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Die perfekte Brennweite und der eigene Blick in die Welt

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Die perfekte Brennweite und der eigene Blick in die Welt kommt möglicherweise für alle diejenigen von Ihnen noch zeitig genug, die dem hochpreisigen Weihnachtsgebaren nicht verfallen, und lieber noch etwas abwarten. Denn sollte auf ihrer Wunschliste ein neues Objektiv stehen, was nicht näher erläutert ist, könnte es hilfreich sein zu wissen, durch welchen Rahmen Sie eigentlich in die Welt schauen. Diesen Artikel, liebe Leserinnen und Leser, möchte ich mit einer provokanten Behauptung einleiten:

Wenn bezüglich Fotografie das Seh-Empfinden aller Menschen exakt gleich wäre, benötigte die Menschheit nur eine einzige Brennweite …

Die perfekte Brennweite und der eigene Blick in die Welt

Natürlich weiß ich, dass viele weitere Faktoren dazu beitragen, unterschiedliche Brennweiten als sinnvoll und nützlich anzusehen. Ich möchte mir nur gerne erlauben, Sie mit dieser krassen Aussage auf ein paar Gedanken einzustimmen, die ich im Zusammenhang mit Brennweite, dem eigenen Blick in die Welt, und uns selbst, als wichtig erachte. Haben Sie für sich selbst schonmal im Detail ergründet, warum Ihnen manche Brennweiten deutlich eher zusagen und liegen als andere? Können Sie benennen, was das jeweils ausmacht? Fangen wir vorn an, ich hole etwas aus:

Brennweiten für verschiedene Fotothemen

Für die Street Photography gibt es sicherlich Brennweiten, die sich eher eignen als andere. Und für sonstige Foto-Genres sind bestimmte Brennweiten einfach prädestiniert, ja quasi schon vorgegeben. Für groß abbildende Nahaufnahmen das Macro, für Wildlife + Sport lange Tele-Brennweiten. Bei Innenräumen, Architektur, und auch für Portraits, ist die Zuordnung von Brennweiten schon nicht mehr ganz so eindeutig. Und wie zuvor erwähnt, auch für die Street-Photography, gibt es nicht nur diese eine Street-Brennweite.

Vollformat (KB) Brennweite / MotivPortraitLandschaftReportage, Straßen-fotografieArchitekturStilllebenMakroSport ActionWildlife
11-17mm
(117 - 93,3 Grad*)
-+++o+++oo+o
17-24mm
(93,3° - 73,7°)
-++++++++o+o
27mm
(67,4°)
o++++++++o+o
35mm
(54.4°)
+++++++++o+o
50mm
(39,6°)
+++++++++++++o
85mm
(23.9°)
+++++++o+++++++++
100mm
(20,4°)
++++o++++++++++
135mm
(15.2°)
++++o++++++++
200mm
(10.3°)
+++--++++++++
300-1000mm
(6.87° - 2.06°)
oo---++++++++
Legende- nicht ratsamo möglich+ gut++ sehr gut+++ perfekt*Blickwinkel in Grad Horizontal

Abgesehen von Anwendungsfällen und Genres mag es aber durchaus noch andere Gründe geben, die für die Wahl von bestimmten Brennweiten entscheidend sind. Und vielleicht haben diese Gründe mit dem Foto-Genre, oder dem jeweiligen Motiv, gar nicht so sehr viel zu tun. Mit unserer Wahl von Tele bis Weitwinkel legen wir nicht nur fest, wie nah oder entfernt uns die Motive erscheinen. Der jeweils gewählte Bildausschnitt steht ja auch dafür, wie stark oder weniger stark wir unser Blickfeld auf die Welt begrenzen. Die Brennweite legt den Rahmen fest, durch den wir beim Fotografieren in die Welt sehen. Wie viel Zufall steckt eigentlich dahinter, wie bemessen dieser Rahmen (mittels gewählter Brennweite) ist, durch den wir vorrangig in die Welt schauen? Fällt die Entscheidung aus der Summe aus Genre, Motiv, Abstand? Oder was hat noch Einfluss?

Zoom contra Festbrennweite

Bei der Diskussion Zoom – contra – Festbrennweite wird ja gerne angeführt, dass die Nutzer der Festbrennweiten sich kreativer bewegen, während der Zoom-Besitzer stehen bleibt, und die Bewegung der Technik überlässt. Leider wird dabei gerne unterschlagen, dass sich bei der Festbrennweite zwar Position und Perspektive ändern, aber im Gegensatz zum Zoom der Bildausschnitt nicht! Wer also zoomt, verändert gegenüber einem Nutzer von Festbrennweiten den Ausschnitt, und damit verändert sich der Rahmen, durch den er/sie in die Welt schaut.

Foto-Beispiele zu den Brennweiten

Wie sich das ganz konkret darstellt, möchte ich Ihnen mit 3 Fotoserien verdeutlichen. Das erste Bild ist mit Festbrennweite 56 mm (APS-C, 80 mm kleinbildäquivalent) aufgenommen. Bei diesem, wie auch den weiteren drei, ist der Stamm auf der linken Drittellinie, und der Baum selbst vertikal gesehen in der Mitte. Das zweite Bild ist mit Telezoom belichtet bei 56 mm. Das dritte Foto ist mit Telezoom bei 128 mm belichtet, und das vierte habe ich wiederum mit der 56er Festbrennweite gemacht, bei nach vorn gehen bis zu dem Abstand zum Motiv, der dem 128 mm Tele-Foto nahekommt. Vor allem die letzten beiden Fotografien zeigen deutlich, wie sich der Blick auf das Motiv verändert.

Auch bei den nächsten Fotos bin ich bzgl. der Anwendung von Brennweiten so verfahren. Hauptmotiv ist hier der erleuchtete Stamm mit den gefrorenen Ästen. Ihn habe ich bei allen Aufnahmen mittig ins Bild gesetzt. Schön zu sehen auch, wie sich die Lichtverhältnisse verändern, wenn man sich mit Festbrennweite nach vorn bewegt. Die ersten 3 Fotos von weiter hinten blieben noch vom Gegenlicht verschont. Beim letzten Foto bin ich voll ins Licht gelaufen. Auch hier der massive Unterschied bei den letzten 2 Fotos. Zoom-Brennweite 153 mm, und nach vorn gelaufen mit 56 mm.

Und diese Serie mit Hochsitz und Strommast zeigt auch noch einmal, was sich alles verändert. Die Kanzel des Hochsitzes ist bei allen 4 Aufnahmen am linken unteren Drittel-Schnittpunkt. Bei der letzten Aufnahme ist gut erkennbar, was die wechselnde Position mit dem großen Strommast macht. Er ist deutlich geringer im Bild. Und beim ersten Foto ist zu erkennen, dass vor dem Hochsitz eine Böschung verläuft. Über diese blicke ich bei der ersten Aufnahme noch hinweg. Beim letzten Foto, was wieder nahe am Objekt gemacht wurde, unterlaufe ich die Böschung. Die Füße des Hochsitzes sind nicht mehr zu sehen. Der Blickwinkel, der Ausschnitt und entsprechend das Foto selbst verändert sich stark. Alles das bleibt beim Zoom-Vorgang von einer einzigen Position unbeeinträchtigt, und sicher auch oftmals unbedacht.

Bei Festbrennweiten bleibt für derartige Korrekturen bloß der anschließende Beschnitt/Crop. Sollten Sie ein Immerdrauf-Zoom benutzen, also z.B. die Klassiker in Bereichen 18-55 mm und 24-70 mm, möchte ich wetten, dass ein Großteil Ihrer Aufnahmen in einem immergleichen Bereich +/-10 mm landet. Und es wird auch eine Reihe Fotografen*innen geben, die mit Festbrennweiten zwischen 23 und 35 mm unterwegs sind, und sehr viele Ergebnisse beschneiden/croppen. Auch hier ist die Frage von Bedeutung, wie viel Zufall eigentlich dahintersteckt, bis zu welchem Bildausschnitt gecroppt wird. Beides, vorher zoomen, nachher croppen, hat den o.g. Effekt, der den Bildausschnitt beeinflusst, und damit den Rahmen verändert, durch den wir in die Welt schauen.

Die perfekte Brennweite finden

Und damit komme ich zum Kern dieses Artikels. Nutzer von Zoom-Objektiven werden es wahrscheinlich gar nicht so sehr bemerken. Aber sollten Sie Festbrennweiten nutzen und regelmäßig croppen, verwenden Sie wahrscheinlich eine Brennweite, die Sie zwar für die jeweiligen Anwendungen/Genres für perfekt halten, die aber gar nicht ihrem persönlichen Bildausschnitt entspricht, mit dem Sie beim Fotografieren in die Welt schauen. Das könnten Sie daran überprüfen und festmachen, ob Ihr späterer Beschnitt wirklich nur der kleinen Korrektur der Ränder dient, oder ob Sie sich tatsächlich erst zufriedengeben, wenn das Bild neu geordnet ist, und sich die Komposition so verändert hat, dass Zufriedenheit einkehrt. Sich da ehrlich zu machen, bedeutet meines Erachtens einen Riesenschritt auf dem Weg zu einer verbesserten Fotografie!

Wer oft sehr stark croppt, benutzt höchstwahrscheinlich nicht die ideale Brennweite, die dem eigenen Blick in die Welt entspricht. Für Nutzer von Zoom-Objektiven ergibt sich diese „Problemstelle“ nur mittelbar. Dennoch möchte ich empfehlen, wirklich danach zu schauen, wo der jeweils selbst definierte Vorteil eines Zoom-Objektivs liegt. Es könnte ja sein, man freut sich über die Brennweitenspielräume, und legt sich das als beste Lösung aus, obwohl man durch intuitiv richtiges Wählen der oftmals gleichen Brennweite, dann doch die „feste Größe“ trifft. Nämlich die, welche den Rahmen festlegt, durch den Sie, ihnen entsprechend, beim Fotografieren auf die Welt schauen.

Sich diese Dinge auf den Schirm zu holen, macht nicht zwingend nötig, sich von allen Linsen zu trennen, und nur die zu behalten, die ihrem inneren Auge entspricht. Mir erscheint es dennoch nützlich, sich selbst, und dem Rahmen, durch den man in die Welt schaut, auf die Spur zu kommen. Für mich hat sich dadurch einiges geändert, oder zumindest verdeutlicht. Ich bin kein Weitwinkel-Typ. Alles, was unter 18 mm oder 16 mm Brennweite (APS-C) liegt, lässt Fotos entstehen, deren Perspektive mir fremd bleibt. Meine Schmerzgrenze für häufigeres Fotografieren liegt wahrscheinlich sogar noch etwas darüber.

Wie wir die Welt erblicken

Diese Überlegung, durch welchen Rahmen wir in die Welt schauen, hat übrigens nichts damit zu tun, dass 50 mm Brennweite (33/35 mm APS-C) in etwa dem menschlichen Blickfeld entsprechen. Die hier aufgeführten Gedanken abzukürzen, um ohnehin im 50 mm-Bereich zu landen, ist m.E. zu kurz gesprungen. Denn diese 50 mm-Logik bzgl. unserer Sehgewohnheiten bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass das der Ausschnitt ist, der uns fotografisch am individuellsten zusagt. Die Normalbrennweite, die unserem Blickwinkel entsprechen, eignen sich halt für nahezu alle Einsatzgebiete. 50 mm ist der größtmögliche Kompromiss an alle Anforderungen. Das lässt sich ein wenig vergleichen mit dem Fahrwerk eines Autos. So wie es das Werk verlässt, ist es abgestimmt auf den bestmöglichen Kompromiss für alle Eventualitäten, aber auch für alle Mentalitäten. Wer es spezieller mag, und z.B. Richtung sportlich verändert, kommt halt schneller um die Ecken, hat aber auf Feldwegen keinen Komfort mehr. Sich dann ein weiches Kissen auf den Sitz zu legen, und weiter sportlich fahren, ist wie die Brennweite, die wir nutzen, ohne dass sie uns entspricht.

Beispielsweise könnte es doch sein, Sie nehmen für Architektur und Städtefotografie reflexartig das 16 mm/ 18 mm Weitwinkel, weil man das eben dafür nimmt. In Wahrheit ist ihr Blick auf Architektur aber ein ganz anderer. Vielleicht der durch ein Tele. Oder nehmen wir Portraits. Haben Sie die klassische Portraitbrennweite zwischen 50 mm bis 80 mm, ohne alternativ ein 200 mm Teleobjektiv genommen? Auch bei Portraits gibt es nicht nur Standards, sondern es gibt ihren Wohlfühl-Blickwinkel, der sich am Rahmen orientiert, durch den Sie in die Welt schauen. Sie treffen ganz bestimmt eine gute Wahl, wenn es um bestimmte Brennweiten für bestimmte Anlässe geht. Aber wissen Sie, durch welchen Rahmen Sie am liebsten in die Welt schauen?

Spannend wäre, zu lesen, welche Erfahrungen Sie vielleicht schon zu diesen Dingen machen konnten. Schreiben Sie es gerne in die Kommentare, lieben Dank dafür!

Herzliche Grüße, Ihr
Dirk Trampedach

© Dirk Trampedach – Die perfekte Brennweite und der eigene Blick in die Welt

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Geschrieben von:

Dirk Trampedach im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen 28.10.23-037

Dirk Trampedach

Eine Geschichte, ein Bild, eine Stimmung. Erlebnisse, Schreiben und Fotografieren, das hängt für mich unmittelbar zusammen. Foto-Themen, denen ich mich gerne widme, sind Berichte von Touren im VW T3 WESTFALIA, Street Photography/-Portraits, sowie Storys um klassische Automobile und deren Besitzer. Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten: www.dt-classics.de.

17 Kommentare

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  • Sehr interessanter Beitrag. Sicher werde ich ihn noch einmal in Ruhe lesen und die beschriebenen Effekte auch einmal selbst ausprobieren. Inzwischen gehe ich recht gerne mit nur einer Festbrennweite los und lebe bewusst damit, auch einmal auf ein Foto zu verzichten, das mit dieser Brennweite eben gerade nicht geht. Trotz des Crop-Faktors von 1,6 komme ich dabei mit einem 50er erstaunlich gut zurecht. Da ich oft Fotos über WhatsApp teile, wo sie auf Smartphone-Displays angesehen werden, und sie leider eher selten auf einem großen Bildschirm zeige, ist ein leichter Tele-Effekt eigentlich ganz willkommen. Das geht auch bei Architektur. Die Totalaufnahmen mit Weitwinkel sind ohnehin schon zig Mal gemacht und gezeigt worden. Da finde ich es spannender, mich auf Details zu konzentrieren.

    • Hallo Thomas,

      vielen Dank für den Kommentar und die Gedanken/Erfahrungen zum Thema! Es ist teilweise gegenläufig, die eigene Sicht der Dinge mit dem, wofür die Fotos genutzt sein wollen, unter einen Hut zu bringen. Sich da hinsichtlich der eigenen (Bild-) Sprache zu synchoniseren, ist sicherlich der nachhaltigste Ansatz. In das, was ich gerne vermitteln wollte, spielt ja grundlegend hinein, ob der eigene Blick in die Welt vor dem steht, was mit den Fotos geschehen soll, oder wie sie gesehen werden „sollen“. Das eigene Ding machen, ja…

      Frohes Fest, herzliche Grüße,

      Dirk Trampedach

  • Hallo, interessanter Artikel – für mich stellt sich oft die Frage welche Objekte ich benötige und welche ich heute mitnehme. Inzwischen bin ich soweit dass ich nicht immer alles mitschleppen will – man wird ja nicht jünger ;-) … Daher besteht mein Stadardequipment aus meiner Vollformatkamera, einer 16mm Festbrennweite und einem 24-105mm Zoomobjektiv.
    Mein 600er Tele kommt nur mit wenn ich in die Natur gehe u. vorhabe Tiere zu fotografieren, das 85er für Portraits wenn mir die Abbildungsqualität besonders wichtig ist, das 50er u. das 35er habe ich gerne in der City dabei.
    Mit meiner Standardausstattung komme ich aber immer zumindest zufriedenstellend zurecht.
    Beste Grüße,
    Matthias Wupper

    • Hallo Herr Wupper,

      von 16-600 ist eine komfortable Spanne, da ist ja sozusagen jede Lücke geschlossen. Haben sie denn mal nachgesehen, welche Brennweite sie überwiegend nutzen, wenn z.B. das 24-105 zum Einsatz kommt? Gehen sie da regelmäßig bis an die Grenze, oder ist der Mittenbereich gerne genutzt? 35 + 50mm liegt ja auch als Festbrennweite vor.

      LG, Dirk Trampedach

      • Hallo Herr Trampedach,
        mein Objektiv-Fuhrpark deckt einen ähnlichen Bereich ab wie der von Herr Wupper. Daher möchte ich dazu mal meine Erfahrungen schreiben.
        Es gibt Tage an denen man relativ gut abschätzen kann, welche Brennweite es braucht. Damit spare ich mir einiges an Gewicht und weiß aber auch, dass ich hier und da Abstriche machen muss, falls mal kein „Fuß-Zoom“ möglich ist. Auf Urlaubsreisen bevorzuge ich Zoomobjektive, damit ich auch die überaschenden Motive mitnehmen kann. Mit dem 16-35 und dem 24-105 kann ich so ziemlich alles abdecken, hab aber auch etwas Gewicht über der Schulter hängen. Manchmal gönne ich mir dann auch den Luxus des 10mm hyperwide, mit dem besonders in engen Gassen einer Altstadt tolle Bilder entstehen.
        Bin ich aber andererseits auf Wandertour, tausche ich die VF Kamera gegen eine kleine APS/C und montiere ein kleines 21mm Voigtländer drauf. Mit dem daraus resultierenden Bildbereich kann ich noch wunderbar Landschaften oder Details fotografieren und hab mit der Kamera (A6500) gerade mal 675g Gewicht zu tragen.
        Generell tendiere ich zu manuellen Festbrennweiten, da ich damit gezwungen werde, etwas mehr Zeit für meine Bilder zu investieren, anstatt mit Autofocus einfach drauf los zu ballern.
        Viele Grüße vom Bodensee, Werner Utz ?

      • Hallo Herr Utz,

        es ist interessant zu lesen, wie Sie anscheinend ohne große Umstellungszeiten zwischen Zoom und Festbrennweite wechseln. Nutzen sie die Zooms denn über den kompletten Bereich, oder landen Sie auch in einem oft ähnlichen Teil, der ggf Ihrem Rahmen entspricht, durch den Sie in die Welt schauen?

        Herzlichen Dank für Ihren Kommentar, freundliche Grüße,

        Dirk Trampedach

  • In einer Welt, gefüllt von Weitwinkelfotos, tut es doch gut, mal Fotos im ordentlichen Tele zu sehen. Also ich bevorzuge Telefotos (größer 100mm) weil sie einfach eine gänzlich anderere Sicht bringen.

    Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch normale Brennweiten nutze.
    Die haben auch ihren Nutzen.

    Ansonsten sind Ultraweitwinkel auch eine spannende Sache, da sie auch einen gänzlich anderen Blickwinkel bieten.

    • Hallo Felix,

      da stimme ich gerne zu. Alles hat zum jeweiligen Anwendungsfall Nutzen und Spannung.

      Ich für meinen Teil kann allerdings sagen, dass mir z.B. Fotos mit Ultraweitwinkel überhaupt nicht entsprechen. Da entsteht eine Diskrepanz zwischen der total richtigen, und nachvollziehbaren Anwendung, und dem dennoch Befremdlichen, das der Rahmen/Blickwinkel solcher Fotos darstellt.

      LG, Dirk

  • Mal was zum Nachdenken. Da ich fast ausschließlich im Wald unterwegs bin habe ich mein 150-600 fast immer drauf. Beim Nachdenken fällt mir jetzt allerdings auf, dass ich bei bestimmt weniger als 0,1% der Bilder überhaupt unter 600mm gehe und dann meist noch croppe. Insofern wäre eine Festbrennweite vermutlich die bessere Alternative, da diese aber sehr teuer sind und zudem recht schwer lebe ich mit dem Kompromiss. Die neuen leichten Objektive 600mm und 800mm von Canon wären vermutlich für mich perfekt, aber da fehlt bei fester Blende von 11 einfach die Lichtstärke, da ich nur morgens und abends unterwegs bin.

    • Hallo Herr Klein,

      schönen Dank auch Ihnen für die Erfahrungen und Gewohnheiten bzgl. Brennweite. Lichtstärke ist leider bei dem, was Sie nutzen, wirklich eine entscheidende Preisfrage. Ich vermute, Sie machen Wildlife-Photography? Da wird der Tipp mit näher rangehen wahrscheinlich nicht viel bringen, aber ich wünsche Ihnen dennoch viel Glück. Vielleicht klappts ja doch mal mit einem großen Tele bei adäquater Lichtstärke.

      Freundliche Grüße, Dirk Trampedach

  • Interessanter Artikel! Was ich in diesem Zusammenhang festgestellt habe, ist dass das menschliche Auge vom „scharfen“ Sehfeld gerade mal einem 85mm Kleinbildobjektiv entspricht. Es gibt einen einfachen Versuch mit einer analogen Spiegelreflexkamera. Wenn man mit einem Auge durch den Sucher mit einem 85mm Objektiv schaut ist das Blickfeld identisch mit dem freien anderen Auge. Deswegen wird es wohl auch gerne Portraitobjektiv genannt, da es ein Gesicht „unverfälscht“ bei einem starren Blick für unser Empfinden wiedergibt, da wir bei einem menschlichen Gesicht sehr empfindlich auf Verzerrungen reagieren! Bei einem Sichtfeld, das von einer kleineren Brennweite abgedeckt wird, „scannen“ wir bereits mit unserem Auge durch Bewegung des Augapfels das Feld ab, weil wir es in voller Gänze nicht scharf sehen. Insofern bedienen Fotos mit Brennweiten unter besagten 85mm eigentlich nur zusätzliche Informationen einer Szene und alles darüber im Telebereich ist „künstlerisches Gestalten“ oder die Bequemlichkeit sich auf das Objekt zuzubewegen!!

    • Hallo Eberhard,

      danke für die interessante Ergänzung!

      ist das bezogen auf APS-C oder Vollformat? Wenn ich den beschriebenen Versuch z.B. mit 56mm/APS-C mache, ist m.E. im Sucher schon ein Tele-Effekt gegenüber meinem tatsächlichen Sehfeld.

      Vielleicht noch als Ergänzung: Losgelöst von der standardisierten Diskussion um diese 50er/85er Geschichte, ging es mir hierbei vorrangig darum, sensibel zu machen dafür, sich des eigenen, individuellen Rahmens bewußt zu werden, mit dem wir in die Welt schauen. Der hat m.E. nicht zwingend etwas damit zu tun, was sich organisch-technisch mit Brennweiten lösen lässt.

      Herzl. Grüße, Dirk Trampedach

      • Danke für die nette Diskussion!!!
        Blickfeld und Sehfeld sind meines Erachtens unterschiedlich! Blickfeld ist der Bereich, den wir mit „starrem“ Auge scharf erfassen! Der ist, so stelle ich fest, ca. 85mm Kleinbildbrennweite (läßt sich am Besten mit einem Zoom an einer alten analogen Spiegelreflex feststellen)! Sehfeld ist der gesamte Bereich, in dem wir z.B. Bewegungen oder Lichter erfassen! (Wichtig beim Auto fahren!) Insofern ist ein Foto mit einer kleineren oder größeren Brennweite als 85mm ein Feld, dass wir mit unserem natürlichen Sehempfinden nicht nachvollziehen können, es sei denn, wir schauen durch den Sucher (oder auf das Display)!

    • Hallo Eberhard,

      es ist eine leidliche Diskussion, ob das menschliche Sehen einem 50mm (Bildwinkel) oder einem 85mm (perspektivisch) entspricht. Wollten wir es wirklich biologisch darstellen, müssten wir eine Optik mit nur einer kleinen Punktschärfe entwickeln (in Fläche und Tiefe), welche durch einen pulsierenden Bildde(!)stabilisator Schärfe „verteilt“. Nicht zu verwechseln mit dem „Scannen“ des Auges seiner Umgebung. Unterstützt werden müsste das System zusätzlich durch eine KI, welche mit schon scharf abgespeicherten Fotografien, das Bild vor der Optik ergänzt – so wie es unser Gehirn leistet.

      Wobei die mittlere physikalische Brennweite unseres Auges bei 20mm liegt und durch den Ringmuskel zum Scharfstellen auch ein kleines(!) Zoom ist.

      Fotografie hat im Gegensatz zum Auge immer die Möglichkeit, selbst mit großen Telebrennweiten den Blickwinkel zu erweitern … da Scheuklappen wegfallen können.
      Um diesen Vorgang lebendig zu halten, ist es eine spannende Erfahrung, einfach mal auf die Lieblingsbrennweite zu verzichten und die für einen persönlich unbequemen Brennweiten zu nutzen.

      Liebe Grüße,
      Bernhard

  • Hallo Herr Trampedach,
    Sie schreiben einen schönen Artikel zu einem sicher nicht neuem Thema. Ich selber nehme gern auf Reisen ein Zoom mit, zB (bezogen auf APS-C) ein 18-55 oder 18-105 in Nikon-Zeiten.
    Tatsächlich stelle ich aber fest, dass ein gutes Drittel der Aufnahmen im Weitwinkelbereich liegen, ein Drittel bis die Hälfte gemischt ist und der Rest am langen Ende des Brennweitenbereichs liegt.
    So gesehen könnte man mit 2 passenden FBs problemlos fotografieren ohne die eigene Sichtweise zu vernachlässigen.
    Gepaart mit einer Analogkamera, die ein bewussteres Fotografieren bewirkt lässt das noch genug Spielraum für entschleunigtes Fotografieren.
    Beste Grüße
    Marco Kereit, Kirchheim/Teck

    • Hallo Herr Kereit,

      dankeschön für ihren Kommentar! Das, was Sie für sich entdecken, ist tatsächlich überwiegend so. Mit ein paar Tricks ist es sogar möglich, auch entschleunigt digital zu fotografieren. Dazu könnte u.a. zählen, mal wirklich nur mit einer einzigen Festbrennweite loszuziehen, Sucher an – Display aus, sich selbst auf viellecht 30 Fotos/Tag konditionieren, und keines der Ergebnisse vor Ort anschauen. Ich mache das gelegentlich, und es bekommt mir ausgesprochen gut.

      Freundliche Grüße,

      Dirk Trampedach

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