Des Deutschen liebstes Hobby soll das Reisen sein. Nun, bei mir steht es auf jeden Fall recht hoch im Kurs. Was läge also näher, als ein Buch zu rezensieren, das Reisen mit Fotografieren verbindet. Natürlich bin ich schon häufiger mit der Kamera auf Reisen gewesen, daher bin ich umso neugieriger, ob das Buch noch den ein oder anderen Geheimtipp für mich enthält.
Inhaltsverzeichnis
Ein gewichtiges Werk – Digitale Fotopraxis Reisefotografie
Lassen wir uns mal überraschen, denn das Buch Digitale Fotopraxis Reisefotografie macht vorab schon einmal einen guten Eindruck. Ein gewichtiges Werk mit 377 Seiten im gebundenen Format. Man kann also feststellen, es handelt sich wohl eher um ein Nachschlagewerk für zu Hause und ist kein Buch, dass man mal so eben mit in den Fotorucksack / Urlaubsrucksack steckt. Die Verarbeitung, wie von diesem Verlag gewohnt, ist hochwertig und wird mit einem i-Tüpfelchen belohnt: dem Lesebändchen (ich liebe es).
Das Buch verspricht, laut Cover, die folgenden Themen zu behandeln:
- Reiseplanung und Vorbereitung
- Zubehör: Was Sie wirklich brauchen
- Einmal um die ganze Welt
- Zutaten für stimmungsvolle Reisereportagen
- Die richtige Technik
Der Einstieg in das Buch liest sich recht flüssig. Es geht mehr um die Reiseplanung, als um Fotografie. Doch auch die richtige Planung ist für schöne Reisebilder unerlässlich. Schließlich möchte man ja nicht alles vom Zufall abhängig machen. Ob man sich allerdings vorab schon über den Sonnenstand an einem bestimmten Ort informieren möchte, das bleibt nun jedem selber überlassen. Ich plane unsere Reisen sicherlich auch sehr detailliert, würde jedoch nie auf die Idee kommen, meine Reiseroute vom Tageslicht an bestimmten Sehenswürdigkeiten abhängig zu machen. Da freue ich mich dann umso mehr, wenn ich zum Beispiel zum Sonnenuntergang an einem bestimmten Ort strande und die Atmosphäre umso mehr genießen kann. Für den Profi, der mit solchen Bilder Geld verdient, mag eine solche Planung jedoch unerlässlich sein. Für den „normalen“ fotografierenden Touristen erscheint mir das ein wenig weit hergeholt.
Es geht mehr um die Reiseplanung, als um Fotografie
Nach der Einführung wird auch direkt das erste Reiseziel vorgestellt. Nun muss ich sagen, ich bin verwirrt. Liest sich die Beschreibung eines Schlosses im Münsterland doch eher wie ein Reisebericht, als ein Buch über Fotografie. Die Angaben an den Bildern sind auch nur bedingt hilfreich. Es wir zwar bei jedem Bild die Kamera-Art (Kompakt, DSLR, Vollformat oder Crop) genannt, sowie Brennweite, Blende, Verschlusszeit und der ISO-Wert, doch ich fände zum Beispiel die Wahl oder Auswahl des richtigen „Reise-Objektivs“ auch nicht uninteressant. Es folgt, mitten in der Beschreibung ein Exkurs in Sachen DRI bzw. HDR-Fotografie, der aber einfach zu knapp ist, um einem Laien weiterzuhelfen. Aber vielleicht kommt die Erklärung ja noch.
Das nächste Kapitel nennt sich „Technik für die Reise„. Ah, jetzt wird es hoffentlich interessanter. Doch leider werde ich enttäuscht. Hier folgt die für Fotobücher übliche Aufzählung und Erläuterung zu diversen Kameratypen, Objektiv-Arten und sonstigen Zubehör wie Filter, Stativ und Taschen. Leider sind die Informationen sehr knapp und für mich, als nicht mehr absoluter Anfänger in der Fotografie, wenig hilfreich. Sicherlich, der ein oder andere Tipp ist dabei, aber keiner, der sich speziell auf die Reisefotografie bezieht. Dafür werden die Themen, wie zum Beispiel Reisezoom einfach viel zu kurz abgehandelt. Es folgt ein Exkurs in Sachen Belichtung, der in keinem Buch über Fotografie fehlt, und dann sind wir plötzlich in Berlin. Ich bin ehrlich gesagt ein wenig verwirrt. Von Berlin geht es nach Lettland, weiter nach Budapest und schließlich nach Portugal an die Algarve. Die Berichte sind gut zu lesen, die Fotos sind teilweise sehr nett, aber ich fühle mich ein wenig fehl am Platze. Vielleicht habe ich die falschen Erwartungen an dieses Buch gestellt, doch für mich liest es sich eher wie ein Reisetagebuch oder eine Reportage. Ich schreibe selber Reisetagebuch und der Text erinnert mich häufig an meine eigenen Texte. Gespickt ist der Text sicherlich mit dem ein oder anderen Tipp in Sachen Fotografie, aber diese werden einfach zu kurz behandelt.
Die Exkurse, zum Beispiel zur Blauen Stunde, zum Goldenen Schnitt, Unterwasserfotografie und Tierfotografie und lockern die Reiseberichte auf, und ab und an findet man hilfreiche Tipps. Auf diesen 2-4 Seiten wird das jeweilige Thema des Exkurses sehr knapp beschrieben. Daher bieten sie lediglich eine grobe Übersicht zu dem Thema. Nicht umsonst haben andere Autoren ganze Bücher zu diesen Themen veröffentlicht. Für mich sind sie in den meisten Fällen wenig hilfreich und werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten.
Nachdem ich das Buch einen Tag zur Seite gelegt habe, lese ich weiter. Diesmal weiß ich was mich erwartet. Ich erfreue mich an den Bildern, ich mag die Art des Autors über seine Reise zu berichten und muss auch das ein oder andere Mal schmunzeln bei seinen Beschreibungen. Ich habe mich von dem Thema Reisefotografie gelöst und erfreue mich an den Anekdoten. Auch die Bilder wirken nun anders auf mich. Es sind die typischen Urlaubsschnappschüsse dabei (die ich vorher bestenfalls langweilig und/oder nett fand). Es sind aber auch WOW-Bilder dabei. Bilder, die man sich gerne länger anschaut, sich nochmals in den Text vertieft und sich die Aufnahmeparameter genauer anschaut. Bilder, die man selber gerne gemacht hätte oder zukünftig machen möchte.
Fazit
Ein schönes Buch mit Reisereportagen und allgemeine Tipps zum Thema Reisen und Fotografie, jedoch kein Buch über Reisefotografie. Hat man sich von dieser Erwartungshaltung gelöst, liest es sich flüssig und gut verständlich. Es werden bekannte und unbekannte Reiseziele rund um den Globus vorgestellt, so dass man schon Lust bekommt sich direkt auf den Weg zu machen.
Ich hatte eher ein Buch erwartet, das mir sowohl bei der Auswahl des Equipments mehr Informationen gibt, als auch einige Tipps gibt, wie man außergewöhnliche Bilder des Reiselandes macht. Außergewöhnlich, einfach weil sie anders sind, als sie schon hunderte andere Fotografen vor mir gemacht haben. Doch viele der gezeigten Bilder erfüllen meiner Meinung nach dieses Kriterium nicht.
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Hallo Britta
Mir ist es auch oft so ergangen, interessant zu lesen aber bringt mich nicht weiter ;-((
Und wenn man nicht mehr weiterweiß bildet man einen Arbeitskreis
Da hier ja die Mädels öfter schreiben, sollten wir uns vielleicht mal treffen ??? Ich kann schlecht jemanden kritisieren, den ich nicht kenne ….
Vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen, austauschen ???
Oder Peter macht mal ein Shooting nur für Frauen ??? Und nein !! Ich hab nix gegen Männer ;-))
Lg Dagmar
Hallo Dagmar,
wir kennen uns doch jetzt schon eine Weile, auch wenn es (noch) nicht persönlich ist :-) Also, kritisier mich ruhig! Wenn ich nur hören wollte „Tolle Bilder“, dann würde ich sie weiterhin nur bei Facebook veröffentlichen. Der Blog ist ja zum Austausch gedacht und dazu gehört nun einmal auch Kritik, ebenso wie Lob und/oder Anregungen. Ich bin immer froh, wenn ich in der Richtung etwas lese. In einem gepflegten Ton, so wie er hier herrscht, tut eine Kritik auch nicht so sehr weh :-) Außerdem sehe ich sie immer als Chance etwas zu verbessern!
Aber treffen können wir uns trotzdem gerne mal. Spätestens bei einer – hoffentlich bald – Exkursion von Peter :-)
Shooting nur für Frauen … hm, weiß nicht. Ich glaube, das wird für Peter zu anstrengend :-)
LG
Britta
Hallo Britta, man was bist du schnell!!!!!!!!
Also du schreibst es wirklich herrlich und bringst es kurz und gut auf den Punkt!!!
Wenn das Thema: Reisefotografie ansteht, würde ich mir das Buch nicht kaufen…
Vielen Dank dafür und mal sehen was Peter von einer „Frauenexkursion“ hält ;-)
Sonst machen wir die selber…… oder??
LG
Susanne