Die Foto Bedeutung ist für jeden Menschen eine andere. Der Fotograf kennt die Geschichte zum Bild, der Betrachter des Fotos oft nicht. Außerdem assoziiert jeder Mensch eine anderen Foto Bedeutung. Eine Geschichte zum Foto vom Apfelbaum:
Inhaltsverzeichnis
Die Foto Bedeutung im Auge des Betrachters
Bei diesem Foto mag jeder Mensch eine andere Assoziation haben. Mögliche Assoziationen sind:
- Schönes Foto
- Apfel / Äpfel
- Apfelbaum, Apfelbäume, Wiese
- Erntezeit / Herbst
- Gesund / Lecker
- Allergie, darf ich nicht.
- Ich mag lieber Mandarinen.
- Ein Apfel am Tach hält den Doktor in Schach.
Alle Ansichten dieser Aufnahme sind natürlich erlaubt und richtig. Jeder Mensch sieht anders und versteht das Bild anders. Entsprechend ändert sich die Foto Bedeutung im Auge des Betrachters. Viele Faktoren spielen hier hinein. Jemand, der auf dem Land aufgewachsen ist und jetzt in der Stadt lebt, mag denken:
Ich erinnere mich an meine Jugend. Unter einem solchen Apfelbaum habe ich in den Himmel geschaut.
Der Naturverbundene wird vielleicht genau den Baum seiner Jugend vor Augen sehen, während Sie und ich den Baum auf dem Foto sehen. So unterschiedlich sehen wir dann als Menschen ein Foto. Gesund für uns wäre auch das Weiterdenken an die Bienen in der Wiese, damit wir nicht barfuß laufen. Oder wir überlegen in dem Moment an das Bayer-Gift, was möglicherweise gespritzt wurde. Vielleicht gehen die Gedanken bis zur Politik, die für Geld alles erlaubt, was für uns schädlich sein kann.
Aber es kann auch sein, dass der Nächste von uns an den lauen Sommerabend unter dem Apfelbaum denkt, an dem er bei einem Glas guten Weißwein hundert Male zur Gitarrenmusik summte:
The answer my Friend is blowing in the Wind…
Wir lernen daraus, dass die Foto Bedeutung im Auge des Betrachters liegt und mit den Eindrücken des Menschen assoziiert ein immer anderes Bild ergeben.
Das Foto ist kein einheitliches Bild.
Fotografen sehen Motive anders
Fotografen wiederum sehen Motive anders als Menschen, die nicht fotografieren. Wir sehen das Licht auf dem Baum, versuchen herauszufinden, ob es sich um Gegenlicht, Seitenlicht oder Licht von hinten handelt. Wir fragen uns, zu welcher Uhrzeit die Aufnahme belichtet wurde, ob ein Polfilter im Spiel war, wie die Unschärfe und Schärfe im Bild entstand. Fotografen schauen auf die Metadaten und sehen die Blende, die Verschlusszeit, die ISO, die Brennweite, die Kameramarke, das Objektiv und wissen wieder mehr über die Schärfentiefe und Technik hinter dem Bild. Wir fragen uns vielleicht, ob das Bild in einer anderen Bildgestaltung, in einem anderen Beschnitt noch besser aussähe, oder ob der Fotograf den scharfen Apfel genau im Goldenen Schnitt unterbrachte. Im besten Falle fallen uns bewusst noch die Komplementärfarben im Bild auf, die das Betrachten so angenehm machen. All das sind Überlegungen, die Nicht-Fotografen gar nicht anstellen.
Mehr noch: Wenn 6 Personen in einer Fotoreise Bilder von dem Baum schießen, werden wir 10 völlig verschiedene Ansichten vom Baum bekommen. Kein Bild wird dem anderen gleichen, jeder sieht den Baum anders und gestaltet sein Bild anders.
Die Geschichte zum Foto
In jedem Falle werden die Betrachter die Fotografie ganz anders sehen, wenn Sie die Geschichte zum Foto hören. Ich möchte Ihnen die Geschichte zu diesem Bild erzählen:
Im Mai 2020 noch war die Fotoreise nach Meran wegen der Pandemie ausgefallen. Im September waren von ursprünglich sechs Teilnehmern noch zwei dabei, die sich nach Norditalien trauten. Nach dem Sommer waren in Meran nur eine Handvoll Menschen infiziert, das Infektionsrisiko war geringer als in Deutschland. Wir fuhren nach Meran und wünschten uns das Wandern, Fotografieren, Lernen, Schmausen und die Erholung in freundschaftlicher Runde. Für diesen Tag hatte ich mir die Makrofotografie und die Bedeutung der Brennweite für die zwei Teilnehmer vorgestellt. Aber alles ganz locker, die Fotografie sollte viel Spaß bereiten.
Wir fuhren mit dem Sessellift von Algund hinauf nach Vellau und wussten schon im Vorfeld, dass es in der Alm den weltbesten Dinkel-Kaiserschmarrn gibt. Wer von uns etwas anderes essen wollte, der konnte reichlich wählen und später mit rundem Bauch im Sessellift wieder zum Parkplatz zurück. Auf den Wegen zur Alm, wollten wir fotografieren, was nicht bei Drei auf dem Baum war. Der Sessellift machte leise: Tack-Tack, Tack-Tack, Tack-Tack, als das Seil über die ersten Führungsrollen lief. Das Gefühl von Freiheit machte sich beim Baumeln der Beine über dem Boden breit. Ich wünschte mir das unendliche Seil, denn die Gedanken konnten in die Natur wandern, wir rochen den Duft der Bäume und hörten das Rauschen des lauen Windes. Die Fahrt war pure Meditation.
Oben angekommen mussten wir leider aussteigen und waren wieder geerdet. Ach, hätte das Seil doch noch ein wenig länger das Lächeln in Gesicht erhalten. Auf unserer Lieblingswiese mit den Apfelbäumen parkten viele Autos. Wo meine Frau und ich noch vor Jahren mit einer Decke im Gras lagen, standen jetzt diese deutschen Monster, die hier nicht hingehörten und den Menschen das Erlebnis des Sessellifts vorbehielten.
Wir sahen den Apfelbaum im Licht und natürlich holte jeder von uns seine Kamera heraus und wollte den Moment, die Sesselbahngedanken, die Ruhe, die Sonne, den Duft der Wiese und die Höhe über den zwei Tälern zur linken und rechten in nur einem Foto festhalten. Konnte uns das gelingen? Ich denke, es gelang, aber natürlich arbeiteten wir dafür. Wir dachten nach über das Licht, über unseren Standpunkt, die richtige Brennweite, den fehlenden Polfilter. Irgendwann waren wir mit dem Foto zufrieden und schauen uns weiter um. Wir entdecken tausende Motive und belichteten viele Bilder.
Die Foto Bedeutung im Auge des Betrachters ist immer eine andere. Die Geschichte hinter dem Foto zu kennen, macht einen Unterschied.
Zur Technik vom Foto Apfelbaum
Die Technik vom Foto ist in diesem Falle tatsächlich etwas ungewöhnlich. Ich habe mit der Fujifilm GFX 50S, mit dem Canon TS-E 90 mm F2.8 Mark I fotografiert. Das Objektiv lässt sich shiften und tilten. Ich habe die Tiltfunktion genutzt, was einem Kippen der Schärfeebene gleichkommt. Das Objektiv lässt sich für diese Funktion nicht ausschließlich, wie auf dem Foto zu sehen, nach unten, sondern auch in jede andere Richtung kippen. Dadurch entstehen ungewöhnliche Schärfeebenen, wie zum Beispiel auf dem Foto der Äpfel mit dem knorrigen Baum zu erkennen ist. Niemals wäre es ohne die Tiltfunktion (oder Fokus-Bracketing) möglich gewesen, beide Motive scharfzustellen.
Tilten und Shiften in der Fotografie >>
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Foto Bedeutung – Wie wir Fotos sehen
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Lieber Peter,
es ist sehr bereichernd, den Gedanken und Umsetzungen zu folgen, die du hier so ausführlich darstellst. Außerdem macht es deutlich, wie beseelt man auch bei der Sache ist, wenn ein Tapetenwechsel mit all ´seinen Eindrücke die Sinne beflügelt!
Mir hat dein Beitrag extrem gut gefallen, allem voran das Apfel-Foto!
Da (wenn ich richtig schaue…) ja außer dem Apfel nichts anderes scharf gestellt ist, bin ich tatsächlich davon ausgegangen, es handele sich um eine sehr extrem gelungene Freistellung mit herkömmlichem Objektiv. Aber spätestens beim Foto mit dem knorrigen Baum wird klar, es kann nur TS-Technik im Spiel sein. Famose Aufnahmen sind dir gelungen!
Herzliche Grüße,
Dirk
Danke Dirk :-). Ich hätte Dich auf der Fotoreise Meran gerne dabei!
Herzlich,
Dein Peter