Fotografie der Woche

Charlie – *fotowissen Bild der Woche

Charlie - Foto: Poet Laval - *fotowissen Bild der Woche

1987 kaufte ich mir die erste Autofocuskamera, eine Canon EOS 650 mit dem Standardzoom 35-70mm. Ich fuhr kurz darauf ein paar Tage nach Vaison la Romain und machte u.a. dieses Foto. Belichtet wurde es auf Ilford HP5, die Kameradaten habe ich leider nicht mehr präsent. Ich vergrösserte es auf ORWO Barytpapier, damals ein sehr preiswertes und gutes Barytpapier. Scan und digitale Nachbearbeitung mit Silverefex 2.

Foto: Poet Laval

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Die einsendenden Fotografen werden gebeten, die Kommentare unter ihren Fotos zu lesen und zu kommentieren, da sich viele Leser große Mühe mit einer konstruktiven Rezension machen. Das betrifft nicht ausschließlich die eigenen Fotografien, sondern auch die anderer Leser und Autoren bei *fotowissen. Vielen Dank!

4 Kommentare

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  • Wow!

    Charlie Chaplin, der Ewige, flankiert von einem uralten Baum, herrlich diese linke Bildhälfte. Und sein Blick lädt ein, ihm zu folgen hinein in die Gasse des Lebens mit dem Café, den zeitgenössisch bekleideten Flanierenden, “Grande Emotion”, man ist das genial! Dem Foto rechts diese Plakatsäule nicht entnommen zu haben, finde ich ausnahmsweise richtig gut, denn so entsteht diese gandiose Lücke, durch die man hindurchzuschauen aufgefordert wird, bzw. möchte ich schon fast hinterher schreiten. Und ich darf auch sagen, es schreit nach diesem gewählten Titel. Unglaublich faszinierende, fesselnde Fotografie.

    Danke für die Veröffentlichung, das ist zu meinem Morgenkaffee echte Augen-Wellness!

    Herzlich,

    Dirk Trampedach

    • Danke Dirk,
      das sind schöne Worte in einer Zeit, die mir das Herz eher gefrieren lässt. Die grossen Gefühle, Nostalgie. Es war eine Zeit, in der wir uns mit der Fotografie noch anders auseinandersetzen mussten. Das Material war kostspielig, die Momente scheinbar flüchtiger und das Resultat erst später im Labor erfahrbar. Um so überwältigender dann der Moment, wenn das Bild im Entwickler erkennbar wurde.
      Danke für die Zeit, die Du mir geschenkt hast und mein Herz für einen Moment erwärmt hast.
      Herzliche Grüße
      Michael

  • das Foto ist in Zeiten der ins zweite Jahr gehenden (berechtigten) Reisebeschränkungen Balsam auf meine Seele… zumal ich lange in Frankreich gelebt und gearbeitet habe.

    Eine wahrlich hinreissend schöne Komposition, die Szene sehr gut gesehen, sehr gut umgesetzt.

    Was den Reiz des Bildes ausmacht, ist eine gewissermaßen “aufeinander geschichtete” räumliche Abfolge von einzeln eher wenig spektakulären Anteilen, die jedoch hier in ihrer ausserordentlich gelungenen Zusammenfügung einen hohen Reiz ausüben. DAS nenne ich mal “perfektes fotografisches Sehen und Umsetzen einer spontanen Szene mittels eines spontanen Erkennens” – so etwas ist selten. Insbesondere, weil ich annehme, daß “Poet Laval” damals noch recht jung war, ist diese schöne Komposition sehr respektabel!

    Eine eher alltägliche Szene, der Spaziergang von zwei Ehepaaren, welche – den damals vorherrschenden Geschlechterrollen konform – eine “Männergruppe” und eine “Frauengruppe” bilden, das ist heutzutage fast schon ein kulturhistorisches Dokument..
    Man sucht offenbar nach einem Platz im Strassencafé, die vorausgehenden Männer scheinen sich für das Platznehmen zu entscheiden, zumindest es zu erwägen.

    Habitus und Kleidung könnten sowohl einem Sonntäglichen Spaziergang von Einheimischen als auch einem Streifzug von Touristen entsprechen. Bereits diese Teilszenerie regt also an, dazu einen eigenen “Film” zu spinnen, das berühmte “KINO im Kopf”. Und “Kino” findet hier auf vielen Ebenen statt…

    Eingerahmt wird diese Kern-Szene sehr ästhetisch von zwei, nein gleich drei wichtigen weiteren Elementen, welche viel mehr sind als fotografisch-ästhetische Elemente:

    Diese sind nämlich (jedes einzelne) extrem typisch für die französische Lebensart und Kultur und machen das Foto in der tat zu einem schönen, aussagekräftigen Kunstwerk.

    – Praktisch jedes noch so kleine Dorf der Städtchen hat einen zentralen Platz mit PLATANEN (ganz links ist eine zu sehen) , in deren Schatten sich die Einwohner trafen und oft auch heute noch treffen, Boule spielen, Kinder toben, Gespräche geführt werden. Nicht selten auch einmal pro Woche Platz für Bauernmärkte, zumindest in einer zumeist direkt daneben liegenden offenen “Halle du Marché”

    – Daneben ein sehr schönes Plakat, welches für das örtliche Kino wirbt. Dieses Element ist vielschichtig.
    Zum einen scheint der in schelmischer Pose dargestellte Charly Chaplin die Spaziergänger zu beobachten und sein Gesichtszug macht einen Glauben (KopfKINO) , daß er ihnen einen Streich gespielt hat, der in den nächsten Sekunden offenbar wird.
    Bei genauem Hinsehen wird jedoch er selber beobachtet: DAs Plakat gibt die Szene eines KINOS wieder, weil rechts unten zwei Personen auf Kinosesseln einen Chaplin auf der Leinwand beobachten.
    Also ein Beobachter, welcher selber von zwei Personen beobachtet wird, und das Ganze wird wiederum vom Betrachter des Fotos betrachtet – gewissermaßen so eine Art “Petrushka”-Bild… ;-) KLASSE!

    Das Kino-Plakat hat aber noch eine weitere, sehr starke Aussage. KINO wurde schon immer und wird noch heute von Franzosen sehr geliebt, und da besonders intelligente Komödien.
    Das merkt man sofort, wenn man eingangs eines Gesprächs das Thema “Film” streift.
    Das Kinoplakat ist also gleichzeitig ein typischer Hinweis auf die frz. Kultur. Auch die Schrift unten auf dem Plakat spricht das etwas frei deutlich aus: “es ist besser (bzw. schöner) im Kino” Das ist eine Einladung.

    – Diese Einladung wird auf der Gegenseite des Bildes in einem völlig anderen Kontext erneut ausgesprochen:
    “Bienvenue” (Willkommen) ist da auf dem Stadtplan (mit der Auflistung der tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen touristischen Attraktivitäten) noch zu lesen, und die anderen Bruchteile des Textes werden vermutlich lauten “dans notre ville” (in unserer Stadt). Hier, im Zentrum des Ortes, wird frz. Gastfreundschaft, aber manchmal auch nur Geschäftstüchtigkeit, als Motor des (zusammen mit der Landwirtschaft) mit Abstand größten Industriebereichs Frankreichs symbolisiert: Der Tourismus.

    Erst durch diese perfekte Verschachtelung dieser durch und durch typisch-alltäglichen französischen Kulturmerkmale und ihre sehr gelungene räumliche Anordnung wird aus den Einzelteilen ein Knaller-Bild.
    Jeder, der Frankreich gut kennt (nicht die Strände, die Tourismuszentren, sondern die Menschen), wird glänzende Augen bekommen und sagen: “JA!!! DAS ist Frankreich!” – obwohl viele Ausländer das nicht zu erkennen in der Lage sind. Weil sie für solche unspektakulären Oasen wie diese hier keine Empathie empfinden – wohingegen “Poet Laval” mit dem Bild eine tiefe Empathie erkennen lässt!

    Ich danke dafür, für eine gewisse Zeit durch das Foto wieder den Geruch eines guten Café´Creme (oder auch nur eines rustikalen, regionalen Glases Wein) zu riechen, den kühlenden Schatten auf der Bank unter einer Platane zu spüren, ebenso die gelassene Ruhe in einer Kleinstadt zu erinnern, welche inzwischen, nach mehreren Jahrzehnten, doch allmählich deutlich weniger gelassen ist und allmählich, aber zunehmend, durch globalisierte Hektik übertönt wird.

    allen einen schönen Sonntag.

    • Erst einmal herzlichen Dank für die Zeit, die Du Dir genommen hast und die wirklich sehr differenzierte Betrachtung meines Bildes.
      Tja, Poet Laval war damals schon 37 Jahre (jung) und hatte schon 20 Jahre eine Kamera in der Hand. ;-). Offensichtlich haben wir ein paar Gemeinsamkeiten, denn ich bin Ende 1989 nach Südfrankreich ausgewandert und habe dort 16 Jahre gelebt und gearbeitet. Meine Empathie für Frankreich lies und lässt sich nicht verbergen. Trotz Allem war auch viel Glück bei dieser Aufnahme. Vaison la Romaine war und ist immer mehr ein touristisch stark frequentierter Ort. Ich war außerhalb der saisonalen Spitzenzeit dort, sonst wäre diese Scene mit so wenigen Menschen gar nicht möglich gewesen. Das Kinoprogramm und der Standort des Werbeplakats am Place Montfort war wohl der glücklichste Zufall, die Platane und der Stadtplan stehen heute noch dort, der Ständer für die Kinoplakate ist schon Vergangenheit. Das Gefühl, das Du beschreibst und das ist der eigentliche Reiz an diesem Bild und ist mir das Wichtigste. “Ja!!! DAS ist Frankreich!”, wie Du richtig sagst. Aber eigentlich müsste es heißen, “Ja, das war Frankreich!”, denn es verändert sich auch dehr.
      Salutations amicales
      Michael