Dynamikumfang erhöhen RAW – Die meisten semiprofessionellen Kameras haben nicht den Dynamikumfang wie ein analoger Negativfilm. Das wird Anhänger der analogen Technik zwar sehr freuen und ein weiteres Argument bilden, nicht umzusteigen, aber Gründe für jemanden, der professionell fotografiert, können ja, wie in dem älteren Artikel “Analog oder Digital” beschrieben, durchaus genügend vorliegen. Oder eben auch nicht, wenn es darum geht, dass jemand nicht gerne am Computer alle Fotos sortieren, nachbearbeiten und archivieren möchte. Jedenfalls ist der gute alte Negativfilm fast ungeschlagen, wenn man sich Volks-Kameras wie die Canon 350D, Nikon D70s, Pentax *ist Ds, Olympus E-300 oder Ähnliche ansieht. Diese Kameras sind nicht mit dem Dynamikumfang eines analogen Negativfilms ausgestattet. (Ausnahmen gibt es auch. z.B. Fuji/Sigma)
Dynamikumfang, was ist das?
Was bedeutet Dynamikumfang? Wir sprechen hier über die Fähigkeit der Kamera sowohl lichte als auch tiefe Partien gut wiederzugeben. Im Grunde also über einen hohen Kontrastumfang. Stellen Sie sich ein Foto vor, in dem unten ein dunkler Acker (Tiefen), oben der helle Himmel (Lichter) zu sehen ist. Beides mit Details abzubilden, schaffen in gewissem Rahmen (etwa 14 Lichtwertstufen) nur wenige Digitalkameras. Nur am Rande erwähnt soll hier sein, dass kostbare Profikameras sich auch nur z.B. in der Sport-, Modefotografie oder Produktfotografie lohnen und nicht für jeden Profi eine gute Wahl sind, solange es die Auftragslage des Fotografen nicht hergibt. Man darf nicht vergessen, dass auch eine Canon 1Ds Mark II mit etwa EUR 7.000,- “nur” etwa 150.000 Auslösungen schafft, bevor mindestens der Verschlussvorhang erneuert werden muss. Und da reden wir noch nicht wirklich von einer kostbaren Kamera. Man schaue einmal in Richtung Mittelformat mit Rückteilen, die um die EUR 20.000,- kosten.
Zum Vergleich: analoger Film kann etwa 8 LW-Stufen, das menschliche Auge 14 LW-Stufen differenziert aufnehmen. Eine Ausgabe auf Fotopapier differenziert nur noch etwa 6 LW-Stufen.
Dynamikumfang erhöhen
Wie aber schafft man es den Dynamikumfang des Fotos zu erhöhen (DRI = Dynamik Range Increase, zu Deutsch: Erweiterung des Dynamikumfanges)? Es gibt wie immer mehrere Lösungen. Die Schlechteste, die ich je gesehen oder gelesen habe, war die eines der gesponsorten Fotomagazine (Ausgabe 6/2006). Diese Anleitung habe ich befolgt und kam zu keinem halbwegs brauchbaren Ergebnis. Abgesehen davon war es aufwendig.
Alternativ gibt es die Möglichkeit in Photoshop® mit HDR/HDRI zu arbeiten und verschiedene Fotos desselben Motivs zu einem Optimum an Kontrast- und Farbumfang zu verbinden, welches jedoch schon an ein wenig Wind scheitern kann, der den Himmel der Landschaft verändert, die ich in mehreren Fotos mit verschiedenen Belichtungen festhalten will. Das geht nur bei wirklichen “Stills”. Und was im Leben ist schon im Stillstand? Abgesehen davon gibt es unzählige Menschen, die von dieser HDR-Funktion von Photoshop® CS2 nicht viel halten (Nachtrag: in PS CS3 sieht das ganz anders aus – viel besser). Dieser Meinung schließe ich mich aus mehreren Gründen an, wenngleich in meinen Augen Photoshop® selbstverständlich das Non-Plus-Ultra der digitalen Bildbearbeitung ist.
Tipp Dynamikumfang
Tipp: wenn Sie Amateur oder Profi sind und Adobe® Photoshop® nutzen: erwerben Sie eine Lizenz. Ich kenne viele sogenannte Profis, die mit geklauten Photoshop®-Versionen arbeiten und dann auch noch die Preise von Fotografen zerstören, die sich von ihrer Arbeit ernähren. Das kann so nicht wirklich gut funktionieren und ist nicht vertretbar. Man kann nicht einerseits viel Geld für Kameras und Optiken ausgeben und dann kein Geld investieren für die Software, die man für jedes Foto benötigt.
Ich zeige mal zwei Beispiele eines Fotos, welches in RAW fotografiert (mit einer Canon 10D, während des Karneval in Venedig, früh morgens) und mit Photoshop entweder optimal in den Lichtern (Himmel) oder in den Tiefen (Gondeln) erstellt wurde:
Oben zu sehen ist die Version, in der die Tiefen des Fotos (dunkle Partien der Gondeln) noch gut differenziert sind.
Hier die Version, bei der der Himmel optimal belichtet ist (JPG verschlechter leider das sichtbare Ergebnis).
Die Lösung: man nehme beide Fotos aus der RAW-Datei (wieder ein Grund für RAW), lege sie über einander und reduziere die hellere Version oben auf die Deckkraft 50%.
Die zwei Versionen der Fotos übereinander. Oben 50% Deckkraft. TIP: beide Fotos wurden mit 16 BIT bearbeitet und liegen hier einer 16 BIT Version übereinander. Natürlich haben Sie so die optimalen Voraussetzungen, gerade für so empfindliche Verläufe wie den Himmel.
Nun gehen Sie bei aktivierter unterer Ebene (die Version des Fotos in der die Lichter ja optimal sind) ins Menü und finden unter “Bild – Anpassen – Tiefen/Lichter” den Regler, der wie im unteren Screenshot zu sehen auf etwa 40% Tiefen eingestellt wird.
In der unteren Ebene sind die Lichter gut eingestellt, aber die Tiefen werden durch die oben gezeigte Einstellung heller.
Nun aktivieren Sie die obere Ebene (die Version des Fotos, in der die Tiefen optimal sind) und gehen wieder unter “Bild – Anpassen – Tiefen/Lichter”, um dort seinerseits die Tiefen bei 0% zu lassen aber mit dem Regler der Lichter auf 40% gehen.
In der oberen Ebene sind die Tiefen gut eingestellt, aber die Lichter werden durch die oben gezeigte Einstellung abgesenkt.
Zu guter Letzt können Sie das Foto auf die Hintergrundebene reduzieren und den Modus auf 8 BIT stellen.
Dann speichern Sie das Foto und haben ein gutes Ergebnis vom Kontrastumfang. Man kann sich streiten, ob dieses Foto durch die Technik gewinnt. Sicherlich gibt es aber genügend Situationen, die von dieser Technik profitieren können.
Das fertige Foto mit höherem Kontrastumfang und noch etwas in der Lage und Verzerrung (siehe Lampe links und Poller rechts) korrigiert.
HDR Fotos als weitere Alternative
Über echte HDRI-Fotos / HDR-Fotos reden wir an anderer Stelle. Hier wurde nur das Foto mit den Möglichkeiten eines Bildes optimal in 8BIT bearbeitet. In mancher moderneren Software geht das sogar so optimal, mit Reglern, die die Tiefen anheben und die Lichter wiederherstellen (nur wo solche Töne auch im Bild vorhanden sind, lässt sich auch etwas herausholen).
HDR-Fotografie – Fotowissen für den Spaß am HDR-Fotografieren Dynamikumfang erhöhen
© Peter Roskothen Profifotograf und Fotojournalist Dynamikumfang erhöhen bei digitalen Kameras (DRI aus RAW)
Das fertige Script gibt es hier >>
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