Vorgestellt werden Foto-Bücher, die wir in der *fotowissen-Redaktion gerade lesen. Hochspannend sind diese Foto-Bücher auch für Sie, deshalb teilen wir mit wenigen rezensierenden Worten die Links, damit auch Sie in den Genuss der Werke kommen. Wir werden diesen Beitrag regelmäßig aktualisieren, um neue Titel zu veröffentlichen, die unsere Autoren gerade schmökern. Es lohnt sich immer wieder hineinzusehen:
Inhaltsverzeichnis
Foto-Bücher die wir gerade lesen
black in white america
Dirk Trampedach liest: “Black in White America”; Leonard Freed – Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg, 1968
Black in White America/1968, Leonard Freed, Lizenzausgabe Büchergilde Gutenberg

Leonard Freed
Leonard Freed (1929–2006) war ein gefeierter amerikanischer Dokumentarfotojournalist und Mitglied von Magnum Photos. Geboren und aufgewachsen im Brooklyn der Arbeiterklasse, wurde Freed durch seine Darstellung gesellschaftlicher und rassischer Ungerechtigkeiten bekannt, insbesondere in Bezug auf die schwarze Gemeinschaft während der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren. Er ist auch bekannt für seine Foto-Essays unter anderem über die jüdische Gemeinde in Amsterdam und Deutschland, den Jom-Kippur-Krieg, die asiatische Einwanderung in England, die Ölförderung in der Nordsee, Spanien nach Franco und die New Yorker Polizei in den 1970er Jahren.
“Black in White America”
Leonard Freeds bahnbrechender Fotoessay über Bürgerrechte, Black in White America wurde erstmals 1968 veröffentlicht. Vor mir liegt die damals neu gestaltete und obendrein höchst seltene, deutsche Ausgabe. Sie enthält nie gezeigte Fotografien sowie Freeds ikonischste Bilder. Es ist die endgültige Sammlung seiner Fotografien aus dieser Zeit.
Warum dieses Buch?
Mit Black in White America ist mir ein Buch in die Hände gefallen, das Geschehnisse einer Zeit dokumentiert, in der ich etwa geboren wurde. Manchmal helfen mir solche Sachen dabei, gemessen an der Spanne meines Lebens auseinanderzuhalten, oder in Relation zu setzen, wie es einmal war, und wie es nun ist.
Black in White America ist eine brillante Dokumentation zum Leben der Afro-Amerikaner in Harlem der 1960er Jahre. Leonard Freed, in seinen Zeiten MAGNUM-Mitglied, erhielt zu der Veröffentlichung 1968 viel Anerkennung.
Meine Anerkennung bekommt er hinzu, und ich möchte ihn mit Blick auf meine Fotografie gerne posthum zu einem meiner positiven Vorbilder erklären. Viele der Texte, die Bild begleitende Geschichten sind, hat Leonard Freed in der Ich-Form geschrieben. Und seine Schwarzweiß-Fotos sind es auch. Es sind die Ich-Form-Fotos eines jüdischen Mannes, dessen Familie aus Osteuropa nach Amerika kam, freiwillige Einwanderer, aber aus irgendeiner Not heraus.
Leonard Freed zeigt mit diesen Fotos seinen Blick auf Menschen, deren Ursprung auch nicht in Amerika liegt, Nachfahren einst Verschleppter, Versklavter und in den 1960er Jahren als Menschen 2. Rasse behandelter Amerikaner.
Black in White America ist ein mit Texten angereicherter Bildband. Die relativ alten Fotografien helfen mir sehr dabei, meine eigene Schwarzweiß-Fotografie zu reflektieren und meine Betrachtungsweise auf die Umstände zu schärfen, mit denen ich als Fotograf interagiere. Viele der Motive im Buch würden heute in das Genre Street Photography fallen, obwohl es diesen Begriff damals ja noch gar nicht gab.
Was es aber gab, ist eine fotografische Arbeitsweise, der die heutige durchaus ähnelt. Wir nehmen etwas wahr, sehen und betrachten es aus unserem individuellen Blickwinkel, erachten es als wichtig, und belichten es.
Mit welchem teils perfekten Gespür der mikroskopisch kleine Moment getroffen wurde, um den analogen, einzig möglichen Auslösemoment zu platzieren, verdeutlicht, wie hoch die Bedeutung der Analyse guter Fotos für die eigene Entwicklung ist. Doch worin begründet sich die hohe Strahlkraft, die viele alte Fotos haben?
Das Hinterfragen, wie die Fotografien wohl belichtet wurden, das Nachspüren, wie die Fotografen im Moment der Aufnahmen agiert und reagiert haben, und welche einzelnen Bausteinchen zu der Wirkung des Fotos führen, bringt wichtige Erkenntnisse.
Doch er geht vor allem darum, zu erkennen, was man sieht. Die Empathie für die Situation und das Vermögen, die vorgefundene Emotion transparent zu machen, steht für die hohe Kunst der Fotografie, wie sie sich eben findet in Black in White America von Leonard Freed.
Die Kunst ein kreatives Leben zu führen
Als einleitenden Satz erlaube ich mir, ein Zitat vom Verlag Hermann Schmidt zu verwenden.
„Dieses Buch ist eine Einladung zu einer Tasse Tee und einem stillen Gespräch mit dem wichtigsten Menschen in ihrem Leben, Ihnen!“
Es gibt viele, gelinde gesagt, zu viele Bücher zu den Themen Achtsamkeit, um sie alle zu kennen. Geschweige denn, zu lesen. Mit diesem hier hat Frank Berzbach allerdings eines abgeliefert, zu dem ich Sie aufrichtig bedauere, sollten Sie es nicht kennen oder lesen!
Denn entgegen der profanen Abarbeitung der inflationär abgeschmirgelten Begrifflichkeiten verwebt Berzbach Philosophie, Psychologie und Spiritualität logisch und auf versöhnlichste Weise miteinander. Was dabei herauskommt, nämlich der Leser, setzt er auf sensibelste, aber konsequente Weise in Einklang mit dem Forschergeist, aus dem heraus wir Kreativen leben.
Beim Lesen fühle ich mich ertappt, erkannt und derart brillant beschrieben, dass klar wird, wie unsäglich lange ich auf dieses Buch warten musste! Ratschläge oder Best-Of-Tipps suchen wir vergeblich.
Die Wertschätzung des Autors dem Leser, der Leserin gegenüber, ist allgegenwärtig. Aus Erkenntnissen, die er anstellt, entstehen über die Lektüre Selbsterkenntnisse, und mittels kleinster Tricks entzaubert Berzbach komplexe Probleme, die dann keine mehr sind. Im Inhaltsverzeichnis finden sich Kapitel wie: Der Tunnel am Ende des Lichts, oder Was gestalten Gestalter?, oder Zeit gewinnen, um noch mehr zu arbeiten.
Handwerklich gestaltet ist alles in Harmonie pur. Haptisch und optisch lebt das Buch den Inhalt. Die Quotes in aprikotfarbener Typo, der Text in warm-grey, ein volumiges Papier, und der Einband aus Fasermaterial, sind ein Hand- & Augenschmeichler par excellence. Das Schmeicheln der Sinne übernimmt dann der textliche Inhalt.
Nicht nur, aber vor allem uns kreativen Fotografinnen und Fotografen lege ich „Die Kunst ein kreatives Leben zu führen“ wärmstens ans Herz.
Für mich eines der besten Bücher, die ich gelesen habe.
- Frank Berzbach (Author)
Marc Riboud – 60 Years of Photography
Detlef Rehn liest: “Marc Riboud – 60 Years of Photography”
Der Franzose Marc Riboud (1923-2016) war einer der großen Fotojournalisten des 20. Jahrhunderts. Er hat zahlreiche Länder bereist und dabei ikonische Aufnahmen gemacht – so z.B. das Foto einer jungen Frau, die 1967 aus Protest gegen den Krieg in Vietnam vor dem Pentagon den Bajonetts der aufmarschierten Soldaten eine Blume entgegenhält.
Immer wieder sind es die “kleinen Leute”, denen Ribouds Sympathie gehört. Eine Szene in Vietnam zeigt auf einer Straßenseite zerstörte Häuser; auf der
anderen Seite geht das Leben der Leute weiter – man kauft und verkauft, isst oder hockt sich auf einen Schwatz zusammen.
Ich kann Ihnen Ribouds Buch sehr empfehlen, erzählen viele Aufnahmen doch von den Freuden, aber auch Dramen und Tragödien des täglichen Lebens gewöhnlicher Menschen, ein Aspekt, der über den Horrormeldungen aus Gaza, der Ukraine oder dem Sudan oft übersehen oder gar vergessen wird.
“Marc Riboud – 60 Years of Photography” ist 2014 in einer englisch-französischen Hardcover-Ausgabe
(200 Seiten) bei Flammarion in Paris erschienen.
Das großformatige Buch kann über die Buchhandlung Walther König Köln zum Preis von 39,80 Euro bezogen werden. Online: order@buchhandlung-walther-
koenig.de, telefonisch: +49 (0)221 20596-0
Buch bei Walther König Köln >>
Geheimnisse der Waldfotografie
Peter Roskothen liest: “Geheimnisse der Waldfotografie”; Yvonne Albe – dpunkt.verlag
Das gut gestaltete Buch im quadratischen Hardcover-Format und mit 236 Seiten zeigt beim Aufklappen mal ein quadratisches Bild auf der linken oder rechten Seite, überwiegend aber Fotografien im 3:2-Querformat oder -Hochformat. Es ist wunderschön, den Wald in verschiedensten Jahreszeiten und aus den verschiedensten Ländern ansehen zu dürfen.
Inhaltlich geht es genauso um Fototechniken, wie um den Wald in all seinen Facetten. Die Autorin und Fotografin Yvonne Albe erläutert leidenschaftlich die Zusammenhänge im Wald, in der Natur. Das Wissen, welches Frau Albe vermittelt, ist vielseitig und tiefgreifend. Viele der absolut sensationellen Aufnahmen im Buch sind im Dunst oder Nebel entstanden und entsprechen mystisch.
Wer den Wald mag, gerne Landschaften oder die Natur fotografiert, der wird sich an dem Buch kaum satt sehen können. Meine Empfehlung!
Making Of
Kleines Detail am Rande, als ich diesen Beitrag mit Dirk zusammen entwarf, dachte ich über ein Titelfoto nach. Ich nahm mit dem iPhone (12 Pro Max) einen Teil unseres Bücherregals für Foto-Bücher auf und sah mir das Bild nachher in der Bildbearbeitung an. Beim Betrachten der iPhone-Aufnahme gruselte es mir qualitativ.
Anschließend nahm ich meine Fuji X-T5 und belichtete das Foto erneut. Mit Begeisterung sah ich, dass diese Qualität (Titelfoto) mir genügte. Ich kann nur immer wieder feststellen, dass Kameras in fast jeder Hinsicht überlegen sind.
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© Dirk Trampedach & Peter Roskothen, Fotojournalisten – Foto-Bücher die wir gerade lesen – Hochspannend
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Möchten Sie noch schönere Fotos belichten und damit Ihre Lieben überraschen? Möchten Sie wissen, wie Ihre Kamera im Detail funktioniert? Oder sind Sie schon länger dabei, benötigen aber noch mal einen richtigen Schub nach vorn, was die Kunst des Sehens, die Bildgestaltung und die Kunst des Fotografierens angeht? Dann ist der individuelle Fotokurs der beste für Sie, denn hier können Sie alle Ihre Fragen stellen, wir gehen genau auf Ihre Kamera ein und bauen einfach schnell Ihr Wissen aus:
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Hallo Herr Roskothen,
ich habe mir die „Geheimnisse der Waldphotographie“ besorgt und kann Ihnen nur zustimmen, es für Wald-Natur-Freunde ein sehr schönes Buch.
Ein weiterer Baustein in meinen fotografischen Werdegang ist das Buch „Objektive für das Fuji X-System“ von F. Hinsche aus 2022.
Es liest sich sehr gut und beschreibt neben den Objektiven auch tech. Grundlagen. Für mich als relativ neuer Fuji Fan sehr stimmig und einfach hilfreich. Schön finde ich auch, dass es alles aus dem normalen Leben zu kommen scheint. Keine Exotik, nicht abgehoben. Die abgebildeten Personen erscheinen mir als normale Menschen, für mich sehr sympathisch.
Natürlich sind die Beschreibungen der Objektive eher kurz, und nicht zu vergleichen mit einem Testbericht, und auch nicht ganz aktuell da aus 2022, aber als besserer Überblick für mich sehr hilfreich wenn ich z.b. ein „Altglas“ kaufen möchte. Und zu guter letzt kostet das Buch nur 20,-€.