaus vergleichbar mit dem heutigen IBIS, der beruhigend für die Aufnahme wirkt.
Erfahrungswerte für Verschlusszeiten aus der Hand mit Zentralverschluss:
Viele erfahrene Fotografinnen und Fotografen berichten, dass mit einer Rolleiflex oder Rolleicord aus der Hand sicher fotografiert werden kann bei:
- 1/30 Sekunde: fast immer verwacklungsfrei möglich.
- 1/15 Sekunde: bei ruhiger Hand und gutem Stand häufig machbar.
- 1/8 Sekunde: mit zusätzlicher Stabilisierung (z. B. Kamera an den Körper gepresst) gelegentlich möglich.
- 1/4 Sekunde oder länger: nur in Ausnahmefällen, z. B. mit Abstützen oder Anlehnen.
Warum das funktioniert:
- Der Zentralverschluss hat kaum Masse, die sich bewegt – kein Rückschlag, kaum Erschütterung.
- Die Kamera wird beim Fotografieren auf Brusthöhe gehalten, oft auf dem Körper abgestützt.
- Der große, helle Sucher motiviert zu konzentrierter Arbeit und ruhigem Auslösen.
Persönlicher Tipp:
Mit ein bisschen Übung und ruhiger Haltung (z. B. leicht an den Körper anlehnen, Ellbogen stabilisieren), kann man 1/15 s fast immer und 1/8 s erstaunlich oft scharf hinbekommen.
Rolleicord vom Händler bei ebay >>Fototour durch Hamburg
Street Photography beim Meet & Street 2024
Mit der Meet & Street 2024 waren wir ungefähr vier Stunden lang unterwegs durch die verschiedensten interessanten Viertel in Hamburg. Geführt wurden wir von unserem unglaublich freundlichen Guide Felix Basqué, der uns die schönsten und interessantesten Straßen für die Fotografie Hamburgs zeigte. Felix hielt in unübersichtlichen Situationen mit großen Menschenmengen einfach einen grünen Schirm hoch, damit wir ihn einfach wiederfanden.
Die Gruppe von Straßenfotografen, die sich ihm anschloss, war überwiegend analog unterwegs, was mich schon damals positiv berührte. Es gibt sie also noch, besser gesagt wieder, die analogen Fans, die das Fotografieren genießen und den Unterschied des Negativs zu schätzen wissen. Und nein, es sind nicht ausschließlich die alten Knacker wie ich, die schon zu Kinder- und Jugendzeiten analog fotografierten, sondern es sind vor allem auch junge Menschen, die den haptischen Film lieben.
Die Analoge Bewegung lebt
Die analoge Bewegung und Gemeinschaft von Fotografen ist stark und unterhält sich keineswegs über den Autofokus, der in den meisten Fällen nicht zur Verfügung steht, sondern häufig über Bildinhalte. So war es auch wenig verwunderlich, dass beim Meet & Street 2024 in Hamburg viele Fotos gezeigt und diskutiert wurden. Ein riesiger Unterschied zur digitalen Fotografie, bei der die Fotos offensichtlich eher in den Smartphones oder im weiten Computer-Universum verschwinden.
Bei dem langen Hamburg-Spaziergang mit der Kamera entdeckten wir zahlreiche verschiedene Motive. Mal war es die Elbphilharmonie, mal faszinierten die spiegelnden Scheiben eines Cafés. Wie so oft in der Straßenfotografie stand der Mensch im Vordergrund, der in Hamburg sehr gelassen mit der Kunst umging.
Beispiele analoger Schwarzweißfotos aus Hamburg
Die analogen Fotos mit der Rolleicord 6×6 sind alle auf Delta 100 belichtet. Gescannt wurden sie auf einem Noritsu-Filmscanner vom Fotolabor Optik-Oldschool in Düsseldorf.
Fazit: Analoge Fotografie in Hamburg – zeitlos, echt, entschleunigt
Die analoge Fotografie auf Schwarzweißfilm bietet uns in einer Stadt wie Hamburg eine besondere Tiefe und Ausdruckskraft. Gerade mit einer klassischen Kamera wie der Rolleicord lassen sich zeitlose Momente einfangen, die durch digitale Technik so nicht entstehen würden. Die Kombination aus historischem Stadtbild, modernem Stadtleben und der ruhigen Herangehensweise beim Fotografieren mit Film schafft einzigartige Ergebnisse, die weit über einen schnellen Smartphone-Schnappschuss hinausgehen.
Ob bei einer analogen Fototour, der Street Photography oder einfach beim Entdecken der Elbmetropole – Hamburg bietet ideale Motive für Schwarzweißfilm. Wer sich für analoge Kameras interessiert, wird mit der Rolleicord eine kompakte, leise und zugleich leistungsfähige Begleiterin finden, die echtes Fotografie-Feeling vermittelt.
Wer Hamburg fotografieren und dabei entschleunigt unterwegs sein möchte, sollte der analogen Schwarzweißfotografie unbedingt eine Chance geben. Die Ergebnisse sprechen für sich: authentisch, charaktervoll und voller Atmosphäre.
FAQ Häufige Fragen zur analogen Fotografie in Hamburg
1. Warum eignet sich Hamburg für analoge Schwarzweißfotografie?
Antwort:
Hamburg bietet mit seiner Mischung aus historischen Gebäuden, Hafenanlagen, moderner Architektur und lebendigem Straßenleben ideale Motive für analoge Schwarzweißfotografie. Das Licht, die Struktur und die Atmosphäre der Stadt wirken auf Schwarzweißfilm besonders ausdrucksstark.
2. Was ist das Besondere an der Rolleicord für Street Photography?
Antwort:
Die Rolleicord ist eine kompakte, leise Mittelformatkamera mit Schachtsucher und Zentralverschluss. Durch ihre unauffällige Bedienung und das ruhige Auslösen eignet sie sich hervorragend für diskrete Street Photography, besonders in urbanen Umgebungen wie Hamburg.
3. Wie lange kann ein belichteter Film auf die Entwicklung warten?
Antwort:
Ein belichteter 35mm-Film oder 120er-Rollfilm kann bei kühler, trockener Lagerung viele Monate oder sogar über ein Jahr auf die Entwicklung warten. Wichtig ist, ihn lichtdicht und möglichst temperaturstabil aufzubewahren, um Qualitätseinbußen zu vermeiden – wie im Artikel beschrieben.
Links Hamburg Fotografieren
Faszinierende Fotografie in Hamburg – Tipps Fototouren >>
Meet & Street 2024 Hamburg Street Photography Festival >>
Fotografieren mit Freunden in einer Gruppe >>
© Peter Roskothen ist Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Hamburg analog schwarzweiß – Echte Emotionen auf Rollfilm
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“Wie lange kann ein belichteter Film auf die Entwicklung warten?”:
Leider selber erlebt. Die Kontraste werden flauer, wenn man den Film lange liegen lässt. Meiner lag 5 Jahre. Mit dem Vergrösserer wäre es ein Problem geworden, Hybrid konnte ich die Fotos sehr gut verwenden.
Lieber Herr Roskothen,
das sind sehr schöne Bilder. Aber so ganz kann ich den Hype um die Wiederentdeckung der Analog-Fotografie nicht nachvollziehen. Die Regeln für gute Bildkomposition sind doch dieselben. Man muss sich die Zeit dafür nehmen, das gilt auch für die digitale Fotografie. Wenn ich an all die Umständlichkeiten der analogen Fotografie zurückdenke- für mich ist das im Augenblick kein Thema, ich habe allerdings auch keine Ausrüstung mehr, die ich dazu reaktivieren könnte.
Viele Grüße
Jürgen Lampert
Lieber Herr Lampert,
ich schätze Sie und Ihre Kommentare, so auch diesen. Danke!
Nachvollziehen heißt Ausprobieren nicht nur theoretisch darüber zu denken. Sie würden auch die digitale Fotografie mit dem analogen Experiment neu entdecken. Ich möchte Sie herzlich dazu einladen (gerne auch in einem analogen Fotokurs mit geliehener Kamera). Gerade die Umständlichkeiten der analogen Fotografie sind das, was es wieder neu ausmacht. Ich schreibe gerade an einem Artikel über analoge Fotografen, von denen Sie sich inspirieren lassen können. Ich weiß, Sie sind offen genug, auch solche Artikel zu lesen und anzuschauen.
Herzlich Ihr Peter R.
Sehr geehrter Herr Lampert,
in meinem Fall ist es eine Sache meines persönlichen Gefühls. Für manche Vorhaben kann ich nur mit einer analogen Kamera und Schwarzweißfilm losziehen. Ich bin überzeugt, dass ein voll digitaler Fotograf mindestens gleich gute oder bessere Ergebnisse erzielen kann als ich mit meinen analogen Gerätschaften, auch in gestalterischer Hinsicht.
Der Punkt ist aber: ICH kann es mit einer digitale Ausrüstung nicht. Ich habe es probiert, aber ich reagiere dann einfach nicht auf bestimmte Eindrücke/Situationen. Manchmal geht es sogar soweit, dass ich an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Kamera greife und mich dann z.B. mit einer siebzig Jahre alten Contax II a mit dem 50er Sonnar auf den Weg mache weil ich mir einbilde, an diesem speziellen Tag nur mit diesem Gerät entsprechend reagieren zu können. Es macht für mich auch einen Unterschied, ob ich mit einer großen, schweren, lauten, vollmechanischen Nikon F2, geladen mit Kodak Tri X, unterwegs bin oder mit einer kleinen, leichten, leisen, automatischen Olympus OM 4 Ti, bestückt mit Ilford FP 4. Liest sich wahrscheinlich spleenig (was nicht meine Absicht ist), hängt aber möglicherweise mit meiner fotografischen Sozialisation seit Anfang der 70er Jahre zusammen und mit dem damaligen Umfeld und den entsprechenden Themen und den Fotos, von denen ich als junger Mensch beeindruckt war.
Es ist für mich auch nicht dasselbe, ob ich in einem Buch lese oder vom Bildschirm eines digitalen Gerätes, obwohl es ja der gleiche Text ist.
Ein Psychologe bin ich nicht. Aber einen Grund wird es wohl auch dafür geben, dass Gitarristen, die über einen ganzen Park von Instrumenten verfügen, für bestimmte Vorhaben ein bestimmtes, altes Modell zur Hand nehmen und einen bestimmten (womöglich Röhren-) Verstärker verwenden, obwohl zig andere Modelle einen ähnlichen oder besseren Klang erzeugen würden. Und manche Musiker nehmen auch wieder auf analogem Weg auf, mischen analog und veröffentlichen das Ergebnis dann auch analog auf Vinyl (AAA).
Der Musiker Dave Grohl ist soweit gegangen, dass er sich das alte, analoge Neve-Mischpult aus den Sound City Studios gesichert hat, um damit analog arbeiten zu können (er habe es „gerettet“ hat er damals gesagt, wenn ich mich recht erinnere). Obwohl in allen Aufnahmestudios der voll digitale Weg für alle Beteiligten um ein Vielfaches einfacher ist.
Und wenn ich dann mal wieder meine allererste Spiegelreflex, eine Yashica TL Electro X ITS (ja, funktioniert noch einwandfrei) zur Hand nehme, ist es nochmal etwas völlig anderes. Und weil ich gerade dabei bin: Vielleicht suche ich auch noch mal nach einer Instamatic, mit der damals alles begann. Filme, wenn sie auch ihr Verfallsdatum seit Jahrzehnten überschritten haben, werden sich noch in irgendwelchen Kellern oder Dachböden finden. Überlagert? Farbstichig? Stefanie Schneider hat ihr gesamtes fotografisches Werk auf überlagertem Polaroidmaterial verwirklicht.
Liebe Grüße
“…Der Musiker Dave Grohl ist soweit gegangen, dass er sich das alte, analoge Neve-Mischpult aus den Sound City Studios gesichert hat, um damit analog arbeiten zu können (er habe es „gerettet“ hat er damals gesagt, wenn ich mich recht erinnere). Obwohl in allen Aufnahmestudios der voll digitale Weg für alle Beteiligten um ein Vielfaches einfacher ist….”
Und die entstandene Scheibe, incl. der eingeladenen Musiker dazu, ist zum Niederknien… ;-)