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Fuji GFX 50S versus Fuji GFX 100S

Warum ich die GFX 50S der GFX 100S vorziehe? Welche Motive sprechen im Jahr 2021 für den Kauf einer Fujifilm GFX 50S oder GFX 50 R ? Gründe, die ich Ihnen gerne in diesem Beitrag erläutern möchte:

Vergleich Fuji GFX 50S und GFX 100S
Vergleich Fuji GFX 50S und GFX 100S – Trotz doppelter Auflösung und IBIS, ist die 100S kleiner.

Kauf Gründe GFX 50S / GFX 50R) im Jahr 2021

Ohne Zweifel haben sowohl die GFX 50S, als auch die GFX 50 R eine hervorragende Bildqualität. Im Digitalzeitalter sind die Kameras zwar mit vier Jahren schon älter, dennoch schießen sie genauso gute Fotos noch in 2017. Das Mittelformat bietet eine hohe Plastizität der Aufnahmen, die 50 Megapixel Auflösung unterstützt auch riesige Abzüge an den Wänden. Die Vorteile spiegelloser Kameras (DSLM) sind in diesem Artikel alle besprochen:

Im Jahr 2021 interessieren sich viele Fotografen für die GFX 100 oder die GFX 100S. Das hat den Vorteil, dass die Gebrauchtpreise für die GFX 50S/R für Fotoamateure interessant sind. Jetzt kann es durchaus interessant sein, eine GFX 50S/R zu kaufen:

Erfahrungsbericht Fujifilm GFX-Objektive - Meine liebsten Fujifilm GFX-Objektive
Erfahrungsbericht Fujifilm GFX-Objektive – Meine liebsten Fujifilm GFX-Objektive

GFX 50S tauschen?

Warum ich die GFX 50S nicht gegen eine GFX 100S eintauschen werde? Es sind viele Gründe, die für mich entscheidend sind, obwohl die GFX 100S technisch weiter vorne liegt und moderner ist:

Es liegen vier Entwicklungs-Jahre zwischen der GFX 50S (Februar 2017) und der GFX 100S (Februar 2021). Das sind Entwicklungs-Lichtjahre im Bereich digitale Kameratechnik. Als die 50S im Februar 2017 herauskam, war noch nicht klar, dass Fujifilm einen großen Erfolg mit dem Mittelformat haben würde. Fotografen wie ich, die die Kamera und Objektive kauften, gingen ein Risiko ein, denn das GFX-Format hätte auch in der Versenkung verschwinden können.

Im Jahr 2021 jedoch zweifelt niemand mehr am Erfolg des Fuji Mittelformats. Die Kameras haben sich etabliert, jedem Fotografen ist inzwischen klar, dass Phase One nur noch einen Bruchteil der Verkäufe mit großem Sensor ausmacht. Mag sein, dass auch Hasselblad einen Teil abbekommt, aber ich behaupte, dass Fujifilm zwei Märkte an sich gezogen hat:

Die Entscheidung, ob Fujifilm mit dem GFX-Format Erfolg hat, ist bereits positiv beantwortet.

Unterschiede Fuji GFX 50S und Fuji GFX 100S

Die technischen Unterschiede zwischen der Fuji GFX 50S und der Fuji GFX 100S sind:

Die GFX 100S hat die doppelte Auflösung bei kleinerem Gehäuse. Der IBIS trägt maßgeblich dazu bei, 100 Megapixel bei längeren Belichtungszeiten oder weniger ISO aus der Hand aufzunehmen. Eine höhere Bildfrequenz trägt dazu bei, dass die GFX 100 und GFX 100S relativ schnell sind. Beide Kameras sind sogar wahnsinnig schnell für eine Mittelformatkamera, auch was den Autofokus angeht. Die 100S hat einen unglaublich leisen und weichen mechanischen Verschluss, dessen Lautstärke nicht mit dem der 50S verglichen werden kann. Dabei ist auch die 50S eine leise Kamera.

Der einzige Vorteil der GFX 50S ist technisch gesehen der (mit Adapter) klappbare und schwenkbare Sucher. Warum also sollten Sie sich heute noch für eine GFX 50S oder 50R entscheiden?

Die Fujifilm GFX 50S ist im Jahr 2021 keine schlechtere Kamera als im Jahr 2017. Sie ist sogar besser geworden, da Fujifilm die Kamera via Firmware-Updates um Funktionen wie das Fokus-Bracketing (manuell und automatisch) erweiterte. Auch diese Art von Support zeigt die Qualität des Herstellers für den Fotografen, denn die nachträgliche Erweiterung von Funktionen ist von anderen Herstellern unbekannt.

Wenn die GFX 50S mit dem Erscheinen einer GFX 100/S nicht schlechter wurde, warum also kaufen Fotografen die GFX 100/S? Da ist zum einen die ungeheure Auflösung von 100 Megapixeln, die für Ausstellungen und Ausschnitte Vorteile bietet. Zum anderen ist der IBIS verantwortlich für die einfache Handhabung der Kamera. Und machen wir uns nichts vor:

Der IBIS ist im Mittelformat eine technische Revolution.

Gewicht, Gewicht, Gewicht

So müssen GFX 50S und GFX 50R Fotografen häufig ein Stativ mitnehmen, um Aufnahmen hervorragender Qualität mit niedriger ISO zu erhalten. Ein Umstand, der noch einmal zwischen 1,5 und 2 Kilo Gewicht zusätzlich bedeutet. Das ist kein Hinderungsgrund auf kurzen Strecken, aber wenn ich auf den Mount Everest möchte, dann ist das ein entscheidender Faktor.

Wo wir gerade vom Mount Everest sprechen: Würden Sie auf einer Expedition, die vielleicht 20 Tausend Euro kostet, oder auf einer Reise nach Island für 4 Tausend Euro lieber eine GFX 50S oder eine GFX 100/S mitnehmen? Bei dem Aufwand sollte jeder Fotograf die beste Kamera der Welt mitnehmen, denn so schnell kommt man dort nicht wieder hin. Jetzt stellen wir uns also die Frage, warum kaufen Fotografen im Jahr 2021 noch eine 50S oder 50R?

Gründe für eine GFX 50S

Ich möchte Ihnen die Frage ganz subjektiv beantworten. Gründe, die für die höhere Auflösung sprächen, habe ich Ihnen genug genannt. Jetzt folgen die Gründe, warum auch eine 50 Megapixel Mittelformat-Kamera interessant ist.

50 Megapixel reichen mir

Ich benötige die 100 Megapixel nicht. Ich habe bei meinen Tests der GFX 100 und GFX 100S festgestellt, dass ich meine Computer-Hardware um etwa € 6.000,- aufrüsten müsste, um diese Daten schnell zu bearbeiten. Der noch triftigere Grund ist aber, dass die 50 Megapixel im Mittelformat auch in 2021 noch überragend sind. Ich bin extrem zufrieden mit dieser Auflösung und möchte nicht noch mehr Daten erzeugen und verwalten.

Klapp- und schwenkbarer Sucher

Der Sucher meiner GFX 50S ist ein genialer Geniestreich der Fuji-Ingenieure. Der Sucher ist mittels einem optionalen Adapter klappbar und schwenkbar. Ich kann ihn bei Aufnahmen im Hochformat wie Querformat nutzen, um alternativ in Bauchhöhe oder aus der Froschperspektive zu fotografieren. Auch im Studio bei Produktaufnahmen ist dieser Sucher von enormem Vorteil. Die GFX 100 (die große ohne das „S“) mit dem klapp- und schwenkbaren Sucher jedoch würde ich nicht kaufen wollen, auch weil sie für mich zu teuer, zu groß und zu schwer ist. Ich benötige weder den Hochkantgriff, noch den doppelten Akku.

Tatsächlich würde ich den klapp- und schwenkbaren Sucher bei der GFX 100S sehr vermissen, auch wenn die Kamera mich in Bodennähe mit dem Klappdisplay unterstützt.

IBIS

Der IBIS der beiden 100 Megapixel-Kameras ist eine Wucht. Damit lassen sich wirklich bessere Fotos belichten. Aber ich würde lieber eine etwas preiswertere GFX 50S Mark II mit IBIS erwerben, als die GFX 100S. Ich vermute diese Kamera wird gegen Ende 2021 angekündigt.

Bedienung

Das PSAM-Wahlrad der 100S ist zunächst eine Umstellung für 50S/R Fotografen. Wenn man die C1-C6 Programmierung nutzt, wird das Umstellen zwischen Portrait und Landschaft, zwischen Dunkel und Hell einfacher. Ich kann persönlich mit beiden Bedienungen umgehen, aber näher am Herzen ist mir die Bedienung der 50S mit dem ISO- und Verschlusszeiten-Wahlrad auf den Kameraschultern.

Preis GFX

Ich habe 2017 mehr für die 50S gezahlt, als Fotografen heute für die 100S ausgeben. Die Kamera war bei ihrem Erscheinen rund € 1.000,- teurer, mit dem Sucheradapter sogar rund € 1.500,-. Erstaunlich ist für mich, wie günstig die 100S auf den Markt kommt. Dabei hat sie doch technisch mehr Vorteile als Nachteile im Vergleich mit der 50S.

Ehrlich zugeben sollten wir, dass nur wenige Fotografen Kunden haben, die eine Investition ins Mittelformat überhaupt bezahlen. Ich selbst habe Fotos im Mittelformat selten verkauft. Kunden reagieren nicht auf das Angebot, es sei denn sie werden von Agenturen beraten, die um den Qualitätsvorsprung des größeren Sensors wissen. Insgesamt ist die Einstellung privater Kunden aber zumindest in Deutschland kein Kaufargument für die GFX-Kameras und -Objektive.

Wenn sich jemand eine GFX kauft, dann vermutlich einfach wegen der Bildqualität oder der Auflösung. Und weil es zu der Plastizität des größeren Sensors keine Alternative von Canon, Sony oder Nikon gibt. Die Käufer sind also entweder begeisterte Fotoamateure, die die große Auflösung für riesige Poster nutzen möchten, oder Profis die Kunden für die Bildqualität haben (Mode, Produkt, Imagefotografie).

Jetzt mein letztes Argument für mich persönlich: Für € 6.000,- würde ich einfach nur die doppelte Auflösung erhalten, die ich nicht möchte.

Bildqualität

Um diese Frage endgültig zu beantworten: Die Bildqualität der GFX 100S ist schon wegen des IBIS besser, als die der 50S/R. In jedem Falle können Sie größere Abzüge an die Wand hängen. Wenn ich zum Mount Everest ginge, nach Nepal oder Island, würde ich sehr gerne eine GFX 100/S mitnehmen. Da ich die entsprechenden Objektive bereits nutze, würde ich mir für diese Reisen die 100/S leihen und die 50S als Backup-System mitnehmen. Und selbstverständlich würde ich mir mein Foto vom Mount Everest in zwei Metern Größe als Poster an die Wand hängen. Dafür sind 100 Megapixel nämlich gedacht.

Entschleunigung

Warum ich immer wieder über die Entschleunigung mit Hilfe der Fotografie rede? Weil die meisten von uns genügend Arbeit und Stress haben und die Fotografie als Gegenpol sehen. Auf Grund der Bedienung und Bildfrequenz bin ich mit der 50S der Entschleunigung etwas näher, als mit der 100S. Ich kann bewusster fotografieren, entwickle eine größere Achtsamkeit als mit einer 100S, das hat mir auch der Test der Kamera bewiesen.

Die Entschleunigung einer GFX 50S/R oder einer analogen Mittelformatkamera ist wichtig für uns als Gegenpol zum täglichen Stress.

Tipps für Einsteiger ins GFX-System

Als Einsteiger ins GFX-System können Sie sich alternativ zur 100S überlegen, auf eine 50S Mark II zu warten oder eine gebrauchte 50S oder 50R zu kaufen. Dabei sparen Sie etwa die Kosten für ein GFX-Objektiv. Sie erhalten eine tolle Kamera mit besten Objektiven. Einer GFX-Kamera gerecht zu werden ist überdies eine Aufgabe. Das Fotografieren wird mit dem Werkzeug nicht besser, lediglich unsere Möglichkeiten werden erweitert. Sie kaufen mit der GFX 100S oder GFX 50S nicht die weltbeste Kamera, sondern lediglich eine Kamera mit überragender Bildqualität, die sie mit Leben füllen können. Ja, ich bin aus vielen Gründen begeistert von Fujifilm, aber manchmal kann ich mit einer Fuji X-T3 (APS-C) die besseren Bilder schießen, weil ich flexibler bin. Auf dem Mount Everest mit einer X-T4 und XF 16 mm Objektiv, wäre sicher schon schwierig genug :-).

© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Fuji GFX 50S versus Fuji GFX 100S

 


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Peter Roskothen

Peter Roskothen
Ich bin Fotograf, Fototrainer besonderer, individueller Fotokurse und Fachjournalist für Fotografie. Ich schreibe auf *fotowissen für Sie als Fotografin und Fotograf. Die Fotografie ist meine Passion. Ich liebe alle Fotothemen und fotografiere genauso begeistert, wie ich schreibe und Fotokurse gebe.

Jeder kann fotografieren und mit *fotowissen möchten alle Autoren zu Ihren besseren Fotos beitragen. Dabei beschäftigen wir uns nicht mit Pixelzählen, sondern mit Technik für Menschen und den Bildern im Speziellen (Fotoblog).

Im Fotoblog helfen wir, Fotos zu analysieren und konstruktiv nach vorn zu bringen. Übrigens stellen dort viele meiner Fotokursteilnehmer ihre Bilder aus.

Meine andere Homepage mit Fotografien, Fotokursen und Webdesign finden Sie unter P. Roskothen Fotokunst & Design.

16 Kommentare

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  • Lieber Herr Roskothen,

    hiermit möchte ich mich bei Ihnen für die vielen sehr informativen und fachlich hervorragend gestalteten Artikel bedanken. Gerade in der heutigen Ausgabe war wieder ein für mich sehr interessanter Beitrag enthalten. Ich fotografiere seit vielen Jahren mit Fujifilm Kameras, angefangen mit der XE-1 bis zur aktuellen XT-4. Die erreichbare Qualität der Aufnahmen begeistert mich immer wieder aufs Neue, weswegen auch viele meiner Aufnahmen als Fine-Art-Prints aus meinem A-2 Drucker an den Wänden unseres Hauses landen und bei den Treffen unseres „Forum-für-Fotografie Mosel-Eifel“ einen Beitrag zur Bildbesprechung darstellen. In diesem Forum akzeptieren wir nur das perfekt präsentierte Bild, entweder als Fine-Art-Print oder als analoger Abzug aus der Duka.
    Auf diese Weise erfährt man hier auch eine gewisse Entschleunigung, gemessen an der Flut der flüchtigen digitalen Bilder mit der wir vielerorts konfrontiert werden.
    Ihr Beitrag zur GFX 50S hat mich sehr interessiert, da der Schritt in die Mittelformatfotografie mich
    wieder reizen würde, denn vor vielen Jahren, während meiner analogen Ära fotografierte ich mit einer Mamiya 6×7 Kamera. In dieser Zeit lernte ich die Vorzüge des Mittelformats zu schätzen.

    Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Beitrag und wünsche Ihnen eine gute Zeit.

    Liebe Grüße

  • Ich kann jeden zuvor genannten Grund, der für eine 50er spricht unterschreiben. Hab vor gut 2 Wochen eine gebrauchte 50S quasi neuwertig erworben (Kauf Nov. 2020 mit weniger als 1.000 Auslösungen). Dazu habe ich mir ein neues 45 – 100 mm gekauft, das derzeit mit € 500,- Sofortrabatt (bis Ende April 2021) angeboten wird. Was mir noch zu meinem „Glück“ fehlt, ist der Winkel für den Sucher.

    Das 45 – 100 mm f/4 R OIS LM WR hat einen OIS, was für stativfreie Aufnahmen insbesondere bei der Auflösung wirklich hilfreich ist. Hier dürfte die 50S II in der Tat sehr interessant werden. Jedenfalls werde ich keine 100er benötigen, es sei denn ein Auftraggeber wünscht das explizit und bezahlt dafür dann auch. Eine solche wäre dann zu mieten wohl das geringste Problem, die damit erzeugten Datenmengen dann schon eher.

    Da ich noch nicht all zu viel Gelegenheit hatte, mit der Kamera zu arbeiten, bin in erster Linie Portraitfotograf, will ich mich noch zurückhalten. Grundsätzlich kann ich aber schon jetzt sagen, dass mich die paar Aufnahmen, die ich bisher machte, zumindest technisch überzeugen und ich keinen Grund wüsste, in noch mehr Auflösung zu investieren. Lieber gäbe ich zusätzliches Geld in Glas aus, als in Rechner zu stecken.

    Wünsche allen Gut Licht
    Mark

    • Hallo Mark,

      ich würde eine 50S II auch interessant finden. Jedenfalls mit dem schwenkbaren Sucher (sonst nicht). Korrekt, die 100 MP sind nicht immer eine glorreiche Idee, weil wir viele Daten mit uns schleppen. Das Leihen ist eine Alternative. Ich selbst denke auch mehr über Objektive nach, als über die 100(s). Und wenn Du die Bilder erst mal vergrößert hast auf einen Meter oder mehr, wirst Du sehen, was los ist. Ich bin gespannt :-)

      Herzlich,
      Peter

    • Du theoretisierst Andreas. Ich spreche von Ausdrucken in meinen Händen. Mit Pixelpeeping hat das nichts zu tun. Den Hinweis auf die Rechner gebe ich immer wieder, aber das ist bei einer EOS R5 genau dasselbe. Das RF50mm f/1.2 ist teurer als das GF80mm F/1.7.

    • Hallo Andreas,

      es findet kein relevanter Qualitätssprung des Bildes vom VF zu MF statt, auch nicht von APS-C zu MF. Interessanterweise beschäftigen sich viele in Punkto Qualität zuerst mit der Technik. Später evtl. mit sich selbst … und nur wenige machen sich darüber Gedanken, was überhaupt auf dem Bild drauf ist, damit es von hoher Qualität sein kann.

      So mag die technische Qualität der MF signifikannt, aber doch nicht relevant sein.

      Interessant für mich als APS-C und MF Fotograf ist, dass die „VF-User“ sich früher und heute noch über hervorragendes APS-c erheben – mit den gleichen Nachteilen wie zum MF – an der anderen Front dann aber diese Nachteile als Grund heranführen, abbildungstechnisch nicht „besser“ werden zu wollen.

      Ich habe manchmal das Gefühl, über Kameras zu reden, ist wie über Kinder zu reden. Das eigene ist immer das schönste und intelligenteste.

      Und wenn du von Tod reden willst, mit der GFX100s könnte der Tod der VF eingeleitet worden sein.

  • Aöso,
    Ich habe Null Erfahrung mit Mittelformatkameras…
    Aber das, was Andreas zum Mythos der „Entschleunigung“ geschrieben hat, halte ich für 1000% korrekt (nein, keine Null zu viel).

    „Entschleunigung“ findet meiner persönlichen Meinung einzig im Kopf des Fotografen statt und nicht an Hebeln und Knöpfen und wird erst recht nicht durch unergonomische Bedienung, mehr Gewicht oder hindernisreiche und altmodische Technik (siehe Leica M) erzielt… daher hat Andreas meiner Meinung nach diesbezüglich den Nagel auf den Kopf getroffen.

    Zum technischen Thema MF selber und erst recht zum ökonomischen Thema MF kann ich mich mangels Kompetenz nicht näher äussern.

    Gruß
    DWL

  • @ Peter
    @ Andreas
    Jetzt schreibe ich doch noch etwas _ und zwar das, was sich mir unabhängig von der Praxis-Frage MF oder FF oder APSC als Feststellung in Eurem engagierten und in seinem(eigentlich gar nicht sooo) gegensätzlichem Disput als Anmerkung aufdrängt:

    Erstens: Die Investition in GFX Equipment ist sicherlich nicht unerheblich. ABER: wer mit einer derzeit zunehmend (und erst Recht im Vergleich zu den Canon R-Modell mit 50 MP) preiswerten GFX 50 als Erstinvestition beginnt, kann die ganzen GF-Objektive ja auch an einer künftig anzuschaffenden GFX 100s oder späteren GFX 200/300/400 Modellen weiterverwenden. Insoweit halte ich Andreas Argument des „toten Pferdes“ für aus rein wirtschaftlicher Sicht eher unhaltbar.
    Zumal ja Peter auch darauf hinwies, daß sich Canon die neue Kamera- und Objektivgeneration ziemlich fürstlich bezahlen lässt und damit nach Abzug der Cashbacks auf allen Herstellerangeboten wohl kaum billiger sein wird.
    (Nebenbemerkung: Erst – wie Andreas – einen LISTENpreis von 2.300€ zu zitieren, um dann im nächsten Satz selber darauf hinzuweisen, daß sogar offizielle Händler ohne Probleme satte 1.000€ cashback seitens Fujifilm geben, ist eine unsaubere Argumentation – erst recht, weil ALLE Hersteller durch die cashbacks kurzfristig auf Marktsituationen reagieren).

    weiter im Text:
    Ein stabiles Stativ, welches die GFX 50 plus Optiken souverän hält, hat wohl so ziemlich jeder Profi bereits seit langem – im Studio muss das auch kein superteures Carbonstativ sein, ausserdem gibt es zu Spottpreisen alte, ausrangierte Stative, welche für die noch viel schwereren ECHTEN Vollformatkameras konzipiert und jahrzehntelang erfolgreich benutzt wurden. Habe selber noch solche Dinger im Keller… die sind atombombensicher.

    „Dank“ der Chinesen sind auch Blitzanlagen heutzutage wohl längst nicht mehr so teuer wie noch vor 10 Jahren. Und auch das gibt es in tadellosem Zustand gebraucht, hat ja kein Verfallsdatum.

    Rechnerkapazität ist wohl eher deswegen ein Thema, weil die jetzigen Rechner (zu recht) schon lange nicht mehr ersetzt wurden. Mit den bald erhältlichen hochintegrierten Rechnern (wie bspw. dem M1 und M2-Chip von apple) ist aber auch das kein Problem mehr, muss aber bezahlt werden.
    Doch selbst 10-15 Jahre alte MacPros lassen sich heutzutage dank (damals noch üblichem) modularer Aufbau extrem günstig Hochrüsten. 4-TB SSDs und rasend schnelle Komponenten drum herum, inkl. schneller Prozessoren sind ebenso günstig wie noch nie zuvor. Und zumeist sehr stromsparend.

    Die Wartezeit auf die fertigen Fotos bei dem post-processing dürfte derzeit und auf absehbare zeit nicht das Hauptproblem sein – eher die Wartezeit, bis endlich mal wieder ein Auftrag reinkommt (persönliche Spekulation).

    Klar wird es irgendwann auch 100MP Sensoren im 35mm Format geben – aber erst recht wird die MP-Zahl der MF-Sensoren dank mehr Fläche stark steigen.

    Ich gehe davon aus, daß der IBIS der GFX 100s auch bald in einem aktualisierten GFX 50 Mkxx sein wird und daß Fujifilm mit aller Macht seinen Anteil im 50MP-Bereich ausbauen wird und glaube nicht, daß der Bereich für Fujifilm ein „totes Pferd“ sein wird. Allerdings könnte das Gewicht der Objektive ein Problem werden – ich nehme an, auch dieser Aspekt (neben Kostengründen) begründet die kleinen Offenblenden so mancher Canon RF Objektive…

    Allerdings werden sowohl CaNikon- als auch Fujifilm Kunden merken, daß die jeweiligen hohen Auflösungen von 50 MP (und erst recht 100+ MP) eine ziemliche Herausforderung sind, will man sie überhaupt erfolgreich ausnutzen (können).
    Insofern leuchtet mir das Argument ziemlich ein – zumal man erst einmal rationale, sinnvolle Motive dafür finden muss.

    Bin mal gespannt, inwieweit in naher Zukunft Pixel-shifting Einzug in die meisten Kameras finden wird – da der Aufwand dafür bei bereits existierendem IBIS recht gering sein wird, solange der Prozessor in der Kamera mitspielt, und die Nachbearbeitungssoftware ähnlich gut Artefakte ausrechnet wie bereits beim Focus-bracketing, wird das aus meiner Sicht nicht lange dauern. GUT für uns potentielle Kunden (ja, auch Amateure wie mich).

    Für mich war die Diskussion zwischen Euch nicht Streit, sondern anregende, divergierende Meinungen aus stark verschiedenen Perspektiven, die den Leser dazu bringen, sich über die vielen guten Argumente selber Gedanken zu machen.
    Danke dafür (ist NICHT ironisch, sondern ganz ernst gemeint).

    Osterfestliche Grüße an Euch beide

    DWL

  • Hallo Peter,
    als die GFX100s veröffentlicht wurde, war ich sofort Feuer und Flamme. Und das obwohl ich mir erst vor 12 Monaten die GFX50s gekauft hatte. Hier hatte ich allerdings ein Schnäppchen gemacht. Neu, vom deutschen Händler, mit zweitem Akku, Griff und Winkelsucher für 4.400,- Euro inkl. MwSt.
    Mein Glück war aber, dass im Rahmen der Veröffentlichung die Gebrauchtpreise der GFX50s in den Keller gingen. Ich glaube, ich hätte mir die 100s sofort geholt. Ich beobachte mich in der Folge verstärkt beim Fotografieren und stellte fest, dass ich den anfangs von mir belächelten Winkelsucher niemals wieder missen wollte.
    Mit der 100s kann ich zwar auch entschleunigen aber nicht den Sucher verwenden. Gerne hätte ich die 102MP – aber zu Ende gedacht, dann doch lieber in der „normalen“ GFX100. Größe und Gewicht spielen hinsichtlich des Gehäuses(!) selbst auf meinen Touren eher eine untergeordnete Rolle. Es sind dann doch die Objektive, die deutlich schwerer sind als das APS-C. Trotzdem brauche ich kein spezielles neues Stativ.
    Was das „aus der Hand Fotografieren“ angeht, das funktioniert auch mit dem 45-100 (inkl. IOS) und dem 23mm recht gut. Und Fremdglas lässt sich bei Mittelformat auch verwenden ..ok, dann meistens manuell.
    Ich warte jetzt erst einmal, so wie du, auf eine GFX50sII oder eine GFX100 II. Die GFX100s ist klasse, aber nichts für meine Art der Fotografie.

    • Hallo Bernhard,

      Du bestätigst die meisten meiner Gedanken, danke für Deinen Kommentar. Du hast schon gesagt, dass die Qualität aus Deiner Sicht nicht signifikant steigt. Kannst Du noch etwas zur Plastizität sagen? Was die Qualität angeht sehe ich nämlich den Vorsprung genau darin.

      Herzlich,
      Peter

      • Hallo Peter,

        bitte beachte: Ich schrieb, dass der Unterschied für sehr gute Bilder (oftmals) nicht „relevant“ ist, „signifikant“ ist er abbildungstechnisch gesehen schon. ;-)
        Was ich damit ausdrücken wollte ist, ein sehr gut wirkendes Bild ist äußerst wahrscheinlich auch bei geringerer abbildungstechnischer Qualität sehr gut. Ein technisch brilliantes Bild ist aber bei fehlender oder nicht treffender Aussage selten ein Gutes.
        Ich kann aber bei einem guten Objektiv immer noch die Qualität reduzieren und einen Vintageflair erzeugen. Umgedreht geht das natürlich nicht.

        Was die Plastizität angeht, habe ich mit der GFX auch Bilder, die wenig Unterschied zu APS-C machen – insbesondere, wenn ich bei APS-C das Fuji XF 56mm 1:1,2 R APD verwende. Allerdings habe ich auch andere, bei denen ich mit der GFX50s das Gefühl einer Dreidimensionalität habe. Selbst mit Fremdobjektiv wie dem TS-e 24mm (was nicht unbedingt als ultrascharf gilt). Auch dann, wenn ich Unschärfe nicht als Gestaltungsmittel einsetze und alle Ebenen scharf abbilde.

        Für mich stellt sich zum Glück nicht die Frage, ob es ein Kunde bezahlt. Ich stelle mir immer zuerst die Frage, was ich mit den Bildern machen möchte. Wie ich sie später präsentieren möchte. Wenn die Bilder für die Familie und ihre Handies sind, packe ich die GFX eher nicht ein. Wenn ich denke, damit Vernisagen mit Großbild zu machen, ist es auf jeden Fall die GFX. Bei Dokumentation eher die X-Pro 2.

        Leider habe ich, coronabedingt, noch keine große Vernisage mit GFX Bildern halten können.

      • Hallo Peter, ich muss einen Nachtrag hinsichtlich der Plastizität der Bilder machen.
        Wenn ich auf Dienstreisen bin, fotografiere ich immer am Abend, statt im Hotel zu sitzen. So auch vor Kurzem in Hamburg. Wie so oft ließ ich dann einige Bilder für meine „Inspirationsleine“ entwickeln. (Die Inspitrationsleine sind zwei 2m Metallseile bei mir im Büro, an welche ich 20x30cm Fineart Prints mittels Magneten aufhänge, bei denen ich davon ausgehe, dass sie mich weiterbringen. Manchmal in meinen Augen besonders gelungene Aufnahmen aber auch welche mit Fehlern, die ich nicht noch einmal machen mag)
        Aus Hamburg ließ ich Aufnahmen mit der Fuji GFX50s und dem Canon TS-E 24mm aus dem Elbtunnel (40×60) und vom Wasserschloss mit (20×30) in SW auf FineArt/Hahnemühle entwickeln. Die vom Wasserschloss mit den Wohngebäuden an der Seite lagen offen auf unserem Wohnzimmertisch, als unsere Tochter zu Besuch da war. Sie nahm sie in die Hand und meinte: „Wow, die sehen ja richtig dreidimensional aus und wie scharf diese sind.“
        Gerade bei jenen vom Wasserschloss, welches ich am Ende der führenden Linien der Wohnblöcke auf eine Bildseite verschob, war eine extrem deutliche Plastizität vorhanden. Es scheint also Unterschiede zu geben, die auch Nichtfotografen auffallen.

  • Sehr geehrter Herr Roskothen,

    Vielen Dank für Ihren sehr persönlichen Vergleich der GFX100S mit der GFX50S/R. Es gibt gute Gründe von der GFX50S/R auf die GFX100S zu wechseln. Und es gibt Gründe die GFX50S/R zu behalten bzw. mit diesem Body in das Segment Mittelformat einzusteigen.
    Auch viele Argumente der Kommentatoren kann ich nachvollziehen. Ein jeder hat seine eigenen Erfahrungen gemacht.
    Auch ich nutze die GFX50S, die ich erst im letzten Dezember neu kaufte. Den Kauf habe ich nicht bereut, obwohl die Kamera bereits 2017 auf dem Markt kam und eine neuere GFX angekündigt wurde. Der IBIS in der GFX100S ist schon toll. Das gilt auch für den besseren AF mit dem neueren Sensor. Doch mir sind die Datenmengen der GFX100S zu groß. Mit der GFX50S kann ich auch ohne IBIS verwacklungsfreie und scharfe Fotos erzielen. Die Plastizität der Bilder gefällt mir beim digitalen Mittelformat von Fujifilm. Entschleunigt die Kamera? Jein. Die GFX50S ist kein Serienbildmonster für Action und Sport. Der AF ist eher nicht sehr schnell, dafür präzise. Die Frage ist für mich eher, für welche Art von Fotos nutze ich die Kamera und wie nutze ich die Kamera als Werkzeug? Dann kann mich die Kamera entschleunigen und knipse nicht wahllos. Welche Kamera ihr nutzt ist doch in vielen Fällen nicht ganz so entscheidend, habt Freude dabei und genießt die Zeit.

  • Hallo,
    Habe eben zufällig einen Test des GFX 1,7/80 gelesen…

    Es scheint mach den gleichen Vorgaben und gleichen Zielen für Portraitaufnahmen entwickelt worden zu sein wie das xf 1,4/35:

    Bei Offenblende im Zentrum rasiermesserscharf und zur zusätzlichen Unterstützung der geringen Schärfentiefe und des Bokeh zum Rand hin immer noch sehr scharf, aber nicht so extrem.
    Ab Blende 4 /5,6 ist es dann vom Zentrum bis in die Ecken extrem scharf.

    Gruß
    DWL

  • Hallo Peter,

    ein Freund von mir kaufte die 100s und musste erleben, dass nach 3 Tagen der Shutter nicht mehr funktionierte. Nun ist sie seit 3 Wochen in Reparatur und er hat von Fuji noch nichts gehört. Auf Netzwerkplattformen hörte er aber, dass er nicht der einzige sei, dem es so erging. Es scheint so, dass Fuji die CAM zu unausgereift auf den Markt gebracht hat.
    Er fragt sich nun, ob er sich auf sie verlassen kann, wenn sie denn einmal von der Reparatur zurück ist. Eine zweite 100s legt man sich ja nicht unbedingt in die Fototasche.

    Hoffen wir mal, dass Fuji nicht die Qualität einer versuchten Gewinnmaximierung geopfert hat.

    Liebe Grüße,
    Bernhard

  • Hallo Peter,

    ein sehr „weiser“ Kommentar, ehrlich gemeint. Ich bin (erst) seit ca ½ Jahr GFX-Heavy User, habe mich von vielen FF-Sachen getrennt, um diesen „Luxus“ zu re-finanzieren…. Das GFX-System ist für mich doppelt eine Revolution: 1.) „Plastizität“ und Schärfe(verlauf und2.) das Bild/seitenverhältnis.. ich finde 4:3 einfach entspannter als das getreckte 2:3 FF(Kleinbild).. ist mir jetzt erst aufgefallen, nach 40 Jahren. Das liegt aber auch daran, dass Fuji das „Kleine Mittelformat“ erschwinglich gemacht hat…

    …Das von Dir beschriebene Dilemma 50R/S vs. 100s habe ich selber lange reflektiert…. und ich verrate meine Entscheidung nicht, denn – wie Du sehr gut beschreibst- : beide Wege sind gut. Ich schätze Deine unaufgeregte Art und Beschreibung sehr – Deine objektiv und nicht „GAS“(Gear Akquisition Syndrom)-getriebene Argumentation . das hilft. Denn:

    Für das gute Bild ist Technik immer nur „Mittel zum Zweck“. Und da führen halt viele Wege nach Rom, .. oder wo Fuji seine Firmenzentrale hat;-)). grüße, Tom

  • Sehr geehrter Herr Roskothen,
    viele Wege führen nach Rom. Die GFX100S habe ich ohne je andere Fujifilm-Kameras besessen zu haben. Daher kann ich nicht über die 50er berichten. Wäre eine GFX50SII oder RII mit IBIS oder 4K Video statt der GFX100S erschienen, wär ich sicher auch damit glücklich. Doch der Vorteil der 100S sind die locker mal machbaren Ausschnittvergrößerungen, weil eben schwere Objektive damit ein wenig umgangen werden können. So oder so, die Qual der Wahl ist für mich gelaufen. Der IBIS ermöglicht auch mal 1/20 aus der Hand – ich will nicht sagen, dass das immer optimal wird – aber selbst eine Nachtaufnahme mit nur ISO 640 war gelungen (GF30). Und das mehr oder weniger träge und nicht so „glatt“ laufende Fokussystem des GF63 ist nicht der Punkt, es werden meist extrem scharfe Bilder – aus der Hand. Und ich fokussiere auch mal manuell. Aber einige Fotos wurden nichts, total unscharf, weil wohl die Situation nicht „langsam genug“ war. Doch die Plastizität der Fotos ist „erkannt“. Auch auf dem TV, mit 77″ ist das dann zwar nicht wie ein Druck, aber man sieht es „irgendwie“. Fehlt noch ein Teleobjektiv. Zoom oder GF120? Datenmenge ja, das ist nicht wenig. Aus Spaß versucht, ein TIFF aus dem RAF mit frechen 200%: 1,24 GB. Aber die meisten konvertierten Fotos (weil auch der TV sonst bockt) liegen um 40 – 50 MB.

    Am kleinen Eizo sieht man dennoch die Qualität – nur ist es nicht so schön groß…

    Beste Grüße
    U. Apelt

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

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