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Fotografieren mit analogem Mittelformat und Handy über dem Polarkreis

012 Fotografieren mit dem Handy über dem Polarkreis
012 Fotografieren mit dem Handy über dem Polarkreis

Fotografieren mit analogem Mittelformat und Handy über dem Polarkreis: Kaaalahhack – Die Stille, die bis eben nur durch das Summen unzähliger Moskitos getrübt schien, wurde jäh unterbrochen. Und doch hätte ich gerne hier oben in der Einsamkeit eines nordischen Nationalparks diesen satten Ton öfter gehört–das Auslösegeräusch meiner etwa40 Jahre alten analogen Mittelformatkamera, der Pentax 67. Ein Auslösegeräusch, das den Eindruck vermittelt, als würde kein Film belichtet, sondern eine Art analoger Scherenschnittin das Filmmaterial gestanzt. Nicht umsonst wird die Pentax 67 in der Regel für das Fotografieren auf einem Stativverwendet, auf dem sie zusätzlich mittels Spiegelvorauslösung ruhig(er) gestellt werden kann.

(Um einen Vergleich der Fotografien zu ermöglichen, wurden die Aufnahmen lediglich geschnitten und, wo erforderlich, in den Helligkeitswerten angepasst. Die Dateien wurden zudem verkleinert, um eine schnellere Darstellung zu ermöglichen).

Fotografieren mit analogem Mittelformat und Handy über dem Polarkreis

Aufeinandertreffen der Generationen

Was bewog mich dazu, dieses Jahr 7 kg einer absoluten Nicht-Klima- und Trekking-tauglichen Fotoausrüstung auf eine Tour durch unwegsames Gelände mitzunehmen? Ich muss zugeben, in den Momenten des Fotografierens dort oben habe ich mir nicht einmal diese Frage gestellt. In der Vorplanung musste ich allerdings einige Überlegungen anstellen. Eine der wichtigsten Fragen war, wie solch eine Ausrüstung transportiert werden könnte. Neben dem Gehäuse waren als Optiken das 45 mm smc 4.0, das 75 mm smc 2.8 AL und das 165 mm smc 2.8, welche im Vollformat etwa 24 mm, 37 mm und 80 mm entsprechen, vorgesehen.

*fotowissen-Bericht zur Pentax 67:

Fotozubehör Analoges Mittelformat

Eine große Stromversorgung würde ich, wie bei Digitalkameras üblich, nicht benötigen, wohl aber ausreichend Filmmaterial. Da im Norden immer mit schlechtem Wetter zu rechnen ist, müssten es schon 800 ISO sein. Ich entschied mich für den Kodak Portra 800. Die 20 Filme, je 10 Aufnahmen, wogen dann schon alleine 500 g. Da diese druckempfindlich sind, legte ich sie zum Schutz in Kunststoffdöschen. Hinzu kamen Grauverlauffilter, Graufilter und Polfilter, Reinigungstücher, Pinsel, ein leichtes Trekkingstativ und essenziell: ein Kabelfernauslöser. Insbesondere durch die Optiken wurde es eine große Tasche.

*fotowissen-Packliste für Sie als Leser:

Da ich im Gelände agil sein muss und freie Sicht auf Wurzeln, Geröllfelder, Furtstellen benötige, kann eine solch große Tasche nicht vor dem Bauch getragen werden. Auch deshalb, weil sie vor dem Bauch nicht zu 100 % wettergeschützt sein würde, musste sie ihren Platz im Rucksack finden. Dies bedeutete dann aber, dass ich nur vernünftig analog fotografieren könnte, wenn ich vom Zelt aus losgehe. Also entweder zwischen Auf- und Abbau des Zeltes oder von einem Basecamp aus.

Action fotografieren

Welche Möglichkeiten hätte ich, während des „aktiven Teils“ der Tour zu fotografieren? Ich könnte eine digitale Kamera mitnehmen und die Objektive der Analogen daran adaptieren. Durch die Verwendung von Adaptern würden mir separate Linsen erspart. Ich überlegte, meine Fuji X-Pro2 mit Adapter für die Objektive der Pentax mitzunehmen und eine Filmsimulation des Kodak Portra bei ihr einzustellen. So wäre es mir möglich, die Ergebnisse nebeneinander zu zeigen. Durch den Crop wären die Bildwinkel der Brennweiten allerdings andere. Im Fall der obigen Linsen entsprächen diese einem Brennweitenbereich von 70 mm bis 260 mm an der Fuji. Gar nicht so schlecht, falls ein Elch oder Bär vor die Linse käme. Diesen Umstand würde ich aber nicht nur mit einem weiteren Gehäuse, sondern auch mit dem Gewicht des Adapters und der Akkus erkaufen müssen.

Smartphone mit dabei

Da sich der Rucksack den 30 kg näherte, entschloss ich mich, meine inneren Widerstände aufgebend, ein Handy als „Tourkamera“ zu verwenden. Griffbereit verstaut in der Oberarmtasche meiner GoreTex-Jacke (mit Powerbank immer noch leichter als die Fuji, mit Akkus und Adapter).

Mit einer entsprechenden App ist es möglich Filmemulsionen und Optiken zu simulieren. Für iPhone-Nutzer bietet sich die App „Viewfinder“ an. Im Menü lassen sich bei dieser App Sensorgröße oder Kamera einstellen, zudem die Brennweiten, die mitgenommen werden. Aber auch unter „Filmemulation“ einen zu simulierenden Film. Der Vorteil mit der App ist, dass ich vor dem Aufbau der analogen Mittelformatkamera Probeaufnahmen machen könnte, um den besten Standort bzw. die beste Perspektive zu finden. Als Zusatz würde ich zu dem die Metadaten für die analogen Fotografien erhalten.

Natürlich war mir klar, dass die mit dem Handy erstellten Bilder nicht für großformatige Abzüge auf Papier geeignet sein würden. Für ein Fotoalbum oder das Internet würden sie aber allemal ausreichen. Wie so oft, musste ich also vor dem Einpacken der Fotoutensilien schon wissen, was ich nachher mit den Aufnahmen würde machen wollen.

Regenschutz

Vor der Abreise war erkennbar, dass es in den sieben Tagen meines Off-Site nur einmal regnen sollte – und das durchgehend. Umso wichtiger war der Regenschutz. Dies bedeutet letztendlich, das analoge Equipment kommt in wasserdichten Beuteln in die Fototasche, die ebenfalls im Rucksack von ihrem eigenen Regenschutz eingehüllt ist. Dem Rucksack, selbst wasserabweisend, wird noch einmal ein Regencape übergezogen.

Für eine siebentägige Tour reicht mir üblicherweise ein 70-Liter-Rucksack. Nun, da auch das Fotoequipment darin Platz finden musste, spendierte ich ihm noch eine Außentasche, in der alles, was ich tagsüber benötigen könnte, untergebracht wurde (Mittagessen, Kocher, Gas, Watschuhe, kleines Handtuch). Den Rucksack wollte ich unterwegs keinesfalls öffnen, um unnötigen Wassereintrag zu verhindern. Spätestens jetzt musste ich mich der Frage stellen, die schon viele Freundschaften von Naturfotografen auf die Probe gestellt hat: Schütze ich mich selbst mit einer Regenjacke oder einem Poncho? Unter einem Poncho lässt sich auch mal ein Objektiv wechseln und man schwitzt nicht so schnell. Dies würde ich mir allerdings mit weniger Agilität im Gelände und nassen Unterarmen erkaufen müssen. Wobei mir klar war, dass durch die Anstrengungen im Gelände unter einer Regenjacke schnell „klamm“ das neue Trocken wird.

Dies wissend zeigte mir auf, dass ich mir für die Pausen überlegen musste, wie ich bei Wind und Regen ein Auskühlen verhindern kann – eine Daunenjacke für die Pause verbietet sich bei der Feuchtigkeit. Und alles, was ich an Merino oder Kunstfaser überziehen würde, kann durch Schweiß ebenfalls klamm werden und in 2-3 Tagen nicht mehr so gut sein, falls ich es zwischenzeitlich nicht trocknen würde können. So war es am sinnvollsten, ein Auskühlen zu verhindern, indem ich die Pausen kurzhalten würde. Es erübrigte sich damit die Frage, ob ich in der Pause analog mit der Mittelformatkamera fotografiere.

Für das Handy reichte als Regenschutz eine wasserdichte Tasche der Jacke oder die Kartentasche – es kann so einfach sein.

Schneller Zugriff

Den Rucksack hatte ich so gepackt, dass ich einen schnellen Zugriff auf das Zelt habe, welches ich, durch Übung zu Hause, in wenigen Minuten aufgebaut haben würde. Im Norden ist es besonders wichtig, dass Innen- und Außenzelt gemeinsam aufgebaut werden können und das Außenzelt so weit wie möglich zum Boden reicht. Bevor ich das Zelt ausbreite – wenn es der Wind von sich aus nicht erledigt – sichere ich es immer mit einem Hering gegen Wegfliegen. Dies gewöhnte ich mir an, auch wenn mal kein Wind weht.

Sobald das Zelt steht, kommt die Fototasche ins Zelt. Bevor es ans analoge Fotografieren gehen kann, muss aber erst „Betriebsbereitschaft“ im Zelt hergestellt werden. Iso-Matte und Schlafsack, sowie Kocher und das Abendessen, werden vorbereitet. Für alles haben ich einen gewohnten, wettergeschützten Platz. Wettergeschützt bedeutet in diesem Fall für mich, dass keine Gefahr des Wassereintrags auf die Ausrüstung besteht, wenn ich nach dem Fotografieren ins Zelt zurückkehre.

Wandern mit der Kamera

Nach zwei Tagen Wanderung (50 km) war ich in der Nähe der Stelle für mein Basecamp angekommen. In der Nähe? Da sich abzeichnete, dass das Wetter eher schlechter wird, musste ich entscheiden, ob ich die Strecke gleich am nächsten Tag, beginnend in bequemen Halbtagestouren von bis zu 15 km, zurückgehe, oder das Risiko eingehe, dass ich später wetterbedingt nicht mehr durch die dann angeschwollenen Flüsse furten kann. Da auch Tagesausflüge vom Basecamp bei Starkregen nicht unbedingt die beste Idee mit einer analogen Mittelformatkamera wären, beschloss ich, den Nachmittag in Ruhe der Fotografie zu widmen und am nächsten Morgen „gemütlich“ in Richtung Ausgangspunkt zurückzuwandern. Wie richtig die Entscheidung war, sollte sich einige Tage später noch zeigen, als am letzten Morgen ein völlig durchnässter Wanderer an mein Zelt kam, der an einer Stelle vom Fluss weggerissen wurde, die ich am Vorabend noch ohne Schwierigkeiten gefurtet hatte. Immer öfter stößt man auf Anfänger, die durch Instagram und Ego getrieben, sich ein Abenteuer suchen, damit sie als Held ihre Lebensgeschichte posten können.

Jetzt stand aber erst einmal das Zelt, und ich ging mit umgehängter Fototasche und Handy einen kleinen Radius um mein mobiles Heim. Mit der App auf dem Handy habe ich schnell und günstig verschiedene Motive ausprobiert, aber auch die Perspektive und Höhe des Stativs für eine Aufnahme mit der Mittelformatkamera. Eine Aufnahme mit der Mittelformatkamera kostet am Ende mit Material, externer Entwicklung und professionellem Scan bis zu 7 Euro pro Auslösung. Belichtungsreihen, Fokus-Stacking und Ähnliches werden so zu einer finanziellen Herausforderung. Zumindest das Fokus-Stacking verbietet sich durch die sich ständig im Wind bewegenden Blätter. Eine Belichtungsreihe erspare ich mir in der Regel auch, indem ich immer etwas unterbelichte. In den dunklen Bereichen sind noch so viele Informationen enthalten, die ich durch späteres Aufhellen in der digitalen Bearbeitung zurückgewinnen kann.

Kaaalahhack

Ich hatte für die Aufnahme einer Wolkenformation mit der Pentax durch Nutzung des Handys eine ansprechende Stelle gefunden. Noch schmerzten mir vom Rucksack bei dieser Übung die Hüften, und ich schwor mir, nie wieder eine analoge Mittelformatkamera für so wenige Möglichkeiten zur Nutzung durch schweres Gelände zu tragen. In der Ausrüstung hatte ich einen Grauverlaufsfilter, den ich bei starken Kontrasten zum Himmel vor die Optik setzen, auf der sich zudem ein Polfilter befindet. Wenn ich in Ruhe die Aufnahme komponiert hatte, schraubte ich den Kabelfernauslöser auf. Mir ging es darum jede unnötige Erschütterung zu vermeiden. Noch einmal kontrollierte ich die Schärfe, aktivierte anschließend die Spiegelvorauslösung und drückte sanft und entspannt den Kabelfernauslöser.

Ruhe war in mir eingekehrt. Ich genoss auch die Ruhe um mich, den Wind, das Summen der Moskitos und war eins mit der Natur, die mir ein fernes Donnergrollen entgegenschickte. Fotografisch fühle ich mich nicht als Jäger, der hinter einem Motiv her ist, sich an Elche, Bären oder Vögel heranschleicht. Ich fühle mich aber auch nicht als Sammler, der Fotografien wie Beeren oder Pilze in der Natur sammelt und zu Hause nachsieht, welche „genießbar“ sind.

Ich stand dort, wie so oft in den letzten 40 Jahren roch ich den Duft des Mooses, spürte die wenigen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, den Wind, der mir durchs Haar streichelte, fühlte mich meinem vor 10 Jahren viel zu früh verstorbenen Bruder, mit dem ich auch schon hier oben war, fast körperlich nah und erkannte:

In meiner Art der Fotografie bin ich nicht Jäger, nicht Sammler – in tiefer innerer Ruhe, eins mit meiner Umgebung wusste ich, in meiner Art der Fotografie Beschenken mich die Motive – ich bin Beschenkter.

 

Nachtrag Fotografieren mit analogem Mittelformat und Handy über dem Polarkreis

Unabhängig von der eingesetzten Kamera ermöglicht ein Basecamp, am nächsten Tag zur Location zurückzukehren, sollte die Ausnahmesituation nicht optimal gewesen sein. Auch ist während des Fotografierens mehr Ruhe, gilt es doch die Umgebung zu sehen. Auf der anderen Seite besteht in einem Basecamp die Gefahr, das Zelt erst gar nicht zu verlassen, sollten die Wetterbedingungen zu bescheiden sein. Auf meinem gemütlichen Weg zurück, genoss ich mehr als einmal den Luxus der Langweile, wenn mich Starkregen im Zelt festhielt. Auch wird der Aktionsradius zwar intensiver wahrgenommen, aber deutlich eingeschränkt.

Eine analoge Mittelformatkamera ist natürlich nicht nur vom Gewicht her beschränkend, sie zwingt deutlich dazu, sich für das Fotografieren Zeit zu lassen. Die Handlung des Fotografierens bekommt dadurch aber eine deutlich andere Qualität. Auch das Fotogarfieren mit dem Smartphone hat seine Vorteile, selbst wenn die Abbildungsleistung deutlich sichtbar geringer ist. Im strömenden Regen habe ich es, ohne groß zu überlegen aus der Tasche genommen und mit den Voreinstellungen der App fotografiert. Ok, manchmal verstand das Display den aufprasselnden Regen als Bedienbefehle und ab und an war das Motiv im Display nicht so gut zu erkennen, wie im Sucher einer Kamera. 

Am Ende aber ist Smartphonefotografie nicht meine Art der Fotografie. Ich konnte zwar durch die Voreinstellung der App die sonst üblichen lauten Farben normalisieren und die Beschränkung auf bestimmte Optiksimulationen, ließen mich bewusster das Motiv analysieren als bei einem „Smartphonezoom“; Trotzdem, über die Anwendung für Andenkenfotos hinaus, werde ich aber persönlich wohl keine Verwendung finden.     

Wenn ich mir abschließend überlege, dass an der Rangerstation am Rande des Parks Wanderer anzutreffen waren, die 38 kg und mehr mit in den Park nahmen – keine Ahnung, wer da mit seinem ganzen Haushalt umzog – so sind die 7 kg in 28 kg Ausrüstung eigentlich in Zukunft weiter darstellbar. Und so endet auch mein letzter Tagebucheintrag der diesjährigen Tour mit der Zeile: „Nächstes Jahr könnte ich an einer anderen Stelle das Basecamp aufbauen … und falls die Wetterprognosen Gutes verheißen, kommt die Pentax doch wieder mit.  Kaaalahhack.

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© Bernhard Labestin bei *fotowissen – Fotografieren mit analogem Mittelformat und Handy über dem Polarkreis

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Bernhard Labestin

Bernhard Labestin hat auch Artikel im Onlinemagazin „Fujilove“ veröffentlicht und stand verschiedenen Content Creatorn auf Youtube, als auch dem Photokinakanal „Imagin Friends“ für Interviews zur Verfügung. Für Fujifilm.de testete er die GFX100s auf einer Tour über dem Polarkreis.

In dem Wissen, dass ein beruflicher Werdegang in der Kunstbranche notwendigerweise Kompromisse für den Markt mit sich bringen und somit seinen in der Fotografie realisierbaren Freiheitsdrang einschränken könnte, entschied sich Bernhard Labestin für eine Laufbahn im Berufsfeld der Naturwissenschaften. Die Kamera blieb dennoch seine ständige Begleiterin: Seit 40 Jahren darf für Naturdokumentationen seine Fotoausrüstung trotz begrenztem Reisegepäck auf seinen Solo-Trekking-Touren über den Polarkreis nicht fehlen.
In seinem anderen, künstlerisch ausgerichteten fotografischen Feld, welches er "Neue Emotionale Sachlichkeit" nennt, geht es ihm darum, die Welt in uns zu entdecken und uns mit unseren Emotionen und Gedanken beobachtend auseinanderzusetzen. Unser Selbst aus dem Motiv heraus zu entwickeln und den Keim unseres authentischen Selbst wieder freizulegen, welcher durch Konditionierungen und Sozialisierung im Laufe unseres Lebens vergraben wurde. (www.nes-lichtbilder.de)

Bernhard Labestin gestaltet seine Werke mit: Fuji x-pro 2, Fuji GFX50s, GFX 100 II und analog im Mittelformat mit einer Pentax 67.

10 Kommentare

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  • Lieber Bernhard,

    zunächst einmal einen herzlichen Dank für diesen Beitrag, der mit Sicherheit 40 Stunden Arbeit war, zählen wir die Reise gar nicht mit. Ich empfinde Deine Beschreibung der Reisevorbereitungen und Erfahrungen als treffend. Selbst könnte ich keine Moskitos ertragen und 28 Kilogramm mitnehmen, das wäre mir zu viel des Guten. Ich würde überhaupt nicht mehr fliegen. Ich denke die Zeichen, die uns die Erde sendet sind, dass es genug ist.

    Würde ich dort hin reisen, tendierte ich zu einer X-T5 mit 30 mm Makro. Oder zu der X-T5 mit dem 23 mm F2.0. Oder gleich zu einer X100V (die ich nicht besitze).

    Es gibt sicher endlose Unterschiede zwischen dem Fotografieren mit dem Smartphone und der analogen Pentax 67. Mit meinem iPhone neige ich zu riesigen Serien. Mit der Pentax oder analogen Kamera fotografiere ich deutlich reduzierter, gewählter, entschleunigter. Ja, letztlich sehr viel aufmerksamer. Das scheint auch Dir so gegangen zu sein.

    Reden wir beim Smartphone mal nicht von der Auflösung, die kann mit anderen Geräten durchaus größer sein als mit dem gescannten Mittelformatnegativ. Oder zumindest ähnlich. Aber gehen wir mal davon aus, dass unsere Aufnahmen nicht alle in einer Galerie enden, dann werden wir uns einfach fragen müssen: Was macht uns glücklicher im Moment. Und darum geht es doch bei Deiner Reise zum Ich. Es geht nicht um Smartphone versus analogem Mittelformat.

    Allerdings: Dein Titelbild ist das für mich ausdrucksstärkste Foto, weil es die Weite der Landschaft im Vergleich zum kleinen Menschen zeigt. Diese Aufnahme ist mit dem Handy gemacht. Ansonsten ist die Anmutung des körnigen Films mehr mein Geschmack.

    Kompliment.

    Herzlich, Dein Peter

    • Lieber Peter,
      vielen Dank für deinen Kommentar, bei welchem ich zu jedem Absatz etwas begleitend ergänzen würde wollen. Ich versuche mich aber auf zwei zu beschränken.
      Ja, die Zeichen unseres Tuns sehe ich auch da oben. In den letzten 40 Jahren sind dort erhebliche Veränderungen wahrzunehmen. Von Schneebrücken, die nicht mehr begehbar sind, weil zu viel abtaut. Von einer deutlich längeren Schneeschmelze, bis hin zu Algen in früher pflanzenlosen Bächen. Auch der Tourismus hat zugenommen, und viele verhalten sich nicht mit entsprechender Achtung in der Natur. Meinen CO2 Fußabdruck, will ich hier gar nicht schönreden.

      Interessant zum Thema Fotografie ist genau das Titelbild. Es zeigt deutlich mein Problem mit den in Reportagefotografie so wichtigen Openern. Obwohl er uns für alles, was danach komm „verortet“ und einen Bezug herstellt, schaffe ich es nicht in dieser Serie zu denken und finde ihn als Bild für sich alleinstehend, nicht immer so prägend, als dass ich 7,- Euro in der Entwicklung ausgeben will. So ein Bild zu erstellen, fällt mir digital einfacher. Ich bin gespannt, ob ich es nächstes Jahr auch analog schaffe.

      Liebe Grüße,
      bernhard

  • Hallo Herr Labestin,
    ein ganz subtiler Reisebericht, der mir gut gefiehl, da ich selber sehr gerne fotografiere und noch aus der analogen Zeit komme, kann ich ihre Überlegungen gut nachverfolgen. Sie betreiben da aus Sicht eines Laien einen immensen Aufwand, sind aber meines Erachtens glücklich und zufrieden mit den Ergebnissen.
    Und so hoffe ich, daß sie diese Reisen noch öfters unternehmen können und wünsche ihnen viel Erfolg dabei. Viele Grüße aus dem Landkreis München von einer begeisterten Fotografin,

    Gisela Gebhardt

    • Hallo Frau Gebhardt,
      vielen Dank für Ihre netten Zeilen. Ja, das analoge Fotografieren brachte mit sehr viel Ruhe da oben. Natürlich lässt sich auch im Digitalen ein analoger Workstream leben, aber die Versuchung, viel und schnell zu fotografieren, siegt dann zumindest bei mir doch immer.
      Ich musste oft schmunzeln, als auch das Gefühl jugendlicher Urlaubstage wieder aufkam – das Gedulden um die Rücksendungen belichteter Aufnahmen. Der Aufwand relativiert sich dann aber, da viel weniger Zeit in der Nachbearbeitung verbracht werden muss; Es sind weniger Bilder auszusortieren.

      Viele Grüße und schöne Motive,
      Bernhard Labestin

  • Lieber Bernhard,
    da ich selbst (noch) nicht analog fotografiere, kann ich den Aufwand mit deiner Pentax nur bezüglich des Gewichts nachvollziehen. Allen Respekt dafür, dass du das auf dich genommen hast. Und deine Fotos sind einfach toll. Was ich aufgrund eigener, ausgedehnter Outdoor Touren beurteilen kann, ist das Gefühl das sich einstellen kann, wenn man sich alleine der Wildnis aussetzt. Dabei kann aus einer primär einfach Tour schon einmal bitterer Ernst werden. Auch dafür meine Anerkennung. Danke für deinen so anschaulich geschriebenen Artikel. Ich konnte mich hineinversetzen und war somit dabei.
    Danke und herzlichen Gruß,
    M. Guggolz

    • Hallo Michael,
      vielen Dank für deine anerkennenden Worte, die ich bei deinem Hintergrund sehr zu schätzen weiß. Ich denke, so ein Gefühl beurteilen, lässt sich auch wirklich nur, wenn man es selbst erlebt hat. Wir wissen, dass sich die Frage: „Warum tust du dir das an?“, schwerlich Außenstehenden zu vermitteln ist. Ich muss allerdings zugeben, die Pentax war eine verrückte Idee, die ich aber nicht bereue. Und so „abenteuerlustig“ diese Idee war, so ist es mir wichtig Situationen richtig einschätzen zu können. Abenteuer darf nie mit „Risiko eingehen“ verwechselt werden – das kommt, wie du ebenfalls anmerkst, oftmals ganz ungefragt von allein. Wer da oben also versucht seine Grenzen zu finden, oder gar zu überschreiten, kann schnell die letzte Schwelle erreicht haben. Grenzen angehen und mich weiterzwingen, das mache ich in der Heimat während den Vorbereitungen. In der Wildnis gilt für mich, körperlich etwa nur 80% abzurufen, um für den Ernstfall noch Reserven zu haben (mental gerne 100%). So bleibt auch noch immer Luft zum Fotografieren.
      Beispielhaft bin ich gleich zwei Tage nach Rückkehr von der durchaus anspruchsvollen Tour, bei der ich nie Muskelkater hatte, vermeintlich fit in mein aerobes Fitnesstraining gegangen – Resultat, ich hatte zwei Tage lang heftigsten Muskelkater ?

      Liebe Grüße und immer viel Schnee bzw. Sand unter den Ski.
      Bernhard

  • Lieber Bernhard,

    mein Kompliment. Eine analoge Mittelformat in die Wildnis mitzunehmen ist schon eine Entscheidung für sich. Und noch dazu eine Pentax 6×7 mit einem Gewicht von ca. 1,5 kg. Aber – wie bei jeder analogen Fotografie ist die Beschäftigung mit dem Metier kontemplativ und jedes Foto, dass man mit nach Hause bringt ein wertvolles „Unikat“. Nicht zu verwechseln mit einem schnellen digitalen Bild. Meine analogen Mittelformat-Fotos bei Outdoor-Touren (auch im Winter nördlich des Polarkreises) entstanden zumeist mit der Yashica MAT-124 G und der Rolleiflex 3,5 F. Sie haben für mich einen unvergleichlichen Erinnerungswert. Für manche Aufnahmen mit diesen Kameras verbrachte ich für eine einzige Auslösung Stunden. Und über die Entstehung jeder einzelnen dieser Mittelformat-Aufnahmen kann ich noch nach Jahren eine Geschichte erzählen. Ein Erlebnis.

    Lieber Bernhard, ich kann Dich nur ermutigen, auch Deine nächste Outdoor-Tour mit Deiner Pentax 6×7 zu dokumentieren.

    Viele Grüße
    Helmut

  • Lieber Bernhard,

    Chapeau zu deinem Engagement, und fetten Glückwunsch zur Tour samt Fotoergebnissen!

    Auch, wenn ich dort „oben“ in diesen Regionen bislang noch nie unterwegs war (schon gar nicht als Backpacker), habe ich eine Ahnung dazu. Mir sagen deine Fotos allesamt zu, vor allem, was die Dokumentation anbelangt. Man bekommt Landschaftliches, als auch einen Einblick in den Alltag dort, der mit Essen, Zelt, Foto, Wetter, etc einhergeht. Wer so Szenarien nie erlebt hat, geht wohl davon aus, im Zelt wäre drinnen, und vorm Zelt wäre draußen. Dem ist sicher nicht so. Erst kürzlich habe ich ein Gewitter im hochalpinen Bereich miterlebt, und trotz Schutzhütte etc – man ist einfach immer draußen.

    Zu deiner Motivation möchte ich Dir wünschen, dass sich das Vorher-/Nachher-Empfinden so darstellt, wie du dir das gewünscht hast. Ich glaube, es ist total schwer, Erwartungen und Wünsche an so ein Unternehmen klein zu halten, um etwaigen Enttäuschungen vorzubeugen.

    Sehr ansprechen tut mich dein Foto 004. Ich finde, es ist völlig anders, als alle anderen, und zeigt auch eine Landschaft, die so kaum mehr vorkommt. Und 008, das Zelt, die Weite, die Wolken, einfach klasse. Vielen lieben Dank für deinen großen Aufwand, der hinter diesem Artikel steckt, sowohl als Tour, als auch in der Aufbereitung an sich.

    Herzlichst, Dirk

    • Hallo Dirk,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ja so richtig „drinnen“ gibt es da nicht. Beim Gewitter sagte ich mir, dass die Isomatte wohl nicht nur gegen Kälte Isolieren wird und genoss die Geborgenheit meines kleinen Zeltes, welches im Sturm durchgeschüttelt wurde.

      Nächstes Jahr habe ich da oben – nach Stand heute – Storytelling mit 6×7 vor.
      Falls mein Sohn mal wieder mitkäme, könnte ich mir auch vorstellen in SW zu fotografieren und die LabBox in das Base Camp mitzunehmen. Nationalparkbilder entwickelt mit Nationalparkwasser – aber ich glaube er würde mich mit ihr erschlagen, wenn ich ihn die Flaschen mit dem verbrauchten Entwickler tragen lassen würde.

      Liebe Grüße,
      Bernhard

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