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Bird Watching oder Fotografieren

Der Fischadler im Baum am Krickenbecker See. 220831-5190-Bearbeitet
Der Fischadler im Baum am Krickenbecker See. Können Sie ihn sehen? Versuchen Sie sich das mal ohne das 900mm kleinbildäquivalente Objektiv vorzustellen.

Bird Watching oder Fotografieren – Fotografinnen und Fotografen warten auf den Fischadler am Krickenbecker See. Angeblich sind zwei Fischadler zu sichten, einmal waren es sogar vier, aber offenbar waren zwei nur auf der Durchreise. Oder jemand hatte Visionen. Warum es nicht auf den Fischadler ankommt und warum der Mann mit dem Fernglas an diesem Tag wichtiger ist:

Der Mann mit dem Fernglas

An diesem sonnigen Tag teste ich die neue Fujifilm X-H2S mit dem XF 150-600 mm Telezoom. Ich verweile an verschiedenen schönen Orten, die mit wilden Tieren meinen Tag zu einem meditativen Erlebnis werden lassen. Aber an diesem Tag sind es nicht allein die Tiere, sondern der Mann mit dem Fernglas, der mir in Erinnerung bleibt.

Nach einigen Wildlife Fotos an verschiedenen Orten am Niederrhein, erinnere ich mich an die Worte von meiner Freundin Bienchen. Bienchen gibt mir den Tipp, die Fischadler seien am Krickenbecker See. Man müsse viel Geduld mitbringen, so sagt sie. Ich fahre hin.

Angekommen laufe ich den Weg hoch, am Krickenbecker Schloss vorbei. Der Herr mit der schlotternden Hose und dem frei laufenden Flummi-Mischling erinnert mich irgendwie an einen Zuhälter aus dem Fernsehen. Der Flummi markiert hinter seinem Herrchen an jeder Ecke und massakriert anschließend den Weg, mit der Absicht möglichst großen Schaden an der Natur anzurichten, die Fetzen fliegen zu lassen und irgendeinen Passanten oder Fahrradfahrer mit der Mischung aus Urin und Böschung zu treffen. Ich halte respektvollen Abstand und frage mich, warum die Fahrradfahrer den Flummi noch nicht erwischt haben. Ich mag Hunde, aber dieser scheint sein Herrchen in Sachen Macho irgendwie noch übertreffen zu wollen.

Entschlossen stelle ich mich an den See und folge meinem eigenen *fotowissen Tipp, nicht weiterzulaufen, sondern zu beobachten und zu entdecken. Mir geht viel durch den Kopf, mein verstorbener Vater, die neue Fuji-Kamera, mein Job als Journalist für Fotografie. Ich möchte mal wieder zu mir selber finden, verweilen, meditieren, durchatmen, leben. Das klappt am besten an der frischen Luft, mit der Kamera auf Safari.

Neben einem großen Mann mittleren Alters, der statt eines Handtuchs ein extrabreites Dreibeinstativ von Gitzo ohne Kamera möglichst so am See platziert, dass kein anderer mehr dort sein Stativ aufbauen kann, sehe ich noch den älteren Herrn, mit einem Fernglas. Der Gitzo-Typ trifft in diesem Moment zwei coole Buddies, die mich trotz meines Grußes keines Blickes und Wortes würdigen. Während sie laut über die Natur labern und meinen, sich über hinterlassenen Müll beschweren zu müssen, zünden sie sich zeitgleich Zigaretten an, wohl um ihre Naturverbundenheit zu demonstrieren. Ich beschließe nach kurzem Zuhören, dass die Drei nicht zu meinem engsten Freundeskreis gehören werden und ich mich endlich auf den See und die Tiere konzentrieren kann. Ich setze mich neben den Herrn mit dem Fernglas auf die Bank, mit Blick auf den anderen See zur Rechten des Weges.

Der Fischadler ist ein fauler Sack

Ich fragte den älteren Herrn nach dem Fischadler und er vermittelt mir die Wahrheit über den Raptor: “Der ist faul und mal sieht man den sofort, mal wartet man vergebens. Wenn der satt ist, dann bewegt er sich nicht mehr. Warum auch, mehr als satt geht nicht.”.

Gut, denke ich, bei meinem Glück sehe ich den Großen gar nicht und warte vergebens. Das wäre Wildlifefotografie pur. Ähnlich den Erfahrungen von Dirk in der Street Photography, kann ich nichts erzwingen und erwarten. An vielen Tagen kommt der Wildlifefotograf eben ohne Fotos nach Hause.

Die Krickenbecker Seen sind riesig. Die zwei vorn an, sind kilometerlang. Ich versuche von der Bank aus mithilfe der Fuji X-H2S und dem voll ausgefahrenen XF 150-600 mm die Bäume abzusuchen. Nach etwa 30 Minuten meditativer Gespräche ruft der Herr mit dem Fernglas: “Da hinten fliegt er!”

Ich schaue hin, fotografiere im Serienmodus und finde mit klopfendem Herzen heraus, dass ich in der kilometerlangen Entfernung einen Graureiher im Flug erwischt habe. “Dort drüben bei den kahlen Bäumen!”, sagt der ältere Herr, nennen wir ihn Kurt (der wirkliche Name ist der Redaktion nicht bekannt). Endlich sichte ich den Fischadler. Er kreist vor der Baumgruppe, schwer erkennbar, winzig in einer unglaublichen Entfernung. Ich drücke auf den Auslöser und will der neuen Fuji die Chance geben, das riesige Tier in der Vergrößerung sichtbar zu machen. Sie schafft das, aber der Fischadler ist nur ein klitzekleines Detail im Foto. Es riecht nicht nach einem Adler-Tageserfolg.

 


Peters Tipp: Derzeit sicher einer der besten Stativköpfe für die Landschaftsfotografie und Architekturfotografie, meine Empfehlung. Ich habe den Stativkopf, der leider aus China kommt, in England kennengelernt. Wer weiß, wie schwer die Dreiwegestativköpfe sind, der wird diesen Stativkopf lieben. Er lässt sich präzise einstellen und könnte ein Meisterstück deutscher Ingenieurskunst sein:

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Bird Watching

Ich merke, dass der Herr noch ein Spektiv auf einem Stativ in petto hat. Er ist einer der Natur-Beobachter, die man zu Neudeutsch auch “Bird Watcher” nennt. “Ich habe es leichter als ihr Fotografen. Mir reicht das Beobachten, um glücklich zu sein.”, sagt er. Ich erahne seine Passion. Er liebt die Vögel und die Natur.

Immer mehr mag ich den Mann, der aussieht, als ob er siebzig Jahre alt sein könnte. Später erklärt er mir, dass er 1938 geboren ist und ich rechne schnell, dass er schon 84 Sommer erlebte und immer noch frisch aussieht. Wir unterhalten uns über schlechtere Augen und andere Sinne im Alter. Ich mache ihm das ehrliche Kompliment, dass er in mehreren Kilometer Entfernung, quer über den vom Wind aufgewühlten See, den Fischadler bemerkte und ich gleichzeitig nicht die leiseste Ahnung von dem Tier hatte. Er bedankt sich für das Kompliment und schwärmt von seinem Freund, der schon vor dem Auftauchen eines Milans das Erscheinen ankündigt. Dann erzählt er mir, dass seine Ausflüge ihn fit halten.

Bird Watching hält fit.

Der Frischadler im Baum am Krickenbecker See - Bird Watching
Der Frischadler im Baum am Krickenbecker See. Ausschnitt.

Der faule Fischadler landet derweil auf einem Baum, winzig am Horizont. Ich darf durch das Spektiv schauen und sehe wenig. Was für eine Enttäuschung. Warum kommt der große Vogel nicht über den See geflogen und holt sich den dicken Fisch, denke ich. Dafür bereitet mir das Gespräch mit dem Beobachter immer mehr Freude. Ich merke, dass Kurt wirklich Ahnung von Tieren hat. Begriffe wie “Schlichtkleid”, “Löffelente”, “Lachmöve” und “Wels” fallen. Ich bin sicher, Kurt ist ein hervorragender Spotter für Fotografen.

Der Fischadler bewegt sich nicht. Immerhin hat er den Ast gewechselt, auf dem er sitzt und ich darf ihn durch die X-H2S von hinten beobachten. Warten oder nicht warten? Für einen echten Wildlifefotografen vermutlich keine Frage. Allein, es gibt doch noch den Job, Ihnen von der Fuji X-H2S zu erzählen. Ich muss ins Büro. Kurt und ich bedanken uns für das tolle Gespräch. Ich hoffe, ihn wiederzusehen. Toller Mann, tolle Begegnung, wichtiger als der klitzekleine große Fischadler, der vermutlich eine Minute nach meinem Abschied zum Flug ansetzt. Ich vermute, er sieht uns genau von da hinten auf dem Ast und hört uns zu.

 

Testbericht Fujifilm X-H2S

Im Test zeige ich Fotos von Tieren, die ich mit der schnellen Kamera und dem dicken Oschi (XF 150-600 mm) fotografieren durfte:

Test Fuji X-H2S >>

 

Street Photography Projekt 2022 Teil 6

Dirk hat uns seine Tipps für die Street Photography gegeben. Auch er ist nicht verlegen, wenn ein Tag ohne Fotos endet. Das sieht Dirk sogar positiv:

Best-Of-Tipps für die Street-Photography – Street Photography Projekt 2022 Teil 6 >>

 

Foto der Woche – Kleiner Affenjunge

Auch Ralf Paulsberg fotografierte schon mit dem XF 150-600 mm. Dabei ist sein Foto “Kleiner Affenjunge” entstanden (ab 04.09.2022):

Kleiner Affenjunge – *fotowissen Foto der Woche >>

 

Landschaftsfotografie Tutorial mit Tipps – Gute Landschaftsfotos

Viele von uns fotografieren gerne besondere Landschaften, Stimmungen zu bestimmten Tageszeiten. Ich selbst liebe die Landschaftsfotografie auch deshalb, weil ich mit der Kamera in der Natur bin und zu mir selbst finden kann. Es hat etwas Meditatives, die Schönheit der Natur zu betrachten, sie einzufangen und in Postern zu Hause zu betrachten.

Wie jedes Fotothema lässt sich auch das Fotografieren von Landschaften erlernen oder verbessern. Im ersten Teil der neuen *fotowissen Beitragsreihe Landschaftsfotografie, geht es um das Fotoequipment. Die Tipps zur Kamera und den Objektiven, werden von ausgewähltem Zubehör ergänzt, welches zu besseren Fotos führt.

Im Beitrag sind bereits einige Fotos aus dem schönen Dorset, England, aber auch Landschaftsfotos aus anderen Ländern enthalten. Zu den Fotografien finden Sie detaillierte Angaben, welche Technik ich verwendet habe. Natürlich wird der Beitrag fortgesetzt mit Praxistipps für die Landschaftsfotografie.

Landschaftsfotografie Tutorial mit Tipps >>

 

Taiwan – Erlebnisse in einem Krisengebiet der Weltpolitik mit Fotos

Detlef Rehn ist in seinem Leben in Asien ganz schön rumgekommen. Er beschreibt in diesem spannenden Artikel seine Erfahrungen und Fakten über Taiwan und zeigt großartige Fotografien von der Straße. Bitte kommentieren Sie seine Mühe:

Taiwan – Erlebnisse in einem Krisengebiet der Weltpolitik mit Fotos >>

 

Fotos der Kent School – Lost Place

Mein Freund Dirk Böttcher hat still und leise einen Beitrag mit Fotos zur Kent School veröffentlicht. Schauen Sie sich diese interessanten Aufnahmen an und lesen Sie seinen Bericht. Sicher wird auch Dirk sich über Ihren Kommentar freuen:

Fotos der Kent School >>

 

Jung gebliebene Artikel

Falls Sie in Urlaub waren, haben Sie hier die Möglichkeit die Artikel der letzten 30 Tage zu durchstöbern:

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Eine *fotowissen Bitte

Es wäre nett, wenn Sie mir weiterhin Ihre schönsten Fotos der Woche zusenden und auch an der Diskussion in den Kommentaren teilnehmen:

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Bitte haben Sie Spaß und erholen sich bei der Fotografie. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und eine gute Woche,

Herzlich,
Ihr Peter R.

© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Bird Watching oder Fotografieren


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Peter Roskothen

Peter Roskothen
Ich bin Fotograf, Fototrainer ganz besonderer individueller Fotokurse und Fachjournalist für Fotografie. Ich schreibe auf *fotowissen für Sie als Fotografin und Fotograf. Die Fotografie ist meine Passion. Ich liebe alle Fotogenre und fotografiere genauso begeistert, wie ich schreibe und Fotokurse gebe.

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1 Kommentar

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  • Lieber Peter,
    was für ein erfrischender, amüsanter Artikel – ich kann gut nachempfinden, was Du gedacht hast als Du die drei Nicht-Fotografen samt hektischen Hund gesehen hast und wie wohltuend die Begegnung mit dem offenkundig sehr bewanderten Vogelfreund war.
    Nichts ist für Wildlife-Fotografen besser als fachkundige Führer oder andere Naturliebhaber, die nicht nur die Gegend und die Lieblingsplätze der Tiere, sondern auch deren Verhalten und Gewohnheiten gut kennen. Sie sind für Fotografen unersetzlich und ihre Bekanntschaft/Begleitung und ihr umfangreiches Wissen ist eine enorme Hilfe beim Aufspüren der Fotomotive und beim Ergattern des perfekten Bildes. Sie wissen sehr genau, wie man sich als Mensch dem Motiv näher muss ohne es zu stören und zu vergraulen, schließlich will man nicht nur tolle Bilder sondern auch sicherstellen, dass die Natur erhalten bleibt und die Tiere wiederkommen.
    Mir selbst hat auch meine Safari-Guide-Ausbildung sehr geholfen, ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was die Tiere als Nächstes wohl tun werden und wie ich mich fotografisch darauf vorbereiten kann. Dann noch ein ortskundiger Führer (ggf. auch Fahrer je nach Gebiet) und die Chancen auf eine gute Fotoausbeute steigen enorm.
    Und ja, es kann trotzdem passieren das man ohne Foto nach Hause kommt … dann war es dennoch ein toller Tag in der Natur.

    Nur lärmende Zeitgenossen mit kläffenden Vierbeinern, Mountainbiker oder andere Störenfriede, die die Wildtiere aufschrecken, sind echte Fotografen-Albträume. Ich bin sicher der ältere Herr kann ein Lied davon singen.
    Leider ist es als Wildlife-Fotograf inzwischen so, dass man seine Plätze besser nicht mehr verrät (oder nur sehr selektiv an verantwortungsbewusste Mitstreiter), wenn man nicht Gefahr laufen will, dass die Stelle in kürzester Zeit überlaufen und vermüllt ist. Und sich dort dann garantiert kein Tier mehr einfindet.

    Viel Spaß bei einem hoffentlich weiteren Versuch den Fischadler auf‘s Bild zu bekommen.

    Viele Grüße, Silke

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

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