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Cool Ice – Streetphotography in Farbe
Ich hatte es schon unter den Bericht von Dirk Trampedach geschrieben, dass ich, um mein Ich ein wenig auszutricksen, seit Anfang des Jahres mit Storytelling unterwegs bin. Da Storytelling insofern den Vorteil hat, dass es viele Elemente vereinigt und ich so immer einen “sicheren Hafen” habe. Landschafts-, Natur-, Urbanfotografie, Nahaufnahmen, Makro- aber eben auch Streetfotografie.
Die Begeisterung, in Bezug auf Street, meine eigene rote Linie der Hemmungen überschritten zu haben, war für mich sehr prägend. Insofern kann Fotografie nicht nur sich Fokussieren im Moment, sondern auch eine Weiterentwicklung des ICH sein. Wissend, manchmal muss man sich Zeit nehmen, um das Motiv zu finden, aber manchmal wird man auch vom Motiv – so wie hier – gefunden.
Außerdem wurde in Cornwall auch meine Frage beantwortet, ob Streetphotography immer schwarz/weiß sein muss. Meine abgegebene Fotografie wirkt auch in SW, insbesondere mit hartem Kontrast. In den weichen Farben hat sie mir persönlich aber besser gefallen.
Fuji x-Pro 2 / xf33mm1.4 / Iso 200 / 1/170s / f8
Foto: Bernhard Labestin
Lieber Herr Labestin,
ich finde den Titel Ihres Fotos sehr interessant und er leitete mich im ersten Moment fehl. Aber gerade deshalb schaute ich Ihr Foto ganz genau an. Mir gefällt die Farbe (ja, ich denke auch, dass dieses Street-Foto unbedingt in Farbe sein soll), die Stimmung, die Sie eingefangen haben. Der Blick der beiden spricht Bände. Und dies in den Zusammenhang mit dem Eisladen rechts außen im Bild zu bringen, geradezu genial. Mich erinnert Ihr Bild ein wenig an die Aufnahmen von Martin Parr.
Storytelling übt auch auf mich einen großen Reiz aus. Dass Sie nun Ihre eigene rote Linie der Hemmungen überschreiten, bringt mich in den Genuss Ihrer Aufnahme. Vielen Dank dafür. Immer wieder betrachte ich es und finde großen Gefallen daran.
Viel Freude noch auf Ihrer Reise.
Herzliche Grüße
Ingrid Röhrner
Liebe Frau Röhrner,
vielen lieben Dank für die netten Worte. Beim Titel handelt es sich noch um einen Arbeitstitel. “The cool and the ice” wird es wohl werden.
Ich schreibe die Zeilen im Bus nach Kiruna sitzend und bitte Tippfehler zu entschuldigen.
Farbe wirkt in meinen Augen bei dieser Fotografie auch durch die blaue Farbe des Anzuges vor der gelben Wand. Die nur sanfte Sättigung unterstreicht die Kühle.
Zum Bildzuschnitt möchte ich gerne noch anmerken, dass die Fotografie nur bedingt beschnitten ist. Und zwar so, dass links oben und unten in den Ecken Diagonalen auf einen Punkt außerhalb der Fotografie zulaufen und damit mehr Tiefe geben. Die drei runden Objekte (Köpfe, Eis) liegen schön in einer weiteren, vom Shopschild begleitenden Diagonalen.
Das Eis ist ebenfalls bewusst beschnitten. Zum einen, um ihm Präsenz zu nehmen, zum anderem dem Betrachter zu erlauben, die Form “zu Ende zu denken”.
Das Gelato Schild wurde aus gleichem Grund angeschnitten.
Spannend wäre zu erfahren, was die beiden vor dem Barbershop machen. Sie sind ja keine Bartträger. Kennen sie sich? Warten sie auf den Bräutigam?…
Liebe Grüße
Bernhard Labestin
Lieber Herr Labestin,
neben dem sehr gelungenen Aufbau (profitieren Sie noch von analoger Erfahrung?) fasziniert mich die Fülle der möglichen Geschichten, die dieses Foto erzählen kann. Kennen sich die Personen? Handelt es sich um eine zufällige Begegnung und wenn ja, was kann daraus entstehen? Was hat der Mann im blauen Anzug gerade erlebt? Worüber denkt er nach? Hat er die Frau bereits bemerkt? Ich will das hier nicht ausspinnen, könnte es aber, was eine für mich zentrale Qualität Ihrer Arbeit ist.
Ich wünsche Ihnen weiter viel Freude und Erfolg “on the street”.
Beste Grüße
Stefan Werth
Lieber Herr Werth,
vielen Dank für Ihre Gedanken. Genau diese Fragen sind es und machen für mich diese Fotografie auch mehr als einfach nur schön.
Mit unter 10 Jahren bekam ich eine Yashica me1, um mir dann als Jugendlicher, von meinem ersten eigenen Geld (lange gespart) die damals neue Olympus om4 zu kaufen.
Insofern habe ich (heute 55) noch analog fotografiert.
Viele Grüße
Bernhard Labestin