Die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat. So heisst es. Was aber, wenn man wirklich die beste Kamera dabei hat? Ist sie immer und überall die beste? Seit einigen Wochen fotografiere ich mit der Fujifilm GFX 100S und den beiden Objektiven Fujinon GF 2,8/45mm und GF 1,7/80mm. Für mich eine absolute Traumkombination: leichtes Weitwinkel und längere Normalbrennweite. Dazu hohe Lichtstärke und vom X-System vertrautes Handling. Für mich das beste bezahlbare System für Slow-Photography. Darüber schrieb ich ja bereits in meinem letzten *fotowissen Blog-Beitrag.

Inhaltsverzeichnis
Erfahrungsbericht GFX 100S
Also langsames Fotografieren, Kamera auf das Stativ, Fernauslöser, manchmal zusätzlicher externer Monitor. Und immer ein genauer präziser Blick. 100 Megapixel in 16 bit Raw sind auch kein Pappenstiel. Serienaufnahmen? Nada! Und Datenmengen, die auch später in Lightroom, Capture One oder Photoshop verarbeitet werden müssen. Ganz klar aber auch, die Behauptung: Kamera A, B oder C seien die besten der Welt, ist provokativ. Tatsächlich ist die beste wirklich nur gut in einem genau definierten Einsatzbereich. Und damit zu dieser Situation: Kann die GFX 100S auch schnell?

Ist die GFX 100S schnell?
Letzte Woche war ich für ein neues dokumentarisch-fotografisches Projekt über Mensch und Umwelt mit oben beschriebener Kombination in Hessen. Keine kleine schnelle „Knipse“ dabei. Nur das relativ schlanke Dickschiff. Und dann kam es, wie es kommen musste: Es gab in der Gegend eine Performance der Strassentheater-Gruppe Antagon (www.antagon.de). Spektakuläre Auftritte auf Stelzen ist die Spezialität der Formation aus Frankfurt, 17 Musiker:innen und Tänzer:innen, die auch in einer Lebensgemeinschaft wohnen und so in Corona-Times ohne Masken auftreten können. Es wurde langsam Nacht, und das Licht bestand aus relativ hart leuchtenden LED Strahlern. Hell und dunkel. Grelle Farben. Licht und viel Schatten. Tanz bedeutet Bewegung, von vorne nach hinten, schnell, unberechenbar. Rechtzeitig sicherte ich mir für die beste Perspektive einen zentralen Platz ganz vorne an der Wiesenbühne.

Als die Stelzenläufer von rechts und links eintrafen, hatte ich noch das 45er auf der GFX, wechselte dann schnell zum super lichtstarken 1,7/80mm. Ich fotografierte mit den gleichen Einstellungen, die ich auch mit dem kleineren X-System nutze. Single AF, Backbutton Fokus. Und, ja: es funktionierte. Besser, als ich befürchtete. Schnellen Vor- und Zurückbewegungen der Tänzer:innen konnte ich nicht so recht folgen. Vielleicht wäre da ein manueller Fokus mit Focus-Peaking besser und präziser gewesen. Doch so vertraut bin ich mit der Kamera noch nicht. Auch war die Schärfentiefe des GF 80 mm bei Blenden zwischen 1,7 und 2,8 naturgemäss sehr gering. Bei ISO 3200 kam ich da auf Verschlusszeiten um die 1/250 bis 1/500 sek, gut genug, um schnelle Bewegungen einzufrieren. Dennoch, auch bei der anspruchsvollen Theaterfotografie unter widrigen Bedingungen gilt für die GFX 100S: Slow-Photography rules!

Genauer Hinsehen, warten, antizipieren, fotografieren im richtigen Moment. Und um eine gigantische Ausschnittsreserve zu wissen. Nicht mit 8 Fotos/sek durchrattern in der Hoffnung, dass dann schon der richtige Schuss dabei ist. Nach einer halben Stunde machte mir das richtigen Spass. Trotzdem: Für einen Auftrags-Job im Theater würde ich die „vielleicht beste Kamera der Welt“ nicht mitnehmen, dafür war sie dann doch nicht ideal. Mit dem Unimog möchte ich schließlich auch nicht über die Nordschleife heizen. Auch wenn man damit am Ziel ankommt.

Nachteile und Vorteile der GFX 100S
Den Nachteil der relativen Langsamkeit machen die Daten in der Postproduktion dann wieder wett. Der Dynamic Range, also der Kontrastumfang der RAWs ist verblüffend. Die Szenerie war bestimmt von extrem harten Kontrasten und dennoch war es kein Problem, von den Lichtern zu den Schatten eine enorme Durchzeichnung zu erhalten, die in diesen heruntergerechneten JPGs kaum darstellbar ist. Und das bei einer recht hohen ISO.
Fazit beste Kamera der Welt GFX 100S
Die Stärken der GFX 100S liegen sicher nicht in ihrem Speed, andere Systeme sind da wesentlich schneller. Aber dafür wurde sie ja auch nicht gebaut. Und, wenn man auf 16bit Raw verzichtet, hat sie eine durchaus respektable Seriengeschwindigkeit von 5fps. Der AF kann schon allein aufgrund der zu bewegenden Linsenmassen mit dem kleinerer und kompakterer Objektive nicht mithalten. Aber das System schlägt sich wacker und bedankt sich mit herausragenden Bilddaten. Und dann ist die GFX 100S eben doch die beste Kamera. Wenn man sie dabei hat…
Disclaimer: Ich bin Fujifilm X-Photographer, werde aber für Blogs und Artikel nicht bezahlt. Was und wie ich schreibe reflektiert meine Meinung. Als X-Photographer kann ich mir aber Geräte und Technik der Firma für Projekte und Produktionen ausleihen.
© David Klammer – Die beste Kamera der Welt? Die Fujifilm GFX 100S vor einer schwierigen Aufgabe.
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Hallo David
Vielen Dank für die tollen Bilder und den tollen Bericht.
Liebe Grüße
Bernhard