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Fotografie zwischen Popularität und Originalität

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Fotografie zwischen Popularität und Originalität: Zur Fotografie, irgendwo angesiedelt zwischen medialer Popularität und eigener Originalität, lassen sich unfassbar viele Veröffentlichungen finden. Inspiriert, oder auch irritiert durch Videos, Bildbände, oder durch andere Verschriftlichungen, kanalisiert sich heraus, was uns gefällt, und was uns nicht gefällt. Vieles, was wir sehen, nimmt damit direkt oder indirekt Einfluss darauf, wie sich unsere eigene Fotografie entwickelt. Auf unsere eigene Entwicklung bezogen, kann uns das von der eigenen Fotografie entfernen, oder lässt uns mit ihr verschmelzen. Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen Mut machen, den Wunsch nach eigener Popularität hinter die Möglichkeit zu stellen, die eigene Originalität zu gestalten. Sowohl allgemeiner gehalten, als auch an Beispielen zur Street Fotografie, finden Sie meinen Standpunkt zu diesen Zusammenhängen. Die Fotografien sind im Format JPEG entstanden, unter Verwendung der FUJIFILM X-T3, dem XF 35mm 1.4 + XF 56mm 1.2.

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Populär und Gut ist nicht das Gleiche

Je länger man etwas tut, umso tiefer gerät man hinein, und umso vielschichtiger stellt es sich dar. Von Bedeutung mag der Punkt sein, ob wir unsere eigene Fotografie zur permanenten Kopie dessen werden lassen, was uns gefällt. Oder aber, ob wir unsere Fotografie aus alledem heraus entwickeln zu dem, was uns entspricht. Wichtig ist meines Erachtens, dass wir eine ganz klare Unterscheidung vornehmen zwischen einer populären, und unserer individuellen Fotografie. Es könnte sogar sein, dass beides zusammen zutrifft. Das wird aber sicher eher selten so sein. Sollte unsere Fotografie, also jene, die tief aus uns heraus ins Freie drängt, nicht den großen Trends folgen, wird sie sich als unpopulär erweisen. Unpopulär zu sein, ist keineswegs dasselbe, wie „schlecht“ zu agieren. Oder andersherum: “Populär” und „gut“ ist längst nicht das Gleiche.

Unpopulär sein

Der Hang hin zur Popularität unserer Fotografie birgt die Gefahr, uns von unserer guten Fotografie zu entfernen. Wir verlieren dadurch immer mehr den Kontakt zum ICH in der eigenen Fotografie. Es geht der Teil verloren, mit dem wir alles das erfassen, umsetzen und zum Ausdruck bringen, was uns wichtig ist. Uns und unserer Fotografie hilft nur, diesem ICH auf der Spur zu bleiben. In letzter Konsequenz bedeutet das für uns nichts anderes, als die Tatsache zu akzeptieren, möglicherweise unpopulär zu sein.

Sich in Welten Dritter aufzuhalten, nützt auch nur diesen Dritten etwas.

Weil es mir wichtig ist

Nicht selten, wenn ich meine Fotografien oder Street-Fotografien Personen zeige, die nicht fotografieren, taucht die Frage auf, warum ich das mache. Oder aber, wie es gelingt, solche Momente zu erkennen und festzuhalten. Ich antworte dann gerne: Weil es mir wichtig ist. Mir bedeuten diese Momente etwas, wohl wissend, dass sie außer mir wahrscheinlich zur selben Zeit kaum jemand exakt so realisiert.

Machen wir uns ehrlich: In uns kommt Freude auf, wenn wir wahrnehmen, wie Betrachter*innen unserer Street-Fotos schmunzeln, nachdenklich werden, traurig oder überrascht sind, oder für uns erkennbar wird, dass sie die Fotos einfach nur länger anschauen mögen. Und zwar nicht, weil die Fotografien denen ähneln, die hochpopuläre Vorbilder und Idole belichtet haben. Nein, es geht um unsere speziellen, eigenen, und vielleicht auch unpopulären Fotos. Doch diese stehen für etwas: Für den eigenen Stil! Es ist ja nicht bloß das Foto als Ergebnis. Auch unsere ur-eigene Art, auf die belichtete Szene zu schauen, und einen Moment in seiner Einzigartigkeit festzuhalten, führt zu dem, was das Foto anschließend aussagt.

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Idole + Vorbilder sind nicht dafür da, sie nur zu kopieren. Es geht um deren Inspiration.

Vorbilder der Fotografie

In welchem Teil unserer Fotografie (oder Street-Fotografie) wir uns nun an Vorbildern orientieren, und in welchen nichts als der eigene Stil zutage tritt, wird so unterschiedlich ausfallen, wie wir alle als Personen unterschiedlich sind. Die Fotos wandeln und entwickeln sich, und der/die Fotografierende tut es auch. Um zu verdeutlichen, wie das aussehen könnte, möchte ich mir erlauben, einen Aspekt herauszupicken, der meine eigene Streetfotografie betrifft:

Fotografie zwischen Popularität und Originalität

Es ist durchaus etwas, das ich einzuordnen versuche, zwischen populär und individuell. Und zwar geht es speziell um das Vorhandensein von Menschen in meinen Fotos. Der Sinn meiner Street-Fotos offenbart sich nicht dadurch, belanglos hinter Menschen her zu fotografieren. Ob nah, oder etwas ferner, ich möchte eine situative Relevanz ins Bild legen. Diese Dichte, so denke ich, bildet die erkennbare DNA gelungener Street-Fotos. Oder anders gesagt: Es ist das, was ich meinen Fotos zufügen möchte.

In der Masse aller Veröffentlichungen zur Street Photography stelle ich allerdings fest, mit der zugespitzten Suche nach Situationen, Menschen und Gesamtkompositionen längst nicht jenes Feld zu bespielen, auf dem sich (zumindest in Deutschland) die erfolgreichen, populären Street-Fotografen*innen tummeln. Klar, das hat seinen Grund. DSGVO ist ein Thema, und die jeweiligen Fotografen*innen gehen (hoffentlich) individuell vor.

Für mich steckt eine Herausforderung darin, es auf meine Art mit den Umständen aufzunehmen, mich damit zu arrangieren, und sie vielleicht sogar möglichst eindeutig zu machen. Es kann gut sein, dass nur ich das so sehe. Und es kann ebenso gut sein, dass jede andere Person das für sich selbst völlig anders empfindet und entdeckt. Cool finde ich den Gedanken, dass gerade damit genau das passiert, was wir uns insgeheim wünschen. Sich abheben von der Masse. Es wird allerdings nicht ausbleiben, in diesem Prozess für längere Zeit unpopulär zu sein.

Wenn Sie feststellen, Sie sind unpopulär, könnte das ein gutes Zeichen sein.

Unpopularität

Die Wahrscheinlichkeit, fürs Erste unpopulär zu bleiben, ist nicht gerade klein. Doch ich bin überzeugt, dass es lohnt, diese Zeiten auszuhalten. Es wird sich verändern! Wichtig ist, dranzubleiben, und nicht nachzulassen. Wir sollten unsere Unpopularität ruhig ein wenig feiern. Die Geschichte der Person, die mit Schirm und großen Schritten vor einem Plakat mit Werbung für Sonnencreme vorbeischreitet, verträgt keine Endlosschleife und ist irgendwann einfach auserzählt. Szenen wiederholen sich tausendfach, und werden in teils fantastischer Umsetzung noch häufiger veröffentlicht. Aber eben, weil es gerade populär ist, Dinge so zu zeigen, wie „man das eben tut“. Es ist nötig, wieder und wieder neu zu schauen, gerade auch auf das, was gleichförmig erscheint. Vielleicht gilt das sogar für alle Lebensbereiche, und gegebenenfalls steht die (Street-) Fotografie stellvertretend für diese Neugier, jenes Interesse, was uns auch als Mensch weiterbringt.

Die Qualität unserer Fotografie

Popularität steht nicht automatisch für Qualität, und erst recht nicht für Erfolg. Zur Besinnung auf das eigene Schaffen ist es nötig, sich mit seinen Werken der Öffentlichkeit zu stellen. Wir benötigen Rückmeldungen, konstruktive Kritiken oder auch an einem unbestimmten Zeitpunkt einen niederschmetternden Abgesang. Den Unterschied wird machen, ob wir uns in diesem Prozess im Augen behalten und selbst verwirklichen. Oder ob der Fall eintritt, einer Popularität hinterher zu arbeiten, in der zwar viele Menschen unsere Werke sehen, aber sie sich niemand merkt, geschweige denn, sich an uns erinnern wird. Idole und Vorbilder zu kopieren, hat ja auch nichts Schlechtes. Wir benötigen diese Vorgänge, um zu lernen, und um zu ermitteln, ob wir das hinbekommen, was wir mögen. Der nächste Schritt sollte aber der sein, sich daraus zu lösen. Werden Sie zur besten Variante von sich selbst, werden Sie ein Original.

Freundlichen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit!

Ihnen allen wünsche ich ein gutes Gespür für den eigenen Spagat zwischen Popularität und der eigenen Originalität.

Herzliche Grüße Ihr
Dirk Trampedach

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© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie bei *fotowissen – Fotografie zwischen Popularität und Originalität

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Dirk Trampedach

Eine Geschichte, ein Bild, eine Stimmung. Erlebnisse, Schreiben und Fotografieren, das hängt für mich unmittelbar zusammen. Foto-Themen, denen ich mich gerne widme, sind Berichte von Touren im VW T3 WESTFALIA, Street Photography, sowie Storys um klassische Automobile und deren Besitzer. Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten: www.dt-classics.de.

2 Kommentare

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  • Danke für diesen inspirierenden Artikel. Ich habe vor 2 Jahren angefangen analog zu fotografieren, weil ich meine alte Kamera im Schrank wiederentdeckte. Um irgendeinen Sinn für die Fotos zu finden habe ich einen insta Account eröffnet. Tatsächlich habe ich in der Rasteransicht meines feeds erst erkannt was ich überhaupt für einen Stil habe… eher Close ups und minimalistisches… leider habe ich irgendwann angefangen nicht meinem Stil treu zu bleiben, sondern habe versucht anderen zu gefallen…der Likes willen. gebracht hat es nichts. Ich hoffe ich komme wieder zum Spaß der Fotografie zurück anstatt krampfhaft zu versuchen anderen zu gefallen.

    • Hallo Robert,

      herzlichen Dank für die wirklich passenden Umstände zum Thema. Dass der Spass abhanden gekommen ist, tut mir wirklich leid. Aus den paar Infos, die hier zur Verfügung stehen, wage ich allerdings abzuleiten, dass die Wahrscheinlichkeit dazu groß war.

      Bitte nicht anmaßend verstehen, aber für die Rückkehr zu einer beseelten Fotografie möchte ich empfehlen, Rückmeldungen von Rasteransichten, Feeds und Likes gegen die Begleitung von Menschen zu tauschen, mit denen zusammen eine Motivation, und etwas Gemeinsames entsteht. Netzwerk ist zwar abgedroschen, passt aber ganz gut. Vernetzen, win-win, Kreativität, Austausch, was zusammen fotografieren. Über die Schiene läuft alles Relevante.

      Letztlich finden sich auch hier immer mal wieder Möglichkeiten, an Themen und Aktionen zur Fotografie fündig zu werden.

      Gutes Gelingen und viel Freude wünsche ich,

      Dirk Trampedach

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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