Was ist der Dynamikumfang einer Kamera? Dynamikumfang bei digitalen Kameras & Fotos erhöhen (DRI aus RAW)
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Dynamikumfang einer Kamera?
Der Dynamikumfang einer Kamera beschreibt den Unterschied zwischen den hellsten und dunkelsten Bereichen, die die Kamera in einem Bild gleichzeitig erfassen kann. Ein größerer Dynamikumfang ermöglicht es, mehr Details sowohl in den Schatten als auch in den Lichtern sichtbar zu machen. Das bedeutet, dass in Szenen mit hohen Kontrasten, wie einem hellen Himmel und dunklen Schatten, beide Bereiche klar und detailliert wiedergegeben werden können, ohne dass Bereiche überbelichtet (ausgewaschen) oder unterbelichtet (zu dunkel) erscheinen.
Beides mit Details abzubilden, schaffen in gewissem Rahmen (etwa 14 Lichtwertstufen) nur wenige Digitalkameras. Sehr gute Digitalkameras schaffen etwa 12 LW.
Zum Vergleich: analoger Film kann etwa 8 LW-Stufen, das menschliche Auge 14 LW-Stufen differenziert aufnehmen. Eine Ausgabe auf Fotopapier differenziert nur noch etwa 6 LW-Stufen.
Dynamikumfang erhöhen
Wie aber schafft man es, den Dynamikumfang des Fotos zu erhöhen (DRI = Dynamik Range Increase, zu Deutsch: Erweiterung des Dynamikumfanges)? Es gibt wie immer mehrere Lösungen. Die Schlechteste, die ich je gesehen oder gelesen habe, war die eines der gesponsorten Fotomagazine (Ausgabe 6/2006). Diese Anleitung habe ich befolgt und kam zu keinem halbwegs brauchbaren Ergebnis. Abgesehen davon war es aufwendig.
Alternativ gibt es die Möglichkeit in Photoshop mit HDR/HDRI zu arbeiten und verschiedene Fotos desselben Motivs zu einem Optimum an Kontrast- und Farbumfang zu verbinden, welches jedoch schon an ein wenig Wind scheitern kann, der den Himmel der Landschaft verändert, die ich in mehreren Fotos mit verschiedenen Belichtungen festhalten will. Das geht nur bei wirklichen Stillleben. Und was im Leben ist schon im Stillstand?
Tipp Dynamikumfang
Ich zeige mal zwei Beispiele eines Fotos, welches in RAW fotografiert (mit einer Canon 10D, während des Karneval in Venedig, frühmorgens) und mit Photoshop entweder optimal in den Lichtern (Himmel) oder in den Tiefen (Gondeln) erstellt wurde:
Oben zu sehen ist die Version, in der die Tiefen des Fotos (dunkle Partien der Gondeln) noch gut differenziert sind.
Hier die Version, bei der der Himmel optimaler belichtet ist (JPG verschlechter leider das sichtbare Ergebnis).
Die Lösung: man nehme beide Fotos aus der RAW-Datei (wieder ein Grund für RAW), lege sie übereinander und reduziere die hellere Version oben auf die Deckkraft 50%.
Die zwei Versionen der Fotos übereinander. Oben 50% Deckkraft. Tipp: beide Fotos wurden mit 16 BIT bearbeitet und liegen hier einer 16 BIT Version übereinander. Natürlich haben Sie so die optimalen Voraussetzungen, gerade für so empfindliche Verläufe wie den Himmel.
Nun gehen Sie bei aktivierter unterer Ebene (die Version des Fotos in der die Lichter ja optimal sind) ins Menü und finden unter “Bild – Anpassen – Tiefen/Lichter” den Regler, der wie im unteren Screenshot zu sehen auf etwa 40% Tiefen eingestellt wird.
In der unteren Ebene sind die Lichter gut eingestellt, aber die Tiefen werden durch die oben gezeigte Einstellung heller.
Anschließend aktivieren Sie die obere Ebene (die Version des Fotos, in der die Tiefen optimal sind) und gehen wieder unter “Bild – Anpassen – Tiefen/Lichter”, um dort seinerseits die Tiefen bei 0% zu lassen aber mit dem Regler der Lichter auf 40% gehen.
In der oberen Ebene sind die Tiefen gut eingestellt, aber die Lichter werden durch die oben gezeigte Einstellung abgesenkt.
Zu guter Letzt können Sie das Foto auf die Hintergrundebene reduzieren und den Modus auf 8 BIT stellen.
Dann speichern Sie das Foto und haben ein ausreichendes Ergebnis vom Kontrastumfang. Man kann sich streiten, ob dieses Foto durch die Technik gewinnt. Sicherlich gibt es aber genügend Situationen, die von dieser Technik profitieren können.
Das fertige Foto mit höherem Kontrastumfang und noch etwas in der Lage und Verzerrung (siehe Lampe links und Poller rechts) korrigiert.
HDR Fotos als weitere Alternative
Über echte HDRI-Fotos / HDR-Fotos reden wir an anderer Stelle. Hier wurde nur das Foto mit den Möglichkeiten eines Bildes optimal in 8BIT bearbeitet. In mancher moderneren Software geht das sogar so optimal, mit Reglern, die die Tiefen anheben und die Lichter wiederherstellen (nur wo solche Töne auch im Bild vorhanden sind, lässt sich auch etwas herausholen).
HDR-Fotografie – Fotowissen für den Spaß am HDR-Fotografieren Dynamikumfang erhöhen
© Peter Roskothen Profifotograf und Fotojournalist Dynamikumfang erhöhen bei digitalen Kameras (DRI aus RAW)
Das fertige Script gibt es hier >>
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“Die meisten semiprofessionellen Kameras haben nicht den Dynamikumfang wie ein analoger Diafilm.”
Das ist nicht richtig so. Es ist der Papierfilm gemeint. Praktisch jede DSLR schafft den Dynamikumfang eines Diafilms. Farbnegativfilm: ca. 9.5 Blendenstufen; Diafilm: ca. 6.5 Stufen; D-SLR liegen knapp oberhalb des Dias, aber weit unterhalb des Papierfilms. Damit ist auch klar, warum der Diafilm und die Digitale exakter belichtet werden müssen.
Hallo Peter,
aus welchen Gründen schließt Du Dich denn der
Meinung gegen HDR an ? Ich arbeite in der Zwischenzeit
mit DXO (lizensiert!) und bin mit den Korrekturergebnissen sehr zufrieden. Wenn ich Reperaturen machen muß, verwende ich GIMP.
Ich habe verschiedene Tests mit Belichtungsreihen und Überlagerung gemacht (auch mit Photomatix), damit habe ich aber keine zufriedenstellenden Ergebnisse erhalten. Gruss, Guido
@Guido: HDR ist klasse, aber nicht in Photoshop CS2. Nachtrag von 2008: CS3 hat klasse Funktionen für HDR/HDRI Fotos. Wir werden uns hier damit beschäftigen.
entgegen meinem Vorredner muss ich sagen, dass ich HDR in photoshop um meilen besser finde, als das surreale Zeug, was mit photomatix ausspuckt
Die Ergebnisse von Photomatix sind nicht zwangsläufig surreal. Ist alles eine Frage des bedachten Einsatzes der Einstellungsmöglichkeiten.
HDRI hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Es ist richtig was Ihr schreibt. Als ich den Artikel in 2006 geschrieben habe, sah die Sache anders aus.
HDRI ist eine tolle Möglichkeit den Kontrastumfang der Fotoreihen zu nutzen. Photoshop CS3 und Photomatix sind nur zwei Programme aus vielen, die dies möglichmachen. Ich werde dazu sicher noch etwas schreiben. Bitte beachtet einfach, daß der Stand zum Zeitpunkt des Artikels ein anderer war.
Das Tutorial ist sehr schön geschrieben und einfach zu verstehen. Glücklicherweise brauche ich diese Technik nicht allzu oft, da ich stolzer Besitzer ein Fuji S 5 bin.
Was mir nicht ganz klar ist, warum Du die RAW- Bilder nicht gleich im Camera-RAW bearbeitest, z.B. mit Fülllicht oder Reparatur? Und dann erst die Layertechnik anwendest. Das mit dem Filter Tiefen/Lichter bräuchte man dann doch eigentlich nicht mehr.
Allerdings, hat man nur JPG als Grundlage, empfiehlt sich Deine Technik. Aber wie schon gesagt, hast Du das Ganze prima beschrieben.