… denke ich bestimmt an alles! Oder: Was bei mir so alles schiefgeht, wenn ich mit der Kamera auf Motiv-Suche bin!
Am Freitag entdeckte ich auf meinem täglichen Hundespaziergang sehr schöne Moose, die sich den ersten warmen Sonnenstrahlen entgegen reckten. Sie wuchsen auf alten, hölzernen Weidenpfählen. Da ich so fasziniert vom frischen, satten Grün der Moose war nahm ich mir vor, sie zu fotografieren, sobald die Sonne scheinen würde. Gesagt getan, am nächsten Tag kam die Sonne hin und wieder hervor, also machte ich mich auf den Weg.
FALSCH! So denkt (wahrscheinlich) ein Fotograf! ICH mache mich fertig für einen sonnigen Hundespaziergang. Als ich schon die matschigen Schuhe vom Vortag anhabe, fällt mir mein fotografisches Vorhaben wieder ein. Also, ab ins Arbeitszimmer, (ordentlich Dreck auf Treppe und Teppich verteilen dabei nicht vergessen) und die Kamera geschnappt. Welches Objektiv hatte ich imm letzten Jahr verwendet, wenn ich mit der Nahlinse zusammen unterwegs war? Ach ja, schnell gewechselt und dann los! Nun muss ich dazu sagen, dass unser Hund nicht gerade klein ist, d.h. Hund Bruno in der einen Hand, an der anderen Schulter baumelt die Kamera während er wild an seiner Seite zieht. Aber das geht! Keine Sorge, die Kamera hat ja einen rutschfesten Gurt! Glücklicher Weise habe ich es nicht so weit bis in den Wald. Leider alle anderen Hundebesitzer, Radfahrer, Spaziergänger und Jogger, die die ersten Sonnenstrahlen mit uns zusammen genießen wollen auch nicht. Langsam schwant mir, dass Hund, Kamera und Sonne eine schwierige Kombination sein können. Hatte ich das Problem nicht schon im letzten Jahr? Ich ignoriere diesen Gedanken ersteinmal…
Bis ich an den alten Weidenpfosten ankomme, auf denen das Moss wächst, sind mir etliche Hunde etc. schon begegnet und die Sonne kommt auch langsam durch. Bruno darf hier frei laufen, dann kann ich ja in Ruhe loslegen. Kamera einstellen, Motiv suchen, Nahlinse…. Ganz schön wackelig alles! Stimmt, im Makrobereich sollte frau ja nicht ohne Stativ arbeiten! Vorsicht, da kommt jemand mit zwei angeleinten Windhunden. Wo ist eigentlich Bruno? Schnell binde ich ihn am Zaun fest, lasse die Windhunde durch und warte auf genügend Abstand zu ihnen, bis ich Bruno wieder frei laufen lasse. Er findet, dass der Abstand nicht so groß ist und rennt hinterher. Als er endlich auf mein Brüllen reagiert und wieder bei mir ist, lege ich erneut los.
Was war mein letzter fotografischer Gedanke nochmal? Ach ja, Stativ! Ich habe gar kein Stativ und benutze bei Bedarf immer das meines Mannes. Aber eigentlich ist es mir zu groß und zu schwer, da müsste ich einen Rucksack packen und das ist mir zu aufwändig. Also entschließe ich mich, „einfach“ gaaaaaaaanz viele Fotos zu machen, dann werden schon einige scharfe dabei sein. Toller Trick, ich lobe mich innerlich! Nachdem ich die ersten Fotos gemacht habe (Luft anhalten, dann wackelst du nicht so sehr!) ist die Sonne auch schon wieder weg und Bruno darf endlich an mir vorbeirasen, das freut ihn sehr! Am Ende des Weges kommt die Sonne wieder raus, also muss er mit mir erneut zurück, um doch noch einige Fotos zu schießen. Ihm ist sichtlich langweilig, darum bellt er die Pferde auf der Weide hinter uns an. Dann frisst er jede Menge Gras in kürzester Zeit, um es dann theatralisch wieder von sich zu geben. Prima, hiernach geht es uns beiden gut. Sein Magen ist gereinigt und ich habe viele Fotos geschossen. Voller Vorfreude gehen wir endlich durch den Wald nach Hause und ich nehme mir ganz fest vor: Beim nächsten Mal gehst zu zweimal (einmal mit Hund und einmal mit Kamera) und dann nimmst du auch das Stativ mit! Jawohl! Ich bin ja lernfähig! Aber ich werde dann nur halb soviel Spaß haben!
Hier nun die spärliche Auslese des Sonntags ohne Stativ. Immerhin waren einige wenige, scharfe Fotos dabei, aber der Ausschuss war doch ganz erheblich. Heute liegt eine dicke Schicht Hagel auf den Pfosten, ich darf also gespannt bleiben, ob ich eine zweite Chance für diese Fotos bekomme!
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Danke, Maike. Ich hatte beim Lesen das ein oder andere Bild vor Augen und das ein oder andere Déjà-vu :-) Toll und sehr anschaulich geschrieben! Auch wenn Deine Ausbeute vielleicht nicht in der Quantität gut war, die von Dir gezeigte Qualität sieht auf jeden Fall gut aus.
Warte mal auf den Sommer, wenn es so richtig heißt ist. Ich habe einen Blumentopf, dessen Erde komplett bemoost ist. Eigentlich wollte ich die Blume darüber fotografieren und damit es ein wenig netter aussieht, habe ich sie mit Wasser eingenebelt, um diese zarten Tropfen auf den Blütenblättern zu haben. Als ich durchs (Makro-)Objektiv geschaut habe, ist mir die Kamera fast aus der Hand gefallen. An einem windstillen Tag haben sich die kleinen Ästchen bewegt. Sie haben sich aufgerichtet! Ein tolles Schauspiel! Vor lauter Staunen habe ich sogar vergessen Bilder zu machen :-)
Moos ist auf jeden Fall absolut sehenswert und Deine Bilder sind ein echter Hingucker!
LG
Britta
Da muss ich lachen Britta, ich vergesse auch schon mal zu fotografieren, wenn etwas Tolles passiert. Und wenn ich dann dran denke ist die Spiegelreflex zu weit weg. Grausam.
Liebe Maike, Du hast das toll beschrieben. Dein Fotoausflug mit Hund ist sehr lebendig vor meinen Augen. Brunchen guckt ganz lieb in die Kamera. Da versucht er sicher etwas wieder gut zu machen. Aber Deine Fotos sind hervorragend. Du hast ein sehr gutes Auge für Naturmotive. Ich liebe die Makrofotografie, weil sie immer wieder so scheinbar bekannte Motive aus anderen, größeren Verwandtschaften hervorbringt. Ich hoffe Herr Hauschild wird uns sagen, was es mit diesen Pflanzen auf sich hat. Tolle Fotos!
Hay Maike!
Tolle Geschichte! Beim Lesen musst eich das ein oder andere mal schmunzeln. ;) Bei deinen Ergebnissen sprechen mich besonders die Farben und das Licht an. Da hast du einen guten Blick gehabt :) Das vierte Bild ( ganz links in der Mitte) ist mein persönlicher Favorite aus deiner Serie. Bitte zeige uns mehr von deinen Foto’s und verpacke sie in so tollen Texten :)
Hallo Maike, ja mit Hund und Kamera unterwegs zu sein ist manchmal schon sehr anstrengend.
Du schreibst wirklich sehr bildlich und auch ich hatte das ein oder andere Bild vor Augen, wie ich es auch schon erlebt habe :-)
Die Bilder find ich toll, vor allem das 3. Farben und Strukturen gefallen mir besonders gut. Freu mich auch auf mehr davon und mehr Text ;-)
Bruno ist allerdings mein absoluter Favorit :-)
LG
Susanne
Guten Tag Maike L.
Zunächst herzlichen Dank vom „netten Biologielehrer“. Gern will ich weiterhelfen – auch wenn ich keine Spezialist für Moose (mehr als 15 000 Arten) und Flechten (über 20 000 Arten) bin:
Die Bilder 645, 649, 694 und 687 zeigen Moose. Soweit ich das nach den Fotos sagen kann, sind das Laubmoose. Diese Moose erkennt man an den lanzettlichen Blättchen, die um das Stämmchen oft spiralig angeordnet sind. Auf einem dünnen Stielchen sitzt die Sporenkapsel. Moose pflanzen sich nicht durch Samen, sondern durch Sporen fort. Es könnte(!!!) das Goldene Frauenhaarmoos sein.
Die übrigen Bilder zeigen auch Moose, erkennbar am hellen Grün. In jedem Bild sind aber noch Flechten abgebildet, erkennbar an der stumpfen grau – grünen Färbung und den becherartigen bzw. an Äste erinnernde Gebilden. Es könnte (!!!) die Becherflechte (Bild 659, 663 und 672) bzw. Strauchflechte (Bild 715) sein. Sie wachsen dort mit dem Moosen zusammen. Flechten sind symbiotische Lebewesen eines Pilzes mit einer Alge. Man muss sich das so vorstellen: Pilzfäden umschlingen Algen und das Gebilde, was da entsteht, ist eine Flechte.
Es lohnt sich bestimmt, diesen Weidenpfosten mehrmals im Jahr aufzusuchen. Übrigens sind Moose und Flechten verlässliche Bioindikatoren.
Was Britta Dicken beschreibt (Bewegung der Moosblättchen nach Wasserzugabe) macht den Wert der Moose für die Natur aus – ihre Fähigkeit Wasser zu speichern.
Experiment:
Moospolster wiegen – Moospolster auf ein Sieb legen – Wasser auf das Polster sprühen bis es aus den Polster heraus läuft – Moospolster wieder wiegen – staunen welche Wassermenge ein Moospolster speichern kann – gedanklich sich vorstellen welche Moosmengen in einem Wald existieren – sich nicht mehr wundern warum es in einem Wald immer eine relativ hohe Luft- und Bodenfeuchte gibt.
Es grüßt Sie und alle Leser dieses Beitrages
Günter Hauschild
Lieben Dank Herr Hauschild, ich kann mir den Blog ohne Sie und die anderen tollen Fotografen und Autoren gar nicht mehr vorstellen. Wie viel Mühe Sie sich alle machen ist ganz großartig! Das bekommt so eine große Eigendynamik.
Liebe Blogger! Vielen Dank für eure vielen Kommentare. Ein ganz besonderer Dank geht auch an Günter Hauschild, der meine Wissenlücke so nett und ausführlich schließt! Ich finde es superspannend, dass jeder der Betrachter andere Bilder favorisiert! Meine persönlichen Lieblinge sind die Becherflechten 659 und 672, weil sie im Vergleich zur Natur so groß wirken. Großartig und bereichernd, dass glücklicher Weise die Geschmäcker verschieden sind! Ich freue mich auf die vielen noch kommenden Fotobetrachtungen in dieser Community! Lieber Gruß,
Maike
Die mittlere Reihe gefällt mir besonders gut. Sieht aus wie in einer anderen Welt! Sehr schön! LG Jeannette
Ich finde die Fotos trotz „Hundestress“ sehr gelungen.
Ich habe mir auch abgewöhnt die Kamera mitzunehmen, wenn ich alleine mit unserem Hund unteregs bin. Irgendwas passiert dann immer, entweder haut er ab, springt einen mit Kamera in der Hand an usw.
Kamera und Hund gleichzeitig (außer für Hundefotos) das passt halt nicht sehr gut zusammen.
Deinen Artikel fand ich sehr schön, es hat Spaß gemacht ihn zu lesen.
LG Chris