Dirk Trampedach hatte mich zum *fotowissen-Duell-Shooting #3 herausgefordert. Wir hatten uns am vergangenen Sonntag das Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen vorgenommen. Noch war das Museum nicht wieder im normalen Betrieb, aber wir wollten eben auch den Verein unterstützen, der mit der Quarantäne 2020 große Einnahmeverluste hatte. Hier der Bericht:
Dirk versus Peter – *fotowissen-Duell-Shooting #3 – Eisenbahnmuseum Bochum
*fotowissen-Duell-Shooting im Eisenbahnmuseum Bochum
Dirk und ich führten nach dem Tag in Bochum ein Interview. Ich stellte Dirk einige Fragen zum Tag und zu seiner Fotografie, die sicher auch für Sie sehr interessant sein können:
Peter:
Lieber Dirk, wir haben unser *fotowissen-Duell-Shooting im Eisenbahnmuseum in Bochum ausgetragen. Das Museum war für Dich neu. Welchen Eindruck hat es auf Dich gemacht?
Dirk:
Zu allererst dir lieber Peter einen herzlichen Dank für die schöne Initiative zu dieser Duell-Shooting-Reihe! Das Bochumer Eisenbahnmuseum hat mich sehr angesprochen, da ich mich durchaus für alles Alte erwärmen kann, was gut gepflegt ist, rollt, und einen Motor hat. Im Museum selbst war die Bereitstellung der Angebote sichtlich eingeschränkt durch die vorgegebenen Hygienemaßnahmen, aber ich selbst habe das als kaum störend wahrgenommen. Es waren eben auch vielleicht deshalb nicht sehr viele Menschen dort, fotografieren war also wunderbar möglich. Die Exponate, wie auch die gesamte Anlage, wirken eher wie eine stillgelegte Realität, und weniger wie ein Ausstellungsareal. Solche Dinge mag ich.
Peter:
Viele Bereiche waren abgesperrt (Quarantäne). Daher haben wir uns auf Details konzentriert (Beitrag hierzu). War das für Dich eine neue Erfahrung?
Dirk:
Nein, ganz und gar nicht. Solche Dinge in der Totalen zu fotografieren mag durchaus hier und da gute Ergebnisse bringen, die würzige Prise bringen aber eben auch die Details. Wirklich neu und ungewohnt ist das für mich nicht, da ich das oft und gerne bei meinen eigenen Fotoprojekten, vornehmlich klassische Automobile, in der Art anwende.
Peter:
Wir haben beide Fujifilm-Kameras und hatten uns vorgenommen acht JPG-Fotos, ohne weitere Bildbearbeitung (nur Copyright) im Beitrag zu zeigen. Du hast mir verraten, dass du ganz ohne Bildbearbeitung lebst. Ich persönlich sehe die Konzentration, die man für JPG aufbringen muss.
Dirk:
Tja, das ist und bleibt ein großes Kontrovers-Thema unter engagierten Fotografen. Für mich kann ich sagen, dass ich den Augenblick lebe. Somit stecke ich auch alles, was machbar ist, in den Moment der Fotografie. Was dort emotional geschieht, möchte ich nicht erst hinterher digital hinzaubern, sondern erhoffe mir, es im Prozess des Fotografieren selbst abbilden zu können. Ich brauche einfach die Stimmung vor Ort. Mit Drücken des Auslösers ist ein Foto für mich nahezu abgeschlossen. Bearbeitung reduziert sich auf minimalen Beschnitt oder ganz leichte Korrekturen von Helligkeiten und Kontrasten. Und letztlich bin ich gerne geizig, was meine Ressourcen anbelangt. Dazu gehört eben auch meine Zeit. Im qualitativen Ergebnis vermisse ich persönlich gegenüber RAW nichts.
Peter:
Wir haben JPG-Rezepte mit unseren Fujifilm-Kameras genutzt. Ich hatte die Eterna Bleach Bypass Simulation in der GFX 50S eingestellt. Was hast Du genutzt?
Dirk:
Bei mir kamen zur Anwendung zwei meiner FUJI-JPEG-Rezept Filmsimulationen. Zum einen ist das Black & White Street, zu dem es ja hier bei *fotowissen schon einen Beitrag gibt. Das andere habe ich zwecks häufiger Eigennutzung „Car Action bei Sonne“ genannt, auch wenn es diesmal die Eisenbahnmotive waren. Details zu diesem Rezept erlaube ich mir zeitnah in einem eigenen Beitrag zu veröffentlichen.
Peter:
Wir beide haben die Zeit sehr genossen und haben beide festgestellt, dass wir es als tolle Auszeit empfanden. Was bedeutet das für Dich als Fotograf?
Dirk:
Je tiefer ich in die Fotografie eintauche, umso deutlicher erlebe ich für mich den, sagen wir, meditativen Aspekt. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich für eine Aufnahme recht lange hinter dem Stativ verweile, oder möglichst konzentriert aus der Hand an verschiedenen Stellen agiere. Letztlich bin ich für die Außenwelt nur bedingt erreichbar. Hier zu zweit, lieber Peter, hat sich das perfekt ergänzt, da wir beide ähnlich ticken. So einen Tag in der Art zusammen zu erleben, und dennoch für sich alleine frei zu fotografieren, sich anschließend auszutauschen, ist etwas sehr Genussvolles. Abgesehen davon bin ich auch wieder mit einigen Erkenntnissen reicher nach hause gefahren.
Peter:
Was wäre aus Deiner Erfahrung heraus eine Empfehlung an Fotografen für ihr Hobby Fotografie? Was können Fotoamateure tun, um richtig Spaß zu haben? Hat das auch mit dem Fotoequipment zu tun oder ist es davon unabhängig?
Dirk:
Meine Empfehlung ginge dahin, sich beim Fotografieren von den Erwartungen zu lösen, was es anschließend bringt, wie die Fotos wohl gelingen, und wer sie so alles „liken“ wird. Das lässige Unterwegssein als solches, und das konzentrierte Beschäftigen mit der Kamera sollten das sein, worum es geht. Und man selbst darf sich dabei auch nicht vergessen. Fotografieren lernen geht immer einher damit, auch zu lernen, gut alleine sein zu können. Die Art der Ausrüstung ist marginal. Wichtig finde ich, das Potential einer Kamera mit den eigenen Möglichkeiten und Neigungen abzugleichen. Die Ausrüstung sollte weder unter-, noch maßlos überfordern.
Peter:
Welche Rolle spielt die Fujifilm in Deinem Hobby heute?
Dirk:
Ein guter Vergleich dazu wäre zu sagen, dass außer FUJI bislang alle anderen Kameras für mich höchstens Hilfsmittel waren, und die FUJI Kamera ist sowas wie ein Körperteil. Intuitive Bedienung und eine für mich perfekte Handhabung liegen darin, wie ein verlängerter Arm mit Auge dran. Technisch sind die Produkte über jeden Zweifel erhaben, und rein optisch muß ich sagen, finde ich die Teile „sexy“. Seit ich mit FUJI fotografiere, weiß ich erst, wie wichtig die Summe dieser Umstände ist. Das gute Gefühl, dass eine Kamera mir gibt, landet im Foto, ganz klar.
Peter:
Ich danke Dir ganz herzlich für das Interview und den wunderbaren Tag, lieber Dirk!
Dirks Fotos
Peters Fotos
Dirk fotografierte mit seiner Fujifilm X-T2, XF 16/1.4, XF35/1.4, PENTACON 135/2,8.
Ich nutzte an diesem Tag die Fujifilm GFX 50S und das Canon TS-E 90mm F/2.8 Objektiv.
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Ja Ihr Beiden,
interessant wie doch jeder eigentlich das Identische völlig anders sieht.
Zu Dirks Bildern muss ich leider sagen, dass mir die total abgesoffenen Bereiche in den Fotos 5-7 gar nicht richtig gefallen, besonders bei Foto 8 mit dem Gepäckkkarren wäre mehr mit RAW „drin“ gewesen. Bei Bild 7 weiß ich gar nicht, was Dirk fotografieren wollte.
Auch Peters Bilder 5-7 gefallen mir irgendwie nicht. Bei Bild 5 vermisse ich die Bildaufteilung /z.B. Goldener Schnitt. Bei Bild 6 und 7 fehlt mir irgendwas.
Aber so etwas ist eigentlich klar und unvermeidlich, weil ein Duell die Fotografen „unter Druck“ setzt, und gerade das ist bei Technik-Aufnahmen tödlich. Hier kommt es auf die Komposition, also den Blickwinkel und vor allem das Licht an. Es gibt halt Motive, und das passiert mir auch immer wieder, die sehen mit dem Auge und durch den Sucher gut aus, aber das, was der Sensor und die Kamera daraus macht, ist was vollkommen anderes. Das Schöne ist ja, dass es eine „Löschtaste“ gibt, das war früher bei den chemischen Filmen nicht drin.
Auch sehe ich keinerlei Vorteile bei den Fotos mit Peters Mittelformatkamera, weil hier kommt es nicht aufs Format, sondern aufs Motiv und den Blick darauf an.
Okay, ich sehe das vielleicht zu streng, klar ist es nicht einfach, sonst könnte es ja jeder.
Dennoch danke ich Euch für Eure Mühe und für Eure Anregungen, die ich bei zukünftigen Fotos beherzigen werde.
Bleibt gesund und munter
Euer Klaus
Hallo Klaus,
herzlichen Dank für deine Sicht der Dinge! Nein, ist nicht zu streng, denn jeder sieht auf seine Weise.
Freundliche Grüße,
Dirk
sorry – ich meinte oben nicht Dirks Foto 8 sondern 6 – bitte korrigieren
Hallo Dirk, hallo Peter,
„über Kreuz“ erinnert mich an eine Prüfung: „Das Herzstück einer Doppelkreuzweiche im Außenbogen“ – wie aus der Zeit gefallen. Überhaupt verweist Dirk mit seinem Stil auf dies Epoche. „Ältestes Rad im Bahnmuseum“ kann ich mir noch ausdrucksstärker in s/w vorstellen. Tolle Arbeit. Peter bringt uns auf den Boden der Tatsachen und skizziert den „Zahn der Zeit“ messerscharf. „Wer saß hier?“ Die Frage muss unbeantwortet bleiben – vielleicht findet man eine Antwort im Museum. Hoffentlich stellt ihr beide dort gemeinsam aus, das wäre ein erlebnis und eine Reise wert.
Beste Grüße
Manfred Lehmann
PS.: Ich hab‘ einfach mal eure Vornamen genannt, obwohl wir uns nicht kennen. Ich hoffe, es ist i.O.
Hallo Manfred,
das ist ok! Danke für den sehr netten Kommentar! Deine Interpretation passt gut.
Herzlich, Peter
Hallo Manfred,
schön, das in der Art zu kommentieren, und ich freue mich darüber, meine Intention durchaus darin zu entdecken. Vielen lieben Dank!
Herzliche Grüße,
Dirk
Hallo,
Ich möchte erst einmal zu dem Mut gratulieren, hier die Fotos zur Diskussion zu stellen.
Meinem Vornamensvetter Dirk möchte ich meine ganz persönlichen Einschätzungen und Assoziationen mitteilen, die niemand teilen muss; sie haben auch keinerlei Anspruch auf Richtigkeit, sondern sind als konstruktive Anmerkungen gedacht.
Da es ja eine Reihe von Fotos sind, kann ich mich leider aus zeitlichen Gründen jeweils nur kurz und knapp äussern.
„Über Kreuz“:
Formale Kritik:
1) wie in so manchen Bildern dieser Serie, sind die Dunklen Bereiche „abgesoffen“. Das ist bei solch einem sehr reizvollen Motiv schade, denn das Foto könnte sehr viel Details bieten, die den Betrachter neugierig ins Bild hinein ziehen.
(empfehle die immer noch gültigen, fundamentalen Betrachtungen des genialen Ansel Adams zum „Zonensystem“… Vorsicht: so mancher, der darüber schreibt, hat es selber nicht ganz verstanden).
2) manchmal muss man sich entscheiden: ist die Symmetrie das Reizvolle oder die ideale Linienführung? Beides wäre separat umgesetzt möglicherweise schlüssiger geworden.
Hier wurde versucht, beides unter einen Hut zu bringen, was nur selten perfekt klappt.
Die Schienen sind am unteren Bereich nicht wirklich symmetrisch in die Ecken geführt, was durch die (zu) dunklen Bereiche bedingt noch verschärft wird, weil es noch asymmetrischer wirkt. Denn das Auge findet keinen richtigen Halt, weil beides (Unperfekte Symmetrie und Mangel an Feinzeichnung) nicht wirklich das Auge führt.
Auch am oberen Bereich hat mein Auge Probleme: der Bogen nach Links wird für mein Empfinden zu knapp oben abgeschnitten, um wirklich gedanklich in die weite der Welt zu führen. Möglicherweise war dort jedoch etwas, was einen größeren Ausschnitt unmöglich machte?
Auch ist die Frage, ob der links nur noch knapp angeschnittene, bogige Teil des anderen Gleisschienenteils noch hilfreich ist. Er wirkt so nicht wirklich zum anderen Schienenteil gehörig…
Eine möglicherweise bessere Kombination von Symmetrie und bogigem Verlauf wäre es u.U. gewesen, wenn Du näher an den Kreuzpunkt gegangen wärst, den perfekt symmetrisch ins Bild gesetzt hättest, und dann dem wunderschönen, reizvollen Bogen in Richtung „Unendlichkeit“ mehr Platz zur Entfaltung der damit verbundenen ästhetischen „Verführung“ zum Versinken in des Betrachters eigene Assoziationen gegeben hättest.
„Roter Waggon“:
Ähnliches Problem:
Zwei reizvolle Motive zusammengeführt, welche einzeln vermutlich besser funktioniert hätten.
Zudem stört mich am linken Bildrand der „Pfeiler“, der dem hinteren Zug die Assoziation raubt, aus dem Weite des Raumes ins Bild zu fahren.
Rechts stört mich der im Vordergrund (VG) angeschnittene, deutlich modernere und besser erhaltene Waggon, das passt nicht.
Dagegen ist der „Kronleuchter“ der uralten Porzellanisolatoren rechts oben hinreißend und sollte unbedingt so schön erhalten werden. Gut gesehen!
Es mag ja an der Dateiverkleinerung und dem Internet liegen, aber ich glaube, daß hier nur wenig Schärfentiefe herrscht… wenn es so gewollt war, finde ich sie falsch gesetzt,
Ich habe mir erlaubt, mal kurz durch Beschneiden und lediglich etwas Spiel mit Helligkeit, Kontrast Etc zu verdeutlichen, was ich meine. Ich sende die mal an Peter, der sie dann ja an Dich weitergeben kann, falls Du daran interessiert sein wolltest.
Eine Reduktion auf nur den alten, brüchigen Waggon und die offene, mit Planen geheimnisvoll zugedeckte Waggonfläche, in Kombination mit dem „Kronleuchter“ in der rechten oberen Ecke lädt beim Betrachter viel mehr zum Erfinden einer eigenen, persönlichen Geschichte zu Bild ein… dann möchte man auch unbedingt die Plane hochheben und neugierig unter die Plane schauen…
„Altes Stellwerk“:
Ein wunderschönes Motiv, von der Komposition perfekt in Szene gesetzt! Großes Lob! Ein echter Knaller.
….aaaaber….
Auch hier könnte man die eher Scherenschnittartige Umsetzung etwas optimieren, indem man die Schatten (im Sinne Ansel Adams) noch minimal durchzeichnet.
Auch das habe ich „quick and dirty“ mal so umgesetzt, daß man zumindest versteht, was ich meine. Diese wundervollen Strukturen aus einer anderen Welt sollten aus meiner Sicht nicht (nahezu) völlig im Schwarz verschwinden, das wäre schade.
„Bahnsteig mit Bank“:
Hier stören mich die schiefen Lotlinien der Darsteller „Schornstein“, rotes Gebäude“ „hinterer Mast“ irgendwie. Könnte an der Verzeichnung des Objektivs liegen, aber wohl eher an suboptimal ausgerichteter Achse des Objektivs? Schwierig, zu sagen, ob das alles technisch überhaupt lotrecht möglich wäre. Das wäre ein Fall, wo ein korrigierender Eingriff per Software m.E.n. sinnvoll und auch für einen Puristen zulässig wäre.
Ich bin ebenfalls Purist, der nur so gut wie allenfalls marginal später etwas an ein paar Basisknöpfen einstellt, aber die schiefen Motivteile lassen bei mir den Verdacht aufkommen, daß die Objektivachse nicht ganz horizontal war…
„Zeitenwende“:
Hier bin ich erst nach Sekunden darauf gekommen, was (möglicherweise) gemeint ist…
Das liegt daran, daß die Hauptdarsteller „Telefone“ zwar im Vordergrund sind, der jedoch im Dunklen liegt… das Auge sucht zunächst ausserhalb der Kanzel…weil die Helligkeitsverteilung und die mangelnde Feinzeichnung drinnen das Auge weg- anstatt hinführt.
Bei gleichem Bildausschnitt wäre ein deutlich größerer Kontrastumfang nötig, denn der Himmel ist bereits an der Grenze zum Ausbleichen, während sogar schon die Schatten der Hauptdarsteller absaufen. Vom Unteren teil der Kanzel erst gar nicht zu reden…
Ein klarer Fall für
milde, natürlich wirkende HDR Aufnahmen – oder die Entscheidung,
Mit indirektem Blitz zu arbeiten (schwierig) oder
Mit einem simplen Reflektor das Tageslicht umzulenken und die schattigen Teile der Telefone aufzuhellen.
Ich hätte mich vermutlich auf die Telefone konzentriert und nicht das Unmögliche zu versucht, nämlich die Lokomotiven UND die Telefone UND die Kanzel zusammen zu pressen.
Möglicherweise hätte ich also die Chance genutzt, völlig das Thema Eisenbahn fallenzulassen und das wunderbare Motiv der Telefone ganz alleine mit vielen Details auszusuchen… Vielleicht wäre ich auch der Versuchung erlegen, bei einem weiteren Bild links in das Dreieck noch ein Smartphone hinzulegen…. Um die historische Zeitachse noch einmal deutlich zu verlängern….
„Gepäckkarre“
Erneut der versuch, einerseits einen reizvollen Kontext der Gegensätze herzustellen, der aber wieder einmal eher von den Hauptdarstellern ablenkt…
Der Waggon ist auf unangenehme Art unscharf und säuft größtenteils im Schwarz ab.
Der Karren mit dem extrem reizvollen Platten ist aber rechts zu sehr am Bildrand und auch kaum durchgezeichnet. Die weisse Fläche vorne ist fast ausgefressen, dafür die reizvollen, sicherlich viel Patina zeigenden Metallteile völlig schwarz.
M.M.n. sollte der platte Reifen als erstes das Auge des Betrachters erobern, um dann mit den weiteren Details des Karrens die Geschichte längst vergangener Zeiten und des Stillstandes zu erzählen…
„Ältestes Rad“:
Gleiches Problem:
Das Rad kaum im Detail zu betrachten, dafür wähnt man sich als Augenzeuge eines im Bahnhof entgleisenden und gerade umkippenden Waggons… aus meiner ganz persönlichen Sicht wieder zusammengeführt, was vom Kontrastumfang, von der gewählten Perspektive und thematisch nicht geht …
Meine Meinung:
Zunächst: NOCHMALS ganz deutlich: das sollen keine arroganten Verrisse sein, sondern solidarische Konstruktive Anmerkungen von einem wahrlich unperfekten Amateur wie mir, die mir einem eben beim Betrachten kommen. Es ist grundsätzlich immer leichter, im Nachhinein klug zu Sch….., als es tatsächlich besser zu machen… ;-)
Das Schöne: wenn man sich ausführlich mit Fotos anderer Fotografen beschäftigt, lernt man selber viel dazu. Ich profitiere also zwangsläufig auch von der Bildkritik.
Neben den o.a. Kritikpunkten möchte ich auch meine ganz persönliche Ansicht zu Deiner Fotostyle-Bildrezeptur mitteilen:??Bei Fotos von Oldtimern, die liebevoll renoviert wurden, klappt der sicherlich sehr gut – das weiß ich, weil ich mal das Glück hatte, zufallsbedingt bei einer der größten Oldtimer Rallyes in Europa Hunderte von Bildern zu machen, und da konnte man den Kontrast und die Sättigung ungestraft hochfahren… aber ich hatte den gnadenvollen Umstand, daß der Himmel bedeckt war und ein wunderbar diffuses Licht das auch gestattete… (Siehe auch aus technischer Sicht die weltbekannten Industrieaufnahmen des Ehepaares Becher, welche Ausschliesslich bei gleichmäßig rauemHimmel fotografierten) . Oldtimer haben in top-renoviertem Zustand aalglatte, aufwendigst polierte, makellose Flächen. Da benötigt man eine ANDERE Art der Detailverliebtheit aber bei diesen Motiven hier ist das Aufsteilen von Kontrasten in Verbindung mit knalligem Aufreissen der Sättigung eher kontraproduktiv.
Warum???alte, verblichene Fotos aus längst vergangenen Zeiten sind eben eher ausgeblichen, eher untergesättigt – also eher das Gegenteil deines Rezeptes hier. ??bei derart kontrastreichen Motiven ist es m.M.n. ratsamer, einen möglichst weiten Kontrastumfang zu nutzen, solange das noch natürlich wirkt. Wenn das nicht geht, sollte man sich überlegen, ob das geplante Bild wirklich technisch in der Art überhaupt möglich ist.
Daher halte ich für diese Motive den „Eterna Beach Bypass Simulation“_Style sowohl technisch als auch ästhetisch UND erzählerisch für perfekt passend.
Nochmals: Bitte nicht falsch verstehen, ich bin auch immer dankbar für kritisch-konstruktive Kommentare.
Hallo Vornamensvetter Dirk!
Wirklich sehr viel Mühe gemacht hast du dir damit, meine Fotografien zu analysieren, und vor allem, konstruktiv zu kritisieren. Dafür meinen allerherzlichsten Dank! Das wirklich große Plus an der Möglichkeit, Blogbeiträge kommentieren zu können, kommt ja zum Tragen, wenn man es dann auch tut -und vor allem- auf diese Weise… ;-)
Die bearbeiteten Fotos habe ich bekommen, und ich habe sie mir durch „deine Brille“ gerne angeschaut. Klasse, wie du die Ausschnitte völlig anders siehst. Danke vor allem für die Begründungen! Das ist es ja, was wirklich erst zur Auseinandersetzung anregt!
Kurzum, mir hat dein Kommentar reichlich Futter gegeben, und es ist sicherlich einer der Stellen, die mir helfen werden, mich weiterhin verbessern zu können. Lieben Dank!
Freundliche Grüße,
Dirk
Hallo Dirk,
uff !
ich habe mich nach dem posten der Antwort schon gefragt, ob Du das womöglich in den falschen Hals bekommst… das wäre schade und es ist gut, daß es nicht so ist… :-)
Die „Bearbeitungen“ sollten nur eine grobe Skizzierung sein, um das Geschriebene etwas optisch zu begleiten…. da es sich ja nur um Screenshots auf einem kleinen iPad handelt, dort auch nur mit einfachsten Bordmitteln der Foto-App ca. 1 Minute bearbeitet wurden, sind die Fotos nicht vorzeigbar, ich wollte lediglich die Ausschnitte und Kontraste sowie Sättigung ein wenig ändern. Ich glaube, ich konnte die „bessere Durchzeichnung“ der sehr dunklen Strukturen des wunderbaren „Altes Stellwerk“ Fotos nicht recht hinbekommen. Es kommt mir dabei eher darauf an, daß man den enormen Reiz der kontrastreichen Gegenlichtaufnahme erhält, aber überall noch die wunderbaren Texturen des Mastes, des Stellwerks, des Mauerwerks und möglicherweise auch der Bäume noch gerade differenziert erkennbar bleiben. Also kurz VOR dem Absaufen und damit das Auge im Bild weiterhin von Punkt zu Punkt schwelgen kann… Du verstehst?
Es könnte sein, daß ich mit dem Begriff „Kontrastumfang“ Unklarheiten eingebracht habe… was ich meinte: Wenn das Motiv mehr Kontrastumfang bzw Helligkeitsstufen hat als die Kamera bzw die spätere Bearbeitung an Dynamikumfang erlauben, stirbt man irgendeinen Tod. Daher hat das „Zonensystem“ immer noch seine Gültigkeit. Ansel Adams hat es entwickelt, weil es im analogen Zeitalter noch weniger Dynamik bei Filmmaterial gab und das Problem daher noch schwieriger war.
Die bildwichtigen Teile des Motivs müssen eben daher auch klar bestimmt werden und dann auch heutzutage durch entsprechende Belichtung noch gut durchstrukturiert sein. Ist ja mit HDR oder eher weicher bzw flacher abgestuften Kontrasten durch bestimmte Filmsimulationen (oder spätere Nachbearbeitung dank raw Dateien) heutzutage noch weniger ein Problem, zudem kann man ja heutzutage das Ergebnis in Ruhe und sofort betrachten. Früher gab es daher eher zu später Abend- oder Nachtstunde Wutschreie und Klagelieder in der Dunkelkammer, wenn man es nicht mehr ändern konnte.
Ich profitiere ja auch gerne von der fantastischen jpg-engine der Fujikameras, aber ich speichere stets für alle Fälle noch zusätzlich zum jpg das raw ab. safety first. Zumindest bei wichtigen Aufnahmen.
Gruß
Dirk
Moin!
In die Theorie des Zonensystems werde ich mich mal einlesen, war mir bislang unbekannt, danke!
Ansonsten ist das durchweg schlüssig, was du sagst, und die Tatsache, dass RAW eben da deutlich andere Eingriffe zuläßt, ist ja auch klar.
Für mich ist und bleibt es eine spannende Herausforderung, die Lücke von JPG dahin möglichst klein zu kriegen. Es reizt mich sehr, fotografisch technisch präziser zu werden, dazu zu lernen. Da ist noch reichlich Luft nach oben, ganz klar. Dazu zählt eben auch, bzgl. Fähigkeit und Fertigkeit im Rahmen einer Aufnahme nicht zugunsten einer digitalen Nachbearbeitung inne zu halten. Wenn die Umfänge des fotografisch Machbaren ausgeschöpft sind, geht´s weiter.. ;-)
Herzlich,
Dirk
Lieber Dirk, Du findest das Zonensystem in Deinem neuen Schwarzweißbuch sehr gut erklärt.
Herzlich, Dein Peter
Hallo Dirk,
Noch eine ergänzende Anmerkung zum „ältesten Rad“ Bild.
Ich hatte Dir das ja bereits mit Bildbeispielen zukommen lassen, aber möglicherweise interessiert das ja auch Andere, daher hier noch etwas ausführlicher ausformuliert:
Der schiefe Waggon ist nicht durch Verzeichnung des Objektivs so abgebildet, sondern durch falsche Ausrichtung des Bildes beim Fotografieren.
Im Eifer des Gefechtes passiert einem das schon mal – selbst sehr erfahrenen Leuten immer mal wieder. Eine Form der Betriebsblindheit, wenn man von anderen Gedanken zur Bildgestaltung zu sehr abgelenkt ist. Erst recht, wenn das Motiv nur kurz zu sehen ist oder man unter Zeitdruck ist. Was da helfen könnte, wäre vor dem Auslösen so eine Art „virtuelle Checkliste“, anhand welcher man bildwichtige Kriterien noch einmal kurz auf Korrektheit überprüft.
Früher konnte bzw musste man sich für teures Geld spezielle Mattscheiben mit Gitterstruktur für seine (D-)SLR kaufen, heutzutage ist das bei DSLM zumeist „all inclusive“!
Das dadurch kostenlose und bisweilen segensreiche Zuschalten bzw Einschalten der Gitterstruktur und/oder des „künstlichen Horizonts“ wird von vielen Leuten total unterschätzt, obwohl man damit in wenigen Sekunden sowohl die Horizontale als auch wichtige Vertikalen (in diesem Fall die Senkrechten „Kanten“ an der Stirnseite des Waggons) perspektivisch korrekt ausrichten kann.
Der „echte“ Horizont im Bild ist die Bahnsteigebene. Die kann man leicht mittels der vorgenannten Hilfsmittel im Sucher bzw dem Bildschirm horizontal einrichten.
Habe ich mal bei dem Bild gemacht, denn der Bahnsteig ist auf dem Bild eine (ziemlich) schiefe Ebene.
Dann ist wie von Geisterhand der „entgleisende Waggon“ weg, er steht jetzt gerade, und die Überraschung:
das Rad bleibt nach Korrektur immer noch gerade. —-> Waggon mit Fahrgästen gerettet! ;-)
Da ich das ja nur mit dem „schiefen Bild“ machen konnte, Also ohne Positionswechsel, wird der Bildausschnitt durchs nachträgliche Kippen deutlich kleiner. Dadurch gewinnt das Bild sogar, denn es verschwindet dabei Vieles, was das Auge des Betrachter eigentlich nur ablenkt.
Durch das zwangsläufig gestutzte Bild ist jetzt am linken Rand der gelbe Werkstattwagen! In der Mitte der korrekt lotgerechte Waggon und rechts im VG das Rad. Nichts lenkt mehr davon ab.
Das wird den Betrachter durch das Bild führen und nur noch zwischen dem zusammengerückten gelben Werkstattwagen, dem Waggon und dem (leider abgesoffenen) Rad immerhin interessiert hin- und her blicken lassen.
Was an dem Motiv meiner Meinung nach wirklich sehr reizvoll ist: Die drei Hauptdarsteller sind sehr unterschiedlich: sie haben jeweils eine völlig andere Funktion, eine andere Textur, andere Farbe! Zudem noch eine Andere Position im Raum und sogar noch unterschiedliche Schärfe! Gleichzeitig wirken sie jedoch durch den (zwangsläufigen) Beschnitt und das Weglassen eines erheblichen Teils des ursprünglichen Gesamtbildes auf attraktivere Art „gegeneinander gesetzt“ jetzt auch noch das Rad richtig belichtet wäre…. aber es bleibt in vielen Bereichen leider schwarz.
Diese Korrekturen haben mich gerade einmal 1-2 Minuten gekostet. Ist also alles Andere als schwierig und bedurfte lediglich einiger Basis-Maßnahmen.
Beste Grüße
DWL
Lieben Dank für den anregenden Austausch!
Also…eigentlich…mache ich das auch so, und ja, die elektronischen Helferlein sind scharf geschaltet.
Ich nehme deine Korrekturen/Veränderungen gerne als Impuls mit, merci beaucoup!
Liebe Grüße,
Dirk