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Fotografieren mit dem Handy II – Mein neuer Workflow

Mein neuer Foto-Workflow auf dem iPhone


Ich war vor kurzem mal wieder im Urlaub auf Sylt. Ich habe das bereits im Vorfeld zum Anlass genommen, mir Gedanken zu meinem Workflow zu machen. Ich meine die Art und Weise, in der ich Fotos mache und diese bearbeite.

Sylt

Ich komme ja von der DSLR und habe wohl daher die Denke, Fotos immer in der bestmöglichen Qualität abzuspeichern. Man weiß ja schließlich nie, ob einem die Nachbearbeitung später noch gefällt und man nicht doch wieder das Original aus der Tasche zaubern und erneut bearbeiten will. Immer öfter empfinde ich aber diese „Sorgen“ um die bestmögliche Qualität und das Auf-alles-vorbereitet-sein als lästig, hinderlich und bisweilen sogar als belastend.

Was ist nun bestmögliche Qualität auf einem Handy?

Bei den meisten Kamera-Apps auf dem iPhone kommt ein JPG raus. Und JPG ist, nun ja, nicht gerade das, was viele mit „Qualität“ gleichsetzen würden, oder, na, mal ehrlich? Das liegt an der verwendeten Kompression bei JPG Bildern. Die Kompression macht die Bilddatei kleiner, so dass weniger Speicherplatz verbraucht wird (der erwünschte Effekt), leider zu Lasten der Bildqualität, da verlustbehaftet komprimiert wird (ein Markenzeichen von JPG). Der Verlust kommt zustande, indem z.B. sehr ähnliche Farben zusammengefasst werden oder bestimmte Pixelmuster werden durch vordefinierte Muster ersetzt. (Wenn ich Herrn Wiki da richtig verstanden habe.) Das spart dann Platz ein, aber logischerweise leidet die Bildqualität. Die Stärke der Kompression kann theoretisch eingestellt werden, damit hätte man Einfluss auf die Stärke der Kompression und also auch auf die Bildqualität. Die meisten Kamera-Apps unterstützen diese Einstellung aber nicht und nutzen irgendeinen systeminternen Standardwert.

Bisher habe ich auf dem iPhone daher eine Kamera-App benutzt, die es erlaubt, Fotos im Format TIFF zu speichern. Das ist tatsächlich bestmögliche Qualität, da hier die Daten entweder ohne Kompression gespeichert werden oder mit einer verlustfreien Kompression. Dies führt aber in jedem Fall dazu, dass die TIFF-Dateien deutlich mehr Speicherplatz verbrauchen als ein JPG und die Lade- und Speicherzeit in den Apps länger dauert. Diese TIFF-Bilder habe ich dann oft noch ein wenig bearbeitet und das Ergebnis als Kopie gespeichert. Teilweise mehrfach in diversen Varianten. Tja, und mit der Zeit wuchs das Arsenal an Bildern und Kopien mehr und mehr an und ich habe langsam den Überblick verloren. TIFF ist auch nicht bei vielen Entwicklern als mögliches Format angekommen. Die meisten Apps können es zwar lesen, die wenigsten aber speichern.

Zeit umzudenken, dachte ich mir.

Dazu sei erwähnt, dass ich ja kein Profi bin und die Bilder nicht an Hochglanz-Magazine verkaufe. Meine Ansprüche sind recht bescheiden. Die Bilder betrachte ich auf dem Handy oder auf dem PC, lade sie nach Flickr oder so hoch. Das war’s dann auch.

Ich möchte es einfach haben, kein „Getue“ mehr mit unterschiedlichen Dateiformaten und mehreren Apps. Ich möchte nicht ständig auf irgendwas achten müssen. Ich nutze jetzt genau nur zwei Apps, eine zum Fotografieren und eine zum Bearbeiten

zwei_apps

  • Kamera-App ist die native App von Apple, die standardmäßig mitgeliefert wird.
  • Bildbearbeitungs-App ist VSCO.

„Standard-Kamera-App“ bedeutet JPG-Bilder. Was anderes kann die nicht. Ich habe natürlich Vergleiche mit TIFF-Bildern gemacht. Man findet Unterschiede, wenn man in die Bilder reinzoomt und einen A/B Vergleich macht. Bei JPG kann es an kontrastreichen Stellen zu „Kräuseln“ kommen, Pixelchen, die da so nicht hingehören. Das sind dann wohl diese Kompressionsartefakte.

Hier links ein Bild aus dem Urlaub. In der Mitte rot umrahmt ein paar Zaunpfähle, davon eine Ausschnittsvergrößerung auf der rechten Seite. Die grünen Pfeile zeigen die „Kräusel“, hellere Pixelwölkchen um die kontrastreichen Kanten herum, die in einem TIFF-Bild so nicht auftauchen.

jpg_kraus

Aber mal ehrlich, ich halte solche A/B Vergleiche für wenig dienlich, da es mir auf den Gesamteindruck eines Fotos ankommt und nicht auf unbedingte Reinheit bis in die atomare Ebene. Man kann sich auch unnötig schlaflose Nächte bereiten und ständig an die Pixelchen denken, die andere Betrachter sehr wahrscheinlich nur wahrnehmen würden, wenn man sie direkt mit dem Auge draufstößt. Die JPG-Bilder sind komprimiert, aber in einem Grad, der meines Erachtens noch OK ist. Ich betrachte diese JPG-Bilder als fast fertige Fotos. Lediglich eine weitere App nutze ich, um Anpassungen vorzunehmen. So schränke ich den Effekt ein, der passiert, wenn man ein JPG mehrfach öffnet, bearbeitet, speichert, wieder öffnet usw. Die Qualität wird dabei immer schlechter, je öfter man das macht. Weil jedes Mal wieder die Kompression zuschlägt.

Meine Bildbearbeitung mache ich in der VSCO-App. Die kann zum einen alle Standardbearbeitungen wie Geraderichten, Zuschneiden, Kontrast, Weißabgleich und und und. Außerdem bietet sie eine ganze Reihe von zum Teil kostenpflichtigen Film-Filtern an, die die Firma VSCO auch z.B. als Lightroom-Presets anbietet. So bekommt man auf Wunsch etwas Kodak-, Agfa-  oder Fuji-Feel in die Bilder. Der Grad der Filterung ist einstellbar.

 

vsco

Hier oben mal drei Screenshots vom iPhone. Links der Bereich, wo man unten ein Film-Preset auswählen kann. Die Presets sind sehr generisch benannt (A9, C7 usw.), aus den Namen geht nicht hervor, welcher Film repräsentiert wird. Eine genaue Reproduktion eines Films wäre meines Erachtens eh nicht machbar, dass hier ist also eher so etwas im Sinne von „Filmähnlich“. Da spielen die Namen dann auch keine Rolle mehr.

In der Mitte als Beispiel ein Kontrastregler. Alle Regler in der VSCO App sind stufig, meist bieten sie 13 Stufen, oder wie hier beim Kontrast 6 Minus-Stufen, eine Mittelstellung und 6 Plus-Stufen. Ich finde das sehr angenehm, man kann schnell seine bevorzugten Einstellungen vornehmen, ohne mit großen Zahlenwerten z.B. -100 bis +100 eine Genauigkeit vorzugaukeln, von der man doch nichts hat. Jedenfalls habe ich in Lightroom nie einen Unterschied zwischen Kontrast +37 und +38 gesehen. Ein 10, 20, 30 würde auch genügen. Egal.

Rechts noch ein Beispiel, wie die Film-Filter in der App gekauft werden können. Sie heißen dort „Collections“, z.B. „The Alchemiy Collection“. Sie enthalten mehrere „Filme“ und kosten so zwischen 2 und 4 Euro.

Mein aktueller Workflow sieht so aus:

  • Experimentell bis auf weiteres mache ich nur noch quadratische Bilder. Ich kann daher das Handy hochkant oder quer halten, wie es mir beliebt (oder weniger bei Passanten auffällt). Außerdem finde ich das Format interessant.
  • Ich nutze nur die native Kamera-App. Die Benutzeroberfläche halte ich für eine der besten, die Möglichkeiten der App reichen von Fotos über Video, Zeitraffer, Slow-Mo und Panorama. Sie liefert nur JPG-Bilder. Diese App zeigt im Übrigen schon beim Fotografieren das gewählte Bildformat, also in meinem Fall ein quadratisches Bild.
  • Die gelungenen Fotos importiere ich in die VSCO-App und bearbeite sie dort. Da können sie etwas ablagern. Was mir nach ein paar Tagen dann immer noch gefällt, wird wieder exportiert. Und dann lösche ich die Originale, sowohl in der VSCO-App als auch in der normalen Fotoliste. Übrig bleibt nur das bearbeitete Bild. Gerade dieser letzte Schritt war für mich neu. Aber es ist fast schon befreiend, die Last los zu werden. Die Bilder sind fertig so und gut ist. Es bleiben nur die wirklich guten Bilder übrig.

Alle Bilder meines diesjährigen Urlaubs habe ich auf diese Weise erstellt, einige davon werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch zeigen. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Workflow und der JPG Bildqualität. Ich habe einen aufgeräumten Foto-Ordner ohne Kopien von Kopien. Ich bin ratzfatz fertig mit der Bearbeitung.

blau

RAW-Bilder auf dem iPhone

Zum Schluss noch eine aktuelle Betrachtung des gerade erschienenen iOS 10 für Apple Mobile Geräte. Ab sofort unterstützt Apple auch das RAW-Format auf neuern iPhones. Bilder können als DNG-Datei gespeichert werden. Diese kann man dann wie jedes andere RAW bearbeiten. Z.B. mit Lightroom Mobile oder SnapSeed auf dem Handy oder auf dem PC mit PhotoShop oder Lightroom. Klingt gut, für mich riecht das aber wieder stark nach „Getue“ mit mehreren Apps. Eigentlich nicht mein Ding. Ich verfolge das Thema jedoch weiter.

Nach ersten eigenen Versuchen halte ich aber die normalen JPG-Bilder, die das Handy schon seit Anbeginn der Zeit liefert, für eine recht gute RAW-Konvertierung. Schließlich hat Apple in all den Jahren die RAW-Konvertierung der Sensordaten in den iPhones verbessern können und auch verbessert. Natürlich hat man so keinen weiteren Einfluss auf das Ergebnis. Wenn man selber die RAW-Entwicklung vornimmt, kann man noch einiges steuern. Wie zu lesen war ist manchen ist z.B. die Standard-Schärfung zu stark, ich finde sie noch ziemlich moderat gegenüber anderen Handy-Kameras. Den anderen ist zu viel Rauschunterdrückung im Standard-Bild.

In PhotoShop mit dem ACR (Adobe Camera Raw Konverter) habe ich es allerdings nicht geschafft, ein gutes Ergebnis hinzubekommen, so wie das JPG, welches aus der nativen Kamera-App plumpst. Mit Lightroom Mobile ging das schon besser. Allerdings glüht das Handy dann förmlich und der Stromverbrauch ist immens. Vielleicht gibt es mal Apps mit vernünftigen Presets für das iPhone zur RAW-Entwicklung. Ich vermute außerdem, dass App-Entwickler von RAW-Konvertern alles selber basteln müssen und ihnen nicht von Apple alle Firmengeheimnisse kostenlos auf dem Silbertablett serviert werden. Mal sehen, welche Fortschritte wir da noch zu erwarten haben.

Klar, der Vorteil von RAW ist verlockend. Schatten aufhellen ohne großen Detailverlust oder Wolkendetails aus dem Weiß wieder zurückholen usw. Aber diese Arbeit habe ich damals mit der DSLR schon immer irgendwie gehasst. Jedes einzelne Bild will individuell bemuttert und gestreichelt werden. Zu viele Kinder, wenn ihr mich fragt. :) Ich bin aber weiterhin interessiert an dem Thema RAW auf dem iPhone und vielleicht gibt es ja mal was neues zu berichten.

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Geschrieben von:

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Michael Koch

Ich fotografiere rein hobbymäßig seit Jahren mit einem Smartphone. Davor habe ich SLR-Film und DSLR verwendet. Ich finde meine Themen auf der Straße oder beim Spaziergang in der Landschaft.

2 Kommentare

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  • Zitat: Jedes einzelne Bild will individuell bemuttert und gestreichelt werden. Zu viele Kinder, wenn ihr mich fragt.

    Lieber Michael,

    was bin ich froh, das ich da nicht alleine stehe. Du sprichst mir aus der Seele! Aber dennoch, ich bearbeite inzwischen wirklich (fast) jedes Bild und wenn es nur der Weg in den Papierkorb ist. Auf der anderen Seite bin ich jedoch auch froh, dass ich durch die Bearbeitung die Möglichkeit habe wenigstens kleine Fehler wieder auszumerzen. Dennoch denke ich, egal mit welchem Werkzeug man das Bild macht, je mehr man sich vorher mit dem Bild beschäftigt, desto weniger muss man es hinterher „bemutter“ :-)

    Vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung!

    LG
    Britta

  • Hallo,
    die Aussage, dass beim häufigen Speichern von JPG-Dateien die Bildqualität leiden würde, ist glaube ich nicht richtig. Ich habe eine gegenteilige Meinung mal im Internet gelesen und es selbst mit einem älteren Bildbearbeitungsprogramm namens Corel Paint Shop Pro X2 ausprobiert. Auch nach 20maligem wiederholten Speichern der Datei im jpg-Format wurde die Bildqualität nicht schlechter, sondern blieb exakt gleich. Ich habe auch extra ein älteres Bild mit geringerer Auflösung verwendet, weil man hier ja die Veränderung deutlicher hätte sehen müssen als bei den heutigen hohen Auflösungen. Neuere Software wird sicherlich nicht schlechter arbeiten.

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

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