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Besuch der Leica-Welten in Wetzlar

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Verehrte Foto-Freunde,

von mir sind es knappe 50 Kilometer bis Wetzlar, und das ist eine schöne Distanz, um dort dem Leitz-Park, wie auch dem Ernst-Leitz-Museum für einen Tag einen Besuch abzustatten. Und obwohl ich überhaupt keinen unmittelbaren Bezug zu Leica habe, und auch noch nicht einmal jemals eine in Händen hielt, reizen mich diese Kameras mit ihren Legenden, Mythen und Tatsachen seit eh und je. „Zwischen den Jahren“ habe ich mich also aufgemacht gen Wetzlar, und bin schon vor Sonnenaufgang losgefahren. Denn daheim, wie auch im gesamten Lahntal, herrschte eine außergewöhnlich seltene Wetterlage. Eisige Kälte plus Nebel überall. Eine fast schon verwunschene Szenerie, die einlud, in jedem Fall erst an die Lahn und in die Altstadt zu gehen, bevor der Zauber verflog. Ganz leckere Sache, so für mich alleine dort, genußvoll wie eine Herrentorte.

LEICA über dem Tag, LEICA über der Stadt. Selbst von unten aus der Altstadt heraus weist der rote Schriftzug schon den Weg.

Eisige Winternebelstimmung am Fluß. Den Himmel galt es zu nehmen, wie er war. Grau bleibt eben grau.

Mit oder ohne Leitz/Leica; Wetzlar ist eine Reise wert.

Noch ist die Stadt nicht erwacht, es ist weit vor Ladenöffnung. Einlassen auf den Augenblick, Momente der Stille, leise eingefangen.

Ausrüstung:

 Unterwegs war ich übrigens diesmal nur mit „kleinem Besteck“. Die FUJI X-T2, nur ein Objektiv, und zwar das manuelle 70er Jahre ASAHI PENTAX SMC Takumar, 50mm 1: 1,4, und optional noch ein POL-Filter dazu. Das habe ich später bei Leica auch so beibehalten. Es machte insgesamt einen riesigen Spass, alles per manueller Festbrennweite zu fotografieren. Neben allen motivisch relevanten Aspekten habe ich mich darauf konzentriert, Schärfe/Unschärfe bewußt einzusetzen. Gearbeitet habe ich mit voreingestellter ISO-Automatik bei einer Standardempfindlichkeit von 200 ISO, max. 12800 ISO, und automatischer Verschlußzeit. Die manuell gewählte Blende landete bei dem „Oldtimer“ zwangsläufig nicht in den Meta-Daten. Darüber hinaus habe ich den ausgewählt elektrischen Verschluß auch noch „stumm“ geschaltet. Das fand ich unter gegebenen Umständen angemessen.

Kurz nach 10 Uhr stehe ich dann am Leitz-Park. Eine so gradlinige, exklusive Szenerie hatte ich nicht erwartet. Super modern sehen die Gebäude aus. Dass das mit den geraden Linien auch anders geht, zeigte sich später. Draußen ist mittlerweile übel Waschküche, der Eiszauber verflogen, also rein in die gute Stube.

Informationen darüber, ob in den Gebäuden generell Fotografieren erlaubt ist, habe ich mir per Mail vor Anreise eingeholt. Die Kommunikation war überaus freundlich, entgegenkommend, und völlig unkompliziert. Dazu hier meinen ausdrücklichen Dank! In der Leica-Welt, bzw. dem Ernst Leitz Museum sind Fotos der Exponate nicht erlaubt, aber die Architektur abzulichten durchaus. Mich bringt das daher auf die Idee, für den gesamten Aufenthalt die Architektur, Einrichtungen, Formen und Linien zum roten Faden zu machen. Zu Details aller Kameras und technischen Besonderheiten habe ich sowieso keine Kenntnis, und Erfahrungen ebenso nicht. Und darum soll´s auch gar nicht gehen heute. Ich möchte schauen, mich inspirieren lassen, einfach und unbedarft eintauchen in die Leica-Welt. Also anders schauen heute. An den Details vorbei.

Im Ernst Leitz Museum befindet sich eine Ausstellung, die Dr. Paul Wolff (1887–1951) und Alfred Tritschler (1905–1970) gewidmet sind. Die Namen stehen für zwei der kulturgeschichtlich bedeutendsten deutschen Fotografen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Beides Leica-Pioniere, habe sie einen frischen, lebendigen Stil geprägt, der sich zu Anfang der Schaffenszeit mit Illustrationsfotografie und Reportage beschäftigte. Alle fotografischen Strömungen und Trends der frühen 1920er Jahre bilden sich in ihren Werken ab. Weit spannt sich später der Bogen fotografischen Schaffens vom Autobahnbau über Dokumentation der Olypiade 1936, Städtebau in Frankfurt, industrielle Dokumentationen, und endlos vieles mehr. Mir selbst sagten die Namen tatsächlich wenig, wenn auch ein paar ausgestellte Fotos sehr bekannt sind. Es ist in jedem Fall hoch spannend, sich mit den beiden Fotografen näher zu beschäftigen.

Zwischen der Leica-Welt und der Galerie quere ich den großen Platz des Parks, und komme direkt am Café Leitz vorbei. Die geschwungenen Formen des Gebäudes springen ins Auge und leiten mich direkt im Bogen zur Galerie.

Das Gebäude sieht aus wie eine Kamera, oder wie eine Filmrolle, oder wie beides. Dank der Spiegelungen wird die ganze Architektur noch spannender, und ich lasse mich auf´s Sehen ein. Ich merke sofort, wie ungewoht das für mich ist. Architektur-Fotografie ist ein Bereich, den ich sonst total meide. Dementsprechend strengt es mich auch an. Aber es beginnt, Spass zu machen.

Am 70 Jahre Analog-Look der Farben habe ich bewußt nichts verändert. Ich finde, das gehört so dahin.

 

 

Im Inneren staune ich dann nicht schlecht. Wie beschreibt man das? Weite Räume, grandiose Fotografien, ausgestellte Kameras, und das alles in einer Art und Weise, die das Besondere hervorhebt. Ich bin beeindruckt und begeistert. Auch hier schaue ich nicht so sehr in die Details der Leicas. Viel mehr inspirieren mich die Formen, Linien, Perspektiven, und die Gesamtheit der fast schon nüchtern wirkenden Installation.

Die Anordnung der Exponate ist meinem Empfinden nach perfekt. Ich bemühe mich, das in meinen Fotografien möglichst einzufangen.

 

In einem Bereich der Ausstellung finden sich Kameras, die bei historisch bedeutsamen Begebenheiten im Einsatz waren. Dazu zählen zum Beispiel Kameras von Kriegsberichterstattern. Manche Kameras hielten tatsächlich die tödlichen Kugeln ab und retteten so den Fotografen. Diese Leica am nächsten Foto ist die originale Kamera, mit der am 05. Mai 1937 in Lakehurst dieses historische Foto entstand, als das Luftschiff „Hindenburg“ in Flammen aufging. Man fühlt sich fast so, als wäre der Augenblick genau gerade jetzt. Ich habe versucht, die dargestellte Szene möglichst so zu fotografieren, als würde man die Sicht des Fotografen einnehmen können.

Wenn es einen Begriff geben sollte, der hier alles umfänglich beschreibt, könnte es dieser sein: Edel.

 

Fast schon andächtig und ehrfurchtsvoll schreite ich durch die Hallen. Selbst der geschwungene Verlauf eines Sitzmöbels führt hier in letzter Konsequenz zu etwas hin.

Man muß nicht zwingend ein totaler Leica-Begeisterter sein, um hier dem Mythos zu verfallen.

Beim Herausgehen werfe ich noch einen letzen Blick auf die faszinierenden Gebäude. Es war ein herrlicher Tag.  Jede Minute lohnt, es ist unglaublich interessant. Wer mal nach Wetzlar oder in die Nähe reisen sollte, dem empfehle ich einen Besuch hier wärmstens.

Abschließend bedanke ich mich für Interesse & Aufmerksamkeit!

 

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Geschrieben von:

Dirk Trampedach im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen 28.10.23-037

Dirk Trampedach

Eine Geschichte, ein Bild, eine Stimmung. Erlebnisse, Schreiben und Fotografieren, das hängt für mich unmittelbar zusammen. Foto-Themen, denen ich mich gerne widme, sind Berichte von Touren im VW T3 WESTFALIA, Street Photography/-Portraits, sowie Storys um klassische Automobile und deren Besitzer. Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten: www.dt-classics.de.

10 Kommentare

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  • Interessanter Bericht, schöne Fotos (leider lenkt das sehr aufdringliche Wasserzeichen stark ab.)

    Gruß aus Canada.

    Bernd Schneider

  • Hallo Herr Schneider,
    herzlichen Dank für die Anerkennung und den konstruktiven Kommentar. Bzgl. Wasserzeichen muß ich ihnen wirklich zustimmen, das kann man so sehen. Ich denke, ich korrigiere das hier rückwirkend und für die Zukunft noch bisschen.
    Freundliche Grüße nach Canada, Dirk Trampedach

      • Ja, worauf warten? Ich freue mich über genau solche kritischen Hinweise, vor allem, wenn sie so nett verpackt sind. Nochmals herzlichen Dank dafür… ;-))

  • Tolle Fotos, toller Bericht. Das passt und ich bin begeistert, wie Du die Rundungen und Details festhältst. Das zeigt ein sehr gutes Auge, Dirk. Kompliment!
    Herzlich,
    Dein Peter

  • Lieber Herr Trampedach,
    nachdem ich mir gestern noch einmal Ihren Podcast#11 anhörte, musste ich unbedingt Ihren Bericht und Ihre Leica-Welten-Fotos genießen. Ein wunderbarer Text, ich würde am liebsten sofort aufbrechen und Wetzlar besuchen. Ihre Bilder sind so stilvoll, ich schaue sie mir immer wieder an. Ganz besonders gefällt mir, wie Sie die Linien und Formen, die Rundungen eingefangen haben. Sowohl schwarweiß und die Farbgebung Ihrer Farbbilder faszinieren mich. Vielen Dank für Ihren tollen Beitrag.
    Herzliche Grüße
    Ingrid Röhrner

    • Liebe Frau Röhrner,

      es schmeichelt mich, dass sie tatsächlich nochmal hier nach dem Artikel „gegraben“ haben! Ehrlich gestanden, gefallen mir die Fotos immer noch, und dass nach 2 Jahren, in denen bzgl. meiner eigenen Fotografie und deren Wahrnehmung recht viel passiert ist. Sollten sie wirklich auf die Idee kommen, wegen meiner Ausstellung Wetzlar anzusteuern, dann nehmen sie doch bitte vorab Kontakt zu mir auf. Es würde mich freuen, die Möglichkeit ergreifen zu dürfen, sie dort zu treffen.

      Herzliche Grüße, Dirk Trampedach

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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