Mit „Eingefrorenes Denken: Das Paradoxon der Fotografie“ geht es um etwas völlig Verrücktes! Beim Fotografieren verhaften wir häufig in bekannten Schemata. Um kreativer zu werden, müssen wir das eingefrorene Denken überwinden. Paradoxerweise halten wir mit der Fotografie die Zeit an und dokumentieren, wie sich die Uhr weiter dreht.
Fotografie ist mehr als nur eine Technik zur Erstellung von Bildern. Fotografie hat das Potenzial, tiefgreifende Fragen über Wahrnehmung, Zeit, Wahrheit und Kunst aufzuwerfen. In dem, was wir darin sehen, und dem, was dann daraus entsteht, herrscht dieser paradoxe Zustand. Mit dem Titel „Eingefrorenes Denken“ erlaube ich mir, auf diese paradoxe und gleichsam spannende Natur der Fotografie einzugehen.
Lassen Sie uns gemeinsam untersuchen, was es bedeutet, Gedanken, Gefühle und Realität in einem Bild einzufrieren.

Inhaltsverzeichnis
Die Fotografie als Zeuge der Wirklichkeit
Die Fotografie hat seit ihrer Erfindung eine besondere Beziehung zur Wirklichkeit. Ein Foto, das wir anschauen, scheint uns die Welt so zu zeigen, wie sie wirklich ist, unverfälscht und objektiv. Der französische Philosoph und Schriftsteller Roland Barthes bezeichnete das Foto einst als einen Botschafter der Wahrheit, da es uns unmittelbar mit dem „Es-ist-so-gewesen-Zustand“ konfrontiert. Nachzulesen ist das übrigens in seinem Werk Die helle Kammer (alle Literatur-Links finden Sie unten im Artikel).
Doch so plausibel sich das auch liest, erscheint diese Wahrheit auch ein wenig trügerisch. Dazu brauchen wir uns nur unsere eigenen Fotografien anzuschauen, und die Gesamtszene gleich mit, in der sie entstanden. Dann wird schnell klar, dass die Fotografie niemals eine ausschließlich neutrale Abbildung der Realität ist, sondern immer unserer selektiven und konstruierten Darstellung entspricht.

Vilém Flusser (Philosoph; Kommunikationswissenschaftler) geht, das Paradoxe betreffend, noch ein Stückchen weiter. Er argumentiert, dass Fotografie eine Form des „technischen Bildes“ ist, das unsere Wahrnehmung der Welt prägt. Er meint, indem Fotografien bestimmte Aspekte der Realität hervorheben, beeinflussen und lenken sie den Blick der Betrachtenden. Was daraus entsteht, ist seiner Erkenntnis nach eine neue Art des Verstehens. Wenn wir nun davon ausgehen möchten, dass das so ist, kommen wir um eine bestimmte Fragestellung nicht herum:
Ist die Fotografie ein Werkzeug, um die Welt zu erkennen, oder ist sie ein Medium, das die Sichtweise manipuliert?
Einfrieren der Zeit erschafft eine Spannung zwischen dem Vergänglichen und dem Dauerhaften.
Zeit und Vergänglichkeit in der Fotografie
Ein zentraler Aspekt der Fotografie ist ihre Beziehung zurzeit. Wer sich schon länger mit Fotografie beschäftigt, vielleicht sogar eigene Fotos aus lang vergangener Zeit besitzt, kennt das Phänomen. Jedes unserer Fotos ist ein eingefrorener Moment, ein Bruchteil der Zeit, der für immer festgehalten wird. Mit diesem Einfrieren der Zeit erschaffen wir eine Spannung zwischen dem Vergänglichen und dem Dauerhaften.
Kennen Sie vielleicht Susan Sontag? Sie war Essayistin, Romanschriftstellerin, Dramatikerin, Theaterregisseurin, Filmemacherin, literarischer Scout und Reisende. Ich habe einiges von ihr gelesen. Susan Sontag schreibt in ihrem Werk „Über Fotografie/On Photography“ (eigene Kollektion von Esseys) dass Fotografien „Partikel der Vergangenheit“ sind, die uns helfen, die Vergänglichkeit des Lebens zu akzeptieren.
Verstehen kann ich das gut. Dennoch erscheint mir, dass diese Verbindung zur Vergangenheit ziemlich ambivalent ist. Denn einerseits macht uns die Fotografie doch gerade bewusst, dass der festgehaltene Moment unwiderruflich vergangen ist. Und dennoch suggeriert sie gleichzeitig eine Art von Unsterblichkeit, indem sie das Vergangene bewahrt. Auch dazu kommen mir Fragen in den Sinn.
Ist ein Foto ein Triumph über die Zeit oder eine ständige Erinnerung an den Verlust? Ich denke, dass unsere Antwort mal so, und mal anders ausfallen kann. Wichtig ist, dass wir um diese Wirkung wissen!

Fotografien sind „Partikel der Vergangenheit“. Sie helfen uns, die Vergänglichkeit des Lebens zu akzeptieren.
Die Ästhetik des Augenblicks
Eine ganz große Bedeutung, und somit auch ein riesig großer Einfluss, zeigt sich darin, wie wir unsere Fotografien gestalten. Unsere individuelle Komposition spielt eine entscheidende Rolle. So wie ich es schon an anderer Stelle geschrieben habe, gilt es insbesondere auch hier: Die Entscheidung zu einer bestimmten Komposition zeigt nicht nur, was wir sehen, sondern vor allem, wie wir es sehen.
Doch wer kontrolliert überhaupt unseren fotografischen Blick, und welche Machtstrukturen spiegeln sich darin wider? Ab wann (oder was?) macht etwas einen Augenblick ästhetisch bedeutend?
Walter Benjamin (Philosoph; Kulturkritiker) argumentierte zum Beispiel, dass die Fotografie die Aura eines Kunstwerks zerstört. Er begründete das damit, dass sie beliebig reproduziert werden könne. Das mag sein. Doch wir erleben immer auch, dass unsere Fotografie permanent neue Möglichkeiten eröffnet, die sich in reproduzierter, zigfacher Kopie doch nie exakt identisch zeigen.
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Wahrheit und Konstruktion
Es gibt sehr viele Anwendungsbereiche, in denen Fotografien als Beweise herangezogen werden. Dabei sind sie niemals objektiv. Selbst ein Polizei-Fotograf, der den Tatort eines Verbrechens fotografiert, wählt den Bildausschnitt, den Moment und die Perspektive. Obwohl es dabei in erster Linie um Fakten und visuelle Unterstützung zur Aufklärung geht, lässt der Fotograf durch seine individuellen Entscheidungen dennoch eine gelenkte Betrachtung entstehen, die die Wahrnehmung formt.
Mit den Möglichkeiten, die uns die digitale Ära zur Verfügung stellt, wird noch viel offensichtlicher, was diese Konstruktion ermöglicht: Mit unserer Bildbearbeitung können wir die Fotografien manipulieren. Es ist uns relativ leicht möglich (im Abgleich zu der Ausgangssituation) vollkommen realitätsfremde Szenarien zu erschaffen.

John Berger (Schriftsteller; Maler; Kunstkritiker) argumentiert in seinem Werk Ways of Seeing, dass der Akt des Sehens durch kulturelle und soziale Kontexte geformt wird. Dies gilt ganz besonders für die Fotografie, die fälschlicherweise als objektives Medium wahrgenommen wird, obwohl sie in Wahrheit stark von subjektiven Entscheidungen abhängt. Wenn wir diese Tatsachen anerkennen, kommen sicher berechtigte Zweifel auf darüber, ob wir Fotografien ohne Informationen zum Kontext überhaupt vertrauen können.
Denn was sind sie nun? Sind sie Abbilder der Wahrheit oder sind sie Projektionen unserer Vorstellung?
Der Akt des Fotografierens ist immer auch eine Interpretation der Welt.
Der weiter oben schon zitierte Vilém Flusser betont jedenfalls, dass der Akt des Fotografierens immer auch eine Interpretation der Welt ist. Kurz gesagt, ist Interpretation eine persönliche Auslegungssache, und die Kamera wird dabei zu einem Werkzeug. Nicht irgendeines von irgendwem, sondern unsere Kamera wird unser ganz eigenes Werkzeug. Es versetzt uns in die Lage, damit die Wirklichkeit nicht nur abzubilden, sondern anhand eigener Interpretation auch unsere speziellen Wirklichkeiten zu erschaffen.
Deshalb trägt jeder, der fotografiert oder Bilder betrachtet, eine Verantwortung: die Verantwortung, kritisch zu hinterfragen, welche Geschichten ein Bild erzählt und welche es verschweigt.
Identität erschaffen durch Fotografie
Fotografien spielen eine entscheidende Rolle bei der Konstruktion von Identität – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Porträts vermitteln etwa ein Bild davon, wer eine Person tatsächlich ist, oder es möchte darstellen, wer der/die Abgebildete sein will. Diese Darstellungen sind oft eine Reduktion, die von kulturellen und sozialen Normen beeinflusst werden.

In der Werbung und den sozialen Medien wird die Macht der Fotografie besonders deutlich. Hier werden Bilder verwendet, um Ideale von Schönheit, Erfolg und Glück zu propagieren. Diese Bilder wirken nicht nur beschreibend, sondern normativ: Sie definieren, was als begehrenswert oder akzeptabel gilt, und beeinflussen Menschen dahingehend, sich diesen Idealen anzupassen.
Die Repräsentation marginalisierter Gruppen in der Fotografie zeigt, wie Bilder sowohl emanzipatorisch als auch unterdrückend wirken können. Während die Sichtbarkeit solcher Gruppen in den Medien wichtige Fortschritte bedeutet, besteht die Gefahr, dass sie stereotypisiert oder auf bestimmte Rollen reduziert werden. Die Macht der Fotografie liegt also nicht nur darin, was sie zeigt, sondern auch darin, wie sie es zeigt.
Fotografie hat das Potenzial, Machtstrukturen offenzulegen und alternative Narrative zu schaffen.
Das Unsichtbare sichtbar machen
Unsere Fotografie hat jedoch auch das Potenzial, Machtstrukturen offenzulegen und alternative Narrative zu schaffen. Dokumentarfotografen, wie Dorothea Lange oder Sebastião Salgado, haben Bilder geschaffen, die die Lebensrealitäten unterprivilegierter Menschen sichtbar machen und soziale Ungerechtigkeiten anprangern. Und auch in der zeitgenössischen Kunstfotografie nutzen viele Künstler die Fotografie, um traditionelle Narrative zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen.
Die Ethik der Fotografie
Mir ist bei der Auseinandersetzung mit dem „Eingefrorenen Denken“ noch einmal sehr bewusst geworden, welche Macht wir Fotografierenden eigentlich besitzen. Und jeder, der Macht erhält, spürt bestenfalls auch die Verantwortung, die damit einhergeht. Wir erleben zur Zeit überdeutlich, dass längst nicht alle Personen Macht und Verantwortung im Sinne der Menschlichkeit nutzen. Gerade, und vor allem historisch gesehen, wurde der fotografische Blick häufig von denen bestimmt, die die Macht zur Produktion und Verbreitung von Bildern besaßen.
Fotografien haben eine einzigartige Autorität, weil sie als Beweise wahrgenommen werden. Bilder von Kriegsschauplätzen, politischen Ereignissen oder sozialen Bewegungen prägen unser Verständnis der Welt. Doch diese vermeintliche Objektivität verschleiert oft die Machtstrukturen, die hinter der Entstehung und Verbreitung solcher Bilder stehen. Als negatives Parade-Beispiel möge dazu eindrücklich die Verwendung und Vorgehensweise mit Medien im Dritten Reich herhalten, aus aktuelleren Tagen die mediale Verarbeitung von 9/11, oder die Berichterstattung zur Corona-Pandemie.
Mit der Macht der Bilder kommt Verantwortung. Wir Fotografinnen und Fotografen sollten dieses Wissen mit positiver Energie füllen. Unsere Bilder können manipulieren, schockieren, aufklären, informieren oder inspirieren. Wir haben die Herausforderung zu meistern, uns für eine Seite zu entscheiden. Beispielsweise hat etwa die Dokumentarfotografie die Kraft, soziale Missstände aufzudecken. Gleichzeitig birgt sie jedoch die Gefahr der Ausbeutung. Das zeigt, wie offensichtlich die Ethik in alles das einströmt, und wir müssen uns die Frage stellen (lassen), wie Fotografen, aber auch Betrachter, mit dieser Macht umgehen sollten.
Es kann an dieser Stelle allerdings nicht ausreichen, nur den Fotografen in den Blick zu nehmen, der ein bestimmtes Foto gemacht hat. Sondern es gilt auch zu erfassen, was es bedeutet, genau jenes Foto zu betrachten!
Welche moralischen Verpflichtungen haben wir als Betrachter gegenüber den abgebildeten Menschen und der Wahrheit?
Es wäre schön, auch darauf Antworten zu finden.

Zum guten Schluss
Das eingefrorene Denken steckt tief in uns, und demnach auch in nahezu jeder Fotografie. Wenn wir es ernst meinen mit der Fotografie, bleibt darum nicht aus, uns über unsere Interpretationen und deren Wirkungen Gedanken zu machen. Denn gerade in unserer Welt, die zunehmend von Bildern dominiert wird, ist es wichtiger denn je, die Philosophie der Fotografie zu verstehen. Erst dann können wir wohl ihre wahre Kraft begreifen – und lernen, sie mit Weisheit und Verantwortung zu nutzen.
Wir reden gerne über die technische Fotografie, neue Kameras, komplexe Bearbeitungsprogramme. Genauso intensiv beschäftigen wir uns mit dem Augenblick des Belichtens hinsichtlich Licht, Ort, Spannung, Einzigartigkeit. Ich glaube, es würde unserer Fotografie gut tun, überdies auch solche Dinge wie unser „eingefrorenes Denken“ mit hineinzunehmen.
Die Fotografie ist zweifelsfrei eine Kunstform, die tief in philosophischen Fragen verwurzelt ist. Und Philosophieren ist etwas, zu dem wir alle in der Lage sind. Um das zu verdeutlichen, reicht es, unsere eigenen Fotografien in die Hand zu nehmen. Sie zwingen uns förmlich, über unsere Beziehung zur Zeit, zur Wirklichkeit und zur Wahrnehmung nachzudenken. Genau das meint Philosophie.
Es kann gut sein, dass wir uns das nicht zutrauen, und unsere eigenen Fotos, auf deren Bedeutung und Wirkung hin bezogen, gerne unterschätzen. Doch auch wir haben mit unseren Fotografien Gedanken, Gefühle und Momente eingefroren. Damit schaffen wir mit eben genau diesen Bildern eine Brücke zwischen dem Vergänglichen und dem Dauerhaften. Ganz fest im Blick behalten müssen wir nur dabei, dass diese Brücke nicht stabil ist; sie ist ein Raum der Reflexion, der Interpretation und manchmal auch der Manipulation.
Mit herzlichen Grüßen und freundlichem Dank für alles Interesse
Ihr Dirk Trampedach
© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie bei *fotowissen – Eingefrorenes Denken: Das Paradoxon der Fotografie
Literatur-Tipps
Susan Sontag; „Über Fotografie“
Roland Barthes; „Die helle Kammer-Bemerkungen zur Fotografie“
Vilém Flusser; „Für eine Philosophie der Fotografien“
Walter Benjamin; „Kleine Geschichte der Fotografie“
John Berger; „Das Bild der Welt in der Bilderwelt“
John Berger; „Der Augenblick der Fotografie“
Sebastião Salgado – Die Würde des Menschen. 100 Fotos für die Pressefreiheit
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Lieber Dirk,
das ist ein sehr interessantes Thema, das Du da aufgegriffen hast!
Du schreibst, dass das was wir sehen und das was daraus wird ein Paradoxon ist. Was ich sehe und was ich dann fotografiere ist zumindest für mich das gleiche, also für mich kein paradoxer Zustand. Vielmehr entsteht das Paradox, wenn andere meine Bilder betrachten, denn möglicherweise sehen sie dann etwas anderes als ich gesehen habe.
Gestern habe ich ein Paradoxon erlebt: in der Chorprobe saß einer neben mir, der auf seinem Handy Fotos „angeschaut“ hat. Dabei waren auch Urlaubsbilder einer Bekannten, die gerade in Ecuador ist und wirklich mit Mühe eine Art Reisebericht bebildert hat. Ich weiß das, da ich die Bilder auch bekommen habe. Der neben mir hat noch nicht mal eine Sekunde für die Betrachtung pro Bild investiert. Das ist für mich paradox: man hat ständig das Handy vor dem Gesicht, wischt darauf herum, ohne wirklich etwas zu sehen, geschweige denn aufzunehmen oder zu verstehen! Hängengeblieben (ca. 2 Sekunden) ist er bei einem Witz: „Ist das ein Kaffee? Nein, ein Braunbärsmoothie!“.
Ich befürchte, dass die Zielgruppe, die sich mit Deinen Überlegungen und Anregungen auseinander setzt, sehr gering ist und das obwohl jeder, wie Du richtig schreibst, tagtäglich von Bildern und den damit transportierten Botschaften überflutet wird! Mal ganz zu schweigen von KI- generierten „Fotos“!
Danke für Deine Arbeit!
Ein schönes Wochenende und herzliche Grüße
Frank
Ja klar, Frank, für dich ist das, was du siehst, und das, was du dann fotografierst, irgendwie dasselbe. Doch du hast vorab schon selektiert! Die gesamte Szene wird viel umfangreicher, möglicherweise auch unruhiger und unpräziser gewesen sein. Du hast dieser Szene dann deine Priorität zugewiesen, das Unwichtige ausgeblendet, und die Komposition entsprechend gesetzt. Alles das steht für die beschriebene „Macht“, die wir als Fotografierende haben, und mit der wir die Wahrnehmung auf bestimmte Dinge hin lenken.
Ja, das stimmt! Und es ist gut, dass Du anregst, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn man tut vieles unbewußt- gerade was die Selektion vor dem Fotografieren betrifft.
Und die Macht der Bilder oder überhaupt der Medien ist bekannt. Auch schon vor dem 3. Reich wurde im 1. Weltkrieg die Motivation der Deutschen durch Frontfotografien, die gestellt waren, gesteigert! Antike Fake News! Selbst James Cook hatte auf seinen Reisen schon einen Maler dabei, der die Reise zu dokumentieren hatte. Stell Dir mal vor, Du müßtest heute Deine Bullitreffen auf Leinwand mit Öl malen! :-)
Viele Grüße
Frank
Hallo Dirk,
sorry, aber da muss ich Dir widersprechen, wieso „eingefrorenes Denken“ ?
Die „Fotografen“, die ich kenne, fotografieren zum größten Teil ohne großartig nachzudenken, was insbesondere für die Milliarden Handy-Fotos zutrifft. Sie sehen ein Motiv (oder meinen es zu sehen) und es wird ausgelöst, ohne sich überhaupt irgendwelche Gedanken zu machen, weder vorher noch nachher. Das Bild wird wiedergegeben und, wenn es den „Kriterien“ des „Fotografen“ entspricht, abgespeichert – respektive im Gegenfall gelöscht.
Vielleicht meinst Du mit „eingefroren“ die chemische Fotografie (fälschlicherweise als „analog“ bezeichnet, obwohl analog vom Ursprung her ganz was anderes bedeutet), hier wurden die Bilder wirklich eingefroren und wurden erst nach der Entwicklung, die schon mal ein paar Wochen Zeit in Anspruch nehmen konnte, sichtbar. Nur dann war es definitiv zu spät, um korrigierend ins Motiv eingreifen zu können. So hatten seinerzeit die betuchteren Fotografen eine Polaroid-Kamera dabei, um schnell einen ersten Eindruck zu erhalten.
Wer als eingefleischter Fotograf wirklich ehrlich ist, der muss zugestehen, dass nach kritischer Auswahl locker bis zu 95% der gemachten Fotos Ausschuss sind, also gelöscht gehör(t)en. Ob das daran liegt, dass diejenigen sich mit „eingefrorenem Denken“ herumschlagen mussten … ich weiß es nicht.
Insgesamt gesehen lassen mich Deine Paradoxons ratlos zurück, weil ich zum Beispiel mir nie so viele Gedanken gemacht habe, sondern viel mehr ein Motiv gesehen habe (oder bei Auftragsarbeiten: es vorgegeben bekommen habe) und danach versuchte, das Beste daraus zu machen (Ausschnitt, Belichtung, Filmwahl etc.).
Liebe Grüße
Klaus D. Holzborn
Hallo Klaus,
von meiner Seite aus gibts keinen Widerspruch, auch wenn mir deinen Ausführungen nicht vollständig zu folgen gelingt. Macht aber auch nichts, ganz im Gegenteil! Ich freue mich, noch einen ganz anderen Ansatz zu den Dingen lesen zu dürfen, ich denke da mal in Ruhe drüber nach.
Hab Dank für deine Beschäftigung mit dem Artikel und für den ausführlichen Kommentar!
Freundliche Grüße,
Dirk Trampedach