Ich möchte nun nicht auf die Glaubenskriege eingehen, und ich meine, ich wäre hier neutral, weil ich nämlich beide Systeme (Nikon D850 versus Canon 5DsR) parallel im Einsatz habe. Bei der normalen Fotografie bei normalem Wetter macht es eigentlich keinen Unterschied, wenn jemand auf die kleinen Unterschiede beider Spiegelreflexkameras verzichten kann.
Inhaltsverzeichnis
Hochauflösende Kameras – mein Vergleich Nikon D850 versus Canon 5DsR
Auffällig ist natürlich die Möglichkeit, mit 4K zu filmen, das bietet nur die Nikon D850. Auch die 7 Bilder/Sek. mit normalem Equipment sind beachtenswert. Hier bietet Canon nur 5 Bilder/Sek. Doch die Unterschiede liegen wieder im Eingemachten. Während Canon im RAW-Format nach 15 Bildern (also 3 Sekunden) langsamer wird, ist bei Nikon bei 19 Bildern Schluss, wird der Serien-AF (AF-F bzw. AF-C) verwendet ebenso bei 15 Bildern, aber dann geht erst bei Nikon mal gar nichts mehr und es dauert seine Zeit, selbst bei der schnellsten Speicherkarte XQD. Während die Canon schon noch ein paar Belichtungen, wenn auch deutlich langsamer (bei CF-Karte mit 90 MB/s) durchführt.
Weiter auffällig ist der schwenkbare Monitor. Da kann Canon nicht mithalten. Doch beim Live-View sollte tunlichst die Auslösung und die Autofokus-Einstellung, die per Touchscreen funktioniert, ausgeschaltet werden, weil durch eine schnelle ungeschickte Bewegung plötzlich ein anderes AF-Feld oder eine Auslösung erfolgen kann. Auch ist bei die AF-Nachführung im Live-View etwas langsam. Hier ist gewiss noch Aufarbeitungspotential bei Nikon.
Doch was mich am meisten enttäuscht hat, ist das Nikon-Rauschen bei hohen ISO-Werten. Hier ist die Canon deutlich im Vorteil und deutlich besser, wie die Vergleichsbilder beweisen (selbes Motiv mit identischem Objektiv – das Nikon 2,8/60 wurde mit Adapter an die Canon angebracht und manuell fokussiert). Es wird etlichen Testlabors übrig bleiben, hier exakte Werte und Kurvenverläufe zu ermitteln, mich interessiert eigentlich nur das Ergebnis.
Hier die Bilder der D850 und 5DsR
Das gesamte Bild (Objektiv Nikon 2,8/60 auf unendlich fokussiert auf das grüngelbe Haus rechts hinten), unten die Ergebnisse bei den unterschiedlichen ISO-Werten. Leider hat sich in den 10 Minuten der Testzeit das Licht trotz bedecktem Himmel etwas verändert, daher die etwas abweichenden Farbtöne, die Bilder wurden nicht nachbearbeitet und auch nicht korrigiert)
Bei ISO 100 sehen wir keinen wirklichen Unterschied (oben)
Schon bei ISO 3200 geht es los, das Nikon-Bild wirkt leicht aufgerastert (oben)
Was sich bei ISO 6400 natürlich verstärkt. Höhere ISO-Werte lassen sich bei der 5DsR nur mit besonderer Bedienung erzielen, daher habe ich darauf verzichtet, zumal ja ein Fremdobjektiv verwendet wurde. (Bild oben)
Der Nahbereich (das ca. 15 Meter entfernte Straßenschild) ist natürlich bei Blende 5,6 oder 8 bei diesem Objektiv und dieser Entfernungseinstellung nicht mehr ganz im Schärfebereich, aber dennoch sind die Ergebnisse interessant (Bild unten):
Noch interessanter wird der Vergleich bei den höheren ISO-Werten, bei Nikon habe ich 16000 verwendet, bei Canon 6400 (Bild unten):
Interessanterweise werden die Schilder schärfer abgebildet als bei ISO 100, besonders schlecht schneidet die D850 bei ISO 100 ab. An der Blende liegt es nicht, 5,6 resp. 8 machen nicht einen solch großen Unterschied. Es hat vielmehr den Anschein, dass sich die Schärfeebene bei höheren ISO-Werten nach vorne verschiebt.
Mein Fazit zur D850 versus 5DsR
Einige Einstellungen bei der D850 sind noch gewöhnungsbedürftig, insbesondere scheint der nachführende Autofokus etwas lahm zu sein, insbesondere dann, wenn etwas ältere (aber noch aktuelle) Objektive oder Fremdobjektive verwendet werden. Besonders der berührungsempfindliche Touchscreen ist mir viel zu empfindlich, vor allem gegen unbeabsichtigte Bewegungen, aber das scheinen alles Angewöhnungsprobleme zu sein.
Überraschend für mich sind die relativ vergleichbaren Ergebnisse, die mit der D800E zur 5DsR erzielt worden sind. So habe ich unter Laborbedingungen ein und dasselbe Dia mit der D800E und der D850 gescannt, die Ergebnisse sind (bis auf dass etwas größere Format, klar) durchaus vergleichbar. Und 45 MP ist gegenüber 36 MP ja nicht der Quantensprung.
Wer also noch (oder nur) mit 36 MP leben kann, nur HD-Videos filmt und wem der bewegliche Monitor nicht fehlt, der ist mit der D800E oder D810, die es inzwischen für 1/3 des Preises zu kaufen gibt, sicherlich bestens beraten.
Allen anderen, die sich nicht entscheiden können, denen kann ich auch nicht wirklich helfen. Okay, die Bilder fallen bei hohen ISO-Werten deutlich schneller ab, aber dafür ist die D850 schneller und hat den Schwenkmonitor.
Schade ist allgemein, dass beide Kameras wirklich erstklassige Objektive benötigen, um sie komplett ausreizen zu können. Einen weiteren Vorteil hat die D850: es können auch die Nikon-DX-Objektive angesetzt werden und die Kamera arbeitet dann wie z.B. die D7500 im APS-C. Für viele Einsatzbereiche reichen die 20 MP, die damit erreicht werden, auch völlig aus. Und in diesem Modus können auch locker noch die älteren Objektive Verwendung finden.
Leider ist es bei der 5DsR nicht möglich, APS-C-Objektive zu verwenden, dafür ist der Einsatz von Fremdobjektiven mit Adapter (also auch Nikon-Objektive der D-Serie oder die eine Blendeneinstellung haben) drin.
So hat jedes Ding seine zwei Seiten.
Übrigens ist das meine ganz persönliche Darstellung … und eigentlich bin ich froh, dass ich beide habe … so hat jede halt ihr Einsatzgebiet.
Klaus D. Holzborn (Webseite: http://www.995901.de) – D850 versus 5DsR Vergleich
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Oh weia … so ein Verriss der ach so tollen D850 … das wird Herrn Roskothen nun garnicht gefallen wo doch die D850 so toll und innovativ fortschrittlich ist gegenüber Canon und insbesondere der 5D IV und hier war es sogar nur die DS R.
Hallo Herr Scholz,
danke für Ihre Rückmeldung, aber …
sorry, irgendwas haben Sie falsch verstanden oder interpretiert. Die Kamera ist Super-Klasse, aber doch etwas gewöhnungsbedürftig und wie Sie sehen, könnte das Rauschen bei höheren ISO-Werten geringer sein.
Ansonsten ist sie mehr für den Alltagseinsatz außen geeignet als zB die 5DsR.
Ich war selbst von diesem Vergleich überrascht und etwas erstaunt und hätte das nicht erwartet, aber die Ergebnisse liegen ja auf der Hand.
Für die allermeisten Fotografen dürfte eine gute 24-MP-Kamera vollkommen ausreichen.
Ich habe das sicherlich nicht falsch verstanden. Die Bilder sprechen Bände, insbesondere die Bilder der Fenster bei 1600 & 3200 ISO. Solche Ergebnisse liefert nicht mal ein moderner APS-C Sensor ab. Aber sie haben ganz sicher Recht. Das ist eine ganz tolle “Alltags” Kamera. 8-]
@schojo – ich habe Klaus Holzborn um den Artikel gebeten und bin ihm sehr dankbar dafür. Mir gefällt der Artikel sogar sehr.