Bernhard Labestin ist unter anderem auch Fotograf und Fotokünstler. Sein erstes Foto hat er bei *fotowissen im Februar 2020 als Bild der Woche ausgestellt. Seitdem ist er auch Autor auf *fotowissen.eu. In diesem Podcast bin ich im Gespräch mit Bernhard, der zu vielen Themen der Fotografie wertvolle Einblicke gibt:
Inhaltsverzeichnis
Fotografie als Medizin . NES . Wie wichtig ist die Kamera
Bernhard Labestin im Gespräch mit Peter Roskothen – *fPodcast #0003
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Beim *fotowissen Podcast Fotografie #0003 spreche ich mit Bernhard Labestin, der unter anderem den Begriff „Neue Emotionale Sachlichkeit (NES)“ für seine Kunst prägt. Sein erstes Foto ist „Die Türe“, als Bild der Woche:
Bernhard hat auf *fotowissen bereits einige Artikel veröffentlicht und natürlich auch eine eigene Webseite, die ich Ihnen ans Herz lege:
Berhards Vita und *fotowissen Artikel >>
Bernhards Buchempfehlungen
Bernhard hat uns das eigene Fotobuch empfohlen und spricht von der Planung vor dem Urlaub oder vor dem Fotoshooting. Außerdem empfiehlt er diese Bücher:
Die Gesprächsthemen im *fotowissen Podcast Zeit für Fotografie #0003
- Begrüßung Bernhard Labestin
- Erstes Kennenlernen „Die Türe“
- Fotos und Hintergründe auf *fotowissen.eu
- Bernhard stellt sich vor
- Katzen?
- Leidenschaft Fotografie
- Erwartungen anderer
- Die frühen Jahre
- Von der analogen zur digitalen Fotografie
- Kompakte Fuji und Panasonic FZ 1000
- Ausgleich Fotografie
- Fotografie als Medizin
Oder die Fotografie als Therapie, Ausgleich und um zu sich selbst zu finden. - Der eigene fotografische Ausdruck
- Neue Emotionale Sachlichkeit (NES)
Die Neue Emotionale Sachlichkeit -Fotografie - Mehrere Wahrheiten und Sichtweisen im Foto
- Was Bernhards Fotos verbindet
- Fotografische Herausforderung?
- Die Seele fotografieren?
- Andreas Gursky und die Bildbearbeitung
- Was ist erlaubt in der Bildbearbeitung?
- Der perfekte Ausschnitt
- Sucherkameras versus Smartphone
- Wie wichtig ist die Kamera? Fujifilm
- Mittelformat Fujifilm GFX
- Klappsucher GFX 50S / GFX 100
- Vollformat oder Mittelformat?
- Plastizität Mittelfomat
- Canon Objektiv auf GFX
- Digitales Analog
- Buchtipp Bernhard Labestin
- Tipps für Einsteiger der Fotografie
- Verweilen mit Thermoskanne
- Verabschiedung
Tipp: Ich habe lange nach der besten Thermoskanne der Welt gesucht. Nach mehreren Fehlversuchen mit Kannen, die nicht lange warmhielen und kleckerten, habe ich endlich zwei dieser Thermoskannen bestellt (700 ml und 900 ml). Mit denen ist der Fotoausflug und das Verweilen eine Wohltat. Ja, diese Thermoskanne ist nicht billig, aber jeden Cent wert:
- PERFEKTER SPARRINGSPARTNER: Die THERMOS Isoliertechnologie ermutigt dich zu Höchstleistungen und liefert den ganzen Tag (bis zu 24 Stunden!) Heiß- oder Kaltgetränke, ob in den Bergen oder im Wald.
00:00:03
Intro: *fotowissen, Zeit für Fotografie
00:00:08
Peter Roskothen: Guten Tag und herzlich willkommen beim *fotowissen Podcast. Mein Name ist Peter Roskothen. Ich bin Fotograf, Fototrainer ganz besonderer, individueller Fotokurse und Journalist auf *fotowissen.eu. Mein heutiger Gast ist Bernhard Labestin. Wir haben uns über Foto wissender EU kennengelernt. Guten Tag, lieber Bernhard!
00:00:32
Bernhard Labestin: Hallo Peter Schön heute da zu sein und auch mal wieder mit dir zu sprechen.
00:00:38
Peter Roskothen: Sag mal, haben wir uns bei *fotowissen kennengelernt? Ich denke schon. Du hattest glaube ich als erstes ein Bild der Woche eingereicht. Stimmt das?
00:00:47
Bernhard Labestin: Ja, das fing mit einem Bild der Woche an. Ich habe geschaut, welche vernünftige Kanäle gibt es denn zur Fotografie und bin da auch über deine YouTube Videos sehr schnell bei dir gelandet und hattte dann ein Bild der Woche eingereicht. Ich meine, das war das mit der Tür gewesen, was heute noch immer noch eines meiner Lieblingsbilder ist.
00:01:10
Peter Roskothen: Ja, bei der Türe haben sich sehr viele Menschen gefragt, was dahinter ist, glaube ich?
00:01:17
Bernhard Labestin: Ja auch. Ich verbinde auch meine Fotografie so ein bisschen mit dem Nutzen, dem Nutzen bei der Arbeit. Hab das hinter mir hängen und es kommen natürlich viele Leute, die da drauf stehen, davor stehen bleiben und das Bild einfach mal nur auf sich wirken lassen. Und dann kommt man natürlich auch mit den Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch. Interessanterweise ist eine der Fragen, die so gut wie nie vorkommen, das Wo, sondern einfach so die Leute stellen sich vor, was ist hinten im Raum, was ist, wenn man die letzte Tür aufmacht und dann Treppen Abgang? Und das Bild ist ja bewusst, wenn man die Tür sieht hinten etwas im Dunkeln. Ich habe sie jetzt auch noch mal für eine Vernissage etwas bei den Kontrast reingesetzt, die die dunklen Bereiche etwas noch mehr schattiert. Und die Frage ist, was ist dahinter?
00:02:13
Peter Roskothen: Für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer müssen wir jetzt erklären, dass wir natürlich auch auf der Webseite *fotowissen.eu eine Rubrik Podcast haben. Und dort wird ein Artikel zu finden sein, in dem wir alle Links zu den Artikeln von Bernhard und natürlich auch zu diesem Tür-Foto verlinken auflisten, damit sie sich diese Fotos parallel angucken können. Und da die dich alle noch nicht kennen, könntest du netterweise mal unseren Zuhörerinnen und Zuhörern etwas zu deiner Person erzählen. Bernhard, damit du dich ein bisschen besser kennenlernen können.
00:02:53
Bernhard Labestin: Ja, da stellt sich mir die Frage: Was ist interessant für Fotografierenden zu meiner Person und es ist bestimmt gehört es auch zu meiner Fotografie dazu, meinen beruflichen Hintergrund, der nichts oder besser gesagt auf dem ersten Blick nichts mit Fotografie zu tun hat. Ich habe einen naturwissenschaftlichen Hintergrund, bin zuständig für Sicherheit und Umweltschutz in einem amerikanischen Gesundheits Unternehmen, Pharmaunternehmen und was es da mit der Fotografie zu tun hat? Das ist ein sehr kopflastigkeit Job und so kam ich auch. Die Fotografie, die ich von der Kindheit, von der Jugend schon kenne und die immer so ein bisschen mein Wegbegleiter war, auch als Ausgleich zu finden. Und so habe ich das Fotografieren auch, Ich habe es ja gerade auch eben gesagt, dass einige Bilder bei mir im Büro, habe das wieder intensiviert. Das Fotografieren hatte für Fuji die GFX 100s mal testen dürfen, zusammen mit dem GF 250. Das englische Magazin Fuji Love hat auch einen Bericht von mir veröffentlicht. Ich mache Touren über den Polarkreis zum Ausgleich. Die einen oder anderen gehen vielleicht den Jakobsweg. Ich bin dann dort einmal im Jahr für 10 Tage und habe keinen Kontakt zur Außenwelt. Alleine, das ganze war auch so, ist stößt natürlich dann auf Interesse, auch der eine oder andere Mal, die ihn kennen. Nick Schräger von ishootyou hat mich auch mal zum Interview eingeladen auf YouTube zu meiner Reise mit der mit Mittelformat überm Polarkreis. Es ist ja schon ein bisschen randständig und natürlich auf *fotowissen durfte ich auch schon den einen oder anderen Beitrag schreiben zu Mittelformat, Fotografie, aber auch zu dem, was man vielleicht unter Achtsamkeits-Fotografie versteht. Wobei das meine andere Art der Fotografie neben der Natur Fotografie nicht ganz so beschreibt. Aber im großen Ganzen passt das Wort Achtsamkeits-Fotografie.
00:05:01
Peter Roskothen: Das hast du schön. Geschrieben Vielen Dank, Bernard, du bist natürlich auch noch nebenbei Ehemann, Vater und Katzenliebhaber, habe ich gelesen. Hast du auch so viele Katzenfotos aufgenommen, wie ich?
00:05:14
Bernhard Labestin: Ich muss gestehen nein. Und falls meine Frau das hört ich bin natürlich in erster Linie Ehemann. Ich muss gestehen, ich fotografiere unsere Katzen vor allen Dingen dann, wenn ich Objektive teste. Aber so die Haustiere. Dadurch, dass meine Katzen ein differenziertes Verhältnis zu mir haben, sind das nicht meine geeigneten Motive.
00:05:35
Peter Roskothen: Also du bist kein Katzenliebhaber, sondern du bist Katzen Lieferant. Also so Butler bist du ja.
00:05:42
Bernhard Labestin: Nein, ich. Ich bin schon Katzenliebhaber, aber besonders was die eine Katze angeht, ist das wohl keine gegenseitige Liebe.
00:05:50
Peter Roskothen: So lange Katzen, die sind sehr wählerisch und sehr eigen und das lieben wir ihnen auch ein bisschen.
00:05:59
Bernhard Labestin: Ja, genau das ist das Eigene, das Freigängertum. Das mag ich schon bei Tieren.
00:06:04
Peter Roskothen: Du bist ja nun offensichtlich ein leidenschaftlicher Fotograf, vor allem auch ein guter aus meiner Sicht der Dinge. Ich weiß, dass du bereits im Kindesalter fotografiert hast und von deinem Vater motiviert wurdest. War die analoge Fotografie schon damals deine Leidenschaft?
00:06:21
Bernhard Labestin: Ja, wobei mir das so bewusst damals noch nicht war. Also wenn man mich heute fragen würde, wie kam ich zur Fotografie? Würde ich sagen ich kam zweimal zur Fotografie, also einmal das in meinen Kinder und Jugendjahren. Mein Vater hat mir eine Kamera geschenkt. Das war ein Yashica Sucher-Kamera, aber mit Festbrennweite und hatte da als Kind mit der Urlaubs Fotografie angefangen. Ich hatte vorher ein bisschen etwas Kreatives gemacht, das Töpfern. Mein Vater hat da immer zu mir die Frage gestellt: Was hat das für einen Nutzen? Das nebenbei auch eine Frage, die mich heute noch begleitet. Ich hatte da mit der Kamera Bilder gemacht, Urlaubsbilder und habe dann später auch festgestellt, dass bei diesen typischen Diaabenden der 70er 80er Jahre, die mein Vater gemacht hat, sehr viele Bilder von mir dann enthalten waren. Also wenn Freunde von meinem Vater kamen, kann ich mich entsinnen, wir haben auch damals auf dem Stromboli übernachtet. Ich glaube, das darf man heute gar nicht mehr sehen. Ein Vulkan nördlich von Sizilien, der regelmäßig noch Eruptionen hat, damals alle halbe Stunde. Und die Aufnahmen haben sich da drin wiedergefunden und später auch auf Klassenreise hat uns der Lehrer die Kamera, seine Kamera gegeben und ich durfte die Klassenreise dokumentieren und hatte dann Bilder auch von Schleusen Systemen gemacht, die Reaktion bei meinen Klassenkameradinnen und Kameraden ausgelöst haben. Das Bild hätte es ja auch sonst machen können. Das ist doch gar nicht das. Man sieht doch gar nicht, wo wir waren. Das war aber, wenn ich so jetzt überlege, schon so ein bisschen die ersten Schritte und damals war ich glaub ich 14, 15, 14 von Achtsamkeit zu Fotografie. Vielleicht war es etwas ungünstig, auf dem Rhein-Main Donaukanal jede Schleuse fotografieren zu wollen. Aber wenn ich das heutzutage sehe, dass es Fotokünstler gibt, sehr gute, die Wassertürme fotografieren, quer durch Deutschland und quer durch Europa, so war ich ganz so verkehrt mit jede Schleuse ob beim Rhein-Main Donaukanal zu fotografieren, vielleicht gar nicht so so verkehrt, aber für eine Dokumentation, eine Klassenreise war das natürlich ungünstig.
00:08:48
Peter Roskothen: Du hattest also ein ganz anderes Thema, als deine Klassenkameraden es erwarteten. Und das hat dir gut gefallen. Aber das war für die eine Ernüchterung, weil die sich nicht selber wiederfanden.
00:09:01
Bernhard Labestin: Ja, genau, das war eine andere Sicht auf die Dinge. Es war natürlich, die Fairness muss ja meinen Klassenkameraden gegenüber auch sein, es war keine Fotodokumentation, es war kein Reisebericht, wie ich fotografiert hatte. Ich hatte mich halt ganz anders, wie du sagst, genähert. Ich habe es aber damals noch nicht so erkannt, dass das auch ein Weg, der Fotografie ist. Ich habe dann auch mal ein Praktikum bei einem Fotografen gemacht. Aber das waren die damals typischen, ich sage es mal Studio Fotografen, die Passbilder gemacht haben, die auch mal im Studio Hochzeitsfotografie gemacht haben, als ein sehr konservatives Fotostudio. Das ist natürlich nicht meine Art der Fotografie widergespiegelt hat damals, aber ich hab da halt auch sehr viel zum Retuschieren gelernt in der Dunkelkammer, was man halt in 14 Tagen freiwilliges Praktikum in den Osterferien so lernen kann.
00:10:06
Peter Roskothen: Ja, in den Ferien und während solcher Zeiten habe ich Geld verdient. Bei Foto Allkauf stand ich hinter der Theke, die gibt es heute nicht mehr glaube ich. Und habe da Kameras verkauft. Da waren damals die Menschen schon überrascht, wie gut ich mich damit auskannte. Aber das ging ja jetzt mehr um Technik als um deine Inhalte. Ich wollte das nur einwerfen, weil das auch immer schon ein Riesenthema auch in meiner Jugend war, diese Fotografie. Genau wie bei dir. Aber wie bist du denn dann zur digitalen Fotografie gekommen, Bernard?
00:10:43
Bernhard Labestin: Ich habe irgendwann in der Jugend die Entscheidung getroffen, will ich ja künstlerisch kreativ wir haben meinen Lebensunterhalt bestreiten, oder ich möchte es nicht sagen, mit etwas Vernünftigen. Aber mit etwas, wo man vielleicht einfacher Geld verdient und hatte mich dann für diesen naturwissenschaftlichen Weg entschieden. Und ich hatte ja damals noch analog auch überm Polarkreis fotografiert. Das war so meine eigentliche Leidenschaft damals schon, als 17 18-Jähriger überm Polarkreis, damals noch mit einem Freund, heutzutage alleine diese Touren zu machen, mit Rucksack und Zelt. Und hatte die analoge Kamera dabei. Und irgendwann hatte ich dann meine Frau kennengelernt. Wir haben eine Familie gegründet, hat noch ein Studium und die Fotografie ist gänzlich in den Hintergrund geraten. Die digitale Fotografie kam wie bei vielen, vielleicht auch mit den Kindern, da kam das dann, dass man die Kinder fotografieren wollte. Man wollte gleich die Bilder haben, man wollte sie sehen. Es war aber noch nicht so das Thema. Ich habe lange überlegt, eine Kamera, eine digitale zu holen und erst als ich dann wieder verstärkt eingestiegen bin mit meinen Solo Touren, wollte ich dann digital fotografieren. Und die erste war das war die Panasonic FZ 1000, eine Bridge Kamera und über die kam ich dann direkt in das digitale Fotografieren da rein, hatte aber damals das Fotografieren immer noch. Gesehen als. Urlaubs Fotografie Wobei ich das es bitte nicht abwertend zu verstehen verstehen haben möchte, sondern ich war ja oben alleine und wollte natürlich, wenn ich wiederkam meiner Familie zeigen, wo war ich und so war das mit dem Digitalen dann auch gegeben und auch am Anfang komplett ohne nachträgliche Bildbearbeitung. Sondern rein mitnehmen, fotografieren und vielleicht wie es heute manchmal so man war nirgendswo gewesen, wenn man nicht mindestens ein Bild mitgebracht hat. Das war und da muss ich ehrlich genug sein, mein Einstieg in die digitale Fotografie gewesen.
00:13:08
Peter Roskothen: Das ist doch völlig in Ordnung. Aber die FZ 1000 gabs doch schon, da gab es doch die digitale Fotografie schon etwas länger als du die FZ 1000 erworben hast, oder?
00:13:20
Bernhard Labestin: Ja, da gab es die digitale Fotografie schon lange. Ich war auch ein Späteinsteiger gewesen. Ich hatte vorher noch eine ganz kleine Fuji gehabt, die man so in die Hosentasche stecken kann. Die hatte ich dabei gehabt,
00:13:35
Peter Roskothen: Eine Display Kamera also wo man aufs Display guckte. Oder war das auch schon eine Sucher Kamera?
00:13:41
Bernhard Labestin: Das war eine Display Kamera und das war auch das, was mir auch am meisten Magenschmerzen gemacht hat, wenn man die analoge Fotografie von früher kannte. Ich hatte meine erste Spiegelreflex, analog war eine Olympus OM4, die hatte ich mir lange von meinem Lehrgeld zusammengespart und dann diese Display Fotografie und es hatte natürlich auch so die Displays den Nachteil wenn die Sonne tief steht über Polarkreis, man sieht ja nichts auf dem Display. Ja, aber das war für mich immer noch so gewesen, fast wie die analoge Fotografie. Ich habe mit dieser kleinen Kompaktkamera fotografiert. Dann haben wir den Stick rausgenommen, haben ihn auf eine CD überspielt, diese CD in die Drogerie gebracht und die Bilder abgeholt. Von daher war noch dieser Weg, bis ich erkannte, bis ich wiederentdeckt hatte, was mir Fotografie bedeutet. Doch noch eine recht lange und der Weg war ja, ich muss nicht sagen, noch nicht mal beendet mit der FZ 1000. Genau genommen hat mein Wiederentdecken der Fotografie mit der FZ 1000 noch nicht angefangen gehabt. Der fing erst an, später habe ich mich ein bisschen fotografisch weiterentwickeln, als gemerkt hat, mir fehlt irgendwas an. Dieser rein kopflastige Job ist die eine Sache und man hat ja auch gewusst und das ist ja auch nicht verkehrt, andere Prioritäten, wenn man eine junge Familie hat. Und ich habe auch es war nicht so der die Suche nach dem Sinn bei mir, sondern ich habe gemerkt, mir fehlt was. Und in langen Gesprächen mit meiner Familie. Meine Kinder waren ja dann auch schon älter. Ich hab auch mit denen mal alleine gesprochen, mit jedem Kind, wie sie mich einschätzen. Ich war auch weit weg von Burn out und was heute oder auch Depression. Aber ich habe dann trotzdem auch mal mit dem Coach gesprochen und irgendwann kam so die Frage auf dem Coach. Sagen Sie mal, was machen Sie dann auch vom Töpfern erzählt vom Fotografieren und dann, weil die Frau Ja, fotografieren Sie doch einfach mal mehr, nicht nur. Reise, Dokumentation Und da kam der Satz, den das eingangs gesagt von meinem Vater mir den Sinn für was? Und da hat sich natürlich die Couch. Die musste erst mal lachen und hat gesagt Also Herr Labestin, Kreativität hat nicht unbedingt einen sachlichen Grund. Und in diesen Gedankengang oder die Gedanken, die ich da mit mir getragen habe, kam dann auch der Wunsch, kreativer wieder zu werden und das Fotografieren stärker zu machen. Und da ist dann so dieser dieser, diese Weiterentwicklung von der Panasonic gewesen. Jetzt möchte ich eine Kamera mit Wechsel-Objektiven haben, um kreativer zu werden. Gerade mit den offenblendigen Arbeiten. Da ist dann so die Entscheidung gefallen. Ja, eigentlich. Wenn man so auf die Kindheit schaut und überlegt, was hat mir als Kind gefallen, mache ich das denn heute noch als Erwachsener? Was hat mich als Kind erfüllt und was erfüllt mich als Erwachsener? Und so kam ich dann zur Digitalfotografie, die sehr, sehr umfangreich ist. Es fängt ja bei bei Handy, bei Selfies ja an. Das ist ja auch digitale Fotografie, die ja auch ihren Wert hat, bis hin zur professionellen Fotografie. Da gibt es ja viele Schattierungen, aber in dem Sinne habe ich da meine Fotografie wiedergefunden.
00:17:33
Peter Roskothen: Du hast ja auch einen anderen Artikel geschrieben „Fotografie als Medizin“. Du hast also inzwischen vier Artikel veröffentlicht. Der letzte, den hast du, Du hast Fotos gemacht in einem alten zerfallenen Gartenhaus, die ich auch super interessant finde. Aber wenn wir jetzt mal den Kontext herstellen zu der Fotografie als Medizin, hat dir das damals geholfen, wieder zu dir selber zu finden, oder? Ja, Du redest immer von Ausgleich. Aber das ist glaube ich noch ein bisschen mehr als ein Ausgleich zum Beruf?
00:18:11
Bernhard Labestin: Das ist es auf jeden Fall, dass dieser Bericht „Fotografie als Medizin“. Natürlich ist Fotografie keine Medizin. Ich würde es dann eher, wenn man es wieder fachlich sehen würde, als Therapie vielleicht bezeichnen. Und in der Form ist Fotografie, wie wir sagen ja auch bewusst denke ich Leidenschaft und ich hoffe jeweils viel mehr ist. Für die einen ist es Meditation, wir hören oft das Wort Flow und ja, das ist es. Wenn ich überlege früh als Kind wir konnten wir uns als Kind in eine Sache verlieren. Wir haben die Zeit nicht mehr wahrgenommen. Und sei es irgendwann mal mit Legosteinen, mit Bauklötzen oder später, wenn wir Sandburgen gebaut haben. Wir haben uns in dem Moment verloren und haben nicht daran gedacht: Was für einen Zweck hat das? Und das ist für mich jetzt eigentlich auch Fotografie, eine Art Ich möchte diese Worte, weil sie leider Gottes auch manchmal falsch oder zu inflationär verwendet werden, wie Meditation. Aber es ist für mich ein Verlieren in Zeit und Raum und ein vollkommenes Abschalten im Hier und Jetzt. Und das kann man schlecht beschreiben. Das muss man in meinen Augen erleben. Wobei natürlich ist nicht unbedingt Fotografie sein muss, es kann auch ein anderes kreatives Hobby sein. Für mich war es die Fotografie und da wirkt das auf zwei Seiten als Mediziner: Auf der einen Seite für den, der es macht, der kreativen Content schafft, der sich darin verliert. Aber auf der anderen Seite auch für die Person, die sich bewusst die Fotografie ansieht, also außerhalb der elektronischen Medien, was jetzt auch meine Kolleginnen und Kollegen machen, wenn die bei mir ins Büro kommen. Die bleiben davor stehen und verlieren sich in dem Moment in der Aufnahme. Und von daher hat Fotografie zwei Wirkungen oder zwei Wirkbereiche: Für den Schöpfenden und für den, der es erlebt, möchte ich mal sagen, die Fotografie bewusst wahrnimmt.
00:20:22
Peter Roskothen: Bernhard, jetzt haben wir ja ganz viel von dir gehört über diese Türe und über deine Reiseberichte. Aber du hast noch eine ganz andere Art von Fotografie eine künstlerische Fotografie, die vor der Türe war, natürlich auch künstlerisch. Aber du hast einen eigenen Begriff geschaffen für eine künstlerische Fotografie, die du auch auf deiner Website zeigst. Was ist das bitte?
00:20:47
Bernhard Labestin: Um mal die Worte meiner Frau zu verwenden: Sie sagt Ich habe durchaus eine morbide Art der Fotografie und das ist natürlich ein schlechter Text und schlechtes Wort, um damit Webseiten zu machen. Aber in dem Bereich mit sehr guten Freunden, als wir mal eine Website designt haben, haben wir auch über meine Art der Fotografie gesprochen. Das war fast dann der Freund, der die Webseite gestaltet hat. Das war fast alles analog mit Post-its und Clustern dieser Post-its. Der letzte Schritt war dann digital und da kam auch das Gespräch auf, wie meine Art der Fotografie zu sehen ist, weil ich als Gegenstände fotografiere, die irgendwie eine Emotion auslösen, eine diese menschliche Komponente haben. Und er hat dann gemeint: Mensch, im Prinzip ist das wie die „Neue Emotionale Sachlichkeit“. Es gab in den 20er Jahren den Ausdruck Neue Sachlichkeit. Da hat man den Gegenstand fotografiert und hat sich an der Ästhetik der Form erfreut und an der an der Sache selbst. Und bei mir wird das Ganze ergänzt durch die Emotionen, die die betrachtenden Personen dann dabei empfinden. Insofern kann die Tür auch rein gehören. Für mich ist das mehr als eine Lost Places Fotografie, weil durchaus auch die Leute sich auch da ihre Emotionen gewahr werden. Und diese neue emotionale Sachlichkeit ist jetzt so der Begriff. Ja, du hast gesagt, neu geschaffen. Ich glaube ja, der ist da da geschöpft worden, der der Begriff Neue emotionale Sachlichkeit. Er ist nicht nur die Priorität auf die reine Ästhetik des Gegenstandes, sondern diese ergänzt mit der menschlichen Komponente, mit der Komponente Emotionen.
00:22:54
Peter Roskothen: Das hast du schön beschrieben, du nennst das kurz NES und das steht auch auf deiner Website?
00:23:01
Bernhard Labestin: Genau, also als Beispiel. Kann man da nehmen? Ich meine, ich weiß gar nicht, ob es das eingereicht hat als Bild der Woche, aber es könnte auch auf der Webseite sein. Ich habe einen rosa Stuhl in einem Treppenaufgang fotografiert, nebenbei auch da Job und Beruf schon immer auf Dienstreisen meine Kamera mit und streift dann durch die Städte. Auch da kommen ich runter. ich kann entspannen. Und als in Hamburg in einem Treppenaufgang unten stand, ein rosa Stuhl. Ein sehr einfacher Stuhl im Regen. Dem rosa Stuhl hat ein Bein gefehlt und die Regentropfen sind an der Rückenlehne so runtergelaufen und hinter dem Stuhl war Graffiti. Ich habe mich sofort in diesem Objekt verloren, habe das fotografiert und dieser rosane Stuhl, der ja so ein bisschen auch die Unschuld, die Kindheit wiederspiegelt, das abgebrochene Bein und die Regentropfen, die wie Tränen an der Rückenlehne runtergelaufen sind, haben, obwohl ja nur eine Sache fotografiert worden ist bei mir die Emotionen, ja verlorene Kindheit, vielleicht sogar schlimmstenfalls Verlust eines Kindes widergespiegelt. Ich habe die Aufnahme auf Acryl gezogen und sie hängt jetzt, ich glaube, sowohl bei meinem Sohn als auch bei meiner Tochter. Bei meiner Tochter sogar auf der Arbeit, weil sie sagt für mich, sie findet die Aufnahme sehr gut, weil für sie ist das ein Bild für Freizeitgestaltung, für Freiheit. Weil für sie ist das ein, sieht das aus wie ein Zutritt in einen Nachtclub, in eine Disco, in eine Bar. Und sie verbindet mit diesem Bild positive Gefühle. Und beides ist richtig. Und das ist für mich so das Wichtige, dass die Bilder nicht einfach schön sind oder schön einfach, sondern bewusst mit dem Betrachter interagieren. Mein Vorteil bei meiner Art der Fotografie ist, dass ich im Prinzip bei dieser künstlerischen Art der Fotografie, das ich keine Botschaft vermitteln will. Sondern ich fotografiere das. Mein Wunsch ist es, dass eine Reaktion ausgelöst wird. Die Botschaft, die übermittelt wird, liegt schon im Betrachter selbst und meine Fotografie legt sie vielleicht nur frei. Und der Betrachter mit seinen Lebenserfahrungen, mit seinen, ja das, was er im Leben an Freude und Leid durchlebt hat. Das bringt er beim Betrachten mit und dadurch wird dann die Botschaft draus. Also ich bin nicht der Botschaft kündende, sondern eigentlich nur der durch die Interaktion mit dir für die Person herstellt.
00:25:51
Peter Roskothen: Es gibt ja tatsächlich immer mehrere Wahrheiten, diese Wahrheiten, die sind durchaus unterschiedlich. Der eine glaubt das eine, der andere glaubt das andere. Und beides stimmt im Grunde, nämlich aus der Sicht desjenigen. Und das erinnert mich so ein bisschen jetzt an deine Beschreibung der Reaktionen der Fotos. Jeder sieht etwas anderes in diesen Fotos. Das heißt, die Fotos sind nie einfach nur ein Spiegel oder ein Abbild von einer Realität, sondern man bringt sich immer selber mit in dieses Foto ein, egal ob als Fotograf oder als Betrachter dieses Fotos. Richtig?
00:26:31
Bernhard Labestin: Das auf jeden Fall. Und das ist ja das Schöne dabei. Und für mich ist es manchmal so schwer, wenn Personen dann anfangen zu diskutieren und die andere Person überzeugen wollen, wie das Bild zu wirken hat. Und wenn man dann versucht zu vermitteln, dass beide richtig sind, das ist ja das Interessante heutzutage, wenn man sich auf eine Meinung versteift, hat man bestimmt Gegner. Man hat aber auch Befürworter. Kritisch wird es dann, wenn man dazwischen steht und versucht zu vermitteln, das finden beide Seiten unschön, aber es ist genau das. Die Wahrheit liegt im Betrachter, in dem es nur wenn das die Gefühle des Betrachters sind, dann ist das per se erst mal richtig.
00:27:21
Peter Roskothen: Ich habe mir, bevor wir dieses Gespräch geführt haben, noch mal deine Fotos genau angeschaut und ich habe mir sowohl die Reise Fotos angeschaut als auch deine eines NES Fotos. Was ich festgestellt habe, was beide verbindet ist eine bewußte Leere in den Bildern ist das. Ist das so gewollt oder ist das ein Zufall, den ich dann entdeckt habe? Oder ist es liegt es einfach daran, dass du gerne auch bei den Reisen für dich bist?
00:27:53
Bernhard Labestin: Jetzt müsste ich wissen, was du mit bewußter Leere meinst, ob du das optisch meinst, ob du das von den Emotionen her meinst?
00:28:02
Peter Roskothen: Da hast Du recht. Entschuldige, ich hätte sagen sollen, es sind ganz, ganz selten Menschen drauf.
00:28:07
Bernhard Labestin: Ja, das ist bewusst so gewählt. Das hat auch nichts mit der Veröffentlichung im Netz zu tun. Wobei ich ein Projekt, was ich gerne machen würde: Es hat sehr stark mit Menschen zu tun. Ich bin durchaus ein geselliger Mensch und auch da habe ich so meine Pole. Auf der einen Seite sehr gesellig. Ich bin aber auch wenn ich alleine bin, nicht einsam. Und diese Tage über dem Polarkreis, wo ich keinen Kontakt habe, keine Möglichkeit auch eines Kontakts, ich habe für Notfälle ein Satellitentelefon dabei. Die genieße ich. Und ich glaube, dieses Spannungsverhältnis spiegelt sich auch in meinen Fotografien manchmal wieder. Ich finde das interessant, dass du diesen Vergleich siehst oder diese Gemeinsamkeiten siehst. Denn während ich bei der Reise Fotografie durchaus entspannter herangehe, habe ich schon bei jedem Flow bei meiner NES Fotografie tickt so die Uhr, die ich nicht hören mag im Hinterkopf, oder die Stimme, die sagt: Was hat das für ein Zweck diese Ausnahme, was möchtest du ausdrücken? Insofern ist für mich die Reise Fotografie durchaus noch mal entspannender, aber es ist bewusst. Es ist bewusst: Menschen sind da nicht drauf.
00:29:37
Peter Roskothen: Meine liebe Freundin Kira Crome, mit der ich ja bereits das Interview Nummer 1, also den Podcast Nummer 2 bei *fotowissen führte, der Dirk Trampedach, auch ein ganz lieber Freund und ich, wir haben im letzten Jahr den Spaß an der Straßenfotografie bekommen. Der ist jetzt so ausgeprägt, dass Dirk sich für dieses Jahr die Straßenfotografie als Thema vorgestellt hat und das auch bei *fotowissen.eu als Thema zeigt und beschreibt. Mir ist persönlich noch nie so wenig gelungen wie in der Streetphotografie, wie man sie ja auch nennt. Das reizt mich aber auch. Gibt es bei dir noch ein Foto Genre außer Reise Fotografie und dieser NES Fotografie, welches dich besonders reizt? Oder anders gefragt: Was würdest du fotografisch gerne mal ganz anders unternehmen?
00:30:39
Bernhard Labestin: Ich finde es spannend, dass du das angesprochen hast, dass bei mir keine Menschen drauf sind, weil genau da habe ich ein Projekt im Kopf, in der ich Menschen fotografieren möchte. In ihrer alltäglichen Umgebung. Der Projekttitel ist: „Mensch, ich sehe dich“. Auch da die bewusste Wahrnehmung der Person. Und mit einem kleinen Text dabei. Du hast ja auch zum Anfang gefragt Bernhard, erzähl was über dich selbst. So sollte da so ein Text dieses Intro dazu sein, dass man die Person kennenlernt. Und obwohl ich keine Aktfotografie im Kopf habe, dürften es sehr intime Aufnahmen werden. Das ist so etwas, was ich gerne mal machen würde. Dieses People Shooting mit Menschen, die etwas erlebt haben. Und das können Menschen jeden Alters sein. Volljährige Menschen jeden Alters und jeder Optik, jeden Geschlechts. Darum geht es mir nicht. Mir geht es darum, dass die Menschen, wenn man sie sieht, eine Ausstrahlung haben. Das würde ich gerne fotografieren. Aber und da ist wahrscheinlich auch ein Grund begründet, warum auf meinen Bildern selten Menschen sind, auch wenn man mir das manchmal nicht so glaubt. Ich habe beim Fotografieren von Menschen durchaus eine gewisse Hemmung, aber Schüchternheit ist da, auch wenn ich schon Aktfotografie gemacht hatte. Aber auch da war das eher, es war eine sehr in sich gekehrte Person, weniger die Schönheit des Körpers als die Schönheit und Aussagekraft der Person im Vordergrund.
00:32:41
Peter Roskothen: Dich interessiert genau wie mich, mehr die Seele in dem Menschen nehme ich an!
00:32:46
Bernhard Labestin: Auf jeden Fall das. Es gibt immer, es mag ein bisschen platt klingen, es gibt Hässlichkeit, die man nicht sieht und auf der anderen Seite gibt es so viel Schönheit, die oftmals verdeckt ist. Und ich muss aber auch gestehen, die letzten zwei Jahre, ich bin bei uns im Krisenstab drin, im Corona Krisenstab, hat nicht unbedingt zur Menschenfreundlichkeit beigetragen. Aber ich bin manchmal etwas stur und versuche die Schönheit zu sehen und dann noch mutig die schönen Dinge, die schönen Menschen, also die schönen Menschen.
00:33:28
Peter Roskothen: Wir haben bei Andreas Gursky in der Ausstellung in Duisburg festgestellt, dass der auch keine Titel oder Beschreibungen an seine Fotos dran schreibt. Genau wie du. Tatsächlich hat mich sehr stark überrascht, wie viele er retuschiert hat und collagiert hat, also zusammengestellt hat. Das war überhaupt nicht mehr das Foto, so wie ich das persönlich gerne mag, oder also als Abbild der Wirklichkeit in Anführungsstrichen. Und machst du das auch? Bist du auch so stark in der Bildbearbeitung unterwegs?
00:34:08
Bernhard Labestin: Also meine Anfänge in der Fotografie, wo ich auch meinen ersten Kontakt zu Fuji hatte, war als Fuji die Filme rausgebracht hat. Ich habe sie nicht gemocht, ich habe ja Diafilme gemacht, weil sie mir einfach zu farbig waren. Ich hab gesagt, so sah es vor Ort nicht aus. Die jetzige Fotografie oder die jetzige, das jetzige Retuschieren setze ich bewusst dann ein, wenn ich sage, dass Bildelemente stört jetzt total. Aber. Am Ende ist es doch eine sehr dezente Bearbeitung. Das Zuschneiden der Bilder ganz klar, vielleicht den einen oder anderen Kontrast anpassen. Das ist so das meiste, was ich mache und dann, wenn ein Element im Bild ist bei dem Original Bild, was ich für eine Galerie vorgesehen hatte, die jetzt leider nicht stattgefunden hat, für eine Vernissage vorgesehen hatte, habe ich noch das eine oder andere Tempo Taschentuch raus retuschiert. Aber dieses, Ich ändere jetzt den Himmel in der Aufnahme, ich ziehe die Farben bis zum endlos hoch. Das ist nicht meine Art der Fotografie. Sie hat ihre Berechtigung, ihre Berechtigung. Zwar in der Form, wenn Leute ihre Kreativität darin ausleben können. Wenn ihr das denen das Spaß macht, dann soll dem so sein. Es ist aber nicht meine Art. Also am Ende des Tages versuche ich die Aufnahme durchaus noch so darzustellen, wie es vor Ort war.
00:35:51
Peter Roskothen: Ich persönlich glaube auch nicht, dass man das jemandem verbieten können oder sollten. Ich finde, da hat jeder seine eigene Wahrheit. Also wenn der Andreas Gursky das toll findet, Bilder zu verbinden, Bilder zu collagieren, darin ganze Kraftwerke raus zu retuschieren, dann ist das sicherlich vollkommen in Ordnung. Mich hat es deswegen überrascht, weil ich noch aus der analogen Fotografie komme und in der analogen Fotografie konnten wir nur ganz bestimmte Dinge machen. Wir konnten, und das galt vor allen Dingen für die Fotografie nur den Ausschnitt fotografieren, den man auch hinterher sah. Wir konnten durch die Art des Filmes, durch die Art des Objektivs, durch die Perspektive und so weiter konnten wir unser Bild bestimmen. Klar, wir konnten dem Bild einen ganz anderen Ausdruck geben, aber wir konnten keine Collage daraus machen im Dia, wir konnten keine…. Im Grunde konnten wir ja gar nicht viel machen von vom Farben her, von der Helligkeit her. Da war nichts mehr anzupassen. Wir mussten das von vornherein richtig belichten. Dann gab es die analoge Fotografie mit dem Negativ. Da wurde schon wieder mehr korrigiert, sprich da konnte das Labor viel korrigieren. Sie konnten die Kontraste anheben, oder absenken natürlich auch. Und sie konnten genau wie heute die Tiefen anheben, die Lichter absenken. Das nannte sich damals Abwählen oder nach belichten. Und es gab aber bestimmte Dinge, die gingen einfach nicht so mal eben ebenen Zigarettenstummel raus retuschieren war gar nicht so einfach. Der wurde dann nachher von einer Künstlerin oder einem Künstler mit dem Pinsel auf dem tatsächlichen Positiv r retuschiert. Und ich glaube deswegen, weil ich aus dieser Zeit kam, liegt es mir so fern, dass jemand nicht dran schreibt, dass es eine Collage ist oder dass es wahnsinnig künstlerisch bearbeitet ist. Kann das? Ist das auch dein Gefühl oder ist bin ich da alleine?
00:37:54
Bernhard Labestin: Ich bin da ein bisschen ambivalent, also. Ich schaue mir, wenn schon bin ich in der Ausstellung gehe ich schau mir das Bild an und für mich ist erst einmal der Untertitel und die Beschreibung, wie das Bild entstanden ist, zweitrangig. Sondern ich schaue: Wie wirkt das Bild auf mich? Und es ist ganz klar, manche Bilder wirken nur mit einer Unterschrift oder mit einer Beschreibung, unter welchen Umständen das Bild entstanden ist. Was dann die Collagen angeht ich weiß nicht, ob das die Information ist, die ich die für die Interaktion stark ist. Also, wo ich immer merke, ich bin vielleicht aus einer anderen Generation noch. Weil du den Zigarettenstummel angesprochen hast. Wenn ich was fotografiere und der Wahrnehmung ein Gespräch mit dem Freund beim Fotografieren. Ich weiß gar nicht, was auf der Straße gelegen hat. Ich bin hingegangen, habe das weggenommen, weil es im Bild gestört hat. Und dann kam die Antwort: Das hättest du doch auch nachher wegretuschieren können. Es ist, glaube ich, heute in Fleisch und Blut bei uns übergegangen, oder bei vielen das zu retuschieren. Und ich sage mal, wenn es dem Zweck dient, der Ausdrucksweise dient, dann ist das in Ordnung. Und ich frage ja auch nicht, wenn ich ein Maler sehe oder ein Gemälde sehe, hat er noch ein altes Bild übermalt. Das haben ja alte Künstler auch gemach es aus Kostengründen, oder was auch ich, ein altes Gemälde genommen haben, haben das noch mal übermalt. Also da bin ich, ich sehe da einen Unterschied zwischen der Fotografie als Kunstform und der Ausdrucksweise des Künstlers als Kunstform. Das da ist irgendwo ein fließender Übergang, wo die reine Fotografie aufhört und das künstlerisch kreative Schaffen anfängt. Und der Gursky? Das ist für mich vielleicht eher ein Handwerker im ganz neutralem Sinne als ein Fotograf.
00:40:01
Peter Roskothen: Ja, vor allen Dingen als ein Künstler. Aber auch das kritisiere ich nicht. Ich finde das vollkommen in Ordnung und er macht tolle Sachen. Das ist gar nicht die Frage. Ich möchte das nicht als positiv oder negativ darstellen. Ich wollte eigentlich nur so mein Gefühl rüberbringen. Ich musste immer diesen Ausschnitt fotografieren, den ich dann hinterher auch auf der Leinwand sah. Und deswegen ist das ein ganz neues Erlebnis, das man heute, croppen nennt man das heute, Dass man heute ein Bild hier wegschneidet und auch anders verändert? Ich mache das auch gerne, aber ich denke auch immer, das muss dem Bild oder der Aussagekraft dienen. Das muss irgendwie passen.
00:40:47
Bernhard Labestin: Also das mit dem Zuschneiden, das war auch für mich so, der große Umstieg.Ich hatte ja mit Diafilm angefangen. Und als ich das Praktikum gemacht hatte bei der Fotografin, wie sie dann gesagt hat Bernhard, du kannst auch in einem größeren Ausschnitt fotografieren, als du das eigentliche Bild sehen willst, denn wir können zuschneiden. Das war für mich so die erste große Erfahrung mit Bild Veränderung. Allerdings versuche ich heute noch so zu fotografieren, wie ich das Endergebnis sehen möchte. Den Endzuschnitt vielleicht mit ein bisschen Varianz rechts und links. Es könnte ja sein, die Kamera schief gehalten habe. Das Zuschneiden verwende ich dann, wenn ich das fertige Bild sehe und sitze davor und sag: Eigentlich wollte ich eine andere Bildaussage und ein reduzierst über das Zuschneiden, die Bildinhalte und konzentriere mich nur auf das, was ich zeigen wollte und schneide alles weg. Also insofern ist für mich heutzutage der Bildzuschnitt immer noch die größte kreative Maßnahme, die ich bei meinen Bildern mache. Und alles andere bin ich manchmal erschrocken, was alles möglich ist und ich nicht weiß. Aber ich glaube damit muss man dann leben. Und ja, ich finde, ich finde es gut, dass es möglich ist. Aber ich muss nicht alles können, was möglich ist.
00:42:21
Peter Roskothen: Ich möchte noch mal auf was sehr Interessantes zurückkommen, was du gesagt hast. Du hattest gesagt, so ein Display ist schwer abzulesen, wenn man viel Sonne hat. Und das geht vielen unserer Zuhörerinnen und Zuhörer auch so. Wenn die mit einem Smartphone fotografieren, das ist der eigentliche Unterschied zum Sucher. Und dann gibt es noch einen ganz anderen beim Sucher, bei der Sucher Kamera. Nämlich, dass man sich ganz anders auf den Ausschnitt konzentriert, wenn man da fotografiert. Also es ist ein ganz anderes Sehen durch den Sucher als hinten auf ein Display. Deswegen habe ich diese kleinen Kameras, von denen du eben redest, Bernhard auch nicht gemocht, weil man immer auf dem Display guckte anstatt durch den Sucher. Ist dann die Kamera heute noch wichtig für dich? Oder anders gefragt Warum fotografierst du jetzt mit Fujifilm?
00:43:09
Bernhard Labestin: Also ich hat ja was kompaktes gesucht, weil ja immer noch der Fokus auf meiner Reise Fotografie lag oder auch heute noch ist natürlich immer ein bisschen Schmunzeln zu betrachten, wenn man überlegt, dass ich auch mit Mittelformat mittlerweile unterwegs fotografiere. Und zu Fuji kam ich: Ich bin in ein Geschäft reingegangen und wollte mich auch mal informieren, was es an kompakten Sucher Kameras gibt. Und das war für mich schon Gesetz. Es muss eine Sucher Kamera sein, alles andere macht wenig Sinn, weil mit den Reflexen und das ist doch, man konzentriert sich mehr aufs Bild, man verliert sich mehr in der Fotografie, wenn man der Fokus auf das. Ja, auf den Sucher beschränkt ist die Konzentration. Und dort war ein Fotograf, der die das Logo einer anderen Kamera Marke auf dem Shirt hatte, für die er Werbung machen sollte. Und er sagt Ich habe ihm das so erzählt und sofort verstanden haben per Du hat gesagt Schau dir doch mal die Fuji X-Pro2 an. Und ich habe die Kamera in die Hand genommen und ich war sofort verliebt. Und dieses und das denke ich, wird oftmals unterschätzt. Welches Gefühl hat man, wenn man die Kamera in die Hand nimmt? Fühlt man sich wohl? Merkt man, dass da Werkzeug in der Hand liegt, was zu einem passt? Oder nimmt man sich irgendwie genervt in die in die Hand, weil man mit irgendwas unzufrieden ist? Sei es nur, weil die Einstellräder schlecht lesbar sind, weil sie auf der anderen Seite liegen, oder Wahlräder haben, die man nicht brauch. Und die X-Pro2 für die, die keine Fuji haben: Das ist ja auch eine glaub Messsucher Kamera ist der Ausdruck dafür. Sie hat ja noch einen echten Sucher an der Seite. Ein Hybrid Sucher, in dem man einmal analog durchschauen kann. Da kriegt man einen Rahmen eingeblendet. Das ist hervorragend für Streetfotografie, weil man ja noch rechts und links an der eigentlichen Aufnahme noch Informationen hat und dann noch nochmal auswählen kann und sieht, läuft mir jetzt eine Person ins Bild oder nicht? Und da kann man auch noch so einstellen, dass man, wie man das von Spiegellosen kennt, dann durchs Objektiv durchschaut und direkt auch alle Informationen mitbekommt. Ich musste schmunzeln, dass da Fuji dann draufstand, muss ich gestehen, weil wie gesagt, ich hatte ja meine Vorurteile von den farbigen Filmen. Jetzt gibt es ja noch diese das Preset dort, ich glaub Velvia heißt es, was man einstellen kann für die farbigen Sachen und. Das ist ja jetzt schon einige Jahre her, die X-Pro2. Ich habe sie immer noch. Und ja, es war Liebe auf den ersten Blick und keine auf Fakten basierende Entscheidung. Damit habe ich aber kein Problem. Meine Ehe ist ja auch keine auf Fakten basierende Entscheidung, sondern eine emotionale. Und ich habe es auch bisher nicht bereut. Und so ist das mit der Fuji auch. Möchte ich natürlich jetzt nicht gleichsetzen, aber ich glaube, es gibt keinen echten schlechten Kamerahersteller mehr, von den großen Marken und da sollte man mehr damit hingehen. Was will ich? Als ich mir die X-Pro2 gekauft hatte, hat dann auch einer zu mir damals gesagt: Die kann ja gar nicht 4K filmen. Nebenbei Fuji hat einen sehr guten Kundenservice, hat auch Updates aufspielen. Mittlerweile kannst sie 4K, nur für was. Also ich brauch kein 4K und deswegen ist das damals auch nicht in meine Kaufentscheidung eingeflossen. Insofern sollte jeder überlegen, was für eine Art der Fotografie macht er. Ich hätte wahrscheinlich Fuji nicht gewählt, bei Action und Sport Fotografie, weil der Autofokus damals doch noch nicht so war so schnell. Aber ansonsten, wenn die Kamera alles erfüllt, was man hat und dann den Blick halt auf die Optiken legt, die die Hersteller haben. Und ja, es war eine Bauchentscheidung.
00:47:12
Peter Roskothen: Fujifilm baut einerseits sehr hübsche Kameras, die sind wirklich sehr hübsch in dem Sinne, dass man sie gerne anschaut. Das ist wahrscheinlich mit mit Olympus und mit Leica zusammen, sind es wahrscheinlich die schönsten oder hübschesten Kameras. Auch das ist sehr subjektiv. Andererseits haben die Technologien, die andere nicht haben, dieser Hybrid Sucher. Den gibt es einfach nirgendwo sonst und der ist sehr unique. Also ein Alleinstellungsmerkmal von Fujifilm. Den gibt es sowohl bei der X100 Serie, also zum Beispiel bei der letzten X100V und es gibt den auch bei den X-Pro Modellen. Und dennoch wir reden da über damals 24 Megapixel, heute sind in einer X-T3, X-T4 26 Megapixel drin, hast du jetzt auch noch die Mittelformat Fotografie erwähnt? Warum fotografierst du jetzt noch mit einer Mittelformat Kamera und wir reden hier über Fujifilm GFX?
00:48:18
Bernhard Labestin: Ich habe die Fujifilm GFX 50s. Hintergedanke war der: Was mich ja auch so ein bisschen umtreibt für Ausstellungen, extrem große Bilder zu zeigen und auch noch mal vielleicht ein bisschen Reserve im Croppen zu haben und hab dann gesagt ich brauch mehr Auflösung. Und es ist natürlich die Frage, wo ist da das Vollformat? Das APS-C Format ist für mich eine kompakte Kamera mit kompakten Objektiv. Letztendlich ist es weniger das Gehäuse. Gerade auch bei den modernen Mittelformat Kameras ist nicht das Gehäuse was Volumen und Gewicht macht, sondern das Objektiv. Ich möchte APS-C bewusst, extrem gute Qualität in kleinen Baukörper. Und als es dann ging ich möchte auch etwas Größeres haben für große Bilder, darstellbar an der Wand, war es sehr schnell das Mittelformat, weil das Vollformat ist für mich irgendwie so ein Kompromiss aus beiden Welten. Sehr gute Qualität, aber dafür hat sie auch noch einen großen Körper. Aber dann kann ich auch sagen, ich nehme gleich das Mittelformat. Ich habe noch einen größeren Chip. Ich habe das letzte Quäntchen mehr Auflösung, was natürlich nur relevant ist, mir wirklich große Bilder macht. Also ich glaube bis 60 x 90 möchte ich mich nicht davor stellen zu gucken, welche Kamera jetzt die bessere Auflösung. Und so kannst du dir jetzt zu den Mittelformat und das schöne am Mittelformat, das ist auch noch mal, ich nenne es so die analoge Fotografie von heute. Die GFX 100s und die GFX 50S II gab es damals noch nicht und ich muss gestehen, ich würde sie mir heute auch diese beiden nicht kaufen, aber nicht wegen der Qualität, weil die GFX 50s hat ja diesen wunderbaren, wie sagt ein guter Freund von mir, diesen Altherren Sucher. Diesen das man von oben in die Kamera reinschauen kann. Und wenn man von oben in die Kamera reinschaut, mit diesem Klappsucher das einstellt. Es ist noch mal ein analoges Vorgehen, möchte ich sagen. In der heutigen Zeit, in der digitalen Zeit und die Qualität, wenn man groß zieht, die Bilder, die ist natürlich noch mal eine andere. Das macht aber auch nur Sinn, wenn man wirklich in die großen Formate geht, das oder wenn man Produkt Fotografie oder ähnliches macht. Ich red halt jetzt aus der Sicht eines Hobbyfotografen, der nicht die letzte Qualität an die Kunden geben muss. Wobei auch da immer die Frage ist, zahlt es der Kunde?
00:50:46
Peter Roskothen: Es gibt zwei Kamera Modelle von Fujifilm in der GFX Baureihe, die diesem Sucher haben, den du nach oben klappen kannst, wenn du einen Adapter dazu kaufst. Das muss ich den Zuhörerinnen und Zuhörer von dem *fotowissen Podcast mal einmal erklären, dass die GFX 50s, also die erste Kamera überhaupt die in dem neuen Fujifilm Mittelformat – oder Super Vollformat nennen das einige auch – verkauft wurde. Und dann gibt es eine der GFX 100. Und auch die kann diesen Klappsucher und bei den neueren Modellen GFX 100s und der GFX 50s Mark II, gibt es denn nicht mehr. Da hat man den rausgelassen aus, ich vermute aus Kostengründen, weil man die Kamera möglichst preiswert anbieten wollte und der Preis der GFX 50s Mark II liegt als Mittelformat Kamera, unter dem einer Canon EOS R5, was schon wirklich sehr erstaunlich ist. Die Fujifilm Kameras haben alle eins gemeinsam, nämlich extrem gute Optiken und ich glaube das ist auch das, was uns, vielleicht nicht schon beim Kauf aber nachträglich, unheimlich gut gefallen hat. Diese extreme Schärfe, der extreme Micro Kontrast, die weniger Anfälligkeit für Streiflicht und die die Güte der Fotografien, die aus diesen Kameras herauskommt. Nun bringt Canon jetzt in Kürze vermutlich, so glaubt man, einen 75 Megapixel Sensor im Vollformat und versucht so wieder an diese Leistungen von Fujifilm heranzukommen. Glaubst du, dass das möglich ist? Technisch gesehen oder von der Bildaussage?
00:52:38
Bernhard Labestin: Das ist eine recht schwere Frage, weil diese letzte Schärfe, dieses letzte Megapixel. Ich achte da nicht drauf, wenn ich, wenn man die Bilder großzieht, also auch bei der Art der Fotografie, muss ich immer wieder sagen, es hat noch kein Besucher meiner Vernissage davor gestanden, hat gesagt, ich finde das Bild toll, weil dies Megapixel so toll sind. Ich finde das Bild toll, weil es eine absolute Randschärfe hat. Deswegen sind so Tests: Welche Randschärfe hat man? Was kann man damit erreichen? Ja, dann, wenn Canon das rausbringt,und es ist eine robuste Kamera, das ist ja für mich eher entscheidend: Ist das ein Werkzeug, was für mich dann gesehen Wind und Wetter aushält, was auch mal einen etwas robusteren Umgang verträgt. Das würde mich bei der Canon dann eher interessieren.
00:53:38
Peter Roskothen: Naja, also das können die bei Canon. Die können Kameras bauen, die sind wetterresistent, die sind sehr, sehr handlich. Die passen gut in die Hand, liegen gut in der Hand und die können, die lassen sich hervorragend bedienen. Das ist klar, das steht außer Frage. Ich behaupte allerdings, dass das Mittelformat noch mal eine andere Plastizität hat, die man aber auch, um das zu sehen, muss man glaube ich schon Mittelformat analog fotografiert haben, um eine Unterschied sehen zu können. Kannst du das sehen, diese Plastizität in den Bildern?
00:54:14
Bernhard Labestin: Ich also, wenn man es großzieht oder so. Es wirkt anders, weil auch die Schärfebereich ganz anders gesetzt werden können. Und es ist auch immer die auf welchem Medium schaue ich mir das an. Ich meine auf elektronischen Medien, selbst wenn ich es auf dem Bildschirm habe, ist das noch nicht so, wie wenn ich es dann auf Papier habe. Auf Papier wirkt es nochmal, ja, da weiß ich aber nicht: Ist das jetzt eine Emotion, die ich sehen will oder ist das wirklich so? Aber wenn ich anderen Leuten die Bilder zeige, ist diese Ausdrucksweise bei Mittelformat. Also ich habe so den Eindruck, dass sie auch mehr Wirkung spüren. Ich möchte es aber jetzt nicht, die die Diskussion zwischen APS-C, Vollformat und Mittelformat irgendwie befeuern. Also ich mag Mittelformat, ich fotografiere extrem gerne damit und ich bin vollkommen begeistert mit Mittelformat und ich habe ja nebenbei einer meiner Lieblings Optiken auf der Fuji ist ja eine Canon Optik. Also insofern…
00:55:23
Peter Roskothen: Welche benutzt du da?
00:55:25
Bernhard Labestin: Ich habe das Tilt Shift, das TS-E 24 Millimeter. Ich hatte vorher das auch das 23 Millimeter von Fuji, welches natürlich dann Autofokus und alles hat. Das Tilt-Shift hat das nicht. Das Canon ist aber durch diese Tilt-Shift Funktion wesentlich variabler. Und wenn man überlegt, man kann ja auch die Schärfenebene drehen, sodass sie längst zur Blickrichtung liegt. Also von vorne bis hinten ist es scharf, aber rechts und links vom Fokuspunkt ist es trotzdem von vorne bis hinten unscharf. Und das auf Mittelformat dargestellt, ist natürlich eine ungemeine Ausdrucksweise, die man damit generieren kann. Und obwohl ich meine beim letzten Quäntchen Schärfe, wäre das GFX einen Ticken besser. Ist ja auch die moderne Linse die modernere und ist ja auch für digital gerechnet oder für das für das Mittelformat. Aber das TS-E 24, das Mark II muss man dazu sagen, also die zweite Version ist da genau genommen auch meine Lieblings Optik auf der Kamera, weil sie so universell ist in der kreativen Gestaltung, die man da hat.
00:56:32
Peter Roskothen: Ich war bei *fotowissen der erste, der diese Möglichkeiten vorgestellt hat. Die TS-E Objektive von Canon oder überhaupt Canon Objektive mit einem großen Bildkreis an die großen Sensoren der GFX mit einem Adapter heran zu schrauben. Das war damals und ist heute immer noch der Techart Adapter, den ich benutze und ich wollte auch nicht zu sehr auf die Technik eingehen. Ich wollte eigentlich nur deine Meinung hören, ob diese Plastizität da ist. Tatsache ist aber, wir haben mit der Kamera ausgerechnet auch mit der GFX 50s ein anderes Fotografieren. Das erinnert mich häufig an die analoge Fotografie, wo man tatsächlich, bevor man auf den Auslöser drückte, nachdachte, ob es sich lohnte. Sprich da waren in der Mittelformat Kamera so um die 12 Bilder auf dem Film möglich. Das war ja noch nicht so furchtbar viel und die teilte man sich sehr sehr gut ein. Bei so einem Fotowalk durch Paris oder so, wenn man da 12 Bilder machte oder auch vielleicht noch mal einen Ersatz Film einlegte, und dann 24 machte, dann hat man sich bei jeder Aufnahme genau überlegt, ob man die überhaupt machen wollte und ob man abdrückte. Und dieses Gefühl kommt bei der GFX 50s auch wieder auf. Und das kann ein guter Grund sein, um so eine Kamera zu kaufen. Das ist keine Kamera für Sport, Aktion, Wildlife. Die ist ausschließlich für sehr bewusstes Fotografieren. Und dann sind wir schon wieder bei unserem Thema Fotografie als Therapie oder als Meditation oder als Aufmerksamkeits Form oder einfach als Fotografie, um zu uns selbst wiederzufinden. Stimmst du da überein?
00:58:22
Bernhard Labestin: Auf jeden Fall. Also das ist. Vielleicht ist es auch das, was ich an der GFX 50s so faszinierend finde. Dieses. Ich habe ja auch noch einen Ingenieursstudium und habe ja dort das Manko, dass ich mich sehr schnell auch in einen technischen Aspekt verlieben kann, weil wenn das Werkzeug einfach funktioniert, finde ich, hat das auch eine gewisse Ästhetik. Und mit der 50s, ich habe damals auch die 50r in der Hand gehabt, aber dieser Winkel Sucher ist dermaßen praktisch. Ich hatte den damals auch im Set mit dazubekommen. Ich will ihn heute nicht mehr vermissen und für die Art der Fotografie, selbst wenn man nicht entschleunigen will. Ich verstehe es da auch nicht, dass Fuji diesen Weg nicht weiter geht, auch für die APS-C Kameras. Bei meiner OM4 hatte ich damals diesen Winkel Sucher und wenn man im Schlamm liegt nutzt einen der Klappbildschirm wenig, aber die GFX 50s, es ist wirklich ein Entschleunigen, eine, ich möchte nicht sagen eine Meditation, aber das kommt schon sehr nahe dran, wenn man das als Hobby betreibt. Ich glaube, wenn man das professionell betreibt, darf man sich nicht immer in Meditation verlieren. Aber dieses Mittelformat ist schon ja ich hatte es glaube ich eingangs gesagt: Das Digitale Analog.
00:59:50
Peter Roskothen: Die Reisen, die du gemacht hast, die waren voller Kälte und voller Entbehrungen und du brauchtest eine spezielle Ausrüstung. Ich bin der Meinung, wir sollten uns noch mal wieder treffen, um das alles etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn wir unsere Zuhörerinnen und Zuhörer jetzt so langsam in den Feierabend entlassen wollen, dann würde ich dich gerne noch um einen Buchtipp bitten, den du allen geben kannst. Für die Fotografie bitte.
01:00:22
Bernhard Labestin: Dieses Buch, welches ich jedem Zuhörer empfehlen würde, ist das eigene Fotobuch. Zum Lernen, dass man sich einfach mal hinsetzt. Und wir kennen das ja, wir machen Urlaubsfotografie oder es gibt auch Leute, die machen Jahresbücher und dann wird geschaut was habe ich und an welcher Stelle kommt das ins Fotobuch. Und ich möchte jedem empfehlen, so macht das auch jetzt mit meinem Projekt, vor dem Urlaub zu überlegen: Welche Bilder möchte ich haben? Vor dem Urlaub zu überlegen, welche Reihenfolge habe ich, welche Farben möchte ich darstellen? Welche Bilder kann ich als Intro verwenden? Was sind tolle Nahaufnahmen? Was ist ein tolles Closing? Also das eigene Fotobuch zu planen, bevor man den Auslöser drückt, das möchte ich gerne jedem ans Herz legen. Und für all das ja sehr stark ins Storytelling geht, habe ich zwei sehr gute Bücher, die ich den Hörern ans Herz legen kann. Das eine heißt „Foto Storytelling“. Das ist von den Finn Beales glaube ich, wir er ausgesprochen. Das ist eben als Edition Profilfoto eben mitp-Verlag erschienen. Und das andere, wenn man vielleicht auch Vernissagen plant: Und da würde ich, wenn jeder Spaß dran hat, eine Vernissage zu planen, auch diese zu planen, bevor man das erste Bild macht. Aber auch dafür Storytelling. Das ist von der Meike Fischer. Ich glaube, die lebt im Frankfurter Raum. Das Buch heißt „Der rote Faden – Neue Projekte konzipieren und verwirklichen“. Das sind zwei Bücher, die mich jetzt schon länger begleiten mit dem Projekt Storytelling. Was ich da jetzt so ein bisschen auf die Fahne geschrieben habe, dass Fotografie bei mir schon anfängt auf der Couch.
01:02:15
Peter Roskothen: Vielen Dank Bernhard. Dieser Fotobuch Empfehlungen fand ich ganz besonders schön, weil die auch gleichzeitig meine Frage beantwortet hat, was du Einsteigern in die Fotografie raten würdest. Das war ja jetzt nicht nur für Einsteiger, sondern auch für Fortgeschrittene. Ein eigenes Fotobuch zu erstellen und sich daran zu überlegen, vorher zu überlegen, was soll da rein und dann auch zum Fotografieren loszuziehen ist ja ein tolles Urlaubs Projekt auch. Und natürlich kann man das auch während der Zeit, die man nicht Urlaub hat, umsetzen. Ich plädiere ja immer dafür, dass man sich auch Themen sucht, die man abarbeitet oder die man fotografiert und an denen man Spaß hat, außerhalb des Urlaubs. Welches Projekt, das ist eine abschließende Frage, steht jetzt bei dir als nächstes an?
01:03:04
Bernhard Labestin: Ich darf vielleicht das erste noch mal aufgreifen, mit den Anfängern oder Neueinsteiger. Der wichtigste Ausrüstungsgegenstände, der in jeder Fototasche sein sollte, ist eine Thermoskanne, eine Thermoskanne mit einem guten Kaffee oder einen guten Tee. Und wenn man am Foto-Spot angekommen ist, erst mal einen Kaffee trinken, einen Tee trinken. Die Landschaft, die Situation, die Street auf sich wirken lassen und dann loslegen.
01:03:36
Peter Roskothen: Das ist das Verweilen, das Verweilen Prinzip?.
01:03:39
Bernhard Labestin: Ja genau. Also sich bewusst runter tritrieren. Und meine derzeitigen Projekte: Ich sagte das eine ist Storytelling, aber das andere Projekt, und das passt auch, und das schließt auch meinen eigenen Lebensweg ein bisschen ab. Und kann man auch Anfängern raten, Einsteiger in raten. Ich glaube, wir sind ja alle Lehrlinge bis zum Ende aber Einsteiger in das Thema: Mein Schulweg. Ich habe mir jetzt vorgenommen, meine Wege, die ich als Kind gegangen bin, von meinem alten Elternhaus in die Schule, von meinem alten Elternhaus auf zu den Spielplätzen analog zu fotografieren. Und diese Bilder auch, zumindest das Negativ, selbst zu entwickeln. Das ist jetzt so ein Projekt, wo ich sag: Ja nochmal zurück zu meiner Kindheit, zu meinem Ich. Und ich denke, dass das Fotografieren dort auch wieder den Bogen schlägt zu dem Thema Achtsamkeit.
01:04:38
Peter Roskothen: Eine wahnsinnig schöne Idee von dir. Ich habe unser Gespräch sehr genossen, muss dir ganz herzlich danken für deine Zeit, die du investiert hast, für deine Artikel, die du geschrieben hast, bei *fotowissen.eu. Für die Aufmerksamkeit, die Du unseren Zuhörerinnen und Zuhörern geschenkt hast und über deine Einsichten in die Kunst und das Leben. Vielen lieben Dank, lieber Bernhard!
01:05:03
Bernhard Labestin: Lieber Peter, ich danke dir, dass ich hier sprechen durfte, dass du mich zum Interview eingeladen hast. Und ich würde mich freuen, wenn es den einen oder anderen inspiriert hat.
01:05:17
Peter Roskothen: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, es wäre lieb, wenn Sie bei *fotowissen.eu und auf der Website von Bernhard Labestin vorbeischauen und bei *fotowissen auch mal den Newsletter abonnieren, der Sonntags zum Frühstück kommt. Ich freue mich außerdem sehr über konstruktive Kommentare zu diesem Beitrag, und danke herzlich für Ihr Zuhören. Ich wünsche Ihnen von Herzen gutes Licht und damit verbleibe ich: Auf Wiederhören, Ihr Peter Roskothen.
Bitte schreiben Sie Ihren konstruktiven Kommentar zum Podcast unter diesen Artikel. Bernhard und mich wird es sehr freuen, vielen Dank. Alle bisherigen Beiträge zum *fotowissen Podcast Zeit für Fotografie finden Sie hier:
Dieser *fotowissen Podcast Zeit für Fotografie 0003 war ca. 50 Stunden Arbeit (Scripting, Aufnahme, Schneiden und Bearbeiten, Veröffentlichtung, Transcripting). Es wäre nett, wenn Sie die Links nutzen, damit ich auch in Zukunft so aufwändige Podcasts und Artikel für Sie bereitstellen kann. Auch für einen Blick auf den individuellen Fotokurs unten, bin ich dankbar.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Fotografie als Medizin . NES . Wie wichtig ist die Kamera – *fPodcast 3 – Interview mit Bernhard Labestin – *fPodcast #0003
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Lieber Bernhard, lieber Peter,
mit hohem Interesse durfte ich eurem extrem spannenden und aufschlußreichen Gespräch lauschen und folgen, vielen Dank dafür! Auf deiner Webseite, lieber Bernhard, bin ich schon einigen Male gewesen, aber durch diese Podcast-Folge hat sich mir erst die Vielfältigkeit der Person und der tiefgründige Ansatz deiner Fotografie so wirklich verdeutlicht. Auf alle inhaltlichen Themen einzugehen, übersteigt den Rahmen, aber zu 2 Dingen möchte ich mich äußern.
Zum Einen ist das die genannte Trennung von Hobby und Professionalität. Ich denke, man kommt der tatsächlichen Bedeutung für sich selbst oft näher, wenn man aus der Übersetzung von Profession, nämlich Beruf, die Bezeichnung „Berufung“ macht. Das nimmt der eigenen Wertung die Last, es automatisch mit „Geld verdienen“ gleichzusetzen, und das halte ich für die Weise unserer Fotografie bedeutsam.
Und zum Anderen hat mir der Vorschlag ein Lächeln ins Gesicht geschrieben, sich vor einer Reise, vor einem Fotobuch, detailliert Gedanken zu machen über Art und Weise der Fotos. Ich verfahre so auch mehr als regelmäßig, und kann die positive Wirkung dessen auf die eigene Fotografie mehr als bestätigen.
Beste Grüße aus Siegen,
Dirk Trampedach
Guten Morgen,
Fotoplanung vor dem Urlaub: muss man sich über alles immer Gedanken machen? Kann man nicht einfach mal spontan losziehen und sich überraschen lassen? Muss immer alles geplant sein? Gibt es dann noch Raum für Spontanität? So eine Herangehensweise, wie oben beschrieben, kann enttäuschend sein, vor allem wenn man dort ankommt und alles so gar nicht in den zu Hause gemachten Plan passt! Zum Beispiel: Urlaub am See: Plan: „Regenbogen über dem See“…und dann: kein Regen, kein Regenbogen! Und nun?! Plan B: Sonnenuntergang am See mit Silhouette eines Segelschiffes. Und dann: kein Segelschiff.
Ich denke, dass der beste Plan ist, sich nicht die Fototasche mit dem gesamten Equipment vollzustopfen, sondern sich auf 2 Objektive und ein kleines Stativ zu beschränken und die Motive kommen dann von selbst.
Ich habe mal einen, für mich wertvollen, Satz gelesen: „Die größte Zeitverschwendung des Lebens ist es, sich mit anderen zu vergleichen.“.
Herzliche Grüße und eine schöne Woche!
F.Seeber
Geschätzter Herr Seeber,
ich sehe gerade nicht den Zusammenhang zwischen dem Vergleich und dem Tipp, sich ein Album vorzunehmen. Es wäre außerdem lieb gewesen, Sie hätten auch mal was Positives zum Podcast gesagt, der etwa 50 Stunden gekostet hat (am Anfang muss sich das einspielen).
Aber man kann doch trotzdem ein Album planen, auch wenn das Introfoto hinterher ein anderes ist? Nach meiner Erfahrung habe ich als Planender doch immerhin einen „Strang“, eine Geschichte im Sinne eines Storytellings. Kann doch durchaus sein, dass ich etwas ganz anderes entdecke, als ich plante. Da heißt es offen zu bleiben.
In der Tat sehe ich auch die Gefahr, sich auf ein Thema zu versteifen und mit Scheuklappen keine Aufmerksamkeit mehr für sich darbietende, andere Motive zu haben. Aber auch ein Video benötigt ein Script. Und auch dort kann sich im Laufe des Drehs vieles ändern. Ich halte die Idee von Bernhard für einen sehr lieben und auch guten Tipp für viele FotografInnen. Übrigens ist das Buch „Storytelling“ eine Augenweide und unbedingte Empfehlung. Versuchen Sie es bitte mal, ich glaube es wird Sie unglaublich motivieren.
Herzlich,
Ihr Peter
Guten Morgen Herr Seeber,
vielen Dank für Ihre Sichtweise. Auch wenn sie doch so gänzlich anders klingt, so ist sie im Grunde gar nicht so weit weg. Mit der Beschränkung auf zwei Objektive nehmen ja auch Sie eine Gewisse Planung vor. Und auch gerade bei meinen Solotouren über dem Polarkreis ist mir bewusst, dass ich nicht einfach am nächsten Tag wiederkommen kann, wenn das Wetter nicht mitspielen sollte. In meinen Berichten zu Mittelformat über dem Polarkreis ist ja zu lesen, dass es mir nichts brachte die Zeltplätze nach Sonneneinstrahlwinkel und -aufgang geplant zu haben. Sie fragen hier „Was nun?“. Ich würde antworten: „Dann ist dem eben so.“. Die Ruhe in sich zu haben und nicht verbissen der Planung hinterherzulaufen, gehört auch dazu. Allerdings kann man mit Planung seinen Bildern eine gewisse Richtung geben. Durch das Reduzieren von Eindrücken und des bewussten Wahrnehmens einzelner Situationen, sieht man in der Regel nicht weniger, sondern mehr. Eine Planung hilft zu fokussieren und, und das ist mir besonders wichtig, sie sorgt bei mir schon für Freude vor dem eigentlichen Shooting. Eine Planung bei Wanderungen kann z.B. beinhalten: Planung der nächsten Etappe mit Karte abends im Zelt, dampfender Wasserkocher des morgendlichen Frühstücks, Packen der Rücksäcke, Nahaufnahme von Wanderschuhen beim Durchlaufen einer sumpfigen Stelle, ein Schluck Wasser aus einem Fluss bei einer Pause, Nahaufnahme von Karte oder GPS (scharf) zum Orientieren während man auf einem Berg steht mit Panorama (außerhalb der Schärfe) ankommen am Ziel, freudige Gesichter, Abendessen vor dem Zelt mit Blick Richtung untergehender Sonne (oder ins Tal, wenn keine Sonne scheint). Ich denke, einige der genannten Aufnahmen würden ohne einen vorherigen Gedanken (Planung) nicht entstehen. Aber natürlich kann man für sich auch frei und locker nach den eigenen Emotionen fotografieren.
Viele Grüße,
Bernhard Labestin
Sehr geehrter Herr Roskothen,
Asche auf mein Haupt: der Podcast hat mit gut gefallen, gestern Abend habe ich ihn in Ruhe mit Interesse gehört. Danke dafür. Ich hatte ganz vergessen, mich zuerst dafür zu bedanken. Sie wissen, dass ich Ihre Arbeit sehr schätze!
Wenn mit „Album planen“ gemeint ist, dass man sich vornimmt, ein Album zu erstellen, dann ist das sehr gut! Wenn damit aber gemeint ist, dass man im Voraus plant, welche Bilder im Urlaub gemacht werden sollen, die dann in das Album kommen, dann finde ich das eben kontraproduktiv. Das ist meine Meinung. Warum kann man denn nicht frei und locker im Urlaub fotografieren und sich dann danach zu Hause hinsetzen und bei der Gestaltung des Fotobuches beim Durchsehen der Bilder den Urlaub noch einmal Revue passieren zu lassen und im diesem Rahmen entscheiden, welches Bild z.B. als intro oder closing infrage kommt?
Herzliche Grüße
F.Seeber
Lieber Herr Seeber,
ich weiß dass Sie die Arbeit schätzen, ich danke Ihnen auch für das Anhören. Finde ich klasse.
Sie haben außerdem (aus meiner Sicht) völlig Recht. Da ist ein Widerspruch in dem „sich runter tritrieren“ und dem „Album planen“. Aber es ist gut das Fotoalbum zu planen, um sich auf die Fotografie zu konzentrieren. Um sich die Zeit zu nehmen.
Wenn ich dann bei der Fotografie meinen Kopf leere und offen bin für Motive, kommen sicher andere Fotos dabei heraus. Aber ich habe vermutlich genügend gute Fotos für das Album, welches ich zu Hause erstelle. Das passt vielleicht am besten auf diese Art?
Aus meiner Erfahrung ist ein Urlaub mit Familie sowieso keine Möglichkeit zu Fotografieren. Da ist der Fokus auf der Familie. Das ändert sich, wenn in der Familie jemand ebenso gerne fotografiert, wie ich. Dann kann man gemeinsam losziehen.
Alles andere wird schwierig und ein Balanceakt zwischen Familie und Fotografieren. Aber ich plädiere auch ohne Familie fotografieren zu gehen, um zu sich selbst zu finden und entspannt zu sein. Das ist dann auch richtiger Urlaub, wenn man entspannt zurück zur Familie kommt.
Diese Diskussion ist jedenfalls Gold wert. Dafür danke ich Bernhard, Ihnen und allen die konstruktive Kommentare schreiben.
Herzlich,
Ihr Peter
Hallo Peter,
wie im Austausch erwähnt, „fotografiere ich zwischen meinen Polen“. Auf der einen Seite mein Storytelling, bei der eine Planung hilfreich ist, auf der Anderen Seite das was ich „neue Emotionale Sachlichkeit“ nenne. Für NES wäre eine Planung wohl der Tod. Hier ist es für mich besonders wichtig, zur Ruhe zu kommen und mit von Vorurteilen befreiten Gedanken die Umgebung wahrzunehmen. Nach außen sehend „in sich hineinhören“. Und so stehen meine Empfehlungen Thermokanne und Storytelling zwar in unterschiedlichen Ecken aber doch auf dem gleichen „Spielplatz“. Diejenigen die sich mehr in der einen Ecke zu Hause fühlen, möchte ich ermuntern einfach mal in die andere Ecke zu gehen. Die Leidenschaft Fotografie ist zu schön und bietet zu viele Möglichkeiten, als dass man in einer Ecke verharren sollte. Und wie schön ist es doch auf Reisen zu gehen, wissend, dass man immer wieder in seine „Mutterecke“ zurückkehren kann.
Hallo Herr Seeber,
meinem Verständnis nach geht es bei der „Planung“ doch gar nicht darum, die möglichen Fotos en Detail vorab in einen gedanklichen Rahmen zu pressen. Es geht doch vielmehr darum, sich auf einen roten Faden einzulassen, der einen auf der Reise bei der achtsamen Auswahl der Motive unterstützt.
Klar, es geht auch ohne. Mit dem Vorschlag sind wohl eher solche Fotografen*innen angesprochen, die über das „Zufallsereignis Motiv“ hinaus nicht nur das einzelne Foto in den Blick nehmen, sondern irgendeine Option, eine Perspektive vorm geistigen Auge haben, was man später damit macht. Es stimmt, man kann das alles lassen, und aus dem Zufallsergebnis dann in Form von Album, Fotobuch irgendwas kreieren. An der Qualität eines einzelnen Fotos ändert dieser Plan auch nichts, aber z.B. am Unternehmen „Reisefotografie“ durchaus.
LG, Dirk Trampedach
Hallo alle zusammen,
also ich wollte keinen verprellen! Ich mache selbst seit Jahren Fotobücher mit großer Begeisterung und ich gehe nahezu jeden Tag mit der Kamera mit großem Spaß raus und setzte mich auch ab und zu während des Urlaubs mal ab zum Fotografieren. „Irgendwas kreiieren im Fotobuch“ läuft bei mir nicht- das ist schon gezielt ausgewählt und von mir aus auch „storytelling“ – doofes Wort!
Mal sehen, vielleicht lege ich mir dieses Jahr mal einen Plan zurecht und guck` mal was rauskommt! :-)
Liebe Grüße
F.Seeber
Sehr geehrter Herr Labestin,
auch Ihnen nochmals Danke für den Podcast. Und auch Danke für Ihre Antwort betreffs der Planung. Das haben Sie sehr schön erklärt und ich weiß jetzt auch, was mein Problem war: All die Dinge, die Sie mir in Ihrer Antwort erklärt haben, mache ich ohne Planung spontan. Das soll nicht überheblich klingen, vielmehr ist ein Eingeständnis, dass ich mir noch nie Gedanken um einen Fotoplan gemacht habe. All die Momente (matschige Schuhe, Zelt im Schnee, Fahrrad umringt von Schafen, …) gibt es auch bei mir und so wurde ja früher schon der Diaabend sortiert, heute eben das Fotobuch- aber eben danach als Reisegeschichte und nicht davor. Es gab/gibt auch immer ein entsprechendes Anfangs- und Schlußbild, ausgesucht aus dem Sortiment, wie es eben passt.
Auch tue ich mich schwer, ein Fotoprojekt für mich festzulegen. Um so mehr bin ich schon auf das Street- Projekt von Herrn Trampedach gespannt.
Haben Sie jedes Mal einen anderen Fotoplan am Polarkreis während Ihrer 10 Tage dort? Es können ja nicht jedes Jahr Matschschuhe, Trinkpausen am Bach und GPS- Karten sein, oder? ?
Gestatten Sie mir bitte noch eine Frage zu Ihrer NES: Gestern nach dem Podcast habe ich Ihre website besucht und das Bild mit dem dreibeinigen Stuhl in Hamburg vor Graffiti betrachtet. Sie haben gesagt, dass Sie die Bilder i.d.R. nur sehr minimal bearbeiten. Mit welcher Filmsimulation haben Sie dieses Motiv belichtet? Die Farben sind so intensiv, der Ort allein scheint von der Beleuchtung nicht für die Farben allein verantwortlich zu sein?
Vielen Dank und weiterhin gutes Gelingen!
Herzliche Grüße
Frank Seeber
Sehr geehrter Herr Labestin,
danke auch an Sie für den Podcast, es war interessant zu zuhören. Danke auch, dass Sie noch einmal auf den „Fotografierplan“ eingegangen sind. Denn jetzt habe ich verstanden, was mein Problem war: die Dinge, die Sie beschrieben wie: Zelten, schlammige Schuhe im Moor, Trinkpausen am Bach,…“ mache ich spontan, ohne Plan. Bilder wie: Zelten im Schneesturm, auf dem Fahrrad umzingelt von einer Schafherde, platte Reifen geflickt mitten in der Pampas,… habe ich auch.
Das soll nicht überheblich klingen, es ist vielmehr das Eingeständnis, dass ich mir keine Gedanken über einen Plan vor dem Fotografieren mache. So waren doch früher auch die Diavorträge unserer Urlaube zu Hause aufgebaut: man hatte ein Anfangs- und Endfoto, dazwischen die Reisegeschichte und dabei hatte die Reihenfolge der Bilder nicht unbedingt etwas mit der Reihenfolge der Tage zu tun, vielmehr, wie es in die Geschichte passte. Aber es passierte hinterher beim Einsortieren in die Magazine, nicht davor. Zumindest bei mir war das so und es ist bis heute so geblieben.
Ich finde es auch sehr bemerkenswert, dass man sich ein Fotoprojekt vornimmt. Ich bin schon sehr gespannt auf Herrn Trampedachs Street- Projekt und vielleicht sehen wir auch etwas von Ihrem „Mensch, ich sehe dich“.
Haben Sie bei Ihren Wanderungen über den Polarkreis jedes Mal einen anderen Plan für die 10 Tage? Es kann ja nicht jedes Jahr Krümel der Energieriegel vor eingeschneitem Zelt auf GPS- Karte sein! :-)
Gestatten Sie mir bitte noch eine Frage: nach dem Anhören des Podcasts habe ich Ihre website besucht und mir das Bild mit dem Stuhl im Hamburger Treppenabgang betrachtet, welches mir gut gefällt. Noch bin ich nicht ganz sicher, welche Emotionen es in mir auslöst. Sie haben gesagt, dass Sie Ihre Fotos nur sehr minimal bearbeiten. Mit welcher Filmsimulation haben Sie fotografiert, um solche intensiven Farben original zu belichten? Denn der Ort scheint mir aufgrund seiner spärlichen Beleuchtung nicht dafür geeignet zu sein!
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Entspannung und Ruhe zwischen Ihren Polen und allzeit gutes Licht!
Herzliche Grüße
Frank Seeber
Sehr geehrter Herr Seeber,
vielen Dank für Ihre interessierten Nachfragen. Wie erwähnt bin ich in verschiedenen Themen unterwegs. Meine Wanderungen über dem Polarkreis dienen mehr dem „Abschalten und zur Ruhe kommen“ wobei ich auch(!) fotografiere. Mit Ausnahme des Auftrags für Fuji dort oben die GFX100s und das GF250mm zu testen, fotografiere ich bei meinen Wanderungen in der Regel (nicht ausschließlich) nur zur „Dokumentation“. Storytelling ist bei mir erst seit 2021 ein Thema und ich merke, dass es sowohl meine Reiseplanung (derzeit Cornwall), als auch meine bisherige (NES-)Sichtweise bereichert. Aber einen Plan habe ich beim Wandern immer. Es wäre lebensgefährlich (in der Regel) alleine unterwegs zu sein und keinen Plan zu haben, der auch Ersatz- und Notfallrouten enthält. Und trotz Plan, Route und rationiertem Essen, fühle ich mich beim Wadern immer frei. Zu den Bildern. Auch bearbeite ich in der Regel (nicht ausschließlich) meine Bilder nur wenig. Beim angefragten Bild habe ich allerdings Kontrast und Schärfe im Stuhl erhöht und die Farbe etwas gesättigt. Für meine Vernissage „Meilen und Steine“ welche coronabedingt leider ausgefallen ist, habe ich das Orange noch angepasst, so dass es mit einem anderen Bild der Ausstellung harmoniert. Sobald mir die Pandemie Zeit lässt (ich koordiniere einen Krisenstab) werde ich die Bilder auf meiner Seite hochladen. Hierbei ist interessant, dass ich in der Vernissage Stories in 3er Serien auf Schwarz/Weiß (Bearbeitung: keine Farbe, erhöhter Kontrast) erzähle aber auch drei einzelne farbige Bilder habe. Eines davon in Life an Stahlseilen aufgehängt, eines welches von einer Kinderstimmer im Hintergrund begleitet wird und eben jenen Stuhl mit dem Titel „Kinderparadies“ und einer markanten Textzeile aus einem bekannten Lied. Aber hier wären wir beim Thema, Visualisieren und Darstellen von Ergebnissen.
Viele Grüße
Bernhard Labestin
Sehr geehrter Herr Labestin,
haben Sie vielen Dank für Ihre Antwort.
Dass man einen Plan und einige Nebenpläne für den Fall der Fälle braucht, wenn man am Polarkreis unterwegs ist, ist klar. Pläne sind an sich ja auch ganz gut! Was sie allerdings manchmal wert sind, haben wir seit Corona und nun durch diesen barbarischen Krieg gesehen! Einen Plan füt die Fotografie habe ich mir bisher noch nicht gemacht. Sollte ich mal ausprobieren?!
Ihnen eine schöne Woche und viel Glück mit Ihrer Vernisage!
Liebe Grüße
Frank Seeber
Meine Herren; ich danke Ihnen herzlich für diesen angenehm ruhigen und unglaublich wertvollen Austausch, den Sie mit uns teilen. Ich bin schon häufiger auf der Website von Herrn Labestin herumgestreunt. Und Sie beide sind auch „schuld“, dass ich seit einigen Monaten eine Fuji GFX 100s besitze: Herr Roskothen über seine wertvollen Infos zum GFX-System und Herr Labestin wegen seiner Haltung zu und der unaufgeregten Ausführung von Fotografie – insbesondere an technikunfreundlichen Orten. Das ist mir alles sehr nahe und erzeugt in mir eine tiefe Zufriedenheit. Dankeschön!
Hallo Herr Harder,
vielen lieben Dank für Ihre Worte. Es tut gut so ein Feedback zu bekommen. Hinsichtlich der GFX100s nehme ich gerne die Schuld auf mich. Wobei die „Grundschuld“ eigentlich bei Herr Roskothen liegt, dessen klasse Youtube-Bericht mich damals von der GFX50r abgehalten und zur GFX50s führte. Und ich kann Ihnen nur raten, sich keinen Beitrag von ihm zu den TS-E (Tilt-Shift Objektiven) von Canon auf Fuji anzusehen/durchzulesen. … könnte Kosten verursachen – die Sie allerdings nie bereuen würden ?. Ich finde die Arbeit, die Herr Roskothen auf dieser Seite für uns alle reinsteckt, aber auch den Umgang aller hier miteinander, wirklich vorbildlich. Wir sprechen alle über eine gemeinsame Leidenschaft, für die ein jeder seinen eigenen Weg gehen mag. Bezüglich meiner eigenen Webseite beschleicht mich allerdings immer ein schlechtes Gewissen, da ich im Hintergrund einen „Ausstellungsraum“ habe, für den mir derzeit die Zeit fehlt ihn scharfzuschalten. Die letzten zwei Jahre waren für mich, wie für viele andere im Gesundheitswesen, absolute Ausnahmejahre. Ich freue mich, dass Sie auf der Seite von Herr Roskothen eben so viel Spaß haben wie ich.
Viele Grüße,
Bernhard Labestin
…da kann ich mich voll umfänglich anschließen!
Frank Seeber
…da möchte ich mich voll und ganz anschließen!
Einen schöne Tag!
F.Seeber