Best-Of-Tipps für die Street-Photography – In diesem Artikel 6 zur Street-Photography möchte ich mit Ihnen meine Erfahrungen teilen dazu, was man bei der Ausübung von Street-Photography gerne zu tun pflegt. Dazu stelle ich Ihnen meine Begründungen gegenüber, warum man es auch lassen könnte. Im Artikel zeige ich weiterhin Fotos meiner Street-Photography der letzten Wochen, die u.a. auch kürzlich während meiner Reise durch Luxemburg entstanden sind. Im Zuge meines Projekts Street-Photography 2022 schaue und lese ich viel, was Dritte dazu veröffentlichen. Dazu habe ich folgendes Buch gelesen: „Streetfotografie – Die Kunst, einzigartige Augenblicke einzufangen“ Geschrieben hat es Jochen Müller, und erschienen ist das Werk im BILDNER-Verlag. Die Rezension finden Sie am Ende des Beitrags.
Ultimative Tipps Street Photography
Entgegen den Tutorials, Blogs, Videos und Büchern, die zum Beispiel die ultimativen 10 Top-Tipps zur Street-Photography vermitteln, möchte ich gerne einmal den Spieß umdrehen. In diesem Artikel zeige ich daher die Dinge auf, zu denen wir uns gerne verleiten lassen, doch ohne die unsere Street-Photography bestens auskommen, ja, profitieren kann. Zugegeben, mir gelingt das auch nicht immer, obwohl man die meisten der Punkte ohne großen Aufwand einfach lassen könnte.
Dinge zu wissen, und sich bei Gelegenheit bewusst zu machen, ist in meiner Street-Photography zum zielführenden Werkzeug geworden. Ich mag es, zuerst immer das eher Negative bewusst wegzulassen. Das gibt gefühlt „Platz“, und Positives bleibt automatisch übrig. Diese Liste ist keine ultimative Wahrheit, ist nicht alternativlos, und verpflichtet zu nichts. Die Punkte sind viel mehr Erkenntnisse meiner eigenen Arbeit. Als Beispiel, oder Anregung zum unverkrampften Umgang, möchte ich sie ihnen daher gerne zur Verfügung stellen.
Positives bleibt automatisch übrig.
Szene in Belval
Szene in Siegen
Ein Tag ohne Ergebnisse kann ein guter Tag sein.
Tipps für die Street-Photography – Bilderstress machen
Wir ziehen erwartungsgeschwängert los, und wollen natürlich fotografieren! Dass das nicht generell und pauschal gelingen mag, haben wir zwar im Hinterkopf, aber so wirklich akzeptiert und für gut befunden ist diese Option eher nicht. Doch es passiert, und das nicht gerade selten. So zumindest ist meine Erfahrung. Also, hoffe das Beste, und rechne mit dem Schlimmsten! Mit dieser kleinen Faustformel vor Augen, egal, wie umfangreich denn wohl die Tagesausbeute ausfallen mag, sind wir recht gut aufgestellt. Ohne umfangreiche Ergebnisse nachhause zu kommen, weil wir viele halbherzige, schlechte Aufnahmen nicht gemacht haben, bedeutet in erster Linie nur eins: Wir haben kein schlechtes Material auf der Speicherkarte! Das erspart ein unnötiges Beschäftigen, Sortieren und ggf. Bearbeiten von etwas, das es nicht wert ist. Schlussendlich ist so ein Tag ohne Ergebnis also eher ein guter Tag.
Tipps für die Street-Photography – Wechselobjektive und lange Brennweiten
Es ist gerade bei der Street-Photography keine gute Vorgehensweise, für jedes Motiv die entsprechende Brennweite auszuwählen, und diese dann vor Ort jeweils zu montieren. Zeit, Flow, Rhythmus und die Gewöhnung an den Blick durch eine einzige Brennweite gehen verloren. Sinnvoller ist, alle noch so unterschiedlichen Motive durch kreative Bildgestaltung, mit dem immergleichen Objektiv abzulichten. Die Wahl dessen empfehle ich in jedem Fall schon vorab festzulegen, und sich vor Ort überhaupt nicht mehr damit zu beschäftigen.
Wir sind Fotografen*innen, aber keine Jäger, und nicht außen vor, sondern optimalerweise Teil der Situation. Das alles schließt lange Brennweiten aus. Wenn wir räumlich weiter weg bleiben von dem, was von Interesse ist, zeigt sich der Abstand auch in der distanzierten Aussage der Fotos. Für mein Projekt benutze ich ausschließlich ein 35 mm Objektiv. Gedanken dazu habe ich mir im Januar gemacht. Das darf reichen bis Oktober. Insbesondere für meine Street-Photography kann ich das bekannte Zitat von Robert Cappa vollumfänglich bestätigen: „Sind deine Fotos nicht gut genug, warst du nicht nah genug dran“.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Rolltreppe und Blick nach draußen
Darf´s ein bisschen mehr sein?
Kopfbedeckungen
Das Bedienen der eigenen Kamera sollte reduziert, und intuitiv möglich sein.
Tipps für die Street-Photography – Verweilen in der Kamera
Wenn es notwendig sein sollte, für neue Situationen und Motive ständig die Einstellung der Kamera (manuell) anzupassen, ist das suboptimal, und vermeidbar. Wir sollten im Abgleich mit den vorgefundenen Bedingungen die intelligenten Modi unserer Kamera nutzen. Ständiges Verweilen über Maß im Viereck aus ISO, Belichtung, Blende und Fokussieren ist ein vermeidbares Manko. Es führt leider dazu, wertvolle Zeit zu vergeuden, Unruhe zu verbreiten, und die möglicherweise besten Situationen des Tages zu verpassen. Lassen wir die Kamera das tun, was sie kann, und wir konzentrieren uns lieber auf die Street-Photography.

Fotografieren sie nicht das Erwartbare, sondern ihre Träume!
Tipps für die Street-Photography – Klischees
Personen vor Reklame & Graffiti, der ewig Kaffee trinkende Gast hinter der Scheibe im Café, die belanglose Person, die ebenso belanglos einfach nur irgendwo herläuft …. Wir kennen alle diese Motive. Auch, wenn wir diesen Klassikern immer wieder gerne verfallen, und auch, wenn hervorragende Aufnahmen dabei entstehen können, ist Street-Photography viel mehr. Wir sollten keine Zeit und Energie verschwenden mit dem beiläufigen Knipsen von „Irgendwas“. Fantasie, Inspiration und die große Vielfalt des Lebens in den Straßen darf aus unseren Fotos sprechen.

Tipps für die Street-Photography – Hast & Eile
So wie wir uns zeigen, reagiert auch das Umfeld auf uns. Das zumindest ist meine Erfahrung. Wer sich hektisch und schnell bewegt, die Kamera ständig hochreißt, und immerzu am Sprung ist, fällt maximal auf, macht sein Umfeld nervös, unsicher, und skeptisch. Die Voraussetzungen für gute Street-Photography könnten kaum schlechter sein. Wer sich einmal damit beschäftigt hat, ein gutes Portrait zu erstellen, wird wissen, was für gutes oder schlechtes Potenzial die eigene Ausstrahlung auf das Motiv haben kann. In der Ruhe liegt die Kraft, und ebenso die kompletten Möglichkeiten für tolle Ergebnisse in der Street-Photography. Hilfreich kann sein, sich immer mal wieder einfach nur in der Stadt hinzusetzen, und uns beim Sehen selber zuzuschauen.
Tipps für die Street-Photography – Fotos anschauen
Mit jedem noch so kurzen Kontrollblick auf das Display unserer Kamera, zu dem wir uns gerne nach den Aufnahmen verleiten lassen, verabschieden wir uns aus dem, was gerade um uns herum geschieht. Der Flow ist unterbrochen, die Konzentration ebenso, und die vielleicht beste Gelegenheit für das einzig wirklich gute Foto des Tages haben wir verpasst. Es bringt einfach nichts. Schlauer ist, unterwegs nur zu fotografieren. So wie wir teilweise in den Straßen auf Situationen und Ereignisse warten müssen, sollten wir auch auf die Fotos warten lernen. Das hatten gerade wir Ü-50er doch zu analogen Zeiten auch schon drauf! Also besser, Fotografieren unterwegs, und alles Weitere zu Hause machen. Wer seine Street-Photography überwiegend durch den Sucher tätigt, könnte sich selbst austricksen und das Display einfach ausschalten.
Fußgängerbrücke in Belval
Innenstadt Esch-sur-Alzette
Bühnenarbeiter in Wiltz
Wenn wir fotografieren, sollten wir auch nur das tun.
Tipps für die Street-Photography – Eigene Ablenkung
Die nachhaltigste und erfolgreichste Street-Photography wird kein Teil von Multitasking sein. Ohne Musik auf den Ohren, und ohne die Ablenkung durch ein Mobiltelefon, sind wir wirklich bei der Sache, und ausschließlich in der Street-Photography präsent. Selbst, nur zu wissen, das eingeschaltete Handy in der Tasche zu haben, macht schon was mit uns. Nach einigen Stunden Street-Photography setzt auch ohne zusätzliche Reize eine deftige Ermüdung ein. Zusätzliche Belastung der Sinne ist demnach sinnfrei. Ich empfehle den Selbsttest. Lassen Sie das tragbare Kleinhirn gelegentlich zu Hause, und genießen Sie für einen Tag die wiederentdeckte Freiheit.
Die laute Stadt
Straßenmusiker
Boule-Spiel des Südens.
Tipps für die Street-Photography – Unsicherheit & Angst
Lassen Sie sich ruhig mal entdecken, erwischen, oder setzen Sie sich dem aus, aufgeflogen zu sein! Das Einzige, was Sie riskieren, sind ein paar spannende Momente, zu 99 % einen netten Kontakt, und ganz selten vielleicht auch ein zunächst anstrengendes Gespräch. Das fühlt sich wahrscheinlich unkomfortabel, und daher unter Umständen schlecht an. Ist es aber nicht. Denn, was Sie dabei niemals machen werden, sind schlechte Erfahrungen. Die nur allzu natürliche Scheu, die zu Beginn herrscht, wird sich mit jeder solcher Gelegenheit verringern. Für Angst besteht zu keiner Zeit Anlass. Stattdessen ziehen Routine und Selbstsicherheit ein, und damit einhergehend, mehr Lässigkeit und Souveränität. Ist es gelungen, diese Beklemmungen abzulegen, werden Sie völlig neu fotografieren.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf die eine Wahrheit. Es ist mein Ansatz, mich mit meiner eigenen Street-Photography auseinanderzusetzen, und eine Einladung an Sie, zu schauen, ob es Sie anspricht oder nicht.
Buchtipp und Rezension Streetfotografie
Vorstellen und empfehlen möchte ich Ihnen gerne zum Ende dieses Buch:
„Streetfotografie – Die Kunst, einzigartige Augenblicke einzufangen“
Geschrieben hat es Jochen Müller und erschienen ist das Werk im BILDNER-Verlag.
Der Autor und Fotograf Jochen Müller lebt im Raum Düsseldorf, und ist seit längerer Zeit schon recht aktiv im Thema Streetfotografie unterwegs. Auf ihn gestoßen bin ich schon vor längerer Zeit, da er einen Videokanal betreibt, und sich auch dort intensiv mit der Street-Photography auseinandersetzt. Nun hat er dieses Buch veröffentlicht.
Das Buch „Streetfotografie – Die Kunst, einzigartige Augenblicke einzufangen“, ist im Hardcover gebunden, und liegt im Format bei etwa 24 x 16 cm. Das Papier ist in Stärke gut gewählt, fühlt sich wertig und griffig an.
Auf seinen gut 300 Seiten Inhalt verbindet Jochen Müller recht geschickt viele nützliche, allgemeingültige Kenntnisse mit seinen ganz persönlichen Erfahrungen und Ansichten zur Street-Photography. Herausgekommen ist dieses starke Werk, das sich vorrangig der Streetfotografie widmet, aber eben nicht nur. Aufgeteilt in Rubriken und Unterthemen finden sich dort u.a. die Arten der Street Fotografie, Ausrüstung, Herangehens-+ Vorgehensweisen, sowie Umsetzung. Außerdem geht er umfangreich ein auf die Themen der Motivwahl, der Nachbereitung & Bearbeitung, wie auch z.B. Inspirationsquellen. Einige Vorbilder, wie z.B. Saul Leiter oder Thomas Leuthard, werden ausführlich vorgestellt.
Beim Lesen erfahren wir auch einiges über die Foto-Vita von Jochen Müller und über seine eigene Definition der Streetfotografie. Was mir ausgesprochen gut gefällt, ist die nette und leidenschaftliche Art der Ansprache, die er gewählt hat. Lesen fällt leicht, es finden sich keine stilistischen Hürden. Die facettenreichen Informationen sind ansprechend und verständlich formuliert, und die jeweils gewählten Fotografien ergänzen die Texte entsprechend gut. Man weiß einfach sofort, was gemeint ist.
In etlichen, gut dosierten Unterabschnitten geht Jochen Müller auf alles Erdenkliche ein, das im Zusammenhang mit Streetfotografie genannt werden kann und sollte. Als sehr angenehm empfinde ich, dass nichts im Stil eines einspurigen Lehrbuchs formuliert ist, sondern die Inhalte mehrgleisig und motivierend als Angebot zum Ausprobieren und eigenem Entwickeln vorzufinden sind. Seine eigenen, im Buch abgebildeten Fotos beschreiben eindrücklich den großen Bogen der Möglichkeiten, die Streetfotografie grundsätzlich ausmacht.
Aus meiner Sicht ist dieses Buch mit dem Anspruch entstanden, eben auch diejenigen gut anzusprechen und zu versorgen, die als Anfänger in die Fotografie, zumindest aber in die Streetfotografie starten. In Konsequenz daraus finden Fortgeschrittene auch einige Passagen, die nicht mehr zwingend nötig zu lesen wären.
Alles in allem ist „Streetfotografie – Die Kunst, einzigartige Augenblicke einzufangen“ ein Buch, das sowohl zeitgemäß als auch dauerhaft gültig auftritt. Durch die gute, sinnvolle Gliederung fällt es leicht, Einzelthemen immer mal wieder aufzugreifen und ohne großen Aufwand nachzuhalten. Wer sich zum Thema Streetfotografie inspirieren lassen möchte, tut gut daran, dieses wirklich gelungene Buch in die Hand zu nehmen, zu lesen, sich begeistern zu lassen. Von meiner Seite möchte ich daher eine große Empfehlung aussprechen, sich dieses tolle Buch anzuschauen und bestenfalls über den hier platzierten Link zu erstehen.
Das Rezensionsexemplar wurde mir nach Absprache mit dem Autor vom BILDNER-Verlag kostenlos und ohne Vorbehalte zur Verfügung gestellt. Meinen herzlichen Dank dafür!
- Müller, Jochen (Autor)
Ihnen allen danke ich für ihre Aufmerksamkeit und das Interesse!
Herzlich, ihr Dirk Trampedach
© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie – Best-Of-Tipps für die Street-Photography – Street Photography Projekt 2022 Teil 6
Dies ist eine Serie von Beiträgen - Street Photography - Lesen Sie die ganze Serie:
- Street Photography Projekt 2022 Teil 1 Tutorial
- Street Photography Projekt 2022 Teil 2
- Straßenfotografie Frankfurt - Street-Photography Projekt 2022
- Die Wahrheit Street Photography Projekt 2022 Teil 3
- Die Planung des Ungestellten - Street Photography Projekt 2022 Teil 4
- Interaktion in der Street-Photography – Street Photography Projekt 2022 Teil 5
- Best-Of-Tipps für die Street-Photography – Street Photography Projekt 2022 Teil 6
- Einstellungen Street Photography Projekt 2022 Teil 7
- Das Finale Street Photography Projekt 2022 Teil 8
- Bildband Street Photography Projekt 2022 Bonus-Teil 8.1
- Methode Jäger und Fischer Street Fotografie
- Streetfotografie bei Nacht und Nebel
- Gefahren der Street-Photography - Vogelfrei mit Kamera
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