Die Wiederentdeckung der Farbe in der Street Photography ist in meinem Fall eigentlich keine wirkliche Wiederentdeckung. Denn obwohl ich in der Street Photography in den letzten 2 bis 3 Jahren sehr viel schwarz-weiß fotografierte, ist mir die Farbfotografie auch in diesem Genre nicht gänzlich abhandengekommen. Die Wiederentdeckung steht daher eher für eine immer wieder aufkeimende Neubewertung von Farbe als mein künstlerisches Werkzeug.
Inhaltsverzeichnis
- Die Wiederentdeckung der Farbe
- Dei Bedeutung von Farbe
- Historischer Kontext
- Bekannte Vertreter der Farbfotografie in der Street Photography
- Komposition und visuelle Führung
- Abwechslung und Inspiration
- Neue Zielgruppen und Ausdrucksmöglichkeiten
- Entdeckung des Zusammenspiels von Farbe und Schwarzweiß
- Zum guten Schluss
- Dies ist eine Serie von Beiträgen - Street Photography - Lesen Sie die ganze Serie:
Die Wiederentdeckung der Farbe
Egal, wann es geschieht, der erstmalige oder auch immer wiederkehrende Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe fordert uns zu einem neuen Sehen heraus. In diesem Zusammenhang sei der Gedanke erlaubt, was es damit auf sich hat, die Street Photography so gerne in Monochrom zu denken. Warum wird Farbe in der dokumentarischen Fotografie manchmal abgewertet? Welche Rolle spielt sie in unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit, Ästhetik und Erinnerung, und wie setzen wir sie in der eigenen Fotografie ein?
Für Sie, liebe Leserinnen und Leser, habe ich in verschriftlichte Form gebracht, was abseits von Vorlieben und der Leidenschaft für Monochrom dafür sprechen könnte, Farbe in unserer Fotografie regelmäßig mitzudenken.
Sollten Sie aus Überzeugung überwiegend Fotos in Monochrom belichten, liegt Ihnen nun hiermit ein Artikel eines Schwarzweiß-Fotografen vor, der auch für Farbfotos schwärmt. Je nachdem, was dieser Beitrag fortan mit Ihnen macht – vom Haare ausraufen bis zur tiefen Zustimmung – nutzen Sie am Ende gerne die Kommentarfunktion, und lassen Sie uns teilhaben daran, wie Sie darüber denken.
Dei Bedeutung von Farbe
Die Bedeutung von Farbe in der Fotografie ist vielschichtig und geht weit über das rein dekorative Element hinaus. Farbe trägt wesentlich dazu bei, wie ein Bild wahrgenommen wird und welche Botschaft es vermittelt. Die Farbfotografie in der Street Photography eröffnet uns eine faszinierende Dimension, indem sie die visuelle Erzählkraft des Genres erweitert. Ein paar Anregungen dazu finden Sie hier:
Farbe als narrative Ebene
Farbe kann eine zentrale Rolle spielen, um Stimmungen, Kontraste und Geschichten zu betonen. Zum Beispiel kann eine knallrote Jacke in einer grauen Stadtlandschaft die Aufmerksamkeit auf ein Subjekt lenken und gleichzeitig Spannung erzeugen. Farbkombinationen können subtil oder auffällig sein und so dazu beitragen, eine Szene visuell packend zu gestalten. Farbe zwingt uns dazu, den Fokus nicht nur auf Tonwerte und Strukturen zu legen, sondern auch Farbpaletten, Harmonien und Symbolik einzubeziehen.
Dokumentation von Realismus
Farbfotografie bietet eine realistischere Darstellung der Welt. Mittels Farben fangen wir die Atmosphäre eines bestimmten Ortes oder einer Zeitperiode authentisch ein, sei es das warme Licht eines Sommernachmittags oder das kühle Blau des frühen Morgens in der Stadt. Farben spiegeln den Charakter eines Ortes wider, sei es die Pastelltöne einer südeuropäischen Stadt oder die Neonlichter einer Metropole bei Nacht. Vor allem der Street Photography können sie eine dokumentarische Authentizität verleihen.
Stimmung und Emotion
Farben sind starke emotionale Auslöser. Ein Foto mit warmen Tönen wie Gelb oder Orange vermittelt Wärme oder Lebendigkeit, während kalte Farben wie Blau oder Grün Ruhe oder Isolation ausdrücken können. Farbharmonien oder -kontraste können den emotionalen Ton unserer Fotografie prägen. Die Farbe erfordert eine andere Herangehensweise an die Komposition. Während Schwarzweiß oft auf Formen, Linien und Kontraste setzt, bietet Farbe eine zusätzliche Ebene, die es zu meistern gilt.
Interaktion mit Licht
Wir alle wissen das genau: Fotografieren ist Malen mit Licht! Das Zusammenspiel von Licht und Farbe ist daher in der Farbfotografie entscheidend. Verschiedene Tageszeiten oder Lichtbedingungen beeinflussen die Intensität und die Wirkung der Farben. Goldenes Licht zum Beispiel kann am Abend die Farben intensivieren. Fotografieren wir während des diffusen Lichts eines bewölkten Tages, werden die Farben eher gedämpft erscheinen.
Nachhaltige Farbfotos gelingen nur, wenn wir eine harmonische Balance zwischen dem Inhalt und der Farbästhetik finden.
Abgrenzung von Schwarz-Weiß-Fotografie
Ganz simpel beschrieben, lässt sich mittels Farbe eine Abgrenzung zur Schwarz-Weiß-Fotografie ermöglichen. Während das Monochrome auf Kontraste, Formen und Strukturen setzt, eröffnet Farbe einen zusätzlichen visuellen Layer. Farbe lenkt unsere Konzentration und den Fokus der Betrachter auf bestimmte Elemente, oder sie schafft eine zusätzliche Ebene von Komplexität. Manche Geschichten oder Stimmungen lassen sich nur in Farbe vollständig erzählen, etwa das pulsierende Leben in einer bunten Marktstraße oder die subtile Melancholie eines nebligen Herbstabends. Farbfotografie fordert uns Fotografen heraus, die Wirkung und die Aussage zu erfassen und entsprechend zu gestalten. Nachhaltige Farbfotos gelingen nur, wenn wir eine harmonische Balance zwischen dem Inhalt und der Farbästhetik finden.
Historischer Kontext
Farbfotografie wurde technisch bereits im 19. Jahrhundert ermöglicht, doch Schwarz-Weiß dominierte lange Zeit die Fotografie. Die damaligen Gründe dafür waren sicherlich die technischen Einschränkungen, die hohen Kosten und die vorherrschende Ansicht, dass Schwarz-Weiß die „reine“ Kunstform darstellt. Farbe galt oft als trivial oder gar kitschig. Was sich übrigens bis in die heutige Zeit erhalten hat.
Auffallend anders zeigten sich später die 1960er- und 1970er-Jahre. Sie waren geprägt von Pop-Art und einer gesellschaftlichen Liberalisierung. Daraus resultierend, entwickelte sich eine stärkere Betonung von Farbe in Mode, Design und auch in der Fotografie.
Neonfarben und Graffitis spiegelten später das urbane Leben der 1980er-Jahre wider, während gedeckte Töne die Tristesse einer postindustriellen Umgebung betonten. Die Street Photography hieß zu diesen Zeiten anders, doch sie hat durch alle diese Epochen schon bestanden. Wir dürfen heute gerade auch in diesen alten Fotografien erkennen, dass uns die Farben dabei unterstützen, die jeweiligen Fotografien zeitlich oder kulturell dem entsprechenden Kontext zuzuordnen.
Mit der Verbreitung von Farbfilmen wie Kodakchrome, oder später durch die digitale Fotografie, wurde Farbe einfacher zugänglich und präsenter. Fotografen konnten nun Farben so festhalten, wie sie sie wahrnahmen, was ihre kreative Freiheit erweiterte.
In der heutigen Zeit, in der die digitale Bildbearbeitung und soziale Medien allgegenwärtig sind, ist Farbe wieder ein dominierendes Element. Fotografen experimentieren mit Farben, um Stimmungen, Surrealität oder kulturelle Statements zu erzeugen.
Auf die Street Photography bezogen, trugen vorwiegend Fotografen wie William Eggleston, Joel Meyerowitz oder Saul Leiter dazu bei, Farbe als bedeutendes Element der künstlerischen Fotografie zu etablieren. Sie zeigten, dass Farbe nicht nur eine Ergänzung ist, sondern integraler Bestandteil der Bildkomposition und -aussage.
Bekannte Vertreter der Farbfotografie in der Street Photography
Joel Meyerowitz:
Einer der Pioniere der Farbfotografie, der meisterhaft Licht und Farbe einsetzt, um alltägliche Momente poetisch einzufangen.
William Eggleston:
Bekannt für seine Fähigkeit, banale Szenen durch Farbe in Kunstwerke zu verwandeln.
Saul Leiter:
Seine Arbeiten verbinden Farbe, Abstraktion und emotionale Tiefe auf außergewöhnliche Weise.
Komposition und visuelle Führung
Farben helfen uns dabei, das Auge des Betrachters durch das Bild zu lenken. Ein gezielt platzierter Farbtupfer in einem ansonsten monochromen Umfeld kann einen starken Fokuspunkt schaffen. Schauen wir uns im breiten Spektrum der Veröffentlichungen um, fällt auf, dass Street-Fotografen oftmals Farbe als abstraktes Element nutzen, um Formen, Muster oder Texturen hervorzuheben. Es ist demnach bedeutsam, Farbe nicht nur als dokumentarisches Mittel einzusetzen, sondern als kreative Sprache zu verstehen, durch die wir die Realität interpretieren oder umgestalten.
Fotografieren in Farbe schafft uns eine neue Sicht auf Altbekanntes.
Abwechslung und Inspiration
Unser (gelegentlicher) Wechsel zu Farbe kann uns neue Inspiration bringen und eine kreative Pause vom Schwarzweiß-Arbeiten sein. Solch ein Bruch in unserer Fotografie ermöglicht, unsere eventuell eingefahrenen Sehgewohnheiten aufzubrechen. Wir schaffen uns damit eine neue Sicht auf Altbekanntes. Das kann beflügeln und setzt Wege frei, noch einmal mit frischen Ideen an unsere Fotografie heranzugehen. Farbe kann in uns die Freude an der Entdeckung von neuen Motiven und unerwarteten Details wecken, die wir in Schwarzweiß möglicherweise für längere Zeit übersehen haben.
Neue Zielgruppen und Ausdrucksmöglichkeiten
Mit der Farbfotografie eröffnen wir uns vielleicht auch andere Zielgruppen. Farbe spricht vermutlich eher ein breiteres Publikum an, da sie für viele Menschen intuitiver und leichter zugänglich ist. Farbfotografie kann daher eine Möglichkeit sein, unsere eigene Arbeit einem neuen, oder einem weiteren Kreis von Menschen vorzustellen.
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, aber Farbe bietet schlicht mehr Flexibilität bei der visuellen Sprache. Sie erlaubt uns, Projekte oder Serien zu entwickeln, die speziell auf die Wirkung von Farbe angewiesen sind.
Entdeckung des Zusammenspiels von Farbe und Schwarzweiß
Farbe in der Street Photography ist mehr als nur ein visuelles Detail – sie ist ein Werkzeug, um unsere Geschichten zu erzählen, Gefühle bei den Betrachtern zu wecken, und das Wesen eines Moments oder eines Ortes zu vermitteln.
Farbe ist somit mehr als nur ein technisches Mittel. Sie ist eine kreative Sprache, die Geschichten visuell und emotional bereichert. Farbfotografie verbindet das Dokumentarische mit dem Künstlerischen und eröffnet uns Fotografen eine reiche Palette, um unsere eigene Sicht auf die Welt auszudrücken.
Wenn wir uns grundsätzlich als Schwarzweiß-Fotograf verstehen, doch auch immer wieder mit Farbe arbeiten, besteht zumindest die Chance, uns fotografisch breiter aufgestellt zu entwickeln. Wir eröffnen uns selbst die Möglichkeit, unsere gestalterischen und technischen Fähigkeiten zu erweitern. Das fördert unser individuelles Verständnis von Bildsprache und erschließt uns dadurch neue, kreative Herangehensweisen.
Gerade in unseren heutigen Zeiten sind Farbe und Schwarzweiß überhaupt keine Gegensätze mehr, sondern ergänzen sich bestens. Wenn es uns als Fotografin, als Fotograf gelingt, beides zu beherrschen und gekonnt einzusetzen, dürfen wir uns eines mächtigeren Repertoires bedienen, um unsere Visionen perfekt umzusetzen.
Zum guten Schluss
Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen auf gar keinen Fall suggerieren, dass man sich entscheiden sollte. Viele triftige Gründe habe ich Ihnen vorgestellt, die dafür sprechen, schwarz-weiße UND farbige Fotos zu belichten. Es ist ganz sicher so, dass das eine vom anderen profitiert. Wenn ich meine eigene Fotografie reflektiere, komme ich zu der Erkenntnis, dass mir das Herausarbeiten von Farbfotos dabei hilft, meine Schwarzweiß-Fotografie besser zu verstehen. Für mich wird deutlich, dass der Blick ins Bunte mich sensibel macht dafür, welche Elemente eines Bildes auch ohne Farbe funktionieren und welche nicht.
Der temporäre Wechsel zwischen Monochrom und Farbe versetzt uns in die Lage, differenzieren zu können. Nur durch die Erfahrung mit beiden Ansätzen befähigen wir uns, besser einzuschätzen, wann welche Technik die stärkere Wirkung erzielt, und somit genau die richtige ist.
Herzliche Grüße von der Straße
Ihr Dirk Trampedach
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© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie bei *fotowissen – Die Wiederentdeckung der Farbe in der Street Photography
Dies ist eine Serie von Beiträgen - Street Photography - Lesen Sie die ganze Serie:
- Street Photography Projekt Tutorial Teil 1
- Faszination Street Photography Projekt Teil 2
- Straßenfotografie Frankfurt - Street-Photography Projekt
- Die Wahrheit Street Photography Projekt Teil 3
- Die Planung des Ungestellten - Street Photography Projekt Teil 4
- Interaktion in der Street-Photography – Street Photography Projekt 2022 Teil 5
- Straßenfotografie Tipps Best Of – Street Photography Projekt Teil 6
- Einstellungen Street Photography Projekt Teil 7
- Das Finale Street Photography Projekt Teil 8
- Bildband Street Photography Projekt 2022 Bonus-Teil 8.1
- Methode Jäger und Fischer Street Fotografie
- Streetfotografie bei Nacht und Nebel
- Gefahren der Street-Photography - Vogelfrei mit Kamera
- Meet&Street Nuernberg 2023 - Deutsche Streetfotografie Szene
- Street Photography 35mm Brennweite
- Street Photography Farbe oder Monochrom
- Street Photography – zeitlose Fotos machen
- Was ist Street Photography?
- Street Photography - Unentdeckt fotografieren
- Straßenfotografie für Anfänger Tipps, Tricks und Ausrüstungsempfehlungen
- Die Wiederentdeckung der Farbe in der Street Photography
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Ein wunderbarer Blogeintrag. Ich stimme in vielfache Hinsicht zu mit dem Pro und Contra. Ich persönlich fotografiere in der Street photography persönlich auch gerne beide Varianten, je nach Situation und Wetterlage. Gerade mit den FujiFilm Custom Settings gefällt mir das abwandeln der Farbeinstellungen besonders. Beide Möglichkeiten bieten vielfältige Ansichten und manchmal kann ich mich kaum festlegen welches Foto, ob nun in sw oder Farbe ich schöner finde.
Hallo Herr Uckermann,
super nachvollziehen kann ich, was Sie schreiben. Die unkomplizierte Auswahl der farbigen oder monochromen Settings lässt uns schon sehr viel Zeit für die Fotografie übrig behalten! Ich mag das auch sehr.
Schönen Dank für ihren Kommentar dazu!
Mit freundlichen Grüßen,
Dirk Trampedach
Hallo Herr Trampedach,
vielen Dank für Ihren hervorragenden Artikel, den ich mit großer Freude gelesen habe.
Ich fotografiere in der Streetphotography ebenfalls auch gerne in Farbe und manchmal geht es mir wie Herrn Uckermann in seinem Kommentar: Farbe oder sw – eine schwierige Entscheidung.
Hallo Herr Siedschlag,
auch Ihnen vielen Dank für die Begeisterung zum Thema!
Vielleicht als Anregung zur schwierigen Entscheidung: Ich entscheide mich immer schon daheim, ob es Farbe oder Monochrom werden soll. Das hat 2 große Vorteile. 1. ist die Entscheidung eben schon gefallen, und 2. “schaut” man von vorne herein entsprechend der Voreinstellung. Vielleicht hilft Ihnen das ja an der einen oder anderen Stelle auch.
Herzliche Grüße,
Dirk Trampedach
Lieber Dirk,
auch mir hat Dein Beitrag wieder sehr gut gefallen! Vielen Dank dafür!
Von Dir habe ich gelernt, zu Hause bereits zu entscheiden, ob “mit oder ohne Farbe”. Aber was ist, wenn Du Dich für s/w entscheiden hast und dann jemand mit so einem herrlich roten Schirm über den Bahnsteig läuft und einen wunderbaren Kontrast zu den übrigen eher dunklen Typen abgibt (siehe Dein Bild im Text)? RAW ist ja für Dich keine Option, für mich auch nicht- zu viel wertvolle Lebenszeit geht da mit Entwicklung drauf! Wie wäre es mit “farbig” und dann das eine oder andere in s/w zu Hause umwandeln? Ist das mit der Fotografenehre zu vereinbaren? :)
Einen schönen Wochenanfang und herzliche Grüße
Frank
Hallo lieber Frank,
schön, von dir zu lesen, danke dafür! Zu deiner Frage kann ich nur für mich sprechen. Es ist eben nichts anderes, als meine Weise, von der ich hier berichte.
Wer das allerdings prima hinbekommt, so wie du in deiner Frage darstellst, sollte das auch genau so tun! Mit Fotografen-Ehre, oder einer “Aus-Prinzip-Entscheidung” hat das in meinem Fall nichts gemeinsam. Es liegt tatsächlich daran, dass ich völlig anders schaue, je nach Farbe oder Monochrom. Unterstützt wird das natürlich durch das monochrome Bild im Sucher.
Abgesehen davon, geht die Belichtung ja auch ein wenig andere Wege. Wenn ich nun noch jedem Motiv technisch hinterher springen sollte, wäre mir das viel zu verwirrend und anstrengend. Ich muss ja nicht nur die Kamera umstellen, sondern auch mich. In ganz seltenen Fällen, wo die Zeit reicht, und das Motiv fantastisch ist, mache ich das auch. Aber das ist im 1/1000-Bereich.
Das Gefühl, etwas zu verpassen, kenne ich an der Stelle nicht. Wir verpassen sowieso auch viele andere Motive während unserer Walks, da tut die Demut gut, es auch dabei zu belassen.
Herzliche Grüße nach Thüringen,
Dirk