- Mit der Kamera eins sein
- „Eins zu sein“ – Eine Beschreibung
- „Eins zu sein“ mit der Fotografie
- Intuitives Bedienen heißt „Eins zu sein“
- Emotionale Bindung zur Kamera:
- „Eins-Sein“: Intuition ist trainierte Erfahrung
- Wie es gelingen könnte, „Eins zu sein“
- Verständnis für grundsätzliche Zusammenhänge
- Eins-Sein“ mit Kamera + Umgebung
- Die Verbindung von Sehen und Gestalten
- “Eins-Sein”: Resultate
- Digitale und analoge Homogenität
- Der Weg: “Eins-Werden”!
- “Eins-Sein” & Equipment
- Zum guten Schluss
- Meine Buchtipps zum Thema
Mit der Kamera eins sein
“Mit der Kamera eins sein“ ist ein Satz, der hängenblieb! Er entwich mir kürzlich in Gesprächen unter uns Fotowissen-Redakteuren, als wir gemeinsam beim Frühstück saßen:
Man muss mit der Kamera eins sein.
Gemeint hatte ich damit nicht die romantische Idee einer symbiotischen Beziehung, sondern eine sehr praktische Erkenntnis: Wenn wir fotografieren, darf keine kognitive Barriere mehr zwischen Auge, Entscheidung und Auslösung stehen. Die Kamera wird zur Erweiterung unserer Wahrnehmung, zum Werkzeug, das intuitiv reagiert – nicht mehr bewusst gesteuert, sondern wie selbstverständlich bedient.
Was es generell bedeutet, mit der Kamera eins zu sein, ob das Gelingen an uns, der Kamera, oder an beidem liegt, und wo ich mich in alledem wiederfinde, möchte ich gerne mit Ihnen teilen. Eine Prise Humor gehört immer mit dazu, daher viel Spaß und gute Unterhaltung auch mit meinen “Eins-Sein-Selfies”… ;-))
Machen Sie mit, drücken Sie hinsichtlich Kommentar gerne den „Auslöser“, danke dafür!
„Eins zu sein“ – Eine Beschreibung
Vermutlich macht es Sinn, die Bezeichnung „Eins zu sein“ wörtlich zu nehmen. Es ist, als ob man sich nicht mehr getrennt fühlt, sondern in Einklang mit dem Gegenstand, der Situation oder sogar mit sich selbst steht. Dieses Gefühl kann sich auf verschiedene Weisen zeigen: Man fühlt sich vollständig, präsent und im Fluss. Es ist, als ob alle Teile miteinander verschmelzen und eine Einheit bilden. Man nimmt die Welt oder die Situation nicht mehr nur passiv wahr, sondern erlebt sie aktiv und mit vollem Herzen.
Aus der Sicht von Fotografen fühlt sich das Einssein mit der eigenen Kamera tatsächlich wie ein harmonisches Fließen an. Und zudem beschreibt es eine Praxis, die viel von Vollständigkeit, Überlegenheit und Souveränität aufweist. Menschen, die sehr intensiv und oft fotografieren, erzählen davon. Sie, als Fotobegeisterte und Leser/Innen hier bei *Fotowissen.eu, lassen wir gerne daran teilhaben. Sie nehmen durch viele Nicht-Technik-Artikel sogar regelmäßig davon Kenntnis.
Für uns ist es, als ob wir und die Kamera zu einer Einheit verschmelzen, bei der keine Trennung mehr besteht. Technisch, wie emotional. Das eine bedingt das andere. Man spürt die Bewegungen, die Schärfe, die Lichtverhältnisse und die Details fast schon intuitiv, ohne dass man bewusst darüber nachdenken muss. Das Umhängen der Kamera, sie körperlich zu fühlen, tut das Ihre dazu. Dieses Gefühl der Verbundenheit schafft eine Art inneren Rhythmus, der es ermöglicht, im Moment zu bleiben und die Szenerie mit eingeschalteten, offenen Sinnen wahrzunehmen.
Mit Herz und Seele verbunden im Moment zu sein, ist eine super Gelegenheit, auch gleich mit der Kamera eins zu werden.

Denn gerade im Bezug auf unsere Fotografie bedeutet „eins zu sein“ mit der Kamera, dass man sich so verbunden fühlt, dass die Technik und das Motiv zu einem natürlichen Ausdrucksmittel werden. Mir geht es dann so, dass die Grenzen zwischen dem eigenen Bewusstsein und dem Objekt verschwimmen. Schaue ich mir später die entstandenen Fotos an, zeigen sich im Ergebnis oft Bilder, die auf mich authentisch, lebendig und voller Gefühl wirken. Nicht selten entdecke ich Wirkungen, die scheinbar aus diesem tiefen Einklang entstanden sind. Kurz gesagt: Es zeigt sich auch durchaus im Foto ein Zustand, in dem man sich vollständig mit etwas verbunden fühlte, dass sicherlich auch abhängig davon war, mit der Kamera eins zu sein.
„Eins zu sein“ mit der Fotografie
Wir wissen es doch alle: In der Welt der Fotografie geht es weit über das bloße Aufnehmen von Bildern hinaus. Es ist eine kreative Reise, bei der die Kamera zum verlängernden Teil unseres Auges und unseres Geistes wird. Das Ziel ist, eine tiefe Verbindung zu diesem Werkzeug zu entwickeln, um nicht nur technische Bilder zu machen, sondern auch emotionale Geschichten zu erzählen. Dieser Prozess lässt uns eins werden mit unserer Kamera und eröffnet neue Dimensionen des Sehens und Gestaltens.
Intuitives Bedienen heißt „Eins zu sein“
Der erste Schritt, um eins mit der eigenen Kamera zu werden, ist das intuitive Bedienen. Das bedeutet, die Kamera so gut zu kennen, dass die Bedienung fast automatisch erfolgt. Statt lange nach Einstellungen zu suchen, zieht man bestenfalls schon mit einer möglichst passend vor-eingestellten Kamera los. Vor Ort reagiert man dann spontan auf das, was man sieht, und passt die Technik nur noch marginal, und durchaus unbewusst, an die Situation an.
Dies erfordert lange Zeit der Übung, bis sich das verselbstständigt als abrufbare Erfahrung und präzises Gefühl für die Technik. Dem allen zuträglich wird aber vor allem auch eine offene Haltung gegenüber dem kreativen Prozess sein, die es sich ebenfalls anzueignen gilt. Sobald die Kamera zur natürlichen Erweiterung unseres Blicks wird, können wir uns voll auf das Motiv und den Moment konzentrieren, ohne durch technische Hürden abgelenkt zu werden.
Eine offene Haltung gegenüber dem kreativen Prozess führt zum passenden Werkzeug.

Emotionale Bindung zur Kamera:
Eins zu sein mit der Kamera zeigt, dass sie mehr ist als nur ein Werkzeug. Im Grunde genommen machen wir diesen technische Apparat zu unserer Partnerin. Mir sind viele Menschen bekannt, die eine tiefe emotionale Bindung zur Kamera entwickelt haben. Was sie eint, ist, dass die Kamera zu deren Partnerin im Prozess des kreativen Schaffens wurde.
Eins zu sein mit dieser vertrauten Begleiterin steigert die Schaffensfreude, und nicht zuletzt vereinfacht sich auch der Prozess, mit dem wir Momente festhalten, Gefühle ausdrücken und Geschichten erzählen. Diese Verbindung zu dem Gerät, mit dem wir alles umsetzen, fördert die Sensibilität für Details, Lichtverhältnisse und Stimmungen.
Hinzu kommt außerdem, dass wir etwas, mit dem wir „eins sind“, entsprechend wertschätzen. Wenn wir bildlich gesprochen, unsere Kamera lieben und pflegen, entwickeln wir ein Gespür dafür, wann und wie wir sie einsetzen sollten.
Mir ist zum Beispiel irgendwann einmal aufgefallen, dass ich an meinen Kameras L-Schienen vor allem deshalb mag, weil sie die Unterseite des Gehäuses vor Kratzern und Beschädigungen schützen. Völlig verschrammelte Unterseiten, da tun mir Kameras immer ein wenig leid. Als mir das klar wurde, habe ich in mich hinein geschmunzelt. Ich hatte mich selbst dabei ertappt, emotional über Technik zu denken. Andererseits macht diese emotionale Bindung das Fotografieren zu einer wichtigen, persönlichen Erfahrung. Eine, bei der wir aus nicht nur rationalem Ansatz heraus unsere eigene Sichtweise und unsere Gefühle in die Fotografie, und somit in die Bilder einfließen lassen.
„Eins-Sein“: Intuition ist trainierte Erfahrung
Intuition klingt nach Magie, ist aber in Wirklichkeit das Ergebnis von Erfahrung. Wer seine Kamera in- und auswendig kennt, wer regelmäßig fotografiert, entwickelt eine Art fotografischen Reflex. Die Hand greift automatisch zur richtigen Einstellung, der Bildausschnitt wird instinktiv gewählt. Diese Intuition lässt sich nicht in Tutorials lernen – sie entsteht durch Übung, durch wiederholtes Tun, durch tausendfaches Beobachten und Auslösen.
Wie es gelingen könnte, „Eins zu sein“
1. Achtsamkeit und Präsenz üben
Nehmen Sie sich bewusst Zeit, um im Moment zu sein. Konzentriere Sie sich auf ihre gute Stimmung, ihre Sinne und die Umgebung. Je mehr Sie sich auf das Hier und Jetzt einlassen, desto leichter fällt es, eine tiefe Verbindung zu ihrer Kamera und dem Motiv aufzubauen.
2. Der Intuition vertrauen
Lass Sie sich nicht zu sehr von technischen Einstellungen oder festen Regeln leiten. Hören Sie auf ihr Bauchgefühl, spüren Sie, wann der richtige Moment gekommen ist, und folgen Sie der inneren Stimme. Das fördert ein natürliches, fließendes Arbeiten.
3. Langsam und bewusst fotografieren
Nehmen Sie sich Zeit, um jedes Bild bewusst zu komponieren. Vermeiden Sie Hast und Eile. Indem Sie sich auf den Moment einlassen und die Details wahrnehmen, lässt sich eine tiefere Verbindung zu der Kamera und dem Motiv entwickeln.
4. Technik loslassen
Versuchen Sie, sich nicht zu sehr auf die technischen Aspekte zu konzentrieren. Vertrauen Sie auf ihr Können und die Erfahrung. Das schafft Raum für kreative Freiheit und ermöglicht es Ihnen, im Einklang mit ihrer Kamera zu sein.
5. Emotionen zulassen
Lassen Sie ihre Gefühle in den Moment einfließen. Seien Sie offen für das, was sich erspüren lässt, und bringen Sie diese Emotionen in die Bilder ein. Das hilft Ihnen, authentisch zu bleiben und eine echte Verbindung zu ihrem Motiv und ihrer Kamera herzustellen.
Verständnis für grundsätzliche Zusammenhänge
Das Fundament der Fotografie basiert auf dem Verständnis für grundsätzliche Zusammenhänge. Um wirklich eins mit der Kamera zu sein, ist es wichtig, diese grundsätzlichen Zusammenhänge in der Fotografie zu verstehen.
Dazu gehören in allererster Linie Kenntnisse über Belichtung, Schärfentiefe, Lichtführung, Komposition und Perspektive. Dieses Verständnis schafft Sicherheit und ermöglicht es, spontan und kreativ zu agieren. Es ist wie das Erlernen einer Sprache: Je besser man die Grammatik kennt, desto freier kann man sich ausdrücken. Dieses Wissen hilft uns, die technischen Aspekte bewusst zu steuern und die Wirkung unserer Bilder gezielt zu gestalten.
Obwohl mir die inflationäre Entwicklung im Bereich der „Retro-Kameras“ mittlerweile anfängt auf den Keks zu gehen, hat dieses Thema dennoch auch eine positive Facette, die Zugang ermöglicht dazu, „Eins zu sein“, bzw „Eins zu werden“ mit der eigenen Kamera. Denn die Retro-Welle erleichtert den Zugang in den Bereich der Analog-Fotografie, die basale Dinge wie Kenntnisse über Belichtung und Schärfentiefe in ihrer optimalen Anwendung zu 100% einfordert.
Weniger Ablenkung: Machen wir die Kamera zu einem Teil von uns.

Gut nachvollziehen lässt sich, dass die Verwendung von schlichten Analogkameras das Einssein mit der Kamera fördert, weil sie weniger Ablenkung bieten und den Fotografen dazu zwingen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mir selbst geht das teilweise auch so. Ohne die Vielzahl an technischen Einstellungen und digitalen Funktionen meiner FUJIFILM X-Kameras kann ich mich an manchen Tagen einfach ganz auf den Moment, das Motiv und die eigene Wahrnehmung einlassen.
Das bewusste Arbeiten mit einer einfachen, technisch raffinierten Kamera kann sogar eine meditative Erfahrung sein, bei der man intuitiv und im Einklang mit dem Objektiv und dem eigenen Gefühl handelt. In diesem Sinne fördert die Analogfotografie für Manche unter uns den Zugang, und damit eine direkte Verbindung, weil sie den kreativen Fluss nicht durch technische Komplexität unterbricht.
Mir selbst zaubert es erhellende Momente, nach längeren Phasen mit digitalen Kameras, immer mal wieder eine Analogkamera in die Hand zu nehmen. Da zeigt sich ungefiltert, wie es so bestellt ist damit, „Eins zu sein“ mit einer Kamera.
Eins-Sein“ mit Kamera + Umgebung
Wer mit seiner Kamera eins ist, wirkt nicht beunruhigend und fällt weniger auf. Bewegungen aus einer natürlichen Sicherheit heraus wirken flüssiger, weniger hektisch. Das kann entscheidend sein, um in der Öffentlichkeit unauffällig zu agieren und authentische Momente einzufangen. „Eins-Sein“ begünstigt zwei immens wichtige Umstände: Die Kamera wird Teil des Körpers – und der Fotograf wird Teil der Szene.
Die Verbindung von Sehen und Gestalten
Unsere Kreativität ist abhängig von bewusster Wahrnehmung. Wenig exaktes Auffassen der Umstände kann nur zu ungenauem Arbeiten führen. Der Kern unserer Fotografie liegt daher in der Verbindung von Sehen und Gestalten. Wenn ich erkenne, wie wenig exakt bei einem Großteil von Bildern geschaut wird, wird mir klar, warum so wenige davon in Erinnerung bleiben. Fotos in Social Media – Kanälen leidet beispielsweise unter dieser Tatsache, dass es immer weniger darum geht, die Welt bewusst wahrzunehmen, Details zu erkennen und sie in eine kreative Komposition zu verwandeln.
Das Sehen ist mehr als nur das Auge. Es ist eine ganzheitliche Wahrnehmung, die auch Gefühle, Stimmungen und Zusammenhänge umfasst. Das Gestalten bedeutet, diese Wahrnehmung in Bilder umzusetzen, die eine Geschichte erzählen oder eine Emotion vermitteln. An diesem Punkt wird richtig deutlich, was das damit zu tun haben mag, „Eins zu sein“ mit unserer Kamera. Denn nur, wenn wir eins sind mit unserer Kamera, verschmelzen Sehen und Gestalten zu einem fließenden Prozess, bei dem wir intuitiv und emotional auf das Motiv reagieren und es in eine künstlerische Aussage verwandeln.
“Eins-Sein”: Resultate
Wie es sich in unseren Fotos zeigt, „Eins zu sein“ mit der Kamera, habe ich für Sie in dieser 5-Punkte-Liste zusammengefasst. Diese Veränderungen tragen dazu bei, dass Fotografien nicht nur visuell ansprechend sind, sondern auch eine tiefere, authentische Botschaft vermitteln.
1. Authentizität und Natürlichkeit: Die Bilder wirken spontaner und ehrlicher, da sie aus einem tiefen Einklang mit dem Motiv entstanden sind. Sie spiegeln die wahre Stimmung und Atmosphäre wider.
2. Intensive emotionale Ausstrahlung: Fotografien, die aus diesem Zustand entstehen, tragen oft eine stärkere emotionale Tiefe und berühren den Betrachter auf einer tieferen Ebene.
3. Lebendige und dynamische Bilder: Die Bilder wirken oft lebendiger, weil sie den Moment in seiner Echtheit festhalten, ohne zu sehr zu inszenieren oder zu manipulieren.
4. Kreative Freiheit und Originalität: Wenn man „eins“ mit der Kamera ist, entstehen oft ungewöhnliche Perspektiven oder Blickwinkel, die die persönliche Handschrift des Fotografen widerspiegeln und das Bild einzigartig machen.
5. Verbindung und Harmonie im Bild: Die Kompositionen wirken harmonischer, weil sie intuitiv und im Einklang mit dem Motiv gestaltet sind. Das Ergebnis sind Bilder, die eine natürliche Balance und Ruhe ausstrahlen.
Digitale und analoge Homogenität
Zusammengefasst geht es beim „Eins sein“ mit der Kamera darum, eine Homogenität, eine Harmonie von Technik, Gefühl und Kreativität herzustellen. Fotografieren gelingt deutlich mehr aus dem Bauch – aber immer noch mit Kopf. Diese Verbindung zwischen Mensch und Kamera empfinde ich als den Generalschlüssel zur erfolgreichen Straßenfotografie, aber auch weit darüber hinaus in sämtliche Genres.
Eine Verbindung ins „Eins-Sein“ entsteht nicht über Nacht, sondern durch konsequentes Training und intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Werkzeug. Wer mit seiner Kamera eins wird, sieht mehr, reagiert schneller – und fotografiert besser. Nichts anders ist „Eins sein mit der eigenen Kamera“. Es bedeutet, eine harmonische Verbindung zwischen technischem Verständnis, emotionaler Bindung und kreativer Wahrnehmung herzustellen. Wenn wir die Kamera intuitiv bedienen, tritt sie sofort in den Hintergrund und ermöglicht die Offenheit, präsent in Raum und Zeit zu sein. Erst dann entwickeln wir ein natürliches Gespür für den Moment.
Man sollte sich dessen bewusst sein: Die emotionale Bindung zur Kamera löst uns beim Fotografieren von derselben! Gleichzeitig macht diese Verbundenheit das Fotografieren zu einer persönlichen Erfahrung, bei der unsere Gefühle und unsere Sichtweise in die Bilder einfließen. Das Verständnis für solche grundlegenden Zusammenhänge schafft die Basis, um spontan und bewusst zu gestalten. Schließlich verbindet die bewusste Wahrnehmung von Sehen und Gestalten unsere kreative Intuition mit der technischen Umsetzung.
„Eins zu sein“ steht immer für ein partnerschaftliches Zusammenspiel. Für unseren Anspruch, durch unsere Fotografien Geschichten zu erzählen, Stimmungen einzufangen, und unseren eigenen Blick auf die Welt sichtbar zu machen, ist dieses emotionale „Eins-sein“ mit der Kamera unabdingbar.
Der Weg: “Eins-Werden”!
Aus meiner eigenen Fotografie heraus darf ich sagen, dass auch dieses „Eins-Sein“ kein Ziel ist. Es ist ein Weg, wie die Fotografie insgesamt auch einer ist. Wenn wir leidenschaftlich fotografieren, begeben wir uns auf eine Reise. Eine Reise, bei der Technik und Gefühl Hand in Hand gehen, um authentische und ausdrucksstarke Fotografien zu schaffen. Das Ziel, zu dem wir uns permanent hin entwickeln, ist, dass die Kamera für uns zu einem verlängernden Teil unseres Blicks und unserer Kreativität wird. Sie wird zu einem Werkzeug, das uns hilft, die Welt auf unsere ganz persönliche Weise zu sehen und festzuhalten.
“Eins-Sein” & Equipment
Und auch, wenn es gelingt, „Eins zu sein“ mit der Kamera, bleibt sie ein technisches Werkzeug, welches uns in die Lage versetzen mag, möglichst kreativ zu fotografieren. Werfen wir daher noch einen kurzen Blick auf die Verbindung zwischen Fotograf und Kamera. Damit möchte ich gerne zu sprechen kommen darauf, dass sich der Irrglaube hartnäckig hält, dass immer die neuesten, teuersten oder komplexesten Kameras automatisch zu einer besseren Verbindung zwischen Fotograf und Gerät führen.
Tatsächlich lassen sich auch mit brand-aktuellen HighEnd-Geräten schrecklich schlechte Fotos machen! Im Anspruch, möglichst gute Fotos zu belichten, kann eine hochentwickelte Kamera, die mit vielen Funktionen und Einstellungen überfrachtet ist, sogar das Gegenteil bewirken: Sie erschwert das intuitive und emotionale Fotografieren, weil wir uns ständig mit technischen Details beschäftigen zu haben.
Die wahre Einheit entsteht nämlich eben nicht durch die Technik selbst, sondern durch das Verständnis, die Erfahrung und die persönliche Beziehung zum Werkzeug. Viele Beispiele aus meiner Tätigkeit hinterm Sucher fallen mir dazu ein. Je weniger ich mich auf die teils verwirrenden Optionen der Menüs eingelassen habe, und stattdessen „einfach fotografiert habe“, je eher sind die teils fesselnden Motive perfekt ins Foto gelangt.
Weniger ist mehr. Kommt uns bekannt vor, hm? Oft sind es gerade einfache, gut handhabbare Kameras, die es ermöglichen, sich voll auf das Motiv, die Stimmung und die eigene Kreativität zu konzentrieren. Wie immer geht es weniger um die technische Ausstattung, sondern vielmehr darum, wie gut man die Kamera kennt, wie vertraut man mit ihr ist, und wie sehr man sich auf den kreativen Moment einlassen kann. Eine Kamera ist nur so gut wie der Fotograf, der sie benutzt – und die Verbindung zu ihr entsteht durch Übung, Gefühl und eine bewusste Wahrnehmung, nicht durch technische Überlegenheit.
Nicht mehr, und nicht noch mehr: Führen wir unserer Kreativität genau das an Technik zu, was jeweils gebraucht wird.

Klarstellen möchte ich aber gerne, dass es auf der anderen Seite sehr wohl möglich ist, mit komplexem, digitalem Equipment ein tiefes Einssein zu entwickeln. Wenn man die Technik gut kennt und bewusst einsetzt, kann sie sogar die kreative Freiheit erweitern, anstatt sie einzuschränken. Auch dazu habe ich bisher viele eigene Erfahrungen machen dürfen. Meine digitalen Kameras ermöglichen mir, schnell zu experimentieren, verschiedene Perspektiven auszuprobieren und den kreativen Prozess dynamisch zu gestalten. Vor allem dann, wenn es unkonventionell und schnell gehen soll – Stichwort: Street-Photography – Da schätze ich die Möglichkeiten einer modernen Digitalkamera aufrichtig.
Genau betrachtet darf ich sagen, dass das bewusste Meistern dieser Technik in hektischen Umständen einen Ruhepol darstellt. Denn es ermöglicht, die Geschwindigkeit des Verfahrens nicht hinter der Geschwindigkeit des Moments hinterherhinken zu lassen. Und ich kenne auch Momente, in denen sich dann eine fast schon meditative Stimmung einstellt, in der man im Fluss, im Einklang mit den eigenen kreativen Zielen arbeitet.
Zum guten Schluss
Letztlich hängt es von jedem Einzelnen von uns ab: Ob man sich durch die Einfachheit einer Analogkamera auf das Wesentliche konzentriert und dadurch eine tiefere Verbindung eingeht, oder ob man mit digitaler Technik die eigene Kreativität auf eine andere, vielleicht noch vielfältigere Weise entfaltet. Beide Wege können zum Einssein mit der Kamera führen, solange man sich auf den Moment einlässt und die Technik als Werkzeug versteht, das den kreativen Ausdruck unterstützt – unabhängig davon, ob es sich um eine schlichte oder eine komplexe Kamera handelt.
In jedem Fall benötigt es Routine, Übung, den Übergang vom ablenkenden Nachdenken + Einstellen, hin zur intuitiven Fotografie + ablenkungsfreier Kreativität. Nehmen Sie sich dazu unbedingt den Herrn auf den Fotos des Artikels zum Vorbild, der scheint alles ganz prima verstanden zu haben… ;-)
Ihnen und Ihrer Fotografie wünsche ich das Allerbeste, vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit!
Herzliche Grüße
Ihr Dirk Trampedach
Meine Buchtipps zum Thema
Hinter der Kamera: Das Leben der großen Fotografen >>
Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen >>
Sinn in der Kreativität finden
Lesetipp: Weitere Tipps zur Street Photography finden Sie in unserem ausführlichen Artikel.
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Lieber Dirk,
da hast Du wieder ein wertvolles Plädoyer auf die Fotografie verfasst, welches sich gut mit den Beiträgen von Jana Mänz ergänzt. Danke für die wertvolle Anleitung und das anschauliche Bildmaterial :-)!
Für mich ist die digitale Fotografie eher geeignet, zu lernen, besser in der eigenen Ausdrucksweise der Fotografie zu werden als die analoge Fotografie. Und da meine ich jetzt nicht den reflexartigen Kontrollblick auf das Display nachdem das Bild gemacht wurde. Die eingeschränkte Wahl der Belichtungszeit, der festgelegte ISO- Wert je nach eingelegtem Film, das ewige Gewarte bis der Film entwickelt und gescannt ist, der teilweise schlechte Sucher, die nicht mehr nachvollziehbaren Belichtungszeiten und Blendenwerte, die Film- und Entwicklungskosten….! Und dann ist der Film drin. 24 oder 36 Aufnahmen…Die werden ja nicht alle bei einer Session belichtet. Und dann? Ganze Kamera in den Kühlschrank, damit der Film länger hält? :-)
Ich weiß: das klingt jetzt alles nach technischen Problemen! Aber um intuitiv zu fotografieren und um eine Einheit mit der Kamera zu bilden, Emotionen aufzubauen, muss ich mich auch zu einer Kamera hingezogen fühlen! Und das passiert bei mir nicht bei analogen Kameras, so angetan ich von alter Technik auch bin. Und Entschleunigung mit analoger Technik und reagieren auf flüchtige Momente? Eher schwierig, auch mit voreingestellter Kamera, finde ich. Entschleunigt bin ich schon in dem Moment, wenn ich mit umgehängter Kamera das Haus verlasse.
Herzliche Grüße und vielen Dank für Deinen aufwendigen Artikel!
Frank Seeber
Hallo lieber Frank,
gut nachempfinden kann ich, was du bzgl. digital/analog sagst. Was mich umtreibt dabei, ist auch gar nicht die Entscheidung pro/contra. Es dann doch beides mal machen zu können, je nachdem, wie die Anlässe und Stimmungen liegen, ist vielleicht der goldene Weg dazu.
Danke für deine Kommentierung!
Herzlich, Dirk
Eins-sein mit der Kanera. Ein sehr schönes Bild, das beschreibt, wie die Verbindung menschliche Wahrnehmung und die daraus sich ergebende Bildgestaltung korrelieren.
In der professionellen Kinematographie sieht das noch etwas anders aus. Der Kameramann hat nicht die alleinige Entscheidung in der Bildgestaltung.
Nassforsch sage man, die Fotos werden so gut, wie der emotionale Zustand des Fotografen zur Zeit der Wahrnehmung gerade ist.
Immer da, wo Mensch auf bildgebender Optik trifft spielen natürlich genau, wie Sie beschreiben, Herr Trampedach, die routinierte Handhabung der Technik eine Rolle. Ihre Gedankengänge sind wie immer vorzüglich, weil interessant. Und ich bewundere Ihren Schreibstil, mit dem Sie auch komplexe Dinge der Leserin und dem Leser verständlich nahe bringen.
Als alter Dino der Analogfotografie, bin ich mir gewiss, dass ich beim Film bleiben werde.
Die Anforderung an den Fotografen, was den ganzen Umfang der Bildgestaltung betrifft, ist sicherlich noch herausfordernder, weil man sich dessen gewahr ist, dass ein Reset eines misslungenen Fotos nicht möglich ist. Freude oder Frust kommen mit zeitlicher Verzögerung aus Richtung Labor. Der Lerneffekt setzt erst eine Woche später ein.
Vielen Dank für Ihre Betrachtung, die die sehr erhellend und durch die Fotos der Komik dazu noch zu einem entspannten Lesen ermuntert hat.
Lieber Herr Nowak,
freundlichen Dank für ihren netten und lobenden Kommentar, über den ich mich sehr freue!
Ihre Kommentare, und zwar quer durch alle Artikel, lese ich mit Interesse, und ich frage mich schon länger, was Sie wohl so fotografieren.
Als jemand, der wie Sie “schon immer” analog fotografiert, stelle ich mir dazu eine profunde, spannende Ergebnislage vor. Vielleicht haben Sie ja Lust, Zeit und Muße, mal etwas darüber zu erzählen, oder sogar zu zeigen…!?
Beste Grüße von hinterm Sucher,
Ihr Dirk Trampedach
Hallo, Herr Trampedach!
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich stelle immer wieder fest, auch hier in Forum, wie professionell Menschen fotografieren können. Ihre Fotos der Street Fotografie beeindrucken mich schon deswegen, weil das Genre instinktiv nicht meines wäre. Ich behaupte einfach mal von mir, dass „Street Fotografieren“ nur unter besonderen Umständen eine Möglichkeit der Darstellungskunst von Realismus wäre, wenn ich mit der Kamera an einem Film-Set die Aufgabe hätte, still-shots (Scenenbilder) zu belichten. Und dann ist es ja keine Street-Fotografie mehr, die den Augenblick einer authentischen Szene widerspiegelt, sondern die einer inszenierten Authentizität.
Nun ja, Naturaufnahmen, Makros liegen mir da schon eher. Ich versuche die Natur mit spezieller Belichtubgsmöglichkei so (verfremdend) darzustellen, dass sie geheimnisvoll und fast nicht erklärbar auf den Betrachter wirken. Wenn Sie möchten, könnte ich ja eine „Kostprobe“ hier hineinkopieren. Ob das IT-technisch funktioniert, bzw vorgesehen ist, wird man sehen.
Mit besten Grüßen
Peter C. Nowak
Das klingt, wie ich finde, höchst spannend!
Schreiben Sie doch einen Gastbeitrag… ;-)