Canon EOS R5 Mark II Pro und Contra – Schlussfolgerung

Diesen Testbericht zur Canon R5 Mark II lesen Sie am besten vor dem Pro und Contra.

Canon EOS R5 Mark II Pro und Contra Resümee

Pro EOS R5 Mark II

Beginnen wir mit den vielen positiven Seiten der Canon EOS R5 Mark II. Ich gehe mal nicht auf die bekannten Fähigkeiten der R5-Vorgängerin ein, die vermutlich den meisten Fotografen bekannt sein werden, sondern versuche die EOS R5 Mark II Unterschiede und Verbesserungen berücksichtigen:

+ Pro R5m2 Bildqualität

Eine hervorragende Bildqualität mit 45 Megapixeln ist mit den besten Canon-Objektiven erreichbar. Die Kamera löst gut auf und hat eine ausgezeichnete Dynamik, die zwar nicht ganz an die R5m1 heranreicht, aber in der Realität vernachlässigbar geringer ist. Die kleinen CRAW-Dateien kann man für Sport, Action oder Wildlife bevorzugen, da sie Speicherplatz sparen und längere Serienbilder-Sequenzen erlaubt.

+ Pro R5m2 Serienbilder und Puffer

Stellen wir Fotografen die Serienbildgeschwindigkeit auf Hoch ein und begrenzen sie im Menü auf 15 Bilder pro Sekunde, bekommen wir Serien von bis zu 30 Sekunden, bevor der Puffer gefüllt ist. Das sind dann in einem Zug 450 Aufnahmen. Mit dieser Einstellung lässt sich sogar das Eintauchen des Eisvogels auf die Speicherkarte bannen. Ich empfehle für Wildlifefotografie eher eine 512 GB-CFExpress-Karte, weil die Kamera unglaublich viele Fotos speichert.

+ Pro R5m2 Voraufnahme

Die Voraufnahme ist eines der wichtigsten Updates der R5M2 im Vergleich zur Vorgängerin. Die Voraufnahme ist eine Funktion, die es uns Fotografen ermöglicht, bereits vor dem vollständigen Drücken des Auslösers aufzunehmen. Eine Voraufnahme wird inzwischen bei verschiedenen spiegellosen Kameras wie der Canon EOS R-Serie angeboten.

Wenn die Voraufnahme im Menü aktiviert ist, beginnt die Kamera schon bei halb gedrücktem Auslöser kontinuierlich Fotos im temporären Zwischenspeicher abzulegen. Sobald der Auslöser vollständig durchgedrückt wird, speichert die Kamera nicht nur das Bild, das zu diesem Zeitpunkt aufgenommen wurde, sondern auch die Reihe von 15 Bildern, die kurz vorher entstanden sind. Die Voraufnahme ist besonders nützlich bei Vögeln, die plötzlich starten, da so der perfekte Moment leichter eingefangen werden kann. Natürlich lässt sich die Voraufnahme auch für andere Motive trefflich nutzen.

+ Pro R5m2 Auslesegeschwindigkeit / Rolling Shutter

Im Test zeigt die Canon EOS R5 Mark II, dass auch bei Vögeln im Flug keine Verzerrungen an den Flügeln zu erkennen sind. Der Rolling-Shutter-Effekt ist von Canon durch eine schnelle Auslesegeschwindigkeit reduziert worden. Das sah bei der Vorgängerkamera R5m1 noch anders aus. Jetzt endlich wird es möglich, auf den mechanischen Verschluss (MS) und die Abnutzung zu verzichten und den elektronischen Verschluss (ES) zu nutzen. Das macht Sinn, denn die Voraufnahme ist nur mit ES möglich.

+ Pro R5m2 Autofokus und Augensteuerung

Der Autofokus ist noch schneller und genauer geworden. Er kann über eine gut funktionierende Augensteuerung auf den Punkt gelenkt werden, wo wir scharf stellen wollen. Bei wuseligen Motiven, wie etwa einem Schwarm Vögel auf dem See, empfiehlt es sich aber, eine Taste zu belegen, damit wir die Augensteuerung ein- und ausschalten können.

Der verfolgende Autofokus ist allerdings noch nicht ausgereift und muss von Canon verbessert werden, da er den Eisvogel nicht verfolgt, wenn er von seinem Ansitz wegfliegt, ins Wasser taucht und zum Ansitz zurückkehrt. Der AF schaltet hier auf den Hintergrund und verliert den Vogel.

+ Pro R5m2 Ausgefeilte Bedienung

Die Kamera hatte immer schon einige Vorteile in der Bedienung, weil sie mehrere Drehräder bietet und alle prima angeordnet sind. Das Daumendrehrad auf der Rückseite ist besonders geeignet, um die Belichtungskorrektur oder die ISO schnellstmöglich zu regulieren. Diese Bedienung fehlt anderen preiswerten Kameras oft und ist etwa bei der R7 vollkommen falsch untergebracht.  Die EOS R5 Mark II liegt hervorragend in der Hand und ist praxisnah mit vielen Tasten versehen.

Der Ein-Ausschalter liegt rechts goldrichtig und der Umschalter zwischen Foto und Video ist ungemein praktisch für alle, die beide Funktionen der Kamera nutzen. Eine deutliche Verbesserung zur R5 Mark I.

Sogar eine speicherbare und abrufbare Fokusdistanz steht zur Verfügung, die immer dann zum Einsatz kommen kann, wenn man in der Ferne scharf stellte und zuverlässig zu einer bekannten Fokusdistanz im Vordergrund zurück möchte, um den Vogel auf dem Ast zu fotografieren. Das ist besonders bei Gegenlicht unglaublich praktisch.

Viele Funktionen, wie die Aufnahmemodi, die Autofokusfelder, die Anzeige im Sucher, Blendenbereich, Verschlusszeitenbereich, Geschwindigkeit der Serienaufnahmen lassen sich im Menü begrenzen, sodass es bequem wird, etwa nur die AF-Einstellungen oder Aufnahmemodi zu nutzen, die man wirklich braucht. Diese Auswahl ist unglaublich praktisch und man würde sie sich bei jedem Kamerahersteller wünschen.

Contra EOS R5 Mark II

Sie werden sich vielleicht fragen, gibt es bei der Canon EOS R5 Mark II überhaupt Kritikpunkte? Die gibt es, und zwar nicht zu knapp:

– Contra R5m2 Bedienung

Die Kamera hat eine nervige Meldung bei der Wiedergabe. Im Sucher und auf dem Display wird sichtbar: “Movie <- -> Foto umschalten”. Diese Funktion lässt sich nicht abschalten und Canon täte gut daran, die Botschaft sofort zu löschen.

Bei den vielen Tasten der Kamera sind es immer noch zu wenige. Wildlifefotografen und Sportfotografen möchten alle Funktionen schnell abrufen. Hier fehlen mindestens zwei weitere Tasten, etwa auf der Vorderseite der Kamera, die Abhilfe schaffen könnten.

Das Fokus-Bracketing wurde nicht überarbeitet. Mit Blick auf Fujifilm wird klar, dass das Canon-Fokus-Bracketing im Steinzeitalter stehen geblieben scheint. Mit den Fujifilm-Kameras können Fotografen den Startpunkt und den Endpunkt der Fokusserie bestimmen. Die Kamera entscheidet auf Basis von Distanz, Blende und Brennweite automatisch, wieviele Schritte in welcher Distanz ausgeführt werden. Hier hat Canon schlichtweg nicht die Nase vorn und müsste bei einer Systemkamera zu diesem Preis dringend nachbessern.

Das neue Canon-Menü ist in meinen Augen noch unübersichtlicher, sozusagen verschlimmbessert worden. Was da unübersichtlich zusammengeworfen wurde, lässt mich am Verstand der Canon-Ingenieure zweifeln. Die sollten nicht mit jeder Funktion einfach das Menü füllen, sondern sich mal überlegen, wohin die Funktionen gehören und das Menü korrekt gliedern. Und da Japaner das offensichtlich seit Jahrzehnten nicht hinbekommen, sollte sich das Unternehmen sich Hilfe holen.
Die Unübersichtlichkeit der Menüs ist auch bei Fujifilm, Nikon, Sony zu bemerken. Die japanischen Hersteller sollten mal bei Leica in die Lehre gehen, die können das besser.

Habe ich eben noch die Einstellungen der Funktionen, das Abschalten von bestimmten Funktionen gelobt, so muss ich hier bemängeln, dass nicht auch die Voraufnahme in Länge oder wenigstens die Anzahl von Serienbildern eingestellt werden kann. Auch fehlen mindestens drei weitere Custom-Programme, die drei vorhandenen sind nicht genug. Es wäre ein Leichtes, das anzubieten, denn es bedeutet lediglich eine Softwareanpassung.

– Contra R5m2 Hardware

Die zwei Kartenschächte wären vorbildlich, wenn sie beide wahlweise eine SD-Karte oder CFExpress-Karte aufnehmen könnten. Offenbar haben andere Hersteller ein Patent darauf, sodass hier ein Mix von CFExpress-Karte und SD-Karte angeboten wird. Das ist wegen der SD-Kartengeschwindigkeiten und -Preise großer Mist und könnte besser mit zwei CFExpress-Kartenschächten oder der ersten Option konstruiert werden.

– Contra R5m2 Originalakku LP-E6P

Die alten Akkus der Mark I funktionieren nur eingeschränkt. Wir sollten mindestens zwei teure Ersatz-Originalakkus LP-E6P von Canon im Fotorucksack mitführen, denn die Kamera frisst auch erhebliche Energie. Hier kann sich auch einer der drei Handgriffe lohnen, die der Hersteller anbietet.  Das Pro-Continous-Shooting, zu deutsch Voraufnahme, steht nur mit dem Originalakku zur Verfügung.

– Contra R5m2 Sucher

Der Sucher ist groß, aber er zeigt vollkommen falsche Farben. Wer sich mal eine Referenzkarte, wie die von Calibrite im Sucher anschaut, wird feststellen, dass kaum Farben richtig wiedergegeben werden. Da wirbt Canon mit einem hochauflösenden, tollen Sucher, aber dass der vollkommen farblich abweicht, scheint den Ingenieuren nicht aufgefallen zu sein. Das ist ein Fauxpas, wie er im Buche steht. Wer die Kamera kauft und zurückgeben möchte, der kann das prima als Argument anführen.

Weil die Hersteller keine Objektive mehr mit Schärfentiefenangabe produzieren, wäre es wünschenswert, wenn eine Hyperfokalanzeige im Sucher und im Display zu sehen wäre. Canon verzichtet auf diese wertvolle Anzeige, vermutlich weil Fujifilm ein Patent darauf besitzt. Und da sind wir auch schon beim Argument, die Canon nicht zu kaufen, denn für Landschaft, Architektur und viele Zwecke mehr ist selbst die Fujifilm-X-Serie, gar nicht zu reden vom GFX-System besser geeignet. Canon kann mit seinen vollkommen überzogenen Preisen nicht mithalten, wenn es nicht um Sport, Action und Wildlife geht.

– Contra R5m2 Preise

Die Preise, die Canon für Kameras und vor allem die Objektive aufruft, sind hochpreisig. Der Canon EOS R5 Mark II Originalakku LP-E6P schlägt mit € 119,-  zu Buche, wenn er denn zu bekommen ist. Davon benötigen wir mindestens zwei weitere, zusätzlich zu dem mitgelieferten Akku im Karton.

Der “billigste” Handgriff für die EOS R5 Mark II kostet UVP € 499,-. Die beiden anderen Griffe sind noch hochpreisiger. Ein RF 100-500mm kostet ganze UVP € 3299,-, ein Brot- und Butter-Objektiv wie das RF 24-105mm F4 ganze UVP € 1.499,-. Canon ist also alles andere als günstig. Und genau deshalb müssen wir uns überlegen, ob die tolle EOS R5 Mark II für uns infrage kommt.

Wer bereits gute Objektive besitzt, dem stellt sich die Frage nicht mehr. Wer aber noch Canon Spiegelreflexkameras sein Eigen nennt, der muss ohnehin einen Systemwechsel vollziehen und dann kommen plötzlich auch Fujifilm, Nikon, Sony oder Panasonic infrage.

Schlussfolgerung Canon EOS R5 Mark II Pro und Contra

Die Canon EOS R5 Mark II ist eine hervorragende Kamera, so wie auch das Vorgängermodell. Es handelt sich um eine Allroundkamera mit einigen Vorzügen für Sport, Action und Wildlife. Aber nicht alles, was an der R5m2 glänzt, ist auch Gold. Einige Funktionen fehlen, das Menü ist unübersichtlich, das Handbuch ist ein Hilferuf für gute Fotokurse.

Die C2PA Signatur Echtheitszertifikat für Fotografien fehlt immer noch, wenn es auch angeblich nachgerüstet werden soll. Warum konnte Leica das C2PA-Zertifikat bereits anbieten und bei Canon müssen wir abwarten?

Schauen wir auf die Preise der Canon Kameras und Objektive, dann fehlt das Verständnis für einen Sucher, der falsche Farben zeigt, für zu wenige Tasten und einen Autofokus, der dem Eisvogel im Flug nicht folgen mag.

Legen wir alle konstruktive Kritik beiseite, finden wir eine Kamera mit dem Merkmal der Augensteuerung, schnellen Auslesezeit des Sensors, rasante Serienbilder, Voraufnahme und schnellem Autofokus. Es ist eine exzellente Canon EOS R5 Mark II, allerdings muss sie teuer erkauft werden.

Bleibt die Hoffnung, dass Canon mit dem nächsten Firmware-Update aus der R5m2-Betaversion eine -Vollversion macht. Ich hoffe, ich konnte Sie gut zur Canon EOS EOS R5 Mark II Pro und Contra informieren und Ihnen damit helfen. Ich freue mich über Ihre konstruktiven Kommentare für diesen Artikel und die Mühe des Tests.

Canon R5 Mark II Test – Exzellente Kamera >>

Vergleich Canon R5 Mark II mit R5 – Schlechtere Dynamik >>

Canon R5m2 Handbuch und Firmware-Update >>

Kauftipps R5m2 und Zubehör

 © Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Canon EOS R5 Mark II Pro und Contra – Schlussfolgerung