Das Bild zeigt die felsige Küste bei Ebbe an der Straße von Gibraltar bei Algeciras. Ziel war es, die Stimmung der blauen Stunde einzufangen. Ich wusste, dass ich die besondere Stimmung bei den Felsen nur zum Sonnenaufgang und Sonnenuntergang einfangen konnte. Bei Sonnenaufgang wäre dieser Felsen genau im Gegenlicht der aufgehenden Sonne gewesen, also entschied in mich für den Abend. Das Problem: Die Sonne war hinter mir im Westen bereits untergegangen nur noch ein letztes Restrot befand sich am Abendhimmel. Das war genau die Stimmung, die ich suchte. Damit war aber klar, dass keine besonderen Kontraste mehr in den Felsen zu erwarten waren und das ganze Bild würde ziemlich kontrastreich, was die Tonwertumfang angeht. Die Felsen im Schatten gegen den relativ hellen Himmel.
Tagsüber die Felsen zu fotografieren macht keinen Sinn, da keine stimmungsvollen Bilder entstehen können. Außer man macht SW Bilder. Ich entschied mich, eine Belichtungsreihe zu machen und zusätzlich die vorderen kleinen Felsen mit dem Blitz zu beleuchten. Ich stellte mich mit dem Blitz seitlich von den Felsen, also rechts hin.
Die verschiedenen Belichtungen wurden in Photoshop zusammengesetzt mit dem Ziel, ein kontrastreiches Bild zu erstellen, welches Zeichnung in den Lichtern und Schatten aufwies.
In LR wurden die Bilder nur leicht bearbeitet. In PS wurden alle Kontraste herausgearbeitet und dem Bild eine etwas wärmere Farbanmutung gegeben.
Aufgenommen wurde das Foto mit der Lumix G80 und dem Panaleica 8-18 mit der Brennweite 11 mm (KB Äquivalent 22mm), F/6.3, mit Belichtungszeiten von 1/4 sec bis 1/8 sec. Die geblitzten Bilder entstanden ebenfalls mit 1/8 sec.
Ich hänge noch einmal unbearbeitete Bilder an, damit man sich eine Vorstellung vom Kontrastumfang machen kann.
Foto: Andreas Poertner
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Hallo Andreas
Tolles Foto – ein Traum Sujets.
Für mich ein kleiner Wermutstropfen (meine Ansicht): Die Felsen unten rechts führen mich ins Bild und die Augen wandern sofort zu den hellen Felsen im Mittelfeld. Und doch wieder zu den Felslinien und zurück. Ich bleibe also im Bild. Doch wo soll ich hängen bleiben, wo verweilen? Für mich sind die Felsen etwas zu hell gestaltet; für mich ist so auch nicht die blaue Stunde.
Sorry, als alter Anfänger hab ich eben solche Gedanken.
Perspektivische Grüsse
Egon
Eine schöne Aufnahme. Ich kann mir vorstellen, dass das Bild mit einem markanteren Vordergrund, der den Blick erst aufnimmt und dann erst nach hinten leitet, etwas stärker geworden wäre.
So fange ich in der Bildmitte an und wandere zwischen den Schrägen, dem hellen Felsen im Hintergrund (1) und der zu hellen Wand (Hindergrund 2) hin und her.
Für mich sieht es anstelle von Vorne, Mitte, Hinten eher nach Mitte, Hinten, Hinten aus.
Aber das mag an meiner Art zu sehen liegen.
Liebe Grüße
@ Egon
Du hast recht, das Auge springt zwischen den schrägen Linien unten und dem Felsen. Diese Kritik ist gerechtfertigt. Zur blauen Stunde; nennen wir es einfach Abendstimmung :)
Ich experimentiere öfters an diesen Felsen und bin auf der Suche, sie anders darzustellen als sie normalerweise dargestellt werden. Lasse ich die vorderen Felsen ins Dunkle absaufen brauchen sie in diesem Fall gar nicht auf dem Bild zu sein. Dann müsste ich eine komplett andere Perspektive suchen, was ich auch machen werde. Das Bild würde meiner Meinung nach zu flach. Ich habe die vorderen Steine angeblitzt damit sie dem Bild Tiefe geben, das war zumindest die Idee. Wenn das Auge nun hin und her springt, ist das wohl nicht ganz gelungen.
Die Technik, Teile eines Landschaftsbildes mit einem Blitz aufzuhellen, finde ich interessant. Ich stehe auf kontrastreiche Bilder. Ich setze fast immer partiellen Kontrast in meine Bilder. Dazu nutze ich auch PS und oder einen Aufheller wie einen Blitz.
@Bernd
Klar kann man einen prominenteren Vordergrund suchen. Habe ich auch bei einem anderen Bild, dass zur selben Zeit entstand gemacht. Link: https://drive.google.com/file/d/1SLs6mntN32hCzex-gYMm8aOEZUnF63bm/view?usp=sharing. Diesem Bild habe ich aber einen kühlen Touch gegeben, weil es meiner Meinung nach besser passte. Die Felsen im Hintergrund sind hier nicht so wichtig, deshalb habe ich sie dunkel gelassen. Die grünen Steine wurden angeblitzt.
Ich habe es bei diesem Bild nicht gemacht, weil ich den großen Felsen herausstellen wollte.
Sollte das nicht gelungen sein, macht es auch nichts, dann wird halt weiter gesucht und hoffentlich gefunden. Gerade wenn mit etwas neuem experimentiert, sind solche Kritiken extrem hilfreich, danke dafür
Hallo Andreas,
es ist für mich eine wichtige Erkenntnis, endlich nachvollziehen zu dürfen, wie du so fotografisch schaust, und was die Prioritäten dessen sind, was Bildaufbau, Licht und Farbe anbelangt. Denn nun lese ich einige deiner Kritiken nochmal ganz anders, und bekomme „ein Bild“ dazu, danke!
Was mir an diesem Foto als erstes auffällt, ist ein Gemäldehaftes, das mich fast schon an ein Aquarell erinnert. Richtig gut gefällt mir der Verlauf der Linien. Die langen Streifen rechts, die Pfützen, die Steinreihe, eine erneute Streifenreihe, und in XXL die große Felsenformation. Alles hat denselben Verlauf im Foto. Dass das unweigerlich am Felsen im Meer mündet, macht diesen wohl oder übel zu „meinem Hauptmotiv“. Fast schon wünsche ich mir einen Beschnitt, der links und links/oben die Dominanz der mächtigen Felsen schmälert, und den Felsen im Meer etwas weiter im Foto erscheinen lassen mag… ;-)
Herzliche Grüße,
Dirk Trampedach
Hallo Dirk,
ich neige ja oft zu Beschnittvorschlägen, aber hier würde ich nicht ein einziges Pixel beschneiden.
der Felsen SOLL ja mächtig wirken.
Wie wichtig der „kleine Inselfelsen“ als gegengewichtiger Kontrast für den Gesamteindruck ist, kann man selber leicht sehen, wenn man sich den mal wegdenkt. Dann fehlt sofort der „Abschluss“ am „Ende des Dreiecks“… der genau darauf zeigt.
Gruß
DWL
Hi,
ja das kann man absolut so sehen und stehen lassen. Mir fällt es generell schwer, Fotos dieser Art wirklich neutral und rein technisch zu betrachten, weil es geschmacklich sehr weit außerhalb meiner Fotowelt liegt. Das ist eine echte Herausforderung für meine Augen. Wenn ich mir z.B. die 3 kleinen Ausgangsfotos anschaue, mit denen ja das Ergebnis nahe null zu tun hat, gibt es genau 2 Möglichkeiten. Man läßt es sein (wäre meine Wahl gewesen), oder macht das so, wie Andreas vorgegangen ist.
Hallo Dirk
Es freut mich, dass das Bild nachvollziehbar macht, was ich in anderen Kommentaren sagen wollte. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Natürlich ist alles Geschmacksache. Da wären wir wieder beim persönlichen Stil. Es ist schwierig es allen Geschmäckern recht machen zu wollen.
Ob die untere Linie jetzt zum kleinen Felsen führt oder vom ihm weg, wieder zurück darüber kann man verschiedener Meinung sein.
Nein, beschneiden möchte ich das Bild nicht, das Motiv ist der große Felsen. Der kleine Felsen soll als Orientierungspunkt dienen mehr nicht. Wollte ich den kleinen Felsen dominant ins Bild setzen, müsste das von einem ganz anderen Standpunkt gemacht werden. Die Felsen dort sind einer meine Lieblingsmotive oft fahre ich dorthin, um ein wenig abzuschalten und einfach nur um die Landschaft zu genießen. Fotografisch sind sie ein lohnendes Motiv aber anspruchsvoll, wie man ja an den Kritiken sehen kann. Es ist eine Gratwanderung zwischen Klasse und Asche. Diese Motive, schulen das Auge.
Ich nehme die Kritiken konstruktiv auf und versuche, diese umzusetzen.
Hallo Andreas,
lieben Dank für deine Antwort! Es allen recht machen zu wollen, ist noch nie ein guter Lehrmeister gewesen, ich finde deinen Standpunkt richtig gut, und das Foto ist es ja unbestritten auch. Mein Kommentar ist gemeint als das, wie ich das Foto „sehe“, wie es wirkt, was es auslöst. Sichtweisen miteinander austauschen, Anregungen auslösen, nicht mehr und nicht weniger soll es sein, aber das weißt du ja auch.
Dir eine gute Zeit!
Liebe Grüße, Dirk
Hier muss man gleich auf mehreren Ebenen kommentieren, weil hier nicht nur ein tolles Bild präsentiert wird, sondern geradezu eine Lehrstunde geboten wird:
1) Es wird perfekt beschrieben, wie man an ein bereits gefundenes, sehr lohnenswertes Motiv für eine gezielte Wiederkehr zum Motiv mit eingehender Beschäftigung herangeht: erforderliche, optimale Lichtsituation, Tageszeit, Kontrastumfang, Vorauswahl der Brennweite und des optimalen Standortes, ja sogar Tidenstand, usw.
2) Sehr lehrreich auch, wie Andreas zeigt, daß Aufhellung mit Blitz auch bei Tageslicht sehr sinnvoll sein kann und man zusätzlich mit sehr gespreizten Belichtungszeiten einen extremen Kontrastumfang zunächst einmal mit diversen Belichtungsreihen „einfangen“ und „datensichern“ kann, um sie später in aller Ruhe weiterverarbeiten zu können. Ist erst einmal alles „im Kasten“, hat man dafür alle Zeit der Welt. Diese Gelegenheit ist damit definitiv genutzt, wenn man nicht beim Fotografieren etwas unbedacht lässt.
3) Zum Bild selber:
Einfach hinreißend gestaltet, Tonwertumfang geradezu zum Niederknien.
Die Betrachtungsweise der ersten 2 Kommentare kann ich nicht nachvollziehen:
Anders als bei Portraits oder Stills o.ä. mit einem HAUPTDARSTELLER, den man in einen bewussten Kontext setzen will oder sogar weitgehend aus dem räumlichen Kontext herauslösen will, ist für MICH Landschaftsfotografie wie hier eine Szene, in welche man zumeist „hineintauchen“ will und genießend darin „herumwandern“ kann, als wenn man vor Ort wäre.
DAS ist hier perfekt geschehen:
Ich persönlich werde von dem sehr spitzen Dreieck der furchigen Bodenformation und dem massiven Felsblock (dessen untere und obere horizontalen Verläufe nochmals farblich und plastisch einen helleren und einen dunkleren „Streifen“ bilden) ganz klar zum kleineren „Inselfelsen“ rechts geführt, der ungemein wichtig ist. Hier verweilt mein Blick genießend, gleitet zurück, ich betrachte anschließend die ganz vielen, durch die perfekte Tonwertwiedergabe wunderbar herausgearbeiteten Details, die ich alle nach und nach entdecke und aufsauge.
der Blick gleitet also erst einmal auf/ in dem Dreieck von links nach rechts, wobei die „Insel“ den Blick wieder wiehern Tennisschläger in die Gegenrichtung lenkt und zu einer flächigeren Betrachtung – dann ALLER dieser schönen Details einlädt.
Ich finde das absolut perfekt gemacht.
Ein einziger Aspekt lässt mich etwas unentschlossen, aber das liegt möglicherweise daran, daß ich das Bild von einem Notebook aus betrachte:
Da dessen Bildschirm je nach Neigung in der vom Betrachter wahrgenommenen Helligkeit und damit auch Sättigung recht erheblich schwankt, schien das Bild zunächst in „Abendstimmung“ doch eher etwas unnatürlich stark übersättigt, bei anderem Betrachtungswinkel (ja nach Position des Bildschirms) jedoch noch sehr natürlich in der Sättigung, und dabei heller.
Nach Betrachtung der genutzten Ausgangsbilder gehe ich aber schon davon aus, daß die Sättigung deutlich erhöht wurde.
So wird das Bild selbstverständlich NOCH spektakulärer, aber es ist für einen eher konservativen Betrachter wie mich, der die Farben stets mit der über Jahrzehnte gewonnenen Erfahrung über solche Szenen in Einklang zu bringen versucht, ist das etwas zu viel.
Obwohl ich auch gerade am Meer bisweilen natürliche Farbspiele erlebt habe, welche sehr imposant waren – aber das waren zumeist Himmel und Meer, welche wahre Farbwunder produzierten.
Das Sättigungs-Ausmaß als „Bewertung“ ist aber eine reine persönliche Geschmacksfrage, es gibt da einen Allgemeinen Trend zu kräftiger Sättigungsanhebung auf allen Gebieten der Fotografie – sogar bis hin zur heutigen Reportagefotografie, welche ja eigentlich vom Auftrag her eher dokumentieren und nicht künstlerisch interpretieren soll.
Anläßlich einer Buchbesprechung über Landschaftsfotografie in der allgemeineren Diskussion mit Andreas hatte ich auch den Eindruck, daß er das ähnlich sieht – es kann also auch schlicht an der Wiedergabe auf meinem Notebook liegen und die Sättigung auf einem gut kalibrierten Monitor (= Realität) anders ausgeprägt sein.
Kurz: Ich finde dieses Bild wunderbar, zudem eine spitzenmäßige Anleitung zum wohlbelachten Angehen von lohnenswerten Motiven.
Chapeau!
„wieder wiehern Tennisschläger“ sollte „Wie von einem Tennisschläger“ heißen. „Rechtschreibekorrektur“ kann sehr lustig sein…
Nachtrag: Wichtig und ästhetisch wichtig ist m.M.n. das „Furchendreieck“ auch, um dem Betrachter die wahren räumlichen, dreidimensionalen Verhältnisse deutlich zu machen, gerade auch in Verbindung mit dem perspektivisch weit entfernten „Inselfelsen“.
Ich finde, daß das Bild eine exzellente Inszenierung ist.
Hallo DWL
vielen Dank für deine Ausführungen. Deine Fähigkeiten ein Bild zu beschreiben sind einfach klasse. Ich muss da neidvoll anerkennenden, dass ich das nicht so kann. Hast du mal Kunstgeschichte studiert. Deine Sprache erinnert mich sehr an Texte von Kunsthistorikern.
Ja, die Idee war den großen Felsen im Kontext zu zeigen.
Zur Farbsättigung: Das ist immer schwierig, um so etwas abschließend beurteilen zu können müsste ich das Bild mal als Fineart Print drucken lassen und unter idealen Bedingungen anschauen. Dazu kommt ja noch, dass es, wie du richtig bemerkt hast, vom Zeitgeist abhängig ist.
Ich komme aus der Grafikschiene und weiß, dass im Offset und Zeitungsdruck viele Kontraste und Farbe verloren gehen. Von daher kann es schon sein, dass ich manchmal zu viel Gas gebe. Auf der anderen Seite finde ich, dass ein Farbbild auch Farbe haben muss.
Die Ausgangsbilder: Die Bilder wurden mit der Idee gemacht die Kontraste später herauszuarbeiten. Dazu brauche ich Bilder mit einem extrem flachen Kontrast. Je flacher, desto besser. Es muss nur alles da sein oder zumindest soviel das man es bearbeiten kann ohne, dass großartig Artefakte und Rauschen entstehen.
Ich fotografiere aber nicht immer so :). Nur, wenn das Licht extrem schwierig ist oder ich etwas Besonderes probieren will.
Viele Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
sehr gelungen, Aufbau, Bearbeitung, Vorbereitung, klasse.
Kein übertriebenes HDR sieht echt gut aus.
Beste Grüße Frank.